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Terror in Russland

von Alexander Schrepfer-Proskurjakov

Kurzfassung

◄ Anzahl und Ausmaß der Terroranschläge in Russland nehmen in der letzten Zeit konsequent zu. Ein wichtiger Grund dafür ist der andauernde Krieg in Tschetschenien, der sich bereits seit einigen Jahren in einen brutalen Untergrundkampf verwandelt hat. Waren es im Jahr 2000 insgesamt 135 Terroranschläge in Russland - davon 115 in Tschetschenien - so wurden 2001 bereits 327 (davon 307 in Tschetschenien) registriert. Im Vergleich zu den 360 Anschlägen 2002 stieg diese Zahl im Jahr 2003 auf 561, was einen Zuwachs um 55,8% bedeutet. So hoch die Zahl der Anschläge ist, so niedrig ist die Aufdeckungsrate. Sie lag im Jahr 2003 bei 86, was ca. 15% beträgt, und stieg im Jahre 2004 auf lediglich 17,7%. Allein in der Zeitspanne 1999-2004 sind bei terroristischen Anschlägen in Russland über 1.000 Personen ums Leben gekommen, 2.200 wurden verletzt.

Eine terroristische Gruppe ist eine Vereinigung von mehreren Personen nach vorhergehender heimlicher Verabredung zwecks Durchführung von einem oder mehreren Terroranschlägen. Sie setzt den Terror als ein Mittel zum Erreichen von taktischen Zielen ein, während eine terroristische Organisation Terrormethoden benutzt, um strategisch-politische Ziele zu erreichen. Terroristische Organisationsstrukturen entstehen entweder durch Bildung auf Initiative mehrerer Personen, durch Selektion, durch Umorientierung, bei der eine Partei, Vereinigung oder Gruppierung durch die Mitglieder einer Terrororganisation infiltriert wird, bzw. durch Defunktionalisierung, indem staatliche Strukturen wie Polizei, Militär und Geheimdienste unterwandert werden.

Beim Anwerben von Mitgliedern spielen Frauen eine wichtige Rolle, die auch immer häufiger bei Selbstmordanschlägen zum Einsatz kommen. Innerhalb von 10 Monaten seit Oktober 2002 forderten diese so genannten "schwarzen Witwen" 375 Todesopfer. Neben Frauen sind drogensüchtige und minderjährige Rekruten aus unterschiedlichen Gründen begehrt: Sie verfügen über eine bessere Feinmotorik beim Umgang z.B. mit Sprengeinrichtungen, über schärfere Sinne sowie keine oder wenig Resistenz gegen propagandistische Indoktrination.

Die Terroristen haben die Bedeutung des Medieneinflusses und der Medienmanipulation frühzeitig erkannt, weil Terrorismus als "Propaganda der Tat" nur durch die Einbeziehung von Medien erfolgreich sein kann. Die terroristischen Aktivitäten unter modernen Bedingungen sind gekennzeichnet durch ein breites Ausmaß, das Fehlen von deutlich umrissenen Staatsgrenzen sowie durch Verbindungen und Wechselbeziehungen mit internationalen terroristischen Zentren und Organisationen. Die modernen Terroristen verfügen über eine gute technische Ausrüstung, die mit der der Sicherheitskräfte vergleichbar ist oder diese sogar übertrifft, und über ein weit verzweigtes Netz konspirativer Treffpunkte, Ausbildungszentren und Trainingscamps.

Die Geschichte des Terrors in Russland zeugt davon, dass die modernen Terroristen prinzipiell nichts Neues erfunden haben; die terroristischen Organisationen werden gegründet und agieren nach den gleichen Spielregeln wie z.B. vor rund 100 Jahren. Untersuchungen der Geschichte des Terrors in Russland können notwendige Informationen über die universellen Funktionierungsmechanismen der Terrororganisationen liefern, die zeit- und auch grenzüberschreitend gültig sind, und erlauben es, die aktuelle terroristische Bedrohung zu analysieren. Dies ist umso wichtiger, als viele Informationen der Polizei und der Geheimdienste in Russland - und nicht nur in Russland - in Bezug auf die Terrorbekämpfung strenger Geheimhaltung unterliegen. ►


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Terror in Russland

Historische Erfahrungen und aktuelle Entwicklung

Die Anzahl und das Ausmaß der Terroranschläge in Russland nehmen in der letzten Zeit konsequent zu. Ein wichtiger Grund dafür ist der andauernde Krieg in Tschetschenien, der sich bereits seit einigen Jahren in einen brutalen Untergrundkampf verwandelt hat. Wenn im Jahr 2000 insgesamt 135 Terroranschläge in Russland - davon 115 in Tschetschenien - registriert worden sind, waren dies 2001 bereits 327 (in Tschetschenien 307). Im Vergleich mit den 360 Anschlägen 2002 stieg diese Zahl im Jahr 2003 auf 561, was einen Zuwachs um 55,8% bedeutet. Laut Angaben der russischen Ermittler steckten hinter 386 dieser Anschläge tschetschenische Separatisten.(Fußnote 1/FN1) Die offizielle Statistik des russischen Innenministeriums erfasste 2004 insgesamt 9.523 "Verbrechen terroristischer Ausrichtung" (Zuwachs um 9,9%).(FN2) Diese Kategorie ist breit gefasst: Nach dem russischen Strafgesetzbuch gehören dazu "Terrorismus", "Geiselnahme", "wissentlich missbräuchliche Mitteilungen über Terroranschläge", "Gründung einer gesetzeswidrigen bewaffneten Gruppierung", "Attentate auf Staatsbeamte oder Politiker" sowie "Übergriffe auf Personen oder Organisationen, die unter internationalem Schutz stehen". Eine differenzierte Auflistung steht leider nicht zur Verfügung. Dabei ist zu beachten, dass einige Terrorverbrechen in den Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft oder des Geheimdienstes fallen. Zwischen Januar und Mai 2005 registrierte das Innenministerium 2.592 Verbrechen "terroristischer Ausrichtung".(FN3) Der russische Geheimdienst FSB meldete über 70 vereitelte Anschläge im ersten Quartal 2005. Laut Angaben des Leiters der Verwaltung zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus Juri Sapunow wurden im Laufe der Spezialoperationen des FSB 258 Terrorverdächtige festgenommen sowie 149 terroristische Basen ausgehoben.(FN4) Eins ist jedoch klar: Die Terrorgefahr ist keinesfalls gebannt. Ein Terroranschlag auf die Moskauer U-Bahn am 6. Februar 2004, der sich um 8:30 Uhr Ortszeit mitten im morgendlichen Berufsverkehr ereignet hatte, forderte 40 Tote und 148 zum Teil schwer Verletzte. Bei einem Anschlag auf die Spitze der russischen Verwaltung in Tschetschenien wurden am 9. Mai 2004 sechs Personen getötet, darunter der Präsident der Kaukasus-Republik Achmad Kadyrow und der Vorsitzende des Staatsrates Tschetscheniens, Chusen Isaejew. Die brutale Geiselnahme von Beslan forderte laut offiziellen Angaben 339 Tote und über 1.000 Verletzte.

Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Wladimir Kolesnikow monierte im Januar 2004 bei der internationalen Konferenz "Die internationale Gemeinschaft gegen die Globalisierung der Kriminalität und des Terrorismus" in Moskau die niedrige Aufdeckungsrate der Terroranschläge. Im Jahr 2003 wurden nur 86 Terroranschläge aufgedeckt, was ca. 15% beträgt. Diese Kennzahl lag im Jahre 2004 bei 17,7% (Innenministerium).(FN5) Allein in der Zeitspanne 1999-2004 sind bei terroristischen Anschlägen in Russland laut Angaben der russischen Nachrichtenagentur www.smi.ru 1.005 Personen ums Leben gekommen, 2.200 wurden verletzt.(FN6) Die Zahl der Todesopfer des Terrors während des "russischen Terrorjahrzehntes" 1994-2004 beläuft sich laut Angaben der Antiterror-Website www.terrorunet.ru auf 2.111 Personen, verletzt wurden über 8.000 Menschen.(FN7) Mit dieser Zahl steht Russland zuoberst auf der Rangliste der vom Terror bedrohten Länder, welche die russische überregionale Zeitung "Kommersant" am 13. September 2004 veröffentlichte.

