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Militärische Führung 3

Seit Jänner 2013 wird der Forderung nach kürzerer Ausbildungszeit durch die geänderten Rahmenbedingungen im Österreichischen Bundesheer Rechnung getragen und an der Heeresunteroffiziersakademie ein neuer Lehrgang Militärische Führung 3 (MilFü3) angeboten. Die angehenden Stabsunteroffiziere werden durch das modulartige Ausbildungssystem auf zukünftige Herausforderungen noch besser vorbereitet.

Das Bundesheer hat seit vielen Jahrzehnten Offiziere und Unteroffiziere hervorgebracht, die umfassend gebildet sind und daher vielseitig verwendbar und flexibel eingesetzt werden können. Dies ist umso mehr in einem Umfeld mit geänderten Bedrohungsszenarien und unkalkulierbarer Eintrittswahrscheinlichkeit von Krisen und Konflikten erforderlich (s. Seite 41). Die Aufgaben haben sich grundsätzlich nicht geändert, sie sind nur vielfältiger geworden. Natürlich erfordert die Implementierung von moderner technischer Ausrüstung auch im militärischen Alltag eine gediegene Ausbildung, die länger statt kürzer wird. Das ÖBH wird sich auch hinkünftig auf umfassend ausgebildete Soldaten abstützen müssen. Unsere wichtigste Ressource ist der Mensch. Hier an der Ausbildung zu sparen, wäre ein falscher Weg. Dabei ist insbesondere an Einsätze, wie (sicherheitspolizeiliche) Assistenz im Inland, aber auch an Einsätze von nationalen Reserven im Ausland zu denken. Selbstschutzmaßnahmen von Versorgungskräften zählen ebenfalls hierzu. Diese Art von Einsätzen erfordert infanteristisch geschulte Kräfte, weniger schweres Gerät, wie Panzer oder Artillerie. Infanteristische Grundkenntnisse sind für jeden Soldaten erforderlich. In diesem Zusammenhang sei besonders auf die Planungsleitlinie des Generalstabes für den Zeitraum 2013 bis 2016 verwiesen, in der es heißt: "Alle Waffengattungen, Verbände und Einheiten sind sowohl in ihrer Waffengattung und als infanteristische Kraft für Schutzoperationen im Inland als auch Assistenzleistungen geeignet." Demnach kann es nur logisch sein, dass alle angehenden Stabsunteroffiziere sich der hiezu notwendigen Ausbildung auch zu unterziehen haben.

Grundsätzlich ist die Ausbildung zum Stabsunteroffizier (Grundausbildung für die Verwendungsgruppe MBUO1 - Militärberufsunteroffizier 1)in einen allgemeinen Teil an der Heeresunteroffiziersakademie sowie einer Fachausbildung an den jeweiligen Fach- und Waffenschulen (Lehrgang Führung Organisationselement 3) gegliedert. Diese Grundausbildung ist so angelegt, dass eine etwaige Umschulung in der Fachrichtung ohne großen Mehraufwand erfolgen kann.

Bisher (1. bis 8. MilFü3)

Die Ausbildung zum Stabsunteroffizier umfasste bis Jahresende 2012:

  • Einführungslehrgang (fünf Wochen, 25 Ausbildungstage);
  • Lehrgang Militärische Führung 3, MilFü3 (21 Wochen, 105 Ausbildungstage);
  • Lehrgang Führung Organisationselement 3 an der entsprechenden Waffen- und Fachschule (Dauer unterschiedlich und somit nicht vergleichbar).

Bevor wir die Beweggründe für die Kürzung der Ausbildung näher betrachten, müssen vorweg noch zwei Irrtümer beseitigt werden.

