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E-Learning im Österreichischen Bundesheer

Das relativ neue didaktische Hilfsmittel E-Learning hat in den letzten Jahren auch im militärischen Bereich enorm an Bedeutung gewonnen, u. a. aufgrund der guten EDV-Ausstattung vieler Streitkräfte. Um einen der Hauptvorteile des E-Learning - die Unabhängigkeit von fixen Kurszeiten und Kursorten - nutzen zu können, müssen die Lernenden allerdings Zugriff auf das Internet bzw. das Intranet haben.

E-Learning im Bereich Militär ist ein Instrument der Erwachsenenbildung und soll auch nur als solches gehandhabt werden. Vor allem aufgrund der ohnedies knappen Ausbildungszeiten hat E-Learning einen gewissen Reiz, kann sich doch der Lernende an seinem Arbeitsplatz - wo immer dieser auch sein mag, also auch im Auslandseinsatz - damit auf Kurse und Schulungen vorbereiten. Weiterbildungswillige Soldaten haben somit örtlich und zeitlich nicht gebundene Lernmöglichkeiten, die sie für ihre weitere (Karriere)Entwicklung nützen können. Doch dazu ist Wissen um die generellen Möglichkeiten und Grenzen des E-Learning erforderlich. Der Beitrag beschreibt deshalb die Grundsätze des E-Learning, zeigt den Entwicklungsstand im Österreichischen Bundesheer und gibt einen Überblick über derzeitige und künftige Einsatzmöglichkeiten.

Wesen, Wert und Akzeptanz des E-Learning

De facto geht es bei E-Learning um den Einsatz relativ neuer Medien (Internet/Intranet sowie der Audio- und Videotechnologie) in der Lehre - und damit verbunden um das "instrumentelle" Verständnis des Einsatzes dieser Hilfsmittel zur Gestaltung des Lehrens und Lernens. Das Alter bzw. die "Jugend" des E-Learning sagt jedoch nichts über dessen generelle "didaktische Qualität" aus und auch nichts darüber, inwieweit der Einsatz dieser technischen Hilfsmittel auch die Didaktik selbst, ja eventuell sogar die Lehrinhalte beeinflusst.

Aufgrund der Eigenart des militärischen Betriebes erscheint es sinnvoll, E-Learning in diesem Bereich primär in Hinblick auf die Verwendungsmöglichkeiten in der (akademischen) Erwachsenenbildung zu sehen. Denn anders als der Schulbetrieb ist die Erwachsenenbildung von einem besonderen organisatorischen Charakteristikum geprägt: Für die Lernenden (Stichwort: lebensbegleitendes Lernen) ist in der Regel keine durchgehende Anwesenheit vorgesehen. Das ist von entscheidender Bedeutung für die Sinnhaftigkeit und Zweckmäßigkeit des Einsatzes der Lehrmittel und -methoden. E-Learning ist deshalb in der (akademischen) Erwachsenenbildung eher zur "Ablaufoptimierung" von Lehr-Lern-Szenarien einsetzbar als zur "interaktiven Heranführung eines (lebensunerfahrenen) Lernenden an eine neue Welt, die diesem interessant zu gestalten ist".

E-Learning deckt ein weites Spektrum didaktischer Möglichkeiten ab, u. a. ist es anwendbar

  • zur administrativen Begleitung herkömmlicher Lehrveranstaltungen,
  • für verschiedene Blended-Learning-Konzeptionen des kombinierten Lehrens und Lernens (Details zum Blended-Learning siehe unten) sowie
  • zum Distanzunterricht (klassisch "Fernlehre", nur nicht mehr mittels Fernlehrbriefen und Rücksendeaufgaben, sondern interaktiv und in "Echtzeit" via Internet).

Der Einsatz von E-Learning kann in diesen Bereichen (administrative Begleitung, kombiniertes Lehren und Lernen, Distanzunterricht) berechtigt und sinnvoll sein. Die Entscheidung, welcher Bereich gewählt wird, ist aber eine "bildungspolitische": Will man Praktikern die theoretischen Grundlagen ihrer Tätigkeit nahebringen oder sollen Theoretiker etwas über die praktischen Dimensionen ihres bisher nur theoretischen Wissens erfahren? Sollen gänzlich neue Disziplinen und Bereiche erschlossen werden oder geht es um die Vertiefung bereits vorhandener Fertigkeiten?