Historische Erfahrungen

Der Terrorismus ist kein unbekanntes Phänomen in der russischen Geschichte. Der "normale" Terror und das Selbstmordattentat war bereits im 19. Jahrhundert fester Bestandteil der Aktivitäten von Gruppierungen der russischen revolutionären Bewegung wie der Narodnaja wolja (Volksfreiheit) und der Sozialrevolutionäre (SR). Allein im Jahre 1906 verübten die "Kampfgruppen" beider Bewegungen 4.742 Attentate mit 738 Todesopfern sowie 972 Verletzten; viele davon waren Suizid-Angriffe. Zu den prominenten Opfern der "Kampfgruppen" gehörten Zar Alexander II. (März 1881), der Justizminister von Pleve (Juli 1904), der Großfürst Sergius (Februar 1905) und viele andere bedeutende Politgrößen.(FN8) Laut Angaben von Anna Geifmann(FN9) forderte der russische revolutionäre Terror im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts 17.000 Tote und Verwundete.

Diese "Kampfgruppen" gelten inzwischen als "Klassiker des Terrors" und stehen im Mittelpunkt vieler einschlägiger Untersuchungen in Russland. So setzt sich der russische Antiterrorexperte Professor Nikolaj D. Litwinow in einer detaillierten Monografie(FN10) mit der Struktur und den Aktivitäten der terroristischen Organisationen in Russland Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts und u.a. mit den Rekrutierungsmethoden der Terroristen für Frauen, Minderjährige, alkohol- und drogenabhängige sowie psychisch labile Personen auseinander.

Die Schlussfolgerungen dieser Monografie haben im 21. Jahrhundert kaum an Aktualität eingebüsst. So beruft sich das Handbuch für russische Sicherheitskräfte "Der moderne Terrorismus: Wesen, Typologie und Probleme der Gegenwirkung",(FN11) das 2003 in Moskau erschienen ist, auf viele Forschungsergebnisse Litwinows z.B. bei der Definition der Begriffe "Terror" und "Terrorismus".

Was ist "Terrorismus"?

Die Definitionspalette für "Terrorismus" laut Litwinow umfasst Begriffe wie "regulierbarer kriminalpolitischer Prozess", "besonders effizientes Instrument der Politik" bzw. "kriminalpolitische Technologie" bis hin zu "politisch-militärische Strategie".(FN12) Laut Gawrilin und Smirnow sind die "Ausübung von Gewalt mit hoher Gesellschaftsgefährlichkeit", "Öffentlichkeit der Anschläge" und die damit verbundene "absichtliche Schaffung und Ausbreitung einer Atmosphäre der Angst" (FN13) die Hauptmerkmale des Terrorismus. Letzteres wird durch die Definition des russischen Terrorexperten, Professor Dmitri Olschanskij, untermauert: "Terrorismus ist eine Entmutigung der Menschen durch die realisierte Gewalt." (FN14) Dieser Definition stimmt auch die moderne europäische Rechtsprechung zu: Der Mord am niederländischen Filmemacher Theo van Gogh durch Mohammed Bouyari wurde vom Gericht als terroristischer Akt eingestuft, was mit dem Hinweis begründet wurde, "Bouyari habe die niederländische Gesellschaft schockieren und Angst verbreiten wollen".(FN15) Während die Staatsmacht das wichtigste mittelbare oder unmittelbare Objekt der terroristischen Einwirkung ist, zielt diese Gewalteinwirkung häufig gegen dritte Personen, also gegen die Zivilisten. Dazu Litwinow: "Eine terroristische Einwirkung auf das Volk oder die Staatsmacht bietet die Möglichkeit, die Regierungsform zu ändern, die Form des Staatsaufbaus zu zerstören, die äußere oder innere Politik zu beeinflussen und schlussendlich seine politischen Aufgaben zu erfüllen auf Kosten des Territoriums, der Bevölkerung und der Interessen des eigenen oder eines fremden Staates." (FN16)

Struktur einer Terrororganisation

Nicht jede Gruppierung, Vereinigung oder Partei, die terroristische Methoden benutzt, kann als terroristische Gruppe bzw. Organisation definiert werden.

Eine terroristische Gruppe ist eine Vereinigung von mehreren Personen nach vorhergehender heimlicher Verabredung zwecks Durchführung von einem oder mehreren Terroranschlägen. Neben autonomen Terrorgruppen, die ihre Ziele selbst definieren und Anschläge ausführen, existieren Gruppen, die als Unterabteilung zu einer Terrororganisation gehören. Die terroristische Gruppe bildet des Öfteren eine "Startstruktur" für die Bildung einer Terrororganisation. Während eine terroristische Gruppe den Terror als ein Mittel zum Erreichen von taktischen Zielen einsetzt, benutzt eine terroristische Organisation terroristische Methoden, um strategische politische Ziele zu erreichen.

Bei jeder Terrororganisation ist zwischen ideologischen, strategischen und operativen Ebenen zu unterscheiden. Dabei übernimmt die Ideologie bzw. eine entsprechende Idee die hervorbringende Rolle. "Dem staatsfeindlichen Terror liegt in jedem Fall eine extremistische Idee zu Grunde. Eine solche Idee formuliert ein Ziel, das nur auf eine kriminell-politische Weise zu erreichen ist; sie begründet die kriminellen Wege zu seiner Erreichung und nennt das Objekt des Terrors; sie bildet das Motiv der kriminellen Tätigkeit der Teilnehmer und befreit die Ausführenden von Schuldgefühlen." (FN17) Eine Idee wirkt jedoch erst dann generierend, wenn sie umgesetzt wird, was einer Organisationsstruktur bedarf.

Wie werden terroristische Organisationsstrukturen gebildet? Litwinow unterscheidet dabei zwischen folgenden vier Methoden: Bildung auf Initiative: Die Terrororganisation wird auf Initiative mehrerer Personen gegründet. Der "Ideen-Generator", also der ideologische Kern, kann sich dabei sowohl innerhalb als auch außerhalb dieser Organisation befinden.

Bildung durch Selektion: Eine Gruppe von Personen selektiert, motiviert und ernennt die Mitglieder einer Organisationsstruktur für die Durchführung von Terroraufgaben.

Bildung durch Umorientierung: Eine Partei, Vereinigung oder Gruppierung wird durch die Mitglieder einer Terrororganisation infiltriert. Danach werden neue Ideen und Motive der Tätigkeit herausgearbeitet und durchgesetzt. Die russische Terrororganisation "Narodnaja wolja" (Volksfreiheit) bediente sich dieser Bildungsmethode besonders aktiv in der Anfangsphase ihrer Tätigkeit.

Bildung durch Defunktionalisierung: Eine Terrororganisation versucht die staatlichen "Kraftstrukturen" - Polizei, Militär und Geheimdienste - durch die Verbreitung eigener extremistischer Ideen sowie durch das Anwerben zu unterwandern. Die Polizisten oder Geheimdienstler werden v.a. als Informanten benutzt. Beinahe alle terroristischen Gruppierungen und Organisationen in Russland vom 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts versuchten, Informanten oder gar aktive Mitstreiter unter den Gesetzeshütern zu rekrutieren. Bereits die polnischen Nationalisten stifteten während der Vorbereitung zum Aufstand von 1861 russische Offiziere in Polen an, ihre Pflichten nicht zu erfüllen und die Aufständischen zu unterstützen.(FN18) Besonders erfolgreich war die Propaganda der Bolschewiken in Einheiten des Heeres und der Flotte während der 1. Russischen Revolution 1905-07 und während der Oktober-Revolution 1917.