Der erste Irrtum betrifft die Behauptung, dass der angehende Stabsunteroffizier aller Waffengattungen am Modell des Jägerzuges und somit zum Kommandanten eines Jägerzuges ausgebildet wird. Es wird jedoch vielmehr am einfacheren Modell einer Alarmteileinheit die Führung eines infanteristischen Zuges ausgebildet und geübt. Bewaffnung und Ausrüstung sind auf das Notwendigste (stärkste Bewaffnung ist maximal ein Maschinengewehr) reduziert. Ziel ist es ja, als angehender Zugskommandant zu lernen, nicht den Soldaten der einzelnen Gruppen direkt Aufträge zu erteilen, sondern über Zwischenvorgesetzte zu führen! Die Einlagen und das Bedrohungsbild sind diesem Umstand angepasst. Der ausbildungsmethodische Grundsatz lautet: "Vom Einfachen zum Schweren, vom Teil zum Ganzen!" Ein zweiter Irrtum: Die so genannte Abschlussübung kann methodisch nicht der Anwendungsstufe entsprechen, sondern immer nur der Anlernstufe. Für einzelne Lehrgangsteilnehmer ist das die Festigungsstufe. Die Anwendung des Erlernten kann frühestens bei der Truppe im jeweiligen Organisationselement (Kampfgemeinschaft) erfolgen!

Geänderte Rahmenbedingungen

Folgende Überlegungen beziehungsweise Evaluierungsergebnisse haben zu einem Änderungsbedarf beim MilFü3 geführt:

  • Vermeidung von Doppelausbildungen in der gesamten Laufbahnausbildung;
  • verstärkte Bedarfsorientierung bei der Beschickung von Lehrgängen;
  • generelle Straffung der Grundausbildung (Verlagerung von der allgemeinen zu einer fachspezifischen Ausbildung);
  • Reduktion des Ausbildungsangebotes insgesamt;
  • Schaffung einer früheren Verfügbarkeit des Personals bei der Truppe bzw. beim jeweiligen Bedarfsträger durch Straffung der Ausbildung;
  • Grundsatzüberlegungen über Zweitrollenfunktion zur unmittelbaren Erfüllung von Inlandsaufgaben im Schutz;
  • Schärfung der Ausbildung im Sinne der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit;
  • Reduzierung der Ausbildungszeit durch Implementierung der Fernlehre.

Bewährtes beibehalten

Im Sinne des vernetzten Denkens wird am MilFü3 im Einsatzteil/Führungsblock eine Rahmenlage ausgegeben, die als Grundlage aller weiteren Überlegungen und Handlungen dient. Sie ist das Basismaterial für die Stabsdienstausbildung sowie der Hintergrund für die Ausbildungsmethodik und die Führungsausbildung. Die Methodik wird anhand einer Kaderfortbildung und fiktiven Einsatzvorbereitung vermittelt. Aufgrund der zu erwartenden Bedrohungen und Aufgaben (Rahmenlage) werden durch die Lehrgangsteilnehmer erforderliche Techniken abgeleitet und ausgebildet. Die Ausbildungsmethodik ist hier Mittel zum Zweck. So werden am Modell die analytische Vorgehensweise aufgezeigt und der angehende Zugskommandant bzw. Fachunteroffizier als Ausbildungsleiter eingesetzt. Nach wie vor ist die Ausbildung auslandseinsatzorientierter Themen (Peace Support Operations - PSO) vorgesehen. Wo es möglich ist, wird auf die vermittelten Inhalte der Unteroffiziersausbildung (Noncommissioned Officer - NCO-PSO-Basiskurs) und individuellen Einsatzerfahrungen der Lehrgangsteilnehmer Rücksicht genommen. Ausbildungsziel beim MilFü3 sind die Ebene des Zugs- und Halbzugskommandanten bzw. des allgemeinen Fachunteroffiziers im Auslandseinsatz (Stabilisierungsoperation), entsprechend einem [Junior] Staff NCO Course für Peace Support Operations ([J]SNCO-PSO). Jedoch haben immer noch 20 bis 30 Prozent der Teilnehmer keinen Auslandseinsatz absolviert. Somit dient diese Ausbildung neben der Vermittlung von erweiterten PSO-Grundlagen auch der Reduzierung der Angst vor dem Unbekannten.