Fragen wie diese sind fachlich nicht "lösbar", sondern bedürfen einer bildungspolitischen Entscheidung.

Entscheidend für die Akzeptanz von E-Learning ist dessen adäquate Verwendung. Zentrale Probleme sind dabei nicht die technische und infrastrukturelle Machbarkeit, sondern

  • die Lehr- und Lernkultur an einer Hochschule, Akademie, Institution usw. und
  • die Bereitschaft der Lehrenden und Lernenden, sich prinzipiell neuer Instrumente zu bedienen.

Diese Bereitschaft dazu ist umso leichter zu erlangen, je mehr man ein zentrales Prinzip berücksichtigt: E-Learning muss ein Teil der Lösung sein und nicht ein Teil des Problems! Auch das genialste E-Learning-Modell wird scheitern, wenn der technisch-operative Aufwand nicht wesentlich geringer ist als der offensichtliche Nutzen. Muss der Lernende erst den PC hochfahren, verschiedene Einstellungen an seinem PC ändern, das Lernprogramm starten und sich dann - wenn der Ladebalken endlich komplett ist - durch ein Hauptmenü und einige Untermenüs durchkämpfen, um mittels Tastaturbefehlen und/oder der rechten Maustaste zu einem relativ geringen Lernerfolg zu kommen - z. B. "Einschalten des Funkgerätes durch Drehen des (virtuell dargestellten, am Originalgerät ohnedies gut sichtbaren) Gerätehauptschalters auf der Frontplatte" - wird er vom Programm enttäuscht sein: Ein Handgriff im "wahren Leben" wird im Programm zu einer komplizierten, gewöhnungsbedürftigen Prozedur mit zweifelhaftem Nutzwert, kurz zu einer "zusätzlichen Schikane".

Gelingt es aber nicht, die Lehrenden und die Lernenden von der Sinnhaftigkeit von E-Learning zu überzeugen, wird jeder Versuch, dieses einzuführen, scheitern. Deshalb muss man sich zunächst der (möglichen) Bedeutung des E-Learning für die Lehre bewusst sein bzw. werden.

Statische und dynamische Lernanwendungen

Didaktisch werden grundlegend zwei Bereiche unterschieden,
  • Stoffkenntnis (einschließlich deren Vermittlung) und
  • Stoffverständnis (einschließlich dessen Vermittlung).

Bei der Stoffkenntnis geht es um "Facts and Figures" und darum, diese zu vermitteln bzw. sich anzueignen und damit verfügbar zu machen. Es handelt sich dabei einerseits um ein recht "langweiliges" Lernen und andererseits um einen quantitativ zielgerichteten "statischen" Prozess (z. B. um das Auswendiglernen von vierzig Vokabeln bis zur nächsten Englischstunde). Hat man die gewünschte Informationsmenge gesammelt, ist man mit dem Lernvorgang "fertig". Ein Anfang und ein Ende des Lernprozesses sind klar definierbar, der Fortschritt ist messbar und der Prozess selbst eher "mechanisch". Ob nun Vokabeln bzw. Deklinations- und Konjugationskolonnen einer Fremdsprache, historische Jahreszahlen und Chronologien oder Paragraphen und Rechtsbegriffe gelernt werden (müssen), macht didaktisch kaum einen Unterschied. Bildlich gesprochen sammelt man Wissensbausteine. Der "Haufen Steine an sich" ist praktisch wertlos, denn erst das Zusammenfügen der Bausteine ergibt ein "Wissensgebäude". Die Bausteine sind zur Errichtung des "Wissensgebäudes" notwendig, aber für sich alleine nicht hinreichend. So nützt es z. B. wenig, Merkmale eines Flugzeuges ("einmotorig, Hochdecker, kastenförmiger Rumpf, rechteckige Tragflächen, …") "aufsagen" zu können, wenn es darum geht, in einer Einsatzsituation ein sich näherndes Flugzeug durch ein Fernglas innerhalb von Sekunden als "eigenes" oder "fremdes" zu identifizieren.

Der zweite Schritt des Lehrens und des Lernens ist deshalb die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten (Kompetenzen). Diese gehen weit über die Verfügbarkeit von Wissenselementen hinaus, denn es geht dabei nicht (mehr) nur um Stoffkenntnis, sondern darum, Kenntnisse dynamisch zu Verständnisprozessen zu verknüpfen. Es geht also um Stoffverständnis.