Auch die tschetschenischen Separatisten suchen nach Möglichkeiten, russische Sicherheitsorgane zu unterwandern. Im Januar 2005 gab es in den russischen Medien zahlreiche Meldungen über Infiltrationsversuche eines tschetschenischen Feldkommandanten. Unter Berufung auf den Pressedienst der tschetschenischen Verwaltung des FSB meldete z.B. die "Komsomolskaja Prawda": "Dem Vernehmen nach gibt der bekannte Feldkommandeur Doku Umarow seine Pläne nicht auf, die Rechtschutzorgane der tschetschenischen Republik mit seinen Handlagern zu infiltrieren, um die Vorbereitung und Durchführung von Sabotage- und Terrorakten zu erleichtern." (FN19) Typische Charakteristika einer Terrororganisation in Russland im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren: 1. das Vorhandensein eines leitenden Organisationskerns sowie einer festen hierarchischen Struktur der Organisation; 2. das Vorhandensein eines Programms, in dem die Hauptrichtungen der Tätigkeit, Ziele und Aufgaben der Organisation festgelegt wurden bzw. wo der Terror als Hauptmittel zur Erreichung der eigenen Ziele proklamiert wurde; 3. konkrete Maßnahmen zur Planung und Durchführung der Terrorakte; 4. die Gründung von Unterabteilungen mit exakt umrissener Organisations- und funktionaler Struktur; 5. die Gründung und der Unterhalt von terroristischen Ausbildungszentren, Basen zur Herstellung und Aufbewahrung von Sprengstoff, Waffen und Munition, Zentren zur Herstellung von propagandistischen Materialien, Unterhaltung von geheimen Aufenthaltsorten sowie von einem internen System zur Rekrutierung und kriminellen Ausbildung der Kader; 6. ein funktionsfähiges System der Organisationsverbindungen zwischen verschiedenen Unterabteilungen; 7. die Gewährleistung der eigenen Sicherheit und strengste Geheimhaltung; 8. funktionierende Kanäle der Finanzierung und der materialtechnischen Versorgung und 9. Verbindungen zu in- und ausländischen extremistischen kriminellen Strukturen.(FN20)

Rekrutierungsmethoden

Die Kaderselektion spielt bei der Bildung von exekutiven und Organisationsstrukturen einer Terrororganisation eine wichtige Rolle. Litwinow unterscheidet dabei zwischen zwei Wegen der Selektion. Zunächst wird der ideologisch geladene Organisationskern gegründet (ideologische bzw. strategische Ebene). Dazu werden Personen selektiert, welche die Grundidee bzw. das Gedankengut der Terrororganisation teilen; diese übernehmen später die Rolle der Organisatoren bzw. Rädelsführer.

Danach erfolgt die Rekrutierung und Selektion von Mitgliedern für die operative Ebene. Die Organisationsmitglieder auf dieser Ebene müssen dabei nicht unbedingt alle Besonderheiten der generierenden Idee bzw. Ideologie verstehen und sich für politische Fragen interessieren. Ein historisches Beispiel dazu liefert ein Dialog zwischen der "Nummer 2" in der Kampforganisation der SR-Partei, Boris Sawinkow (1879-1925), und einem anderen Mitglied der Organisation, Maximilian Schwejzer, der 1904 in Paris stattgefunden hatte und in den Memoiren Sawinkows festgehalten wurde: "Plötzlich sagte er (Schwejzer): ‚Das Ministerium wird aber morgen stürzen.’ Ich sah mich erstaunt nach ihm um: ‚Welches Ministerium?’ ‚Das französische natürlich.’ ‚Ist das nicht gleichgültig?’ Er sah sich erstaunt nach mir um: ‚Wieso gleichgültig? Die Radikalen kommen an die Regierung.’ Ich begriff immer noch nicht. Ich sagte: ‚Was ist denn da für ein Unterschied, ob Mélines, ob Combes oder Clemenceau?’ ‚Sie verstehen es nicht? Also sind Sie überhaupt gegen das Parlament? Ich sagte, dass ich in der Tat dem Kampf der Parteien in den heutigen Parlamenten keine große Bedeutung beimesse." (FN21) Wie wichtig die Kaderselektion für die SR-Partei war, zeigt die Tatsache, dass Grigorij Gerschuni, Mitglied des Zentralkomitees dieser Partei, sich ausschließlich mit Kaderfragen beschäftigte. "Ohne an den Terroranschlägen persönlich beteiligt zu sein, bereiste er Russland und das Ausland (...) und suchte nach den Leuten, die bereit waren, sich zu opfern. Mit einem seltenen Können und Geschick unterwarf er die von ihm ausgewählten Vollzieher für seine Pläne seinem Willen und sorgte gleichzeitig unablässig für Aufrechterhaltung einer aufreizenden Exaltiertheit in solchen Personen." (FN22) Eines der stärksten Motive beim Rekrutieren von potenziellen Anhängern einer Terrororganisation ist Eigennutz bzw. materielles Interesse - Geld, Beziehungen oder auch Erfüllung sexueller Bedürfnisse. Der ehemalige russische Justizminister Graf Konstantin Palen (1833-1912) schrieb über die Ausnutzung des "weiblichen Faktors" beim Anwerben von neuen männlichen Mitgliedern durch die Tschajkowski-Gruppierung(FN23) in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts: "Sie infiltrieren überaus schnell die höheren, mittleren und untersten Lehranstalten, Lehrerseminare, Gymnasien und ländliche Volksschulen; sie bringen die Jugend nicht nur durch die Verbreitung von Büchern und Mundpropaganda vom rechten Wege ab, sondern auch durch intime Beziehungen zu den in ihrem Milieu in großer Anzahl verfügbaren jungen Frauen und Mädchen." (FN24) In der Geschichte der revolutionären terroristischen Bewegung in Russland war nicht selten das Heranziehen von Drogensüchtigen zur Durchführung von Terroranschlägen anzutreffen. Der russische Nihilist Dmitri Karakosow (1840-1866), der am 16. April 1866 in Sankt Petersburg ein Attentat auf den Zaren Alexander II. verübte, stand offensichtlich vor der Tat unter Drogeneinfluss: Nach der Festnahme wurden bei ihm acht Packungen Morphiumpulver sichergestellt.(FN25) Litwinow führt in seiner Arbeit mehrere Beispiele von Drogenkonsum unter den Mitgliedern der Volkstümler- sowie Volkswille-Gruppierungen an.

