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Der Schützenpanzer "Ulan"

Neue Leistungsparameter - neue Taktik?

Mit der Auslieferung der ersten Schützenpanzer "Ulan" begann für die Panzergrenadiertruppe 2002 ein neues Zeitalter. Bedingt durch die moderne Technologie läuft im Gefecht alles viel rascher und exakter ab. Im Bereich der Panzerung hält der "Ulan" frontal einem Beschuss von bis zu 30-mm-Kaliber stand. Nach einer jahrelangen Durststrecke können die Grenadiere mit dem "Ulan" auf dem Gefechtsfeld wieder mit den Kampfpanzern Schritt halten.

Der Schützenpanzer

Ein Schützenpanzer ist ein gepanzertes Kampffahrzeug. Auf Grund seiner Bauweise wird er im Verbund mit Kampfpanzern im auf- und abgesessenen Einsatz der Panzergrenadiere verwendet. Daher stehen Schützenpanzer im Leistungsgewicht (kW/t) den Kampfpanzern kaum nach und beweisen damit eine hohe Beweglichkeit.

Sie sind vorwiegend mit Maschinenkanonen (20-mm-Kaliber aufwärts), meist kombiniert mit koaxialen Maschinengewehren 7,62 mm und oft mit Abschusseinrichtungen für Panzerabwehrlenkwaffen, ausgerüstet.

Mit Schützenpanzern können daher gegnerische Schützenpanzer und sonstige leicht gepanzerte Fahrzeuge, Kampfhubschrauber und eingeschränkt auch Jagdbomber bekämpft werden. Mit den Panzerabwehrlenkwaffen können auch Kampfpanzer bekämpft werden.

Moderne Schützenpanzer sind nachtkampftauglich und manche der Maschinenkanonen stabilisiert. Im Frontbereich kann ein Schutz gegen den Beschuss durch panzerbrechende Munition von einem Kaliber bis zu 30 mm gewährleistet werden.

Panzergrenadiere und Infanterie auf Mannschaftstransportpanzern unterscheiden sich in ihren Einsatzgrundsätzen wesentlich: Während Mannschaftstransportpanzer lediglich dazu dienen, die Infanterie splittergeschützt an einen Einsatzort zu bringen und ihr dort gegebenenfalls Feuerunterstützung zu geben, muss der Panzergrenadier im Schützenpanzer unter dem Flachfeuer des Feindes mit dem Kampfpanzer gemeinsam angreifen. Daher benötigt er eine dementsprechende Panzerung, Feuerkraft und vor allem hohe Beweglichkeit. Anders als der Panzergrenadier, der sich aufgesessen so nahe wie möglich dem Angriffsziel annähert, erst im Angriffsziel absitzt und dieses im Nahkampf nimmt, sitzt die Infanterie weit früher ab und kämpft ausschließlich zu Fuß. Daher wäre eine Gleichsetzung der beiden Waffengattungen unzulässig.

Aufgaben der Panzergrenadiere

Die Panzergrenadiere sind das infanteristische Element innerhalb der mechanisierten Truppe und darum vor allem Träger des Kampfes im panzerungünstigen Gelände. Sie können aufgesessen vom Schützenpanzer (ähnlich den Kampfpanzern) oder abgesessen (mit Unterstützung durch die Schützenpanzer) kämpfen.

Für den infanteristischen Kampf unterscheidet man den von vorneherein abgesessenen Einsatz (z. B. in der Verteidigung oder zur Sicherung) und den vorübergehend abgesessenen Einsatz (z. B. zur Inbesitznahme eines Angriffszieles oder im Rahmen eines gepanzerten Spähtrupps).

Hauptaufgabe des Schützenpanzers ist es, die Grenadiere mit der gleichen Geschwindigkeit wie der Kampfpanzer, geschützt gegen Flach- und Steilfeuer und kampfkräftig dorthin zu bringen, wo sie infanteristische Aufgaben abgesessen zu erfüllen haben. Je stärker Waffe und Panzerung des Schützenpanzers sind, desto besser kann der Kampf gegen feindliche Schützenpanzer und Infanterie mit aufgesessenen Panzergrenadieren geführt werden.

Die Panzergrenadiertruppe eignet sich aufgrund ihrer Feuerkraft, Beweglichkeit und Panzerung für alle Einsatzarten. Ihre Aufgabe ist es, mit der Befähigung zum infanteristischen Kampf im Wechsel zwischen auf- und abgesessener Kampfweise, die Stoßkraft der Panzertruppe durch Niederkämpfen der gegnerischen infanteristischen Panzerabwehr sicherzustellen.

