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Aerospace Physiological Officer

Ausbildung bei der deutschen Luftwaffe

Vier Wochen dauert die Ausbildung zum Aerospace Physiological Officer am Flugmedizinischen Institut der deutschen Luftwaffe. Sie dient der Weiterbildung im Bereich des Flugsicherheitsdienstes. Österreich entsendet bereits länger Piloten zum Training nach Deutschland - nun auch Offiziere des Flugsicherheitsdienstes.

Der Aerospace Physiological Officer (APO) ist das Bindeglied zwischen den eingesetzten Fliegerärzten von Luftstreitkräften und allen Piloten. Durch seine Implementierung soll die Zusammenarbeit der Fliegermedizin mit dem fliegenden Personal gefördert werden. Die Weiterbildung aller öster­rei­chi­schen Militärpiloten steht an erster Stelle. Dabei soll durch die Ausbildung von Piloten oder ehemaligen Piloten das vorhandene Fachwissen genutzt und das bereits vorhandene theoretische Wissen der Fliegerärzte um den erforderlichen Praxisbezug ergänzt werden.

Durch die umfangreichen Anforderungen und Belastungen, mit denen ein Militärpilot im Flugdienst konfrontiert wird, ist es notwendig, ihn bereits in der Ausbildung umfangreich vorzubereiten. Dazu wurde ein modulares Ausbil­dungsmodell erarbeitet, das die besonders kritischen Bereiche der räumlichen Desorientierung, des Sauer­stoffmangels in größeren Höhen und der erhöhten Gra­vi­ta­tionsbelastung (g-Belastung) im Kurvenflug behandelt. In diesem Ausbildungsmodell werden neben den Fliegerärzten eben­so die Fliegerpsychologen und eben der APO herangezogen, um sich theoretisch mit dieser Problemstellung auseinander zu setzen. Dieses Basiswissen dient als Voraussetzung, um im praktischen Training die gestellten Anforderungen bewältigen zu können.

Höhensimulationsanlage

Für die Sauerstoffmangel-De­mon­s­tration und die erhöhte g-Belastung im Kur­venflug wird die Ausbildung seit einigen Jahren im Fliegermedi­zi­nischen Institut in Königs­brück bei Dresden durchgeführt. Dort befinden sich eine für bis zu acht Personen zugelassene Höhensimulationsanlage (Unterdruckkammer) und eine der modernsten Humanzentrifugen Europas. Jeder öster­reichische Pilot muss sich alle fünf Jahre einer dem jeweiligen Flug­zeug­muster angepassten Ausbildung bzw. einem Training unterziehen. Neben der Betreuung durch deutsche und öster­reichische Fliegerärzte ist auch stets ein APO anwesend. Ins­besondere bei den fliegerischen Grund­lehr­gängen sind Vorbereitung und Betreuung der Probanden durch Piloten und APOs wünschenswert. Da­durch kann die klinische Situation in bedrohlich empfundenen Momenten entschärft und die Leistung der Flugschüler verbessert werden.

In der Höhenklimasimulation wird nach einem simulierten Steigflug auf 25 000 Fuß (zirka 8 000 Meter; 2/3 der Atmosphäre liegen dann hinter bzw. unter einem) unter Beobachtung der Sauerstoffsättigung des Blutes die Sauerstoffversorgung getrennt. So werden dem Probanden die individuellen Symptome bei Sauerstoffmangel demonstriert. Diese reichen von Verlust der Sehstärke, Euphorie, Wärmegefühl über Schwindel und leichtem Druck im Kopf bis hin zur Ohnmacht. Ein Flieger­arzt, der APO und zwei medizinisch technische Angestellte greifen aber rechtzeitig ein, um Schädigungen zu verhindern. Die ungewohnte Situation in Verbindung mit der Enge und Hitze des Raumes, den Erwartungen des Sauerstoffmangels und dem Wissen, was physiologisch passiert und passieren kann, erfordert eine gute Einschätzung der Lage durch den APO und eine gewisse Gelassenheit zur Entspannung der Situation.

Humanzentrifuge

In der Humanzentrifuge werden Bedingungen simuliert, wie sie im Kur­venflug mit modernen Kampfflugzeugen auftreten. Durch die Fliehkraft staut sich das Blut in den Beinen, so dass es zu Seheinschränkungen bis hin zum G-LOC (g-induced loss of con­sciousness - Ohnmacht) kommen kann. Um den Probanden an den Problembereich heranzuführen, kann die Belastung langsam gesteigert werden, bis zum Abschluss des Trainings, wo 7 g für 15 Sekunden gemäß NATO-STANAG-Profil auf den menschlichen Körper einwirken.

Derzeit befindet sich die Zentrifuge, die - ebenso wie die Höhenklimasimulationskammer - von einer öster­reichischen Firma gebaut wurde, im Umbau, um den Anforderungen der Eurofighter-Ausbildung gerecht zu werden. So wird die maximal mögliche Beschleunigung von derzeit 10 g auf 15 g erhöht, die Steigerung der Beschleunigung soll dann 10 g pro Sekunde betragen. Außerdem soll voraussichtlich ab Mitte 2004 ein aktives Profil (Verfolgerflug) zur Verfügung stehen, wobei ein in den Bildschirm der Gondel eingespieltes Flugzeug von außen durch einen Be­diener gesteuert wird. Damit können "Luftkämpfe" simuliert werden.

Das schwächste Glied wird immer mehr der Mensch, der mit herkömmlichen Anti-g-Anzügen mit etwa 9 g maximal belastet werden kann - und das bei größtem körperlichen Einsatz. Um diesen Grenzwert zu erhöhen, werden Anzüge getestet, die mit Flüssigkeit gefüllt sind und ein Ertragen von bis zu 12 g Belastung ermöglichen. Der Belastung der Halswirbelsäule bei einem Kopfgewicht von dann etwa 60 kg (das sind 5 kg bei einem g) kann dennoch nur gering entgegengewirkt werden.

Fazit

Die Ausbildung ist in ihrer Gesamtheit als positiv zu bewerten. Es ist von großem Wert, einen fliegerisch und medizinisch kompetenten Ansprech­partner in allen Belangen der Flugphysiologie (eben den APO) in der Einheit vor Ort zu haben. Bei auftretenden Problemen oder Unklarheiten kann in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Fliegerarzt noch schneller reagiert werden. Da in der Fliegerei jede Übung gleichzeitig Einsatz bedeutet, hilft die APO-Ausbildung, die Flugsicherheit zu erhöhen.


Autor: Oberleutnant Mag. (FH) Günter Käfer, Jahrgang 1975. Einjährig Freiwilliger 1993, Aufnahmeprüfung an der Theresianischen Militärakademie 1994; 1995 Ausbildung zum Einsatzpiloten auf Pilatus PC-7, danach Absolvierung der Militärakademie 1997 bis 2000. Ausbildung zum Fluglehrer in der Schweiz, 2001 Ausbildung zum Einsatzpiloten auf Saab 105Ö; derzeit Hauptlehroffizier, Fluglehrer und Flugsicherheitsbeauftragter an der Fliegerschule in Zeltweg.

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