Auch beim Phänomen des Selbstmordanschlages in den letzten Jahren in Tschetschenien und in Russland spielen Drogen und Psychopharmaka eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung der Attentäter. Seit Juli 2000 sind Behörden, Einrichtungen und Truppen in der russischen Kaukasusregion, aber auch in Zentralrussland, wiederholt Ziel blutiger Anschläge gewesen. Auch tschetschenische Frauen beteiligen sich an Selbstmordanschlägen, wofür die Medien den Begriff "schwarze Witwen" prägten. Innerhalb von zehn Monaten - Oktober 2002 bis Juli 2003 - forderten die "schwarzen Witwen" 375 Todesopfer - darunter Militärangehörige und Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder.(FN26) Mitunter gelang es den russischen Sicherheitskräften, einige Suizidangriffe zu vereiteln und die Attentäterinnen festzunehmen, so etwa die 16-jährige Zarema Inarkajewa, die am 5. Februar 2002 einen Polizeiposten in Grosnyj mit 17 Kilo TNT in die Luft sprengen sollte. Untersuchungen ergaben, dass Inarkajewa unter Drogeneinfluss - und zwar über längere Zeit - gestanden hatte. Die Gewebeanalyse auf Psychopharmaka der sterblichen Überreste der Selbstmordattentäterinnen, die bei einem Moskauer Open-Air-Konzert am 5. Juli 2003 17 Menschen mit in den Tod gerissen und über 40 verletzt hatten, fiel ebenfalls positiv aus.(FN27) Das Mitwirken bei einer terroristischen Organisation oder Gruppierung erforderte von den Mitgliedern eine grundlegende Veränderung ihrer Lebensweise. Es ist kompliziert, einen gesetzestreuen Bürger von seiner Familie und einem angemessenen Lebensstil zu trennen. Aus diesem Grund suchten die Rädelsführer der terroristischen Organisationen nach Personen, die kein geregeltes Leben führen, beruflich erfolglos sowie eventuell vorbestraft sind und Rachegefühle gegen die Staatsmacht oder die Gesellschaft hegen.(FN28) Zur Persönlichkeit des Terroristen gehört eine gewisse psychologische Minderwertigkeit. Olschanskij spricht dabei von einer defizitären psychischen Entwicklung, die das Bedürfnis nach einer Hyperkompensation hervorruft.(FN29) Der Terrorismus bietet dabei die Möglichkeit zu dieser Hyperkompensation. Die Minderwertigkeit, oder, genauer gesagt, das Minderwertigkeitsgefühl an sich kann auch auf einem konstruktiven Weg überwunden werden, wie z.B. durchs berufliche Fortkommen. Wenn diese Überwindung jedoch negativ, inadäquat und destruktiv gefärbt ist, kann die Hyperkompensation nur auf einem illegalen kriminellen Weg vollzogen werden. Ein bezeichnendes Beispiel dafür liefert der folgende Ausschnitt aus der Revisionsklage Iwan Kaljajews, des Haupttäters des Anschlags auf den Großfürsten Sergius, der vom Gericht zum Tode verurteilt wurde: "Doch stand ich den Revolutionären der Sozialdemokratie nahe; dies und der Einfluss der Literatur des ‚Volkswillens’ wies mir den Ausweg aus meiner unklaren Lage - der Lage eines Menschen, dem man das Recht zu leben und sich zu entfalten versagt." (FN30) Psychisch labile bzw. psychisch kranke Personen sind auch keine Seltenheit bei den terroristischen Organisationen und Gruppierungen. Die Materialien zur Geschichte der terroristisch-revolutionären Bewegung in Russland belegen, dass eine beträchtliche Anzahl der "Revolutionäre" an psychischen Krankheiten litt. "Es gibt zwar keine ausreichenden Daten, wie viele Personen unter den Revolutionären und Terroristen psychisch krank oder psychisch anomal waren, jedoch besteht kein Zweifel darüber, dass es diese Personen gab." (FN31) Ein Terrorist ist kein Verrückter, gleichzeitig aber nicht völlig normal, behauptet Professor Olschanskij, er ist eine Grenz- oder - im Fachjargon - eine Anomie-Persönlichkeit, die sich in "einem Zustand mangelhafter gesellschaftlicher Integration innerhalb eines sozialen Gebildes" befindet und besonders "durch Abweichung und Nichtbeachtung bisher gültiger Verhaltensweisen" (FN32) gekennzeichnet ist. Die Illegalität erzwingt außerdem die konsequente Trennung des Terroristen von der gesellschaftlichen Realität, die ihn umgibt, wodurch eine eigentümliche Isolation zustande kommt. Die bereits vorhandene psychische Labilität erleichtert das Rekrutieren und eine entsprechende ideologische bzw. religiöse Indoktrination von potenziellen Terroristen.

Die Frauen hatten in der russischen terroristischen Bewegung eine wichtige Stellung inne. Von 770 Volkstümlern, die im zaristischen Russland Ende des 19. Jahrhunderts zur Rechenschaft gezogen wurden, waren 158 Frauen. Beim so genannten "Prozess der 50" waren von 50 Angeklagten 16 Frauen.(FN33) Viele Frauen waren bei den Anarchisten und Nihilisten anzutreffen. "Die Beteiligung von Frauen an der anarchistischen Tätigkeit hat sich immer weiter entwickelt; das ‚weibliche Element’ war häufig eine aktive treibende Kraft, ein wirksamer Faktor, der der Bewegung einen Impuls an Kraft und Leidenschaft verlieh - umso mehr war der Einfluss von Frauen zu spüren, weil in dieser Bewegung, in dieser Welt ohne Zweck und Ziel alles eine Exaltiertheit darstellte. Die Adepten der Bewegung ergriffen die Natur der Frauen vollkommen. (...) Hätten die Frauen, diese Wegbereiterinnen des Nihilismus, in Russland nicht einen solchen Erfolg erzielt, hätte diese Bewegung nie ein solches Ausmaß angenommen." (FN34) Das Phänomen der "schwarzen Witwen" wurde bereits erwähnt. Warum sollen es ausgerechnet weibliche "lebende Bomben" sein? In diese Frage könnte der Auszug aus einem geheimen Memorandum des KGB von 1985 über die Selbstmordattentäterinnen im Nahen Osten, der am 10. Juli 2003 in der russischen überregionalen Zeitung "Komsomolskaja Prawda" veröffentlicht wurde, Licht bringen: "Nach Meinung der Forscher, die die Psychologie des Terrorismus untersuchen, bedeutet eine Frau als Ausführende eines terroristischen Aktes eine größere Gefahr. Männer verfügen im Durchschnitt über eine höhere psychologische Hemmschwelle und schätzen die aktuelle Lage nüchterner ein. Im Moment der Ausführung des Aktes - besonders wenn das eigene Leben eingesetzt wird - können das nüchterne Kalkül und der gesunde Selbsterhaltungstrieb aber das Verhalten des Mannes so beeinflussen, dass es zur Abweichung vom Plan bis hin zum Verzicht auf den geplanten Akt führen könnte. Nach Angaben der Forscher ändert eine Attentäterin, die sich etwas fest vorgenommen hat, ihren Entschluss unter der Einwirkung von äußeren Faktoren selten." (FN35) Auch Minderjährige wurden von Terrororganisationen als Mitglieder rekrutiert und bei Attentaten eingesetzt. Es gibt bereits mehrere Untersuchungen über den Einsatz von Kindersoldaten bei lokalen bewaffneten Konflikten. Am 26. Juli 2005 hat der UNO-Sicherheitsrat einstimmig eine Resolution verabschiedet, die Maßnahmen gegen den Einsatz von Kindersoldaten vorsieht.(FN36) Nach Einschätzung der UNO standen 2001 weltweit in Kriegsgebieten über 300.000 Kinder unter Waffen. Heute dürfte diese Zahl noch gestiegen sein. Kinder und Jugendliche wurden und werden in Afrika, Lateinamerika, Südasien und im Kaukasus von Rebellengruppen und regulären Armeen als Kindersoldaten eingesetzt, oft dazu gezwungen und misshandelt.(FN37) Minderjährige Rekruten sind aus unterschiedlichen Gründen begehrt: Sie verfügen über eine bessere Feinmotorik beim Umgang z.B. mit Sprengeinrichtungen, über schärfere Sinne (Gehör, Sehkraft) sowie keine oder wenig Resistenz gegen propagandistische Indoktrination - seien es fundamentalistische Strömungen des Islam oder säkulare revolutionäre Ideen. Die Kindersoldaten kommen mit weniger Verpflegung aus; ihre geringe Körpergröße und ihr Alter verbessern ihre Einsatzmöglichkeit als Spione oder Späher. Der technische Fortschritt hat zum Phänomen "Kindersoldaten" auch sein Scherflein beigetragen: Moderne Waffen sowie Sprengvorrichtungen sind heutzutage auch von Minderjährigen sehr leicht zu handhaben.

