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Die Hintergründe des Nahostkonfliktes (I)

Eine Zusammenstellung der historischen Ereignisse

Im Nahostkonflikt hat in letzter Zeit die Anwendung von Gewalt eine bisher noch nie gekannte Dimension angenommen. In Diskussionen darüber ist immer wieder zu erkennen, dass Schuldzuweisungen bzw. die Festlegung, wer der Gute und wer der Böse in diesem Konflikt ist, eher aus dem Bauch heraus getroffen werden und nicht auf der Kenntnis historischer Zusammenhänge beruhen. Der folgende Beitrag soll nicht polarisieren. Vielmehr werden Fakten aus der gemeinsamen Geschichte der beiden Konfliktparteien chronologisch geordnet präsentiert und unkommentiert aneinander gereiht.

3000 v. Chr.

Die Semiten setzen sich fest; sie sind wahrscheinlich aus dem heutigen Ägypten zugewandert.

2000 bis 1200 v. Chr.

Abraham und Sarah verlassen Babylonien.

Zeitalter der Nomaden, nur vereinzelte Gruppen sind sesshaft.

Joseph führt die Juden nach Ägypten, wo sie von den Pharaonen zum Frondienst gezwungen werden.

Erstmals wird der Name "Israel" in einer Inschrift des Pharaos Meremptah erwähnt (1220).

1200 v. Chr.

Die indogermanischen Philister errichten Siedlungen auf einem schmalen Küstenstreifen zwischen den heutigen Städten Gaza und Jaffa.

1200 bis 800 v. Chr.

Moses führt die Juden aus Ägypten, die einen Staat in Palästina errichten.

Regentschaft der Könige Saul, David und Salomo. Tempelbau in Jerusalem unter der Herrschaft von König Salomo.

Salomos Reich zerfällt in das Nordreich (Israel) und das kleinere Judah.

800 bis 537 v. Chr.

Israel wird von den Assyrern erobert, die Israeliten werden deportiert. Dies bedeutet das Ende der israelitischen Volksgruppe.

Judah wird von den Babyloniern erobert. Zerstörung Jerusalems durch König Nebukadnezar II. in den Jahren 587/586; große Teile der Bevölkerung werden verschleppt (Babylonische Gefangenschaft).

Rückkehr der nicht assimilierten Juden nach Palästina zur Zeit der persischen Herrschaft in Babylon.

Wiederaufbau des Tempels.

332 v. Chr.

Alexander der Große erobert und hellenisiert Palästina.

167 bis 142 v. Chr.

Der Jüdische Aufstand unter Matthias und seinen Söhnen Judas, Jonathan und Simon Makkabäus führt zu weitgehender Unabhängigkeit.

63 v. Chr.

Errichtung der Römischen Provinz "Palaestina" unter Pompeius, wobei der Name auf die Philister zurückgeht.

Ca. 30 v. Chr.

Neubau des Tempels in Jerusalem unter König Herodes.

7/6 v. Chr. bis ca. 30 n. Chr.

Jesus Christus wird in Bethlehem geboren, wirkt in der gesamten Provinz und erleidet in Jerusalem schließlich den Tod am Kreuz.

Beginn der Verbreitung der christlichen Religion.

66 bis 70 n. Chr.

Niederschlagung des jüdischen Zelotenaufstandes im Auftrag des römischen Kaisers Vespasian durch seinen Sohn Titus. (Zeloten: "Eiferer"; radikale Gruppierung, die für mehrere Aufstände verantwortlich zeichnete.) Beinahe vollständige Zerstörung des Tempels, übrig bleibt nur die "Klagemauer".

Zerstreuung der Juden über die ganze Welt ("Diaspora").

Kollektiver Selbstmord der letzten "aufständischen" Juden in der Bergfestung Masada.

132 bis 135 n. Chr.

Der letzte jüdische Aufstand unter Bar Kochba wird durch die Römer niedergeschlagen.

Den Juden ist das Betreten Jerusalems unter Androhung der Todesstrafe verboten.

Ab 324 n. Chr.

Palästina steht unter der Herrschaft der christlichen Kaiser von Byzanz.

7. Jh. n. Chr.

Mohammed begründet den Islam, die nachfolgenden Kalifen erobern ganz Arabien, Nordafrika und Spanien und dehnen ihr Reich bis an die Grenzen Indiens und Chinas aus.

691 bis 692 n. Ch.

Der omayadische Kalif Abdel Malik Ibn Marwan erbaut den Felsendom in Jerusalem über einem markanten Felsen.