Trotz anfänglicher Diskussionen wird am Modul Stabsdienst festgehalten. Ganz nach dem Grundsatz beim Führungsverfahren "Zwei Führungsebenen über der eigenen mitdenken, zwei Führungsebenen unter der eigenen beurteilen und eine darunter befehlen" ist als (angehender) Zugskommandant das Verständnis für die Ebene kleiner Verband und somit der Stabsdienst erforderlich. Viele positive Rückmeldungen ehemaliger Lehrgangsteilnehmer zeigen diese Notwendigkeit auf. Erst das Wissen um diese Zusammenhänge und die Bedeutung der einzelnen Ebenen und deren Zusammenwirken ermöglicht die bestmögliche und effektive Erfüllung des eigenen Auftrages im Sinne der Sache und des Vorgesetzten. Hierzu werden die Grundlagen des Stabsdienstes zum besseren Verständnis vermittelt. Andere Module wie Heereskunde erleichtern das Erkennen der Zusammenhänge und vertiefen die Lehrinhalte. Unter Einbindung der Lehrgangsteilnehmer werden in Präsentationen das Leistungsspektrum der Truppengattungen sowie der Kampf der verbundenen Waffen bzw. der Einsatz der verbundenen Kräfte dargestellt.

IT-Ausbildung

Die HUAk bietet den Lehrgangsteilnehmern den Erwerb des Europäischen Computerführerscheines an (ECDL - European Computer Driving Licence), der aus den in der nebenstehenden Tabelle aufgelisteten Modulen besteht (50 Prozent sind im Selbststudium zu erarbeiten):

Die Module 1, 2, 3, 4 und 6 werden unterrichtet und geprüft (Normverfahren übers Internet), wobei die Module 2, 3 und 6 dienstrechtlich relevant sind (Wiederholungsprüfung, wenn negativ), die Prüfungsteilnahme am Modul 1 und 4 ist verpflichtend. Für den Erwerb des ECDL ist die positive Absolvierung der genannten fünf Module sowie von zwei weiteren erforderlich. Im ersten Entwurf für den neuen MilFü3 ist die IT-Ausbildung erst im Führungsblock vorgesehen. Für die Erstellung von Unterrichten und sonstigen Unterlagen durch die Lehrgangsteilnehmer sind aber PC-Kenntnisse bereits am Beginn der Ausbildung unerlässlich. Es ist angedacht, die IT-Ausbildung ab 2014 (respektive ab dem 12. MilFü3) nach bewährter Weise alternierend mit der Fremdsprachenausbildung inklusive Prüfung abzuhalten. Die Englisch-Kurzausbildung (nur Military English) wird ebenfalls im Wechsel mit der IT-Ausbildung durchgeführt. Die Dauer dieser verkürzten Englisch/IT-Ausbildung wird zukünftig wiederum insgesamt zehn Ausbildungstage (inklusive Gender Mainstreaming) betragen.

Zulassungsprüfung

Wie bisher wird die Zulassungsprüfung am Tag vor dem eigentlichen Lehrgangsbeginn durchgeführt und beinhaltet für alle Aspiranten die Leistungsprüfung Allgemeine Kondition (Liegestütz und 2 400-Meter-Lauf mit Alterslimit) sowie mit Ausnahme von Militärpiloten und Luftfahrzeugtechnikern einen Multiple Choice-Test "Führen und Aufgaben im Einsatz". Die Lehrgangsplätze werden nach Reihung der erreichten Punkteanzahl und Priorität gemäß Vorgaben der Dienstbehörde vergeben. Wer für den unmittelbar folgenden Lehrgang keinen Platz erhält, für den gilt die positive Zulassungsprüfung auch für die weiteren zwei nachfolgenden Lehrgänge. Darüber hinaus müssen alle Anwärter zumindest die Englischkenntnisse der Leistungsstufe "in B" (nach NATO-STANAG 6001: 1+/1+/1+/1) nachweisen können. Wer zu Beginn bereits eine höhere Einstufung, also zumindest Abschlusserfordernis "B" (2/2/2/1+ nach NATO-STANAG) nachweisen kann, hat aus Einsparungsgründen nur mehr die Block-Ausbildung "Military English" (30 Unterrichtseinheiten - UE) zu absolvieren. Danach wird die Dienstzuteilung bis zum nächsten erforderlichen Ausbildungsschritt unterbrochen. Alle anderen haben die gesamte Englischausbildung (165 UE inklusive Dienstrechtsprüfung, ungefähr vier Wochen) zu absolvieren.