Aus denselben Gründen gilt ein verstärktes Anwerbeinteresse vieler Terrororganisationen den Minderjährigen. Teenager ziehen die Aufmerksamkeit der Sicherheitskräfte viel weniger an als Erwachsene; sie machen sich weniger Gedanken über die negativen Folgen ihrer Taten; da ihr Selbsterhaltungstrieb nicht so stark ausgeprägt ist wie bei Erwachsenen, lassen sie sich viel leichter auf gefährliche Attentate ein.(FN38) "Man steht verdutzt da, wenn man sich vorstellt, was hinter der statistischen Auskunft über das Durchschnittsalter extremistischer Gruppierungen steht, das bei 21 bis 25 Jahren liegt und zuweilen bis auf 12-14 Jahre hinuntersteigt. Dieser Lebensabschnitt mit seiner Unausgeglichenheit, Verwegenheit und Abenteuerlust passt am besten zu einer solchen Tätigkeit." (FN39) Hier noch einige Angaben über das Alter einiger der tschetschenischen "schwarzen Witwen", die bei der Erstürmung des Musical-Theaters "Nord-Ost" in Moskau am 23.-26. Oktober 2002 durch die russische Spezialeinheit Alfa getötet worden sind: Neun von ihnen waren zwischen 1976 und 1986 geboren worden.(FN40) Am 3. August 2005 berichtete die russische Online-Nachrichtenagentur www.lenta.ru unter Berufung auf die Agentur "Interfax" über ein Treffen des ersten stellvertretenden Ministerpräsidenten Tschetscheniens, Ramzan Kadyrow, mit Geistlichen Tschetscheniens. Kadyrow forderte die Geistlichen auf, "sich aktiv mit der heranwachsenden Generation auseinander zu setzen, damit junge Leute nicht den Rebellen beitreten". U.a. berichtete Kadyrow, dass "während einer Operation im Jahr 2004 unsere Truppen 14 Rebellen vernichtet und 18 festgenommen haben. Die meisten von ihnen waren 17-18 Jahre alt". Kadyrow ist der Meinung, dass "junge Leute ins Gemetzel von Rädelsführern der terroristischen Organisationen geworfen werden und nicht genug Verstand, Weisheit und Lebenserfahrung haben, um sich in dieser Situation zurecht zu finden." (FN41)

Terrorismus und Medien

Die Terroristen haben die Bedeutung des Medieneinflusses und der Medienmanipulation frühzeitig erkannt. So wurde in Lateinamerika der Übergang vom Guerillakampf zum städtischen Terrorismus zumindest teilweise durch die Hoffnung auf größere Aufmerksamkeit der Medien motiviert.

Bereits im 19. Jahrhundert richteten viele terroristische Organisationen in Russland ihr Augenmerk auf die Notwendigkeitsbegründung für Terroranschläge. "Die Notwendigkeit der Terroranschläge wurde nicht von uns entdeckt", schrieb die anarchistische Zeitung "Chleb i wolja" (Brot und Freiheit) im Dezember 1903. "Ohne Gewalt kann die Staatsordnung der Großbourgeoisie nicht zerstört werden. Dadurch entsteht die Notwendigkeit der Gewaltmaßnahmen; unter Letzteren ist der Terror eine der wichtigsten." (FN42) Eine Organisation oder Gruppierung, die terroristische Methoden als Kampftaktik bewusst einsetzt, braucht entsprechende mediale Unterstützung. "Ein Terroranschlag ohne breite Bekanntgabe ist ein Nonsens, die Terroristen brauchen unbedingt einen medialen Effekt." (FN43) Mehr noch: Das "mediale Aufgreifen des Terroraktes" wird von einigen Forschern als "Kernbestandteil des terroristischen Aktionsplans" (FN44) bezeichnet.

Der klassische Terrorismus sah sich als "Propaganda der Tat". Die Propaganda kann jedoch nur durch die Einbeziehung von Medien erfolgreich sein. Dabei sei besonders auf den Kommunikationscharakter sowie Kommunikationseffekt des Suizid-Terrorismus hingewiesen: Neben der Unsicherheitsbotschaft an den Feind enthält ein solcher Terroranschlag eine Mobilisierungsbotschaft an den "zu interessierenden Dritten",(FN45) also an die eigene Gesellschaft bzw. gewisse Gesellschaftsgruppen, welche die Funktion eines "Legitimationsspenders" für die Terrortaktik innehaben. Die modernen Medien finden im Terrorismus gleichzeitig alle Komponenten für eine spannende Berichterstattung: Sie "greifen die terroristischen Akte in teils sensationsheischender Manier auf und verschaffen ihnen damit eine enorme Publizität." (FN46) Dadurch entsteht eine enge Wechselbeziehung zwischen dem Terror und den Massenmedien.(FN47) Mediale Visualisierung eines Ereignisses ist dabei durchaus imstande, dieses verzerrt oder gar verkehrt darzustellen. Denn der Begriff "Medium" geht heutzutage über Harold Lasswells berühmte Kanal-Formel ("Who says what in which channel to whom with what effect?")(FN48) mit ihrer vorwiegend technischen Auslegung hinaus. Der Begriff "Medium" umfasst sowohl die Medientechnik als auch die Interpretations- und Konstruktionsmechanismen auf zwei Seiten, der "Input"- und der "Output"-Seite. Die Medien nehmen durchaus Einfluss auf ihr "Transportgut" - Informationen als Text-, Bild- oder Tondateien - in Gestalt einer sehr weit gehenden symbolischen Umformung im Sinne einer Anpassung des "Inhalts" an gesellschaftlich relevante kulturelle, politische und juristische Normierungen.(FN49) Neben den Begründungen für "Notwendigkeit" von terroristischen Aktionen richten die Führer von terroristischen Gruppierungen ein besonderes Augenmerk auf eine "Begründung der Objektwahl für Terroranschläge", "Rechtfertigungsmotive für Vollstrecker" sowie "Verherrlichung der Terroristen".(FN50) Die Vorbereitung des Offiziers Grigorjew auf das Attentat gegen den Geheimrat Pobedonoszew(FN51) durch den bereits erwähnten Grigorij Gerschuni wurde wie folgt beschrieben: "Er bemühte sich, in Grigorjew eine erhöhte Stimmung aufrechtzuerhalten, er malte ihm den Ruhm eines großen Volkshelden und Märtyrers sowie die Dankbarkeit der Nachkommen aus und sagte, dass dieser Anschlag umso wichtiger sei, da er, Grigorjew, ein echter Offizier ist." (FN52) Eine Heroisierung der Terroristen war besonders für die russische SR-Partei typisch. Bald nach einem Anschlag erschien eine Art Testament des Attentäters, in dem dieser die Motive und Ziele seiner Tat erklärte. Dieses "Testament" wurde normalerweise bereits vor dem Attentat verfasst; nicht selten wurde der Text von einem Rädelsführer oder höher stehenden Mitglied der Terrororganisation vorgegeben. Das "politische Testament" wurde nach dem Anschlag bzw. nach der Festnahme oder dem Tod des Terroristen veröffentlicht. Ein anschauliches Beispiel dazu liefert die Vorbereitung des Bauern Foma Katschur für den Anschlag auf den Gouverneur von Charkow Fürst Obolenskij am 29. Juli 1902, der durch die Kampforganisation der SR-Partei organisiert wurde. Als die Vorbereitungen Katschurs abgeschlossen waren, erklärte Grigorij Gerschuni, dass "er, Katsdchur, einen Brief verfassen soll, in dem er den bevorstehenden Mord erklärt. Katschur hielt es für überflüssig, Gerschuni bestand jedoch darauf und führte als Grund an, dass das Volk und die Arbeiter von seinen Beweggründen für diese Tat wissen müssten. Als Letzterer einwilligte, händigte Gerschuni ihm die Schreibutensilien aus und fing an, den Brief zu diktieren; er bat ihn dabei, leserlich zu schreiben, damit man die Niederschrift danach vervielfältigen könnte." (FN53) Die Praktik der islamisch-fundamentalistischen Terrororganisationen, nach einem Anschlag das Testament des Vollstreckers zu veröffentlichen, hatte somit ausreichend Präzedenzfälle in der Geschichte der terroristischen Bewegung in Russland. Die modernen Terrorgruppen haben diese Praktik nur an die Bedürfnisse der neuen Medien angepasst: Das "politische Testament" des Attentäters wird nun auf Video aufgenommen und ins Netz gestellt.