Die Fähigkeit des Verknüpfens ist - anders als der Erwerb von Stoffkenntnis - kein statisch-linearer Prozess, sondern ein dynamischer: Bereits bekannte Inhalte werden zu neuen Sinneinheiten verbunden. Dies setzt Erfahrung voraus. Darüber hinaus müssen die Verknüpfungsregeln nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern auch eingeübt werden. Im Bereich der Sprache gilt das für die Anwendung der Grammatik und die Regeln des Satzbaues. Im Bereich der Geschichte müssen Zusammenhänge als solche erkannt sowie ihre Wechselwirkung mit anderen historischen Ereignissen und ihre innere Gesetzmäßigkeit erfasst werden. Im Bereich des Rechts ist es erforderlich, einzelne Rechtsvorschriften zu einer Rechtsnorm zu verknüpfen und diese auf einen konkreten Sachverhalt (Fall) anzuwenden. Generell geht es um die Fähigkeit, Wissensbausteine zu Gebäuden zusammenzufügen und eigenständig und systematisch mit den Kenntnissen zu arbeiten.

Um E-Learning adäquat einzusetzen, muss klar sein, dass E-Learning (egal ob als administrative Begleitung, kombiniertes Lehren und Lernen oder Distanzunterricht) lediglich helfen kann, Stoffkenntnis zu vermitteln. Aus der Sicht einer pragmatischen und realitätsnahen (akademischen) Erwachsenenbildung ist es unzweckmäßig, zu versuchen, mittels E-Learning auch Stoffverständnis zu erreichen. Allerdings ist es mit E-Learning möglich, den für den Lernfortschritt unabdingbaren Erwerb von Stoffkenntnis effizient, effektiv, flexibel und somit optimal zu gestalten.

E-Learning kann in der Erwachsenenbildung - vor allem aufgrund der nur kurzen Präsenzphasen für Schulungen und Ausbildungsgänge - sinnvoll und den Gegebenheiten (Lernende, Stoff, …) rasch und relativ einfach anpassbar eingesetzt werden. So können Lehrinhalte, die keine persönliche Anwesenheit erfordern, schon vor der Präsenzphase vermittelt oder nach dieser als Lernbetreuung bereitgestellt werden, z. B. auf die Präsenzphase einer Sprachausbildung abgestimmte Vokabellisten und danach auf den in der Präsenzphase vermittelten Lehrstoff abgestimmte Grammatikübungen. Zudem ermöglicht E-Learning auch, allgemeine Lehrinhalte für den Bedarf am Arbeitsplatz anzubieten, die bei Interesse z. B. zu Übungszwecken abgerufen werden können, etwa nach der Einführung neuer Geräte oder Bezeichnungssysteme - egal ob das neue Handfunksprechgeräte sind oder "nur" neue Kopierer und Drucker - für die keine eigenen "Kurse" vorgesehen sind. Weitere Beispiele zur Deckung des Bedarfes am Arbeitsplatz sind Programme zum Selbsterlernen des Zehnfingersystems für Schreibmaschinen und PC-Tastaturen sowie der Taktik-Editor und die Computerunterstützte Ausbildung (CUA) zum Erlernen der taktischen Zeichen.

E-Learning im militärischen Bereich

Computerunterstützte Ausbildung und E-Learning sind für das militärische System wesentliche Ausbildungselemente der modernen Erwachsenenbildung. E-Learning steht dabei für eine ganze Palette von informations- und kommunikationstechnikgestützten Methoden und Mitteln, die
  • direkt den Lernprozess fördern,
  • die Kommunikation zwischen Lernenden untereinander oder mit dem Lehrer auf einfache Weise ermöglichen sowie
  • die inhaltliche Vorbereitung, Organisation und Verwaltung von Lernprozessen bzw. Ausbildungsabläufen erleichtern.

Seit 2003 verfügt das Bundesheer mit "emil" (Akronym für E-Learning Militär) im heeresinternen EDV-Netz (Intranet) über ein leistungsfähiges Lernmanagementsystem. Obwohl E-Learning zum Teil bereits als Element der Ausbildung im Bundesheer verankert ist, fehlen noch gemeinsame technisch-materielle Grundlagen, um E-Learning einheitlich und flächendeckend im Ausbildungsbetrieb zu implementieren.

