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Aus der Truppe: Quo vadis, Heereszeuganstalt?

Die Heereszeuganstalt (HZA) ist ständig Veränderungen unterworfen, um ihre Kapazitäten und Fähigkeiten den Bedürfnissen unseres Heeres optimal anzupassen. In den letzten Jahrzehnten fand eine Transformation vom Universalisten hin zum Spezialisten statt, die vor allem durch das Ende des Warschauer Paktes möglich wurde. Heute erkennt man die HZA von damals nicht mehr wieder - professionell ausgerichtet, spezialisiert, ein Beispiel eines industrienahen Materialeinsatzes. Geblieben aber sind administrative, budgetäre und personelle Probleme. In mehreren Schritten wurde die Personalstärke reduziert, vor allem durch Versetzungen in den Vorruhestand und Pensionierungen ohne Nachbesetzung. Das technische Gesamtbild stellt sich uneinheitlich dar. Hochspezialisierte Zellen, ausgestattet mit modernsten Mess- und Prüfmitteln, stehen neben Einrichtungen aus den 70er Jahren.

Was bringt die Zukunft?

Die Heereszeuganstalten werden in Heereslogistik-Zentren umgewandelt, also mit den in den Garnisonen vorhandenen Versorgungsanstalten verschmolzen. Das Ziel, mehr als 10 Prozent des Personals einzusparen, wurde definitiv erreicht. Die Umschichtung der Arbeitsplätze hin zum Bereich Verwaltung wird aber eine Verminderung der Produktivität im Fertigungsbereich um vermutlich 20 Prozent bewirken.

Langfristig eine Frage der Philosophie

Es stellt sich die Frage, ob die HZA ein hochwertiges Instandsetzungszentrum mit einem gewissen Maß an eigener Entwicklungsfähigkeit bleiben, oder aber für die "Truppe" einen bequemen Weg darstellen soll, Arbeit nach dem Überlaufprinzip los zu werden? Eine von Zeit zu Zeit von politischer Seite geforderte Alternative ist die Auslagerung der Basisin­stand­setzung nach deutschem oder schweizer Vorbild in die zivile Industrie mit einer schlanken Restorganisation für die Verbände. Letztlich ist auch noch zu klären, ob die In­standsetzungszentren als operatives Element eingesetzt werden sollen?

Privatisierung und Outsourcing

Die zivile Wirtschaft geht seit vielen Jahren den Weg des Out­sour­cings. Die Risken für die Führung sind ge­ring. Die Instandsetzung der VW Kfz-Flotte erfolgt bereits ausschließlich in zivilen Vertragsfirmen, nur die Abrechnung wird durch die HZA abgewickelt. Also warum nicht gleich alle Material­erhaltungsaufgaben out­sour­cen? Zum einen ist das Österreichische Bundesheer (ÖBH) natürlich keine Frie­densorganisation, die Materialerhal­tung (MatE) also nicht nur Selbstzweck, sondern bietet die Möglichkeit, die Verfahren und Methoden im Frieden für den Einsatz zu üben. Out­sourcing funktioniert auch nur dann, wenn die Kernfähigkeiten einer HZA davon nicht berührt werden und die Wertschöpfung nicht zu gering ausfällt. Dieses Maß ist aber vielerorts bereits erreicht. Weiteres Outsourcing führt unweigerlich in eine Abwärtsspirale mit langfristig negativen Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit der Truppe. Auch die Privatisierung oder als Teilschritt die Teilrechts­fä­higkeit ist nicht problemlos machbar. Für ein eigenständiges Unternehmen fehlt vieles. Ohne Entwicklungsabteilung und Marketing z. B. ist ein Scheitern am Markt vorprogrammiert. Auch für die Teilrechts­fähigkeit fehlen Grund­­la­gen. Mittelfristig müss­ten dafür Voraussetzungen geschaffen werden. Erkennbar ist dieses Bestreben nicht, daher ist diese Möglichkeit vorerst auch keine Zukunftsperspektive.

Das Instandsetzungszentrum auf Industrieniveau

Wie schon in der Einleitung angesprochen, haben die HZAs einen hohen Anteil daran, dass das ÖBH Systeme betreiben kann, welche fast 4 Jahrzehnte alt sind und deren Lebensende noch nicht absehbar ist. Das spricht für die solide Arbeit, die hier über die Jahre geleistet wurde. Dem Wunsch der Truppe, von den planbaren wiederkehrenden Tätigkeiten der MatE entlastet zu werden, sollte man nicht nachgeben. Schaffen es kaderstarke Verbände nicht, in Friedenszeiten ihre Ma­terialerhaltung in den Griff zu bekommen, dann werden sie im Einsatz, also in Zukunft vor allem im Ausland, auch nicht damit fertig werden. Schließlich sind die Heereszeugan­stalten ein wichtiges Instrument, um Rü­stungs­politik zu betreiben. Nachdem die letzten unabhängigen Rüstungsbetriebe nicht mehr in öster­rei­chischem Besitz, oder vom Markt verschwunden sind, bleiben Spezialisten, wie sie das ÖBH hat, als letzte Möglichkeit, die eigene Wirtschaft zu fördern und herauszufordern. So z. B. in der Zusammenarbeit bei der Anwendung neuer Technologien und ihr damit jene Innovationen zu ermöglichen, welche für den Erhalt des Standortes Österreich wichtig sind. Dazu bedarf es eines großen Maßes an Engineering, Qualität, Personal, Material und Ausrüstung, um Impulse für die Wirtschaft geben zu können. Es erfordert auch den Willen der obersten Führung, die Verwaltung radikal zu entrümpeln. Die Produktion muss wieder gefördert werden und darf nicht im Dschungel der Formulare und Verwaltung untergehen. Eine ausschließliche Reduktion von Personal, die als Reorganisation verkauft wird, ist für die Zweckorientierung der künftigen Heeres­­logistik­zentren kontraproduktiv.

Major dhmtD Dipl.Ing. Alexander Corrieri

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