Auch Gerichtsprozesse gegen die bereits gefassten Terroristen versuchte die SR-Partei für Propagandazwecke auszunutzen. So wurde die Rede Kalajews vor Gericht tausendfach vervielfältigt und in ganz Russland vertrieben. Wenn man den gehobenen Stil dieser Rede analysiert, scheint es durchaus möglich zu sein, dass die Rede bereits vor dem Attentat vorbereitet bzw. vorgegeben wurde: "V.a. eine Tatsachenberichtigung: ich bin vor euch kein Angeklagter, ich bin euer Gefangener. Wir sind zwei kriegführende Mächte. Ihr seid die Vertreter der kaiserlichen Regierung, Lohnknechte des Kapitals und der Gewalt. Ich bin einer der Volksrächer, Sozialist und Revolutionär. Uns trennen Berge von Leichen, Hunderttausende von zerschlagenen menschlichen Existenzen und ein ganzes Meer von Blut und Tränen, das sich in Strömen von Entsetzen und Empörung über das ganze Land ergossen hat. Ihr habt dem Volke den Krieg erklärt, wir haben die Herausforderung angenommen." (FN54)

Psychologie des Terroristen

Viele Wissenschaftler versuchen heutzutage einer Psychologie des Terrors auf die Spur zu kommen, was in erster Linie eine Auseinandersetzung mit der Psychologie des Terroristen erfordert. Denn Terror wirkt sich auf die Psyche des Täters besitzergreifend aus. So etwas wie ein "Amateur-Terrorist" kann gar nicht existieren. "Eine Analyse der Äußerungen von den Terroristen selbst demonstriert, dass der Terror nicht einfach eine ‚Arbeit’ oder ein ‚Beruf’ ist. Bei seiner ganzen Gefährlichkeit und Risikobereitschaft erfordert der Terror als ein Wirkungsbereich die Unterwerfung der ganzen Persönlichkeit. Der Terror kann nicht einfach eine Liebhaberei für die Freizeit oder eine Art ‚Hobby’ sein. Es ist etwas Umfangreicheres, es ist eine gewisse Art des Lebens und des Wirkens, welche den Menschen gänzlich ergreift und ihn unterwirft." (FN55) Was erwarten die Rädelsführer der Terroristen von ihren Anhängern? Im Statut der Kampforganisation der SR-Partei fasst Sawinkow die Anforderungen an ein Mitglied der Kampforganisation wie folgt zusammen: "Ein Mitglied der Kampforganisation sollte über eine grenzenlose Hingabe für die Sache der Organisation verfügen bis hin zur Bereitschaft, sein Leben in jeder gegebenen Minute zu opfern." (FN56) Leidenschaftliche Hingabe und Todesmut - und die Attentate in London am 7. Juli 2005 zeigten dies mehr als deutlich - bestehen dabei neben Planung, Berechnung sowie nüchternem Kalkül, was die Beherrschung komplizierter Logistik und technischen Know-hows erfordert. Im Fall der Kampforganisation der Sozialrevolutionäre waren sogar gewisse schauspielerische Fähigkeiten der Mitglieder gefordert: Im Laufe der Vorbereitungen auf die Anschläge auf den Justizminister von Pleve und den Großfürsten Sergius haben Sawinkow, Kaljajew, Sasonow und ihre Mitstreiter, getarnt als Kaufleute, Straßenverkäufer oder Fuhrmänner, die Lebensgewohnheiten, Zeitabläufe und Reiserouten ihrer Zielpersonen wochen- und sogar monatelang beobachtet und analysiert.

Wenn man die Terrorgruppen unter die Lupe nimmt, fällt es auf, dass überall Unterschiede zu sehen sind: Hinter den Terroristen kann eine isolierte Gruppe (Außenseiter) oder die Mehrheit der Bevölkerung stehen, als Antriebsidee können der Islam, andere Religionen oder gar säkulare Überzeugungen - wie bei den SR-Terroristen - fungieren, die Täter kommen aus den Slums oder den Universitäten, Objekte der "normalen" Terror- oder Suizid-Angriffe sind Nachbarn, Kriegsgegner oder wahllos westliche Ausländer, Soldaten oder Zivilisten.(FN57) Ob dabei ein Selbstmordattentäter mit einem Flugzeug in die World Trade Center-Türme fliegt, ein tschetschenischer Rebell mit einem voll mit Sprengstoff beladenen Lastwagen eine Sperre durchbricht oder ein Terrorist bei einem Anschlag eine Festnahme oder Vernichtung riskiert, es vollzieht sich jeweils der gleiche psychologische Mechanismus: Diejenigen, die ein solches Risiko auf sich nehmen, glauben für etwas zu kämpfen und zu sterben, das für sie ein unendlich hohes Gut darstellt, das höchste Gut, das mehr wiegt, als ihr Leben. Eines muss hier festgestellt werden: Die Terroristen - und sogar die Suizid-Attentäter - handeln rational. Dabei spielt die Überzeugung des Täters die wichtigste Rolle: Ein Handeln ist im Sinne eines "rational choice"-Paradigmas genau dann rational, wenn jemand das tut, wovon er glaubt, dass es für ihn am besten ist.(FN58) Christoph Reuter schließt sich bei seiner Analyse der Selbstmordattentäter dieser Behauptung an: "Der Glaube an ein Fortleben im Paradies spielt eine wichtige Rolle in der Rationalisierung, der Erleichterung der Tat." (FN59) Ein Beispiel dazu: Die 22-jährige Tschetschenin Zarema Muschichojewa, die mit den oben erwähnten Rockkonzert-Attentäterinnen zusammengelebt hatte und vorbereitet worden war, wurde wenige Tage danach in Moskau festgenommen. Muschichojewa soll während der ganzen Vorbereitungszeit das Buch "Predsmertnyj mig" - "Der Augenblick vor dem Tode" - von zwei arabischen Autoren, Chalid ibn Abdurrachman asch-Schaji sowie Sultan ibn Fachd ar-Raschid, in russischer Übersetzung gelesen haben.(FN60) Die Gesellschaft und auch die uns umgebende Realität hat dualen Charakter - als objektive und subjektive Realität. Ein Individuum bewegt sich zwischen den "bunten Welten der vielfältigen Wirklichkeiten (multiple realities)" (FN61) und trifft seine Wahl gemäß seiner Überzeugung. Subjektive Bedeutungen können also objektive Wirklichkeit werden, die Wirklichkeit wird sozial konstruiert. Zwischen menschlichem Handeln und den Sinnstrukturen der Wirklichkeit besteht eine Wechselwirkung.(FN62) Handlungsmuster und Wissensformen werden im menschlichen Handeln modelliert, gewinnen dort ihre Gestalt und Wirklichkeit und wirken ihrerseits auf menschliches Handeln zurück. Mit anderen Worten: Die gesellschaftlichen Konstruktionen haben auch eine Rückwirkung auf ihre Konstrukteure.

Die Terrorführer sorgen durch die Verbreitung ihrer Ideen für eine bereits "vorinterpretierte Überzeugungswelt" ihrer Anhänger. Die soziale Herkunft eines potenziellen Terroranhängers ist dabei sekundär und spielt eine wichtige Rolle nur bei der Wahl einer entsprechenden Rekrutierungsmethode; sie prägt und beeinflusst außerdem die Veranlagung bzw. die Aufnahmebereitschaft des potenziellen Terroristen für diese oder jene extremistische Idee. Man darf dabei nicht vergessen: Der staatsfeindliche Terror ist eine regulierbare politische, informationelle, organisatorische, materielle, technische und kriminelle Tätigkeit, die auf Zerstörung der Staatsstruktur bzw. Regierungsform, Änderung des politischen Regimes und innerer bzw. äußerer Politik sowie auf Subversion der Wirtschaft zielt.(FN63) Die Paten des Terrors entwickeln eine entsprechende Idee oder nutzen eine bereits existierende aus, die sie je nach Zielen und Gegebenheiten auch "zurechtschneiden".