Neu ab 2013 (erstmals ab 9. MilFü3)

Die rechtlichen Grundlagen, wie

  • die Verordnung des BMLVS über die Grundausbildung für die Verwendungsgruppe MBUO1 (Grundausbildungsverordnung MBUO1),
  • die darauf basierende Durchführungsbestimmungen für die Stabsunteroffiziersausbildung (DBStbUO 2013; durch BMLVS) sowie
  • das Curriculum für die Stabsunteroffiziersausbildung (MilFü3; verfügt durch BMLVS),

sind die Basisdokumente für die Feinziele, die Jahresplanung, den Lehrplan und die Dienstplangestaltung. Das Ausbildungsziel für den Stabsunteroffizier wird somit gemäß Curriculum wie folgt festgesetzt:

Der Absolvent des MilFü3 besitzt die grundsätzliche Fähigkeit zur waffengattungs- und funktionsunabhängigen Führung und Ausbildung einer Teileinheit in den Verfahren zur Sicherstellung des Gefechtes anhand von Standardsituationen. Darüber hinaus ist er zur qualifizierten Stabsarbeit und zum allgemeinen Berufsvollzug als Stabsunteroffizier im Kleinen Verband im Frieden und im Einsatz befähigt […] (Anmerkung: Verfahren zur Sicherstellung des Gefechtes sind z. B. Aufklärung, Erkundung, Sicherung, Marsch, Bewachung, Überwachung).

Um dem oben angeführten Änderungsbedarf nachzukommen, wurden die Einführungslehrgänge im zweiten Halbjahr 2012 nicht mehr durchgeführt, da diese Inhalte ab 2013 im MilFü3 integriert angeboten werden. Jenen Anwärtern, die bereits Einführungslehrgänge absolviert haben, werden diese Inhalte angerechnet. Die Dienstzuteilung zum MilFü3 wird für diesen Zeitraum unterbrochen. DIn der Aufstellung nicht berücksichtigt sind die Zulassungsprüfung mit einem Tag und das Abschlussseminar in der Dauer von zwei Tagen, inklusive dem Festakt.

Aus methodischen und organisatorischen Gründen wird hinkünftig der MilFü3 in Modulform angeboten, um Doppelausbildungen zu vermeiden und die Teilnahme zeitlich präziser zu ermöglichen (z. B. wird bei bereits absolviertem Einführungslehrgang die Dienstzuteilung des Lehrgangsteilnehmers für den Zeitraum der Vermittlung jener Inhalte unterbrochen).

Da ab 2013 der MilFü3 insgesamt nur mehr ca. 19 Wochen dauert, kann er, über das Kalenderjahr gesehen, insgesamt dreimal angeboten werden. Nebenstehende Tabelle zeigt dies prinzipiell auf, als Klassenstärke sind jeweils 28 Lehrgangsteilnehmer anzunehmen.

Personalstruktur

Aufgrund der überlappenden Lehrgänge (siehe Jahresplanung 2013) mit teilweise bis zu sechs Klassen (!) gleichzeitig wird das Lehrpersonal flexibel eingesetzt. Das jeweilige Schwergewicht liegt im Führungsblock. Ergänzt wird das institutseigene Lehrpersonal durch Personal des Institutes 3 (Lehrstab Körperausbildung, Politische Bildung, Pädagogik etc.) sowie darüber hinaus durch Gastlehrer (Englisch und Rechtskunde).

Nachstehend wird auf einige der oben angeführten Änderungen und deren mögliche Auswirkungen näher eingegangen.