Im internationalen militärischen Bereich gewinnt E-Learning zur Vorbereitung von Kursen, Übungen und Einsätzen ständig an Bedeutung bzw. gilt bereits als Standardverfahren. Dem kann sich die Ausbildung im Bundesheer nicht entziehen. Doch auch aufgrund der dienstlich von den Soldaten geforderten räumlichen Flexibilität (beispielsweise für Auslandseinsätze und -verwendungen) ergeben sich Notwendigkeiten für E-Learning. Dies erfordert aber u. a. die Nutzung des Internets, um orts- und zeitunabhängig auf Ausbildungsangebote im In- und Ausland zugreifen zu können.

CUA, E-Learning und Blended-Learning

Im Österreichischen Bundesheer wird u. a. der Begriff Computerunterstützte Ausbildung (CUA) verwendet. Darunter versteht man eine interaktive, rechnergestützte Unterrichtsmethode, die angeleitetes und individualisiertes Lernen unter Verwendung meist handelsüblicher Personalcomputer (PC) ermöglicht. Dabei kommen moderne Technologien (Animationen und Simulationen einschließlich Ton) zur Anwendung. Die Computerunterstützte Ausbildung beschränkt sich aber oft auf Lernmaterial, das auf dem PC installiert ist bzw. von einem Intranet-Server heruntergeladen wird und ohne Vernetzung angewendet werden kann. Ein Beispiel dafür ist die CUA "Taktische Zeichen".

E-Learning hingegen ist Lernen in einem Netzwerk, in dem der Lernende nach Bedarf, unabhängig von Ort und Zeit, Lernmaterialien abrufen kann. Weiters ermöglichen dem Lernenden dabei Kommunikationsmittel wie E-Mail, Foren, Newsgroups, Chats, Videokonferenzen u. ä., Kontakt zu anderen Lernenden aufzunehmen und gegebenenfalls von einem Lernbetreuer (Teletutor, Telecoach) Unterstützung anzufordern. Ein gutes Beispiel dafür ist das u. a. von der ENCOA (European Non Commissioned Officer Academy, http://www.encoa.de) verwendete Open-Source-Lernmanagementsystem ILIAS.

Blended-Learning ist eine Ausbildungsmethode, bei der computerunterstützte Lernprogramme, E-Learning sowie herkömmliche Lehr- und Lernmethoden (didaktisch fundiert kombiniert) zur Anwendung kommen.

Blended-Learning bietet Ansätze, um die Vorteile des E-Learning und der klassischen Lernmedien und Lernmethoden zu kombinieren und daraus erzielbare Synergien zu nutzen. Die Kombination

  • von Selbststudium mittels E-Learning in der Vorbereitungsphase eines Ausbildungsganges,
  • der ergänzenden Inhaltsvermittlung und Anwendung von Thematiken mit Praxisbeispielen im Zuge einer Präsenzveranstaltung sowie
  • von Praxistransfer und Lernsicherung nach der Präsenzveranstaltung durch Reflektieren des Erlernten mit einem Lernbetreuer bzw. anderen Teilnehmern

bewirkt wesentlich größere Lernerfolge als die unreflektierte Wissensaneignung z. B. im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) sowie der Waffenausbildung.

Alle drei Möglichkeiten des Lernens mit elektronischen Hilfsmitteln werden in der Ausbildung verwendet und überlappen einander zum Teil.

Voraussetzungen und Vorteile

E-Learning soll künftig als Mittel und Methode moderner Aus-, Fort- und Weiterbildung allen Bedarfsträgern im Bundesheer zur Verfügung stehen. Grundvoraussetzung dafür und erster Schritt ist die Einarbeitung von E-Learning in alle Ausbildungsrichtlinien und Curricula.

Dies bedeutet aber eine Umstellung der bisherigen Lehrmittelkonfiguration und bedarf daher eines geeigneten Lernmanagementsystems. Zudem muss bereits jeder Kursanwärter über die notwendige Hard- und Software sowie über PC-Grundkenntnisse verfügen, um am E-Learning teilnehmen zu können.

Darüber hinaus ist eine Erfassung und Durchforstung aller Ausbildungsthemen notwendig, um herauszufinden, welche ganz oder teilweise mittels E-Learning abgedeckt werden können. Dieser Schritt ist aber bis dato noch nicht erfolgt.