Nach islamischer Überlieferung stieg von diesem heiligen Felsen Mohammed auf seinem geflügelten Ross Buraq in den Himmel auf. Diese Begebenheit ist im Koran als Mohammeds "Nachtreise" verankert.

Wenig später erbaut Maliks Nachfolger al-Walid die Al-Aqsa Moschee.

Im Laufe der Zeit wird der Tempelberg zum Heiligen Bezirk "Haram as Sharif" und Jerusalem zur drittheiligsten Stadt des Islam ("Al Quds"/Die Heilige) - nach Mekka und Medina.

Über viele Jahrhunderte leben die verbliebenen Juden ("Jis-huv") unter arabischer und später osmanischer Herrschaft (1517 bis 1918) friedlich mit Arabern in Palästina zusammen, welches nie ein eigener Staat war.

Ende des 19. Jahrhunderts

Verstärkter Zuzug von Juden nach Palästina, vor allem aus Osteuropa wegen der dort herrschenden Verfolgung (erste jüdische Pogrome in Russland seit 1881).

Ab 1896

Der österreichische Journalist Theodor Herzl schreibt das Buch "Der Judenstaat", inspiriert durch die Verfolgungen in Osteuropa und die Dreyfuss-Affäre in Frankreich. Herzl ist der Gründer des "Zionismus"; basierend auf der Idee des "Zurück nach Zion", dem "Verheißenen Land Eretz Israel" (Pessachgebet: "... nächstes Jahr in Jerusalem ..."). Ziel ist ein jüdischer Staat in Palästina.

Es herrscht die Vorstellung "Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land". Das Angebot der Überlassung eines Landstreifens in Uganda wird abgelehnt. Geldsammelaktionen bei reichen Juden, u. a. bei Lord Rothschild. Das Geld wird für Landkäufe in Palästina verwendet, wobei meist "gutes Geld für schlechtes Land" gezahlt wird.

Die "Jüdische Agentur" wird gegründet, die ersten drei Einwanderungswellen (Alijah) beginnen.

(Zionismus: Der Name bezieht sich auf König Davids "Berg Zion" in Jerusalem. Es ist die Bezeichnung für eine politische Nationalbewegung, die auf das historische "Recht" der Juden verweisen soll, in ihrem geschichtlichen Ursprungsland Palästina ihren Staat wieder zu errichten.) 1897

Der 1. Zionistische Weltkongress findet in Basel statt. Hier beschließen die Juden das Ziel des Zionismus: für das jüdische Volk "eine öffentlich-rechtlich gesicherte Heimstätte in Palästina" zu schaffen.

1909

Die Kibbuz-Bewegung wird von den ersten jüdischen Siedlern in Palästina gegründet.

1914 bis 1918

Im Ersten Weltkrieg sucht Großbritannien arabische Unterstützung gegen die Türken ("Lawrence von Arabien").

1915

"McMahon-Korrespondenz" des britischen Gouverneurs in Ägypten mit Scharif Hussein von Mekka. Sie wird von den Arabern als Versprechen einer arabischen Unabhängigkeit und Einheit ausgelegt - auch in Palästina.

1916

"Sykes-Picot-Abkommen" durch Großbritannien und Frankreich. Nach dem Ersten Weltkrieg soll Großbritannien die Kontrolle über Palästina, Transjordanien und den Irak, Frankreich über den Libanon and Syrien erhalten.

1917

Veröffentlichung der "Balfour-Deklaration" vom 2. November. Dabei handelt es sich um eine Sympathieerklärung durch den britischen Außenminister Arthur J. Balfour an Lord Rothschild.

(Die Balfour-Deklaration: "Die Regierung seiner Majestät fasst unter besonderer Bevorzugung die Schaffung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina ins Auge. Sie bemüht sich mit allen Kräften um die Erreichung dieses Zieles. Übereinkunft besteht darüber, dass nichts geschehen darf, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinden in Palästina beeinträchtigt. Nicht berührt werden sollen die Rechte und der politische Status der Juden in anderen Ländern".) 1920

Der Völkerbund gibt in seiner Konferenz in San Remo Großbritannien das Mandat über Palästina, Transjordanien und den Irak, Frankreich jenes über den Libanon und Syrien.

Großbritannien soll die Balfour-Deklaration umsetzen (Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina).

Großbritannien und Frankreich verwalten ihre Gebiete als de-facto-Kolonien.

