Fokus: Villacher Pioniere - Pioniere für die Zukunft
Nun sind Planer damit beschäftigt, das ÖBH der Zukunft fähigkeitenbasiert neu auszurichten und zu strukturieren. Da drängt sich die Frage auf: "Mit welchen Aufträgen wird die Pioniertruppe der Zukunft konfrontiert und wie hat sie sich für die Bewältigung dieser auszurichten?" Im Sinne der Österreichischen Sicherheitsstrategie (ÖSS) vom Juli 2013, hat das ÖBH die eigenständige militärische Landesverteidigung sicherzustellen. Als Grundlage dafür muss das Bundesheer über ausreichende robuste und durchhaltefähige Kräfte verfügen. Darüber hinaus muss das ÖBH auch weiterhin zur Bewältigung von Assistenzaufgaben befähigt sein. Der Beitrag des Bundesheeres zu nationalen und internationalen Solidaritätsleistungen ist dabei zu verbessern. Für Katastrophenhilfseinsätze im Inland sind 12 500 präsente Soldaten, für Auslandsaufgaben 1 100 Soldaten vorzusehen.
Abgeleitet von der ÖSS, der Teilstrategie Verteidigungspolitik sowie dem Ambitionskern des ÖBH der Zukunft ergibt sich daher für die Pioniertruppe auch hinkünftig ein breites Aufgabenspektrum. Dieses umfasst, neben den Fähigkeiten der qualifizierten Pionierunterstützung bei Elementarereignissen, mit Masse die Fähigkeit zur allgemeinen Pionierunterstützung, mit dem Schwergewicht auf Pionierbaudienst und die Pionierkampfunterstützung mit Fokus auf die Kampfmittelabwehr, vor allem für Auslandsaufgaben.
Aufgrund der zielgerichteten Ressourcensteuerung wird man sich daher auf Kernaufgaben konzentrieren müssen. Dabei ergeben sich für das Pionierbataillon 1 (PiB1) zwei Schwergewichtsaufgaben: Erstens das Herstellen der Einsatzbereitschaft für die befohlenen Organisationselemente für Einsätze im In- und Ausland inklusive der Weiterentwicklung von Fähigkeiten im Bereich der Pionierkampfunterstützung (PiKU) und des Pionierbaudienstes. Zweitens die umfassende Umsetzung der Reform des Wehrdienstes.
Im Rahmen der Pioniersystematik hält das PiB1 eine präsente Pionierkompanie rasch verfügbar für Katastropheneinsätze bereit. Der Fokus in der Ausbildung dieser präsenten Pionierkompanie wird daher klar auf einer fundierten und umfassenden Katastrophenschutzausbildung liegen, um den immer häufiger auftretenden Unwettern und Elementarereignissen auch in Zukunft professionell begegnen zu können. Zusätzlich erfordern mögliche Assistenzaufgaben, wie der "Schutz von kritischer Infrastruktur" etc., von Pionieren eine "Mehrrollenfähigkeit", die im Rahmen der Basisausbildung der Einheiten "trainiert" werden muss. Das Herstellen der Einsatzbereitschaft für den Kampfmittelabwehrzug (Kaderpräsenzeinheit - KPE), inklusive einer Entsendung für den Auslandseinsatz, ist für das PiB1 Routine. Teile des Kampfmittelabwehrzuges (KPE) sind derzeit im Einsatz am Balkan und Teile bereitgestellt für die Operational Reserve Forces (ORF).
In Ableitung des Unterstützungsbedarfes für die Infanterieverbände der 7.JgBrig werden daher die Fähigkeiten zur PiKU besonders zum Kampf im urbanen Umfeld durch das PiB1 weiterentwickelt. In Verbindung damit ist das Bestreben zu sehen, eine PiKp hinsichtlich Ausbildung und Ausrüstung lufttransportfähig zu machen. Dabei bieten sich in der 7.JgBrig beste Möglichkeiten für eine Ausbildungssynergie mit dem JgB25 (KPE).
Die Anforderungen im Pionierbaudienst in Verbindung mit der zivilen Ausbildung in den Gewerken stellen das PiB1 vor neue Herausforderungen. Die erforderlichen zivilen Ausbildungsgänge in den unterschiedlichen Berufen sind zeitlich intensiv. Die dadurch erlangten zivilen Kompetenzen sind aber nunmehr zwingend erforderlich, um rechtskonform nach ÖNORM im In- und Ausland Feldlager errichten zu können.
Ganz wesentlich für das PiB1 erscheint die Befähigung zum Kampf der verbundenen Waffen im Rahmen der Bataillonskampfgruppe. Abgeleitet davon wurde die Zusammenarbeit mit anderen Truppen- und Waffengattungen bereits in der Gefechtsübung (GÜ) "Heimvorteil 13" erfolgreich umgesetzt. Bei der GÜ "Heimvorteil 14" des PiB1 im Herbst 2014 wird diese weitergeführt und vertieft. Im Rahmen der Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit (ZMZ) wird durch das PiB1 jede Gelegenheit genutzt, das pioniertechnische Fachwissen weiter auszubauen. So wird die Ausbildung am MABEY-Compact 200-Brückengerät (international verwendetes Brückengerät) des Landes Kärnten forciert und in Zukunft in die Ausbildungsplanung aufgenommen. Darüber hinaus wird durch das PiB1 die Zusammenarbeit mit den zivilen Rettungsorganisationen wie Feuerwehr und Wasserrettung im Zuge von Übungen, vor allem im Bereich des Wasser- und Tauchdienstes vertieft, um so auch den Beitrag für die nationale und internationale humanitäre Katastrophenhilfe zu verbessern.
Die aktuelle und erwartbare Ressourcenlage und anstehende Aufgaben erfordern in Zukunft eine Profilschärfung der Pioniere. Wir Villacher Pioniere sind vorbereitet und bereit diesen Weg zu gehen.
Oberst Volkmar Ertl, MSD