Die flächendeckende Einführung des E-Learning brächte folgende ausbildungstechnische und betriebswirtschaftliche Vorteile mit sich:

  • die Flexibilisierung der Ausbildung bezogen auf Lernzeit und -ort;
  • eine effizientere Nutzung vorhandener Ausbildungsressourcen;
  • die Verkürzung, die Ergänzung oder den Ersatz von Phasen der Präsenzausbildung;
  • die Verkürzung der Abwesenheit der Auszubildenden vom Arbeitsplatz;
  • die eventuelle Verkürzung von Gesamtausbildungszeiten;
  • die Förderung bzw. Ermöglichung von Lernkooperationen im internationalen Bereich;
  • die rasche, ortsunabhängige Verfügbarkeit bestehender "fertiger" Ausbildungsinhalte;
  • ein einheitliches, aktuelles und flächendeckendes, auch weltweit nutzbares, Angebot kurzfristig vorbereiteter Ausbildungsinhalte;
  • eine Intensivierung der Ausbildung von Milizsoldaten und Vereinheitlichung des Ausbildungsangebots für Miliz- und Berufskader;
  • eine Steigerung der Attraktivität der Ausbildung.

Drei Gruppen

Die Lernprogramme werden hinsichtlich der notwendigen Maßnahmen und Arbeitsschritte grob in drei Gruppen eingeteilt:

  • Lernprogramme, die das Bundesheer entwickelt und produziert;
  • Lernprogramme, die kommerziell angeboten werden;
  • Lernprogramme, die von anderen Armeen oder zivilen Institutionen durch Ankauf oder Austausch beschafft werden.

Lernprogramme, die das Bundesheer entwickelt und produziert:

Das Bundesheer selbst entwickelt und produziert vor allem Lernprogramme, deren Erarbeitung durch externe Anbieter zu aufwändig und damit zu kostenintensiv ist.

Weil aber zivile Anbieter vor allem im Produktionsbereich grundsätzlich kostengünstiger sind, wird sich das Bundesheer dabei ergänzend auch auf die (heeresinterne) Erstellung der Grundlagen für die Lernprogrammentwicklung (Konzept und Drehbuch) konzentrieren und bundesheerspezifische Lerninhalte erarbeiten. Die Programme werden somit erst nach der Erarbeitung der Lerninhalte im Eigenbereich durch externe Anbieter produziert.

Lernprogramme, die kommerziell angeboten werden:

Kommerziell angebotene Lernprogramme (COTS - Commercials off the Shelf) sind für allgemeine, nicht bundesheerspezifische Ausbildungsinhalte geeignet. Diese Programme werden auf dem Markt angeboten und sind ohne gravierende Änderungen heeresintern verwendbar. Quantitativ betrifft dies vor allem Lernprogramme für die Informationstechnologie-Ausbildung und für die allgemeine Sprachausbildung. Weitere mögliche Ausbildungsbereiche mit entsprechenden Angeboten auf dem zivilen Markt betreffen Themen wie Projektmanagement, Betriebswirtschaft (z. B. für Controlling-Personal) oder Rechtskunde.

Lernprogramme von anderen Streitkräften oder zivilen Institutionen:

Die Prozesse zur Beschaffung bzw. Erstellung von Lernprogrammen der beiden oben beschriebenen Gruppen sind bereits relativ gut eingespielt.

Der Ankauf oder der (kostenfreie) Austausch von geeigneten Lernprogrammen von/mit anderen Streitkräften oder zivilen Institutionen (sofern deren Programme - eventuell nach Adaptierung - zur heeresinternen Nutzung geeignet sind) steht allerdings erst am Beginn einer möglicherweise fruchtbringenden Entwicklung. Das Zusammenwachsen Europas (Stichwort: Europäische Union) und die damit verknüpfte Gemeinsame Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik erleichtern die Beschaffung und den Austausch derartiger Programme sowie die Neuentwicklung von Lernprogrammen gemeinsam mit anderen Streitkräften.

Ist-Stand und Ausblick

Derzeit umfasst das Angebot an elektronisch unterstützten Ausbildungsprogrammen im Bundesheer vor allem Lernprogramme für die Erwachsenenbildung. Die Lernprogramme sind für nahezu alle Anwender im heeresinternen Intranet nutzbar (Stichwort: emil), die Absolvierung ist aber nicht verpflichtend. Lediglich die Lernprogramme für den "Europäischen Computerführerschein" (European Computer Driving License - ECDL) sind für die Ablegung der Prüfung bindend.