Große Enttäuschung im gesamten arabischen Lager.

1920 bis 1939

Vorerst bleibt die Einwanderungsquote relativ niedrig. Erst in den Jahren 1932 bis 1935 steigt die Zahl der Einwanderungswilligen sprunghaft an.

Die Zusammenstöße mit der arabischen Bevölkerung mehren sich.

ab 1936

Ausrufung eines Generalstreiks der Araber, mit dem ein totaler Einwanderungsstop für Juden, ein Verbot des Landverkaufs an Juden und die Wahl einer palästinensischen Volksvertretung durchgesetzt werden soll. Der Streik geht zum Teil in einen bewaffneten Aufstand über.

Großmufti Hadsch Amin al Husseini ergreift Partei für Hitler-Deutschland.

Arabische Gruppierungen werden durch Deutschland bewaffnet.

1937

Die "Peel-Kommission" schlägt die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vor. Die Juden akzeptieren diesen Vorschlag widerstrebend, die Araber antworten darauf mit Gewalt.

1939

Vorlage eines Kompromissvorschlages, des so genannten "McDonald-Weißpapiers" mit folgendem Hauptpunkt:

Die jüdische Immigration soll für fünf Jahre auf 15 000 Personen pro Jahr limitiert, und danach nur mit arabischer Zustimmung weitergeführt werden.

Diesmal akzeptieren die Araber widerstrebend den Vorschlag, die Juden jedoch antworten darauf mit Gewalt.

1939 bis 1945

Während des Zweiten Weltkrieges fordert Großbritannien die Einhaltung des McDonald-Weißpapiers, kann aber illegalen jüdischen Zuzug nicht gänzlich unterbinden. Gewaltsame Zusammenstöße mit allen möglichen Gruppierungen stehen auf der Tagesordnung.

Militante jüdische Organisationen wie Hagana, Palmach, Irgun und Stern werden aktiv. (Die Führer von Irgun und Stern, Menachem Begin und Yitzhak Shamir, werden später Premierminister Israels. Menachem Begin erhält 1979 den Friedensnobelpreis, zusammen mit dem US-Präsidenten Jimmy Carter und dem ägyptischen Präsidenten Anwar as Sadat, für den Friedensschluss von "Camp David".) 1945

Ende des Zweiten Weltkrieges; die Vereinten Nationen werden gegründet.

1946

Einrichtung von Anhaltelagern durch die britische Regierung auf Zypern (Buch und Film "Exodus" von Leon Uris).

Die gewaltsamen Zusammenstöße gehen unvermindert weiter. So wird z. B. das King David-Hotel in Jerusalem, der Sitz der britischen Mandatsregierung, durch die Irgun gesprengt. Dabei werden 91 Briten getötet.

Großbritannien verliert die Kontrolle über das Protektorat und übergibt die Verantwortung für Palästina an die Vereinten Nationen.

1947

Beratung über Palästina vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen, die mit der Resolution 181 den Teilungsplan in einen jüdischen und einen palästinensischen Staat beschließt. Der Teilungsplan - ein "Fleckerlteppich" - sieht vor:

- 56 Prozent des Gebietes für den jüdischen Staat bei nur 31 Prozent Bevölkerungsanteil, hingegen für 69 Prozent Palästinenser nur 44 Prozent des Landes; - Jerusalem soll internationalisiert werden.

Die Resolution wird von der jüdischen Volksgruppe akzeptiert, von den Arabern jedoch strikt abgelehnt.

1947 bis Mai 1948

Die Spirale der Gewalt dreht sich weiter (Deir Yassin-Massaker durch die Irgun am 4. April 1948, bei dem über 100 Männer, Frauen und Kinder sterben).

760 000 Palästinenser befinden sich auf der Flucht, z. T. auf Aufforderung arabischer Staaten, die ihre Kriegsvorbereitungen gegen den jüdischen Staat intensivieren.

14. Mai 1948 bis März 1949

Großbritannien gibt sein Mandat über Palästina endgültig auf, daraufhin ruft David Ben Gurion den Staat Israel aus. Der aktuelle Teilungsplan wird nicht berücksichtigt.

Beginn des von Israel so genannten "Unabhängigkeitskrieges" gegen die angrenzenden arabischen Staaten, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Die Waffenstillstandslinien werden anerkannte Grenzen, welche durch UNTSO (United Nations Truce Supervision Organization) überwacht werden.