Körperliche Leistungsfähigkeit der Lehrgangsteilnehmer

Als gravierende Einsparungsmaßnahme ist die ersatzlose Streichung der Ausbildung zum staatlich anerkannten Lehrwart für allgemeine Kondition zu sehen. Somit wird im ÖBH diese Ausbildung in keinem Laufbahnkurs mehr angeboten, sondern ab 2013 nur mehr über das Heeressportzentrum in Kooperation mit den Bundessportakademien (geplant ist es, drei Lehrwartekurse und einen Trainerkurs jährlich anzubieten). Die Herausforderung besteht nunmehr, dem Lehrgangsteilnehmer zunächst die fehlenden Grundlagen für ein effektives und effizientes Eigentraining zu vermitteln. (Anmerkung: Die Ausbildungsinhalte des "Übungsleiters Körperausbildung" der Ebene Gruppe, die am MilFü2 in der Ausbildung zum Unteroffizier vermittelt werden, sind diesbezüglich als nicht ausreichend einzustufen.) Für viele Stabsunteroffiziere fehlt darüber hinaus auch das Basiswissen für ihre zukünftige Verwendung als Leitende bei der Körperausbildung im Zugsrahmen. Denn "der Leitende muss die vorgesehenen Übungen nicht nur selbst genau kennen, sondern auch in der Lage sein, die Trainingseinheit nach methodisch richtigen Gesichtspunkten (…) vorzubereiten, zu leiten und nachzubereiten." (DVBH Körperausbildung, Teil I, S. 25). Die HUAk versucht diesem Umstand Rechnung zu tragen und hinkünftig beim MilFü3 ein Minimum an methodischen und inhaltlichen Grundlagen der Trainingslehre in den verbleibenden 76 Unterrichtseinheiten Körperausbildung neben der tatsächlichen körperlichen Betätigung zu vermitteln.

Die 76 Unterrichtseinheiten der Körperausbildung bedeuten im Schnitt nur mehr zwei Sportstunden pro Woche (denn zwei Unterrichtseinheiten entsprechen 60 Minuten Sport und 30 Minuten für Vorbereitung/Nachbereitung). Ein Großteil dieser Unterrichtseinheiten wird aber für die Vermittlung der notwendigen Trainingsgrundlagen erforderlich sein. Da eine Erhaltung der körperlichen Fitness über einen längeren Zeitraum erst bei durchschnittlich mindestens drei Stunden Sport/Woche möglich ist, ist die Erhaltung bzw. Steigerung der Leistungsfähigkeit nur bei entsprechender Wahrnehmung der Eigenverantwortung durch die Lehrgangsteilnehmer möglich.

Die Dienstrechtsprüfung im Modul Körperausbildung besteht aus folgenden Elementen:

  • 2 400-Meter-Lauf (ohne Liegestütz!), um zumindest 30 Sekunden schneller als das entsprechende Alterslimit; wer bereits diese Leistung bei der Zulassungsprüfung erbracht hat, dem wird dies angerechnet;
  • Hindernislauf (nicht für Militärpiloten und Luftfahrzeugtechniker): Die Hindernisbahn (500 Meter, 20 genormte Hindernisse) in einem Zug unter sechs Minuten (Frauen unter 6:30 Minuten);
  • Frauen: Verwendung eines Hilfssockels an den Hindernissen 10 (Irischer Tisch), 15 (Grube) und 17 (Hohe Mauer) sowie Auslassen der Hindernisse 1 (Seilleiter), 8 (Schräge Mauer), 12 (Balkenstiege) und 16 (Leiter);
  • Männer ab Altersklasse 40: Auslassen der Hindernisse 1, 8, 12 und 16.

Immer wieder taucht die Frage über den Umfang der Ausbildung im Modul Rechtskunde auf. In der Ausbildung von Bediensteten des Bundes müssen insbesondere die rechtlichen Inhalte vergleichbar und anrechenbar sein, um einen eventuellen Umstieg in eine andere Personengruppe (z. B. von Militärperson auf Zivilbediensteten), dies auch ressortübergreifend, möglich zu machen. Trotzdem bleibt die Frage offen, ob dieser Umfang nicht erst im Anlassfall vermittelt werden sollte. Auch die Variante über Fernlehre ist hier nicht auszuschließen. Dieser Umstand würde den Lehrgang auf einen Schlag um bis zu zwei Wochen kürzen.