Schlussfolgerung

In einem Artikel über die modernen Probleme des Terrorismus stellt der Direktor des Zentrums für strategische Entwicklungen Moskau, Anatoli Guscher, fest: "Die terroristischen Aktivitäten unter modernen Bedingungen sind gekennzeichnet durch ein breites Ausmaß, das Fehlen von deutlich umrissenen Staatsgrenzen sowie durch Verbindungen und Wechselbeziehungen mit internationalen terroristischen Zentren und Organisationen; weitere Merkmale bilden die straffe Organisationsstruktur, zu denen eine leitende und eine operative Ebene, Abteilungen für Spionage, Gegenspionage und für materiell-technische Versorgung, Kampf- und Deckungsgruppen gehören, sowie eine strenge Geheimhaltung und eine sorgfältige Kaderselektion. Außerdem ist das Vorhandensein der Agentur in den Rechtschutz- und Staatsorganen festzustellen. Die modernen Terroristen verfügen über eine gute technische Ausrüstung, die mit jener der Sicherheitskräfte vergleichbar ist oder diese sogar übertrifft, und über ein weit verzweigtes Netz konspirativer Treffpunkte, Ausbildungszentren und Trainingscamps. Die Terroristen heute bekommen Zugriff auf die modernen Mittel der Informationskriegführung und nutzen dies aus, um den Völkern ihre Ideen und ihre Sicht der Situation aufzuzwingen sowie junge Anwerber für ihre Ideen zu rekrutieren." (FN64) Die Geschichte des Terrors in Russland zeugt davon, dass die modernen Terroristen prinzipiell nichts Neues erfunden haben; die terroristischen Organisationen werden gegründet und agieren nach den gleichen Spielregeln wie z.B. die Kampforganisation der SR-Partei vor rund 100 Jahren. Auch die Suche nach Möglichkeiten, das militärischtechnische Know-how wie z.B. nukleare Technologien heute bei einem Anschlag einzusetzen, ist kein Novum in der Geschichte des Terrors: Bereits Anfang Januar 1907 klärten Boris Sawinkow und ein weiteres ranghohes Mitglied der SR-Kampforganisation, Ewno Asef, die Möglichkeit ab, einen Luftfahrt-Apparat zu entwickeln, der "nichts mit den existierenden Typen der Aeroplane gemein habe und mit dem das Problem der Luftfahrt radikal gelöst worden sei: dieser Apparat erhebe sich in beliebige Höhen und könne ohne die geringsten Schwierigkeiten wieder landen; er vermöge bedeutende Lasten zu heben und bewege sich mit einer maximalen Geschwindigkeit von 140 km per Stunde." (FN65) Dieser Luftapparat sollte für ein Attentat gegen den Zaren verwendet werden; die Entwicklungsarbeiten wurden jedoch wegen technischer Probleme eingestellt.

Die Untersuchungen der Geschichte des Terrors in Russland können somit notwendige Informationen über die universellen Funktionsmechanismen der Terrororganisationen liefern, welche zeit- und auch grenzüberschreitend gültig sind; sie erlauben es, die aktuelle terroristische Bedrohung zu analysieren und zu prognostizieren. Dies ist umso wichtiger, als viele Informationen der Polizei und der Geheimdienste in Russland - und nicht nur in Russland - in Bezug auf die Terrorbekämpfung strenger Geheimhaltung unterliegen.

ANMERKUNGEN:

(Fußnote 1/FN1) Quellen für die Terrorstatistik: Der russische Innenminister Boris Gryslow im Interview der überregionalen Zeitung "Rossijskaja gazeta”, Link-Adresse: http://rg.ru/Anons/arc_2002/ 0914/2.shtm; der russische Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow im Interview mit dem russischen Fernsehsender RTR, im Internet unter http://rtr-zerkalo.ru vom 17.05.2003; die russische Nachrichtenagentur www.MIGnews.com am 22.1.2004.

(FN2) Statistik des Innenministeriums, Link: http://www.mvd.ru/index.php?docid=3156.

(FN3) Statistik des Innenministeriums, Link: http://www.mvd.ru/index.php?docid=3495.

(FN4) Quelle: http://lenta.ru/news/2005/06/23/groups/.

(FN5) Die russische Zeitung "Moskowskij komsomolez” vom 21.01.2004, Link: http://mk.ru/ numbers/842/article23880.htm.

(FN6) Die Website www.terrorunet.ru am 03.09.2004 unter Berufung auf die www.smi.ru, Link: http://www.terrorunet.ru/sos/print/index.html?n_no=121.

(FN7) http://terrorunet.ru/analitic/details/newsdetail.html?n_no=21.

(FN8) Alexander Schrepfer-Proskurjakov: Psychologie des Schreckens (Selbstmordattentat: Historische Erfahrungen Russlands), in: WOZ, 18. März 2004, S.30.

(FN9) Anna Geifmann: Revoluzionnyj Terror v Rossii 1894-1917. (Der revolutionäre Terror in Russland 1894-1917.) Moskau, Verlag Kron-Press 1997.

(FN10) Nikolaj D. Litwinow: Terroristitscheskije organisazii: formirowanije i dejatel’nost’ (Terroristische Organisationen: Bildung und Aktivitäten). Golos-Verlag: Moskau 1999.

(FN11) Ju. Gavrilin, L. Smirnov: Sovremennyj terrorism. Suschtschnost‘, tipologija, problemy protivodejstvija, Moskau 2003.

(FN12) Nikolaj D. Litwinow: Stoletije terrora. (Jahrhundert des Terrors), Voronesch 2004 (unveröffentlicht, eigenes Archiv); vgl. Alexander Schrepfer-Proskurjakov: Terrorismus - asymmetrische Kampfform im Tschetschenienkonflikt, in: ASMZ (Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift) 5/2004, S.24-26.

(FN13) Ju. Gavrilin, L. Smirnov, a.a.O., S.6-9.

(FN14) Dmitri V. Olschanski: Psichologija terrorizma (Psychologie des Terrorismus), St.-Petersburg 2002, S.56.

(FN15) Mord an van Gogh als Terrorakt klassifiziert. NZZ vom 27. Juli 2005, S.1.

(FN16) Siehe G.F. Bajrak: Kriminologitscheskie i ugolovno-pravovye problemy bor’by s terrorizmom. Utschebnoe posobie. (Kriminologische und rechtliche Probleme der Terrorismusbekämpfung. Ein Lehrbuch.) Krasnodar 2002. Litvinov N.D.: Kriminologitscheskaja charakteristika gosudarstva v strukture antigosudarstvennogo terrorizma. Voronesch 2000.

(FN17) Nikolaj D. Litwinow: Jahrhundert des Terrors, a.a.O. Vgl. dazu die folgende Aussage: "Fanatischen Terroristen geht es primär um Ideen, und auf dieser Ebene müsste die Prävention auch ansetzen. (...) Den harten Kern der [terroristischen] Bewegung bildeten (...) Leute, die von einer Idee besessen waren. Sollte das bei den islamistischen Terroristen anders sein?” Zitat nach: Urs Aeschenbacher: Kommt Terrorismus wirklich aus dem Elend? Grundlegende Zweifel an einer gängigen These, NZZ vom 3.9.2003.

(FN18) Nikolaj D. Litwinow: Terroristitscheskije organisazii, a.a.O., S.36-37.

(FN19) "Komsomolskaja Prawda” vom 20.1.2005, Link-Adresse: http://www.kp.ru/online/news/ 22370/.

(FN20) Zusammengefasst nach Litwinow, a.a.O., S.16, und Gavrilin/Smirnov, a.a.O., S.15-16.

(FN21) Boris Savinkov: Erinnerungen eines Terroristen. Franz Greno, Nördlingen 1985, S.87.

(FN22) Zitat nach: Problemy prestupnosti v kapitalistitscheskich stranach (Probleme der Kriminalität in kapitalistischen Ländern). Moskau 1981, Nr. 3, S.12.

(FN23) Die Tschajkowski-Gruppierung war eine Organisation der Volkstümler (russisch Narodniki), einer russischen sozialrevolutionären vormarxistischen Bewegung, die den Urkommunismus als Dorfkommune unter Umgehung des Kapitalismus anstrebte. Das Spektrum der Volkstümler-Anschauungen reichte von bürgerlich-demokratischer Aufklärung über Philanthropie bis hin zum sozialrevolutionären Terrorismus. Ein Teil der Volkstümler bildete 1879 die Geheimgesellschaft Narodnaja Wolja (Volkswille), die 1881 die Ermordung des Zaren Alexander II. organisierte. Die Tschajkowski-Gruppierung wurde ursprünglich von M. Natanson, W. Aleksandrow und N. Tschajkowski gegründet und verfügte über Niederlassungen in Moskau, Kiew und Odessa.