Jordanische Truppen, die so genannte "Arabische Legion", ausgebildet und geführt von britischen Offizieren (u. a. von General Sir John Glubb "Pascha"), annektieren Ost-Jerusalem und die Westbank; der Gaza-Streifen geht an Ägypten.

Etwa 760 000 Flüchtlinge dürfen nach dem Krieg nicht in ihre Heimatorte zurückkehren. Der schwedische UN-Vermittler, Graf Folke Bernadotte, der das Rückkehrrecht der Flüchtlinge und die Internationalisierung Jerusalems fordert, wird am 18. Juli 1948 durch jüdische Extremisten der Stern-Gruppe ermordet.

Die arabische Niederlage wird für die Palästinenser zu "Al-Nakhba" (Die Katastrophe) Oktober 1956

Ausbruch der "Suez-Krise" nach der Verstaatlichung des Suez-Kanals durch den ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser sowie der Schließung des Kanals für israelische Schiffe. Großbritannien und Frankreich, die Hauptaktionäre der Suez-Kanal-Gesellschaft, besetzen mit Luftlandetruppen die Kanalzone. Israel nimmt gleichzeitig beinahe die gesamte Halbinsel Sinai in Besitz. Eine Resolution der UN-Generalversammlung zwing die Aggressoren zum Abzug und bildet die Basis für die Gründung von UNEF I (United Nations Emergency Force) auf ägyptischem Gebiet.

1958

Der heutige Chef der Palästinenser, Yassir Arafat, gründet die Bewegung "Fatah" in Kuwait. Dies ist die Geburtsstunde der palästinensischen Identität und des palästinensischen Nationalismus; es beginnt der bewaffnete Kampf gegen Israel.

1964

Ahmed Shukeyri gründet in Kairo auf Betreiben Nassers die "Palestine Liberation Organization" (PLO) als Gegenpol zur Fatah.

ab Mai 1967

Wachsende Spannungen in der Region nach Kriegsdrohungen Ägyptens und Syriens gegen Israel. Nasser schließt die Meerenge der Straße von Tiran am Eingang zum Golf von Akaba. Für Israel ist dies der casus belli wegen der strategischen Bedeutung der Meerenge als "Ölhahn" zum einzigen israelischen Ölhafen Eilat.

Nasser fordert von UN-Generalsekretär U Thant ultimativ den Abzug von UNEF, worauf dieser den Abzug anordnet.

5. Juni 1967

Der "Sechs-Tage-Krieg" bricht nach einem Präventivschlag der israelischen Luftwaffe am frühen Morgen aus.

Die arabische Luftwaffe wird innerhalb von wenigen Stunden am Boden beinahe vollständig zerstört; es folgen schwere arabische Niederlagen in der Wüste Sinai und auf den Golan-Höhen. 300 000 weitere Flüchtlinge in der Region sind die Folge.

Israel besetzt die Halbinsel Sinai, den Gaza-Streifen, die Golan-Höhen, die West-Bank und Ost-Jerusalem; die UN-Resolution Nr. 242, sich aus allen "besetzten Gebieten" zurückzuziehen, wird von der israelischen Regierung abgelehnt. Die jüdische Siedlungspolitik in den "besetzten Gebieten" beginnt.

(wird fortgesetzt) ___________________________________ ___________________________________

Gründe für den Anspruch auf Palästina:

Araber: Mohammeds Eroberungen im 7. Jh. n. Chr. und Bevölkerungsmehrheit zum Ende des Ersten Weltkrieges (ca. 90 Prozent).

Juden: Ihre Eroberungen und die Staatsgründung im 12. Jh. v. Chr. sowie Bevölkerungsmehrheit über einen längeren Zeitraum als die Araber.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Brigadier i. R. Mag. phil. Fritz Liebhard, Jahrgang 1935. 1959 als Artillerieoffizier nach Baden ausgemustert. Nach einigen Jahren im Truppendienst Dolmetschstudium für Englisch an der Universität Wien; 1977 mit dem Aufbau eines Fremdspracheninstituts im Rahmen der Landesverteidigungsakademie betraut; Leitung dieses Instituts bis zur Pensionierung 1996. 1976 bis 1996 Organisator und Co-Direktor für das Vienna Seminar der International Peace Academy, New York. Kenner des Nahen Ostens als UNO-Beobachter bei UNTSO/Jerusalem im Jahr 1969 während des Abnützungskrieges entlang des Suezkanals. Seit 1996 freischaffender Lektor bei Ausbildungsvorhaben auf dem Gebiet der Friedenserhaltenden Operationen.

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