Dienstprüfung

Die Prüfungsfächer der Dienstprüfung sind in der Tabelle (siehe Heft Seite 44 unten) aufgelistet (Die Ausnahmen für Militärmusiker wurden gestrichen und sind daher nicht mehr berücksichtigt):

Die Ausnahmeregelungen für Militärpiloten und Luftfahrzeugtechniker betreffen nicht nur die Prüfungen, sondern überhaupt die Teilnahme am Führungsblock. So muss im Extremfall ein Anwärter nach bestandener Zulassungsprüfung und entsprechender Englischqualifikation für nur noch fünf Tage anwesend sein, wenn er z. B. einen der letzten Einführungslehrgänge absolviert hat. Es fehlen ihm dann nur noch die Lehrveranstaltungen Military English und Gender Mainstreaming. Er muss allerdings die Prüfungen Körperausbildung ( 2 400-Meter-Lauf 30 Sekunden schneller als das Alterslimit, keine Liegestütze) ablegen, sofern diese Limits nicht schon bereits bei der Zulassungsprüfung erbracht wurden.

Auswirkungen und Tendenzen

Die Konzentration auf Ausbildungsabschnitte und Lehrveranstaltungen in Modulform ermöglicht nicht nur die zielgerichtete, sondern auch eine einfachere Kooperation mit Teilnehmern von Streitkräften anderer Nationen. So war bisher im ersten Halbjahr jeweils ein Gasthörer der Schweizer Armee seit dem Jahr 2002 am MilFü3 bzw. vormals Stabsunteroffizierslehrgang vertreten sowie auch vereinzelt Gasthörer aus Ungarn und Kroatien. Diese Kooperationen sollten auch in Zukunft fortgesetzt werden. Hierzu bietet sich vor allem die Teilnahme am Führungsblock an. Die gute Zusammenarbeit im Bereich der Stabsdienstausbildung, die seit dem Jahre 2007 mit der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover läuft, zählt hier ebenfalls dazu.

Die Implementierung der Fernlehre mit all ihren Möglichkeiten (Foren, Virtuelle Klassenzimmer etc.) wird Wirklichkeit: Das Lehrpersonal wird zu Teletutoren ausgebildet, die notwendige IKT-Ausrüstung ist in Beschaffung, und die erforderlichen rechtlichen Rahmenbedingungen (in Fragen der Dienstrechtsprüfung, Datenschutz etc.) sind in Bearbeitung. Jedenfalls ist vorgesehen, dass zehn Probanden des 10. MilFü3 nach entsprechender Unterweisung über den Sommer 2013 in noch näher zu definierenden Lehrveranstaltungen über Fernlehre geschult werden. (Anmerkung: Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses im November 2012 waren noch die wesentlichen Grundlagen bzw. Eckdaten des BMLVS ausständig. Daher ist eine Verschiebung des Startzeitpunktes dieses Pilotprojektes auf einen späteren Zeitpunkt möglich.) Grundsätzlich sind in Zukunft alle Themen, die hauptsächlich reine Lerninhalte als Grundvoraussetzung enthalten, für die Fernlehre als geeignet zu beurteilen und fernlehretauglich herzustellen. Hierzu zählen insbesondere Grundunterrichte der Module "Führen und Aufgaben im Einsatz" und Stabsdienst, aber auch Rechtskunde, Politische Bildung, Englisch, Heereskunde, Ausbildungsmethodik, Psychologie etc.

Ausnahmeregelungen bei der Teilnahme am Lehrgang sind immer bedenklich. Trotzdem ist hier die Grundsatzfrage zu stellen: Muss jeder Unteroffizier, der einen höherwertigen Arbeitsplatz anstrebt, die Ausbildung zum Stabsunteroffizier absolvieren? Solange dies im Beamtentum mit der