Führungsrolle in "Pooling & Sharing" im Bereich "Mountain"
Auf Einladung des European Union Military Staff (EUMS) an die EU-Mitgliedsstaaten in Form eines "Questionnaire Pooling and Sharing in the Area of Training and Education" konnten diese ihr Interesse an möglichen Ausbildungskooperati- onen bekunden bzw. sich über bereits bestehende Kooperationen informieren. Der Sinn und Zweck dieser Kooperationen sollte sein, den teilnehmenden Staaten eine Plattform für den Erhalt und die Entwicklung von Fähigkeiten zu bieten. In dieser Zusammenschau wurden 16 Kooperationsfelder identifiziert.
Österreich bekundete sein Interesse in den Ausbildungsbereichen "Chemical, Biological, Radiological and Nuclear (CBRN)", "Special Operation Forces/Personnel Recovery" und "Mountain".
Für die einzelnen Ausbildungsbereiche wurden Führungsnationen sogenannte "Lead Nations" gesucht, deren Aufgabe es ist, die Zusammenarbeit zu initiieren, zu koordinieren und in weiterer Folge möglicherweise zu standardisieren. Gerade im Bereich "Mountain" gab es an Österreich eine hohe Erwartungshaltung von Seiten des EUMS-Vorsitzenden und der anderen Nationen.
Österreich übernimmt die Führung
Nach Verhandlungen wurde die Aufgabe am 27. November 2012 an den damaligen Generalstabschef, General Mag. Edmund Entacher, und somit an das Österreichische Bundesheer übertragen. Das Bundesheer verfügte zu diesem Zeitpunkt bereits über ausgezeichnete Erfahrungen aufgrund von Kooperationen im Bereich Gebirgskampf mit der Bundeswehr.Neben der Federführung durch das BMLVS fungiert als "Nadelöhr" die J7 Abteilung im Streitkräfteführungskommando. Als Arbeitsmuskel dienen das Gebirgskampfzentrum und die 6. Jägerbrigade. Das Bundesheerangebot zu Pooling & Sharing (P&S) reicht von der Ausbildung für verschiedene Waffengattungen bis hin zur Bereitstellung von alpinen Übungsflächen mit entsprechender Infrastruktur.
Der Prozess wurde mit einem Lagevortrag des Brigadekommandanten Brigadier Mag. Peter Grünwald in Brüssel und einer Startkonferenz im Kommandos der 6. Jägerbrigade eingeleitet.
Dabei durften Vertreter aus zehn Nationen begrüßt werden. Die Beteiligten diskutierten ihre Erwartungen, Meinungen und Vorstellungen. Als Auflockerung gab es einen so genannten "Site Survey" bei dem unter dem Motto "Know and Relax" der Truppenübungsplatz Lizum-Walchen, das Bergeverfahren "Land und Luft", das Tragtierwesen, die Duellsimulation, eine Beurteilung der Gebirgslage, eine ABC-Erkundung im schwierigem Gelände, das Projekt Höhenkrankheit bei militärischen Einsätzen und die aktuellen internationalen Kooperationen vorgestellt wurden.
Der Beitrag der 6. Jägerbrigade
Die Brigade wird in den nächsten Jahren maßgeblich beim sogenannten "Memorandum of Understanding" (MoU) mitarbeiten. Dieses MoU wird in Folgekonferenzen unter Beteiligung der Mitgliedsstaaten weiter bearbeitet werden. Das Schwergewicht liegt dabei in der Ausbildung. Neben der permanent laufenden Gebirgsausbildung wird zusätzlich bzw. verstärkt Gebirgskampfausbildung, Führungssimulatortraining, Training für Stabspersonal, aber auch die Entsendung von mobilen Trainingsteams (MTT) angeboten werden. Solche MTTs könnten heuer bereits z. B. Mannschaften auf die Herausforderungen des Hochgebirgswettkampfes "EDELWEISS RAID" vorbereiten. Dieser rein militärische Wettkampf ist die ultimative Herausforderung für jeden Soldaten, der im schwierigen Gelände kämpfen muss. Die Erfahrung zeigt, dass mit einer hohen internationalen Beteiligung zu rechnen ist.Ein weiteres Ziel ist es, bei der Übungsserie "CAPRICORN" ab 2016, zumindest Teileinheiten ausländischer Partner beim Kampf im extremen Gelände einzubinden und so den P&S-Prozess zu forcieren. Als Initiativprojekt wird, gemeinsam mit der Universität Innsbruck und dem Militärspital 2, in den nächsten Jahren versucht, auch das Thema "Höhenkrankheit bei militärischen Einsätzen" wissenschaftlich zu erforschen.
Es kann einen mit Stolz erfüllen, bei einem Prozess mitzuwirken, der zukunftsweisend ist. In vielen Gesprächen mit internationalen Kameraden konnte festgestellt werden, dass man Österreich und konkret der 6. Jäger-brigade diese Führungsrolle zutraut. Durch den Einsatz im extremen Gelände ist auch der Korpsgeist gewachsen. Er gilt als Garant für den Erfolg unter dem Edelweiß.
Vizeleutnant Peter Schnegg