(FN24) Obzor vaschnejschich doznanij, proizvodivschichsja v schandarmskich upravlenijach za 1902 god. Rostow am Don 1906. (Übersicht über die wichtigsten Ermittlungen in Gendarmerie-Verwaltungen im Jahr 1902. Rostow am Don 1906, S.7. Zitat nach Litwinow, a.a.O., S.73).

(FN25) E.I. Kozilina: Za polveka. 1862-1912. Vospominanija, otscherki i charakteristiki. (Während eines halben Jahrhundert. 1862-1912. Erinnerungen, Skizzen und Charakteristiken). Moskau 1913, S.62. Karakosow gehörte zu einer so genannten Ischutin-Gruppierung. Diese war eine geheime revolutionäre Vereinigung unter Leitung von Nikolaj I¹utin; sie stand den Volkstümlern nahe. Nach dem Attentat auf den Zaren 1866 wurde diese Gruppe von der Polizei ausgehoben.

(FN26) Alexander Schrepfer-Proskurjakov: Tschetscheniens «schwarze Witwen». Motive und Manipulation von Selbstmordattentäterinnen, in: Neue Zürcher Zeitung, 6. April 2004, Nr. 81, S.9.

(FN27) Alexander Schrepfer-Proskurjakov: Tschetschenien: Krieg ohne Ende? Strategien des asymmetrischen Kampfes, in: Osteuropa 4/2003, S.461ff.

(FN28) Vgl. Litwinow, a.a.O., S.78-79.

(FN29) Dmitri W. Olschanskij: Psichologija terrorisma. (Psychologie des Terrorismus). Piter-Verlag, St-Petersburg 2002, S.134ff.

(FN30) Boris Savinkov: Erinnerungen eines Terroristen. S.141.

(FN31) Ju. Antonjan: Terrorism: Kriminologietscheskoje i ugolovno-pravovoje issledovanije. (Der Terrorismus: Eine kriminologische und strafrechtliche Untersuchung). Moskau 1998, S.21.

(FN32) Olschanskij: Psichologija terrorisma,a.a.O., S.131.

(FN33) Der Prozess gegen die Teilnehmer der "Allrussischen sozialrevolutionären Organisation” vom 21. Februar bis zum 14. März 1877 in Moskau, Quelle: http://www.cultinfo.ru/fulltext/ 1/001/008/093/753.htm.

(FN34) A. Uljanovski: Schenschtschiny v processe 50-ti. Sbornik. (Frauen im Prozess der 50. Ein Sammelband). St. Petersburg 1906, S.1.

(FN35) Alexander Schrepfer-Proskurjakov: Tschetscheninnen als lebende Bomben: Ein Psychogramm, in: Wiener Zeitung, 9./10. April 2004, S.3.

(FN36) UNO-Resolution gegen Einsatz von Kindersoldaten, in: Neue Zürcher Zeitung vom 27. Juli 2005, S.1.

(FN37) A. Schrepfer-Proskurjakov: Kinder des Tschetschenien-Krieges, Online-Publikation am 7. November 2003 im Internet unter , Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.

(FN38) Vgl. Litwinow, a.a.O., S.88ff.

(FN39) V. Vasiljev: Terrorism - prognos na zavtra (Terrorismus - eine Prognose für morgen), in: Literaturnaja gazeta vom 26.7.-2.8.1996. Zitat nach: Litwinow: Terroristitscheskije organisazii, S.93.

(FN40) Altersangaben recherchiert nach Julia Juzik: Nevesty Allacha (Allahs Bräute), Moskau 2003.

(FN41) Quelle: http://lenta.ru/news/2005/08/03/help/.

(FN42) Zitat nach Litwinow, a.a.O., S.186.

(FN43) O. Budnicki: Istorija terrorizma v Rossii v dokumentach, biografijach, issledovanijach (Geschichte des Terrorismus in Russland in Dokumenten, Biographien und Untersuchungen). Rostov am Don 1996, S.15.

(FN44) Gerhard Krümmel. Das Lächeln der Freunde. Selbstmord-Attentate als Selbstopfer, in: Information für die Truppe 1/2004, S.14.

(FN45) Herfried Münkler: Über den Krieg. Stationen der Kriegsgeschichte im Spiegel ihrer theoretischen Reflexion. Weilerswist 2002, S.263ff. Vgl.: "Der Selbstmordanschlag lebt in seiner Wirkung so sehr von der Tat wie von seinem Widerhall in beiden Gesellschaften: jener der Opfer und der des Täters.” Christoph Reuter: Selbstmordattentäter. Warum Menschen zu lebenden Bomben werden. Goldmann, München 2003, S.21.

(FN46) Krümmel, a.a.O.

(FN47) Alexander Schrepfer-Proskurjakov: Mediatisierung im Tschetschenien-Krieg. Eskalation im asymmetrischen Krieg, in: Osteuropa 8/2004, S.55ff.

(FN48) Harold D. Lasswell: The Structure and Function of Communication in Society. [New York 1948], hier nach Maximilian Gottschlich (Hrsg.): Massenkommunikationsforschung. Wien 1987, S.17.

(FN49) Klaus Neumann-Braun,: Medien - Medienkommunikation, in: Klaus Neumann-Braun, Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Medien- und Kommunikationssoziologie. Eine Einführung in zentrale Begriffe und Theorien. Weinheim und München 2000, S.29ff.

(FN50) Litwinow, a.a.O., S.187-199.

(FN51) Konstantin Pobedonoszev, Geheimrat und Oberprokuror des Hl. Sinods. (1827-1907).

(FN52) Obzor vaschnejschich doznanij [Anmerkung 21], S.11.

(FN53) Litwinow, a.a.O., S.194.

(FN54) Boris Savinkov: Erinnerungen eines Terroristen, S.134.

(FN55) Dmitri W. Olschanskij: Psichologija terrorisma, S.112.

(FN56) Alexander Schrepfer-Proskurjakov: Psychologie des Schreckens (Selbstmordattentat: Historische Erfahrungen Russlands), in: WOZ, 18. März 2004, S.30.

(FN57) Vgl. Christoph Reuter: Selbstmordattentäter, a.a.O.

(FN58) Vgl. Peter L. Berger, Thomas Luckmann: The Social Construction of Reality, EA Garde City, New York 1966.

(FN59) Reuter, Selbstmordattentäter, S.23.

(FN60) Vgl. Schachidki krupnym planom, in: Komsomol’skaja pravda vom 10.7.2003, Link-Adresse: http://www.kp.ru/daily/23069/4902/print/.

(FN61) Vgl. Berger, Luckmann, a.a.O.

(FN62) Vgl. Alfred Schütz: Der sinnharte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie. EA Wien 1932.

(FN63) Siehe Litvinov, a.a.O.

(FN64) Anatoli Guscher (Generalmajor a.D.): Problemy terrorisma i borby s nim: Lizo sovremennogo terrorisma. (Probleme des Terrorismus und der Terrorismusbekämpfung: Das Gesicht des modernen Terrorismus.) 2.06.2005, Link-Adresse: http://www.terrorunet.ru/ history/print/index.html?n_no=30.

(FN65) Savinkov, Erinnerungen eines Terroristen. S.356. Zum Vergleich: die Geschwindigkeit von 106 km/h wurde von Leon Moräne (Frankreich) mit einer Maschine vom Typ Bleriot XI erst 1910 erreicht.

Dr. rer. soc. Alexander Schrepfer-Proskurjakov

Geb. 1969; Publizist, 1989 - 1994 Studium der Geschichte und Politikwissenschaft an der Staatlichen pädagogischen Hochschule Tambov (Russland); 1997 - 1998 Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für einen Forschungsaufenthalt an der Universität Konstanz; 1999 - 2003 Promotion an der Universität Konstanz, Fachbereich Geschichte und Soziologie, Fachgebiet "Militärsoziologie"



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