Künftig sollen im Bundesheer mehr Lernprogramme mit militärischem Hintergrund angeboten werden. Auch beim Ankauf von Geräten, Waffen und Waffensystemen wird die Erstellung von Lernprogrammen zur Geräteschulung auf Basis von E-Learning vermutlich ein integraler Teil des Beschaffungsvorganges sein.

Organisationstechnisch wäre ein Kompetenzzentrum für E-Learning wünschenswert, das auch die Lernprogramme militärischen Inhaltes produzieren sollte.

Weiters wird die Ausbildung aller Lehroffiziere und Lehrunteroffiziere an den Akademien, Waffen- und Fachschulen des Bundesheeres als Teletutoren überlegt. Diese sollen u. a. die Lernenden in den "Online-Abschnitten" von Kursen betreuen.

Die technischen Verbesserungen der EDV-Infrastruktur können jedenfalls Blended-Learning mit allen Facetten einschließlich einer tutoriellen Betreuung ermöglichen. Eine Voraussetzung dafür ist aber die "breitflächige" dienstliche Nutzungsmöglichkeit des Internets, um ein von Raum (Stichwort: Auslandseinsätze) und Zeit (Stichwort: Kursdauer) ungebundenes Lernen zu gewährleisten.

Wie bei allen Vorhaben solcher Größenordnungen sind jedoch Geduld und Beharrlichkeit erforderlich, um sie - Schritt für Schritt - zu realisieren. Das Österreichische Bundesheer befindet sich dabei aber schon lange auf dem richtigen Weg.


Autoren: Oberst dG MMag. Dr. Andreas W. Stupka, Jahrgang 1963. Nach der Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie (Waffengattung Fliegerabwehr) ab 1987 Zugs-, Kompanie- und Stabskompaniekommandant und Ausbildung zum Generalstabsoffizier. Ab 1997 u. a. Lehrer für Taktik und Sicherheitspolitik an der Landesverteidigungsakademie, Kommandant des 2. und 3. Stabslehrganges 2; Kommandant des 1. Führungslehrganges 2, Chefredakteur der Österreichischen Militärischen Zeitschrift und Kommandant des Panzerartilleriebataillons 9. Zahlreiche Kurse und Lehrgänge im Rahmen der NATO-PfP. Nebenberuflich Studium der Politikwissenschaften und Philosophie, Doktoratsstudium an der Universität Wien, Promotion 2002. Auslandseinsatz u. a. als Chef des Stabes bei UNDOF (Syrien/Israel). Derzeit Leiter des Instituts für Human- und Sozialwissenschaften an der Landesverteidigungsakademie Wien.

Oberst Gerhard Kletzmayr, MBA, Jahrgang 1960. Nach der Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie (Waffengattung Fliegerabwehr) ab 1984 Zugs-, stellvertretender Batterie- und Batteriekommandant in Zeltweg. 2007 bis 2009 Lehrgang universitären Charakters "Bildungsmanagement". Ab 1998 Referatsleiter in der Vorschriftenabteilung für die Vorschriftenbereiche Fliegerabwehr und Artillerie. Seit 2003 Referatsleiter in der Abteilung Ausbildung B für die Bereiche IT-Ausbildung, IKT-gestützte Ausbildungsverfahren und Fernlehre.

Ao. Univ.-Prof. Dr. iur. Dr. phil. Christian Stadler, Jahrgang 1966. Ab 1984 Studium der Rechtswissenschaften in Wien; ab 1990 Studium der Philosophie und Germanistik in Wien; 1997 Promotion zum Dr. phil., sub auspiciis praesidentis. Ab 1992 Universitätsassistent; seit 2000 außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Seit 2005 E-Learning-Beauftragter der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. U. a. Mitglied der Wissenschaftskommission (Strategisch-Sicherheitspolitischer Beirat) beim BMLVS, der Société de Stratégie (Paris) und der Internationalen Johann Gottlieb Fichte Gesellschaft (Wuppertal). Regelmäßig Gastvortragender an der Theresianischen Militärakademie (Wiener Neustadt) und an der Landesverteidigungsakademie (Wien).

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