Die Beweglichkeit und der Schutz durch ihre Schützenpanzer sowie die Möglichkeiten zur Vernichtung von Panzern verleihen der Panzergrenadiertruppe die Fähigkeit zum gemeinsamen Einsatz mit der Panzertruppe im Kampf der verbundenen Waffen. Das Mischungsverhältnis im konkreten Einsatz hängt von den näheren Einsatzbedingungen und dem jeweiligen Auftrag ab und ist durch eine entsprechende Truppeneinteilung herzustellen.

Die Panzergrenadiere sind darüber hinaus die entscheidende Waffengattung zur endgültigen Inbesitznahme und Sicherung von Angriffszielen. Mechanisierte Kampftruppen benötigen daher einen entsprechend hohen Anteil an abgesessenen infanteristischen Kräften.

Wenngleich die Panzerabwehr nicht vordringliche Aufgabe der Grenadiere ist, hat diese Truppe durch die Ausrüstung mit entsprechenden Waffen (Panzerabwehrrohren, Panzerabwehrlenkwaffen) ihren Beitrag zur Ergänzung und Verdichtung der organisierten Panzerabwehr zu leisten.

Das Aufgabenspektrum der Panzergrenadiere sieht vor:

- Nehmen und Halten von Angriffszielen im Infanteriegelände.

- Bekämpfen der Feindinfanterie.

- Bekämpfung feindlicher leicht gepanzerter Fahrzeuge.

- Vernichten, Niederhalten oder Blenden von Panzerabwehrwaffen.

- Zielzuweisung für Kampf- und Jagdpanzer von Zielen, die von den Panzergrenadieren nicht bekämpft werden können.

- Überwinden von Hindernissen und Beseitigen von Sperren.

- Nahsicherung der Kampf- und Jagdpanzer im unübersichtlichen Gelände bei Nacht und schlechter Sicht.

Bei der Durchführung ihrer Aufgaben werden die Panzergrenadiere meist durch Kampfpanzer und/oder Jagdpanzer unterstützt.

Ableitungen

Im Zuge des technischen Vergleiches ergeben sich mit Ausnahme der Masse und der Breite nur Vorteile für den Schützenpanzer "Ulan". Diese Faktoren wirken sich zwar beim Angriff im Panzergelände und den dafür gültigen Verfahren nicht aus, sehr wohl aber dann, wenn ein Vorgehen im gemischten Gelände notwendig ist, da sich der Schützenpanzer "Saurer" aufgrund der geringeren Breite auch auf Waldwegen usw. besser bewegen kann als der Schützenpanzer "Ulan".

Von der Aufgabenstellung her sind Panzergrenadiere vor allem offensiv einzusetzen und zwar in den gültigen Angriffsverfahren Panzer voraus, Grenadiere voraus, Panzer und Grenadiere gemeinsam sowie Panzer und Panzergrenadiere aus verschiedenen Richtungen. Diese Verfahren haben sich nicht geändert und sind nach wie vor sinnvoll, allerdings waren sie spätestens ab der Einführung des Kampfpanzers "Leopard" mit Teilen obsolet, da der Schützenpanzer "Saurer" mit dem "Leopard" im Gelände nicht Schritt halten kann, wie sich aufgrund der Leistungsmasse im Vergleich mit dem Kampfpanzer "Leopard" (20 kW/t) leicht nachvollziehen lässt.

Die Vorschriften wurden allerdings nicht auf diese Konstellation hin geändert, da ein Ersatz für den Schützenpanzer "Saurer" in der Panzergrenadiertruppe bereits absehbar war. Normaufgaben können sich nicht nach dem vorhandenen Gerät richten, vielmehr muss das Gerät aufgrund der Normaufgaben beschafft werden.

Fazit

Die Gesamtausrüstung der Panzergrenadiertruppe lässt keine Änderung in der Einsatzführung zu. Die Grenadiere sind allerdings erstmals seit Jahren wieder in der Lage, mit den Kampfpanzern am Gefechtsfeld Schritt zu halten und die in den bestehenden Vorschriften festgelegten Verfahren auch anzuwenden.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Major Erich Walker, Jahrgang 1965. 1987 Ausmusterung zum Panzerbataillon 33, bis 1989 Zugskommandant. Ab 1989 Lehroffizier, Lehrkompaniekommandant und Hauptlehroffizier an der Panzertruppenschule. Seit 2002 Referent und stellvertretender Abteilungsleiter der Grundlagenabteilung. 1991 und 1995 Auslandseinsätze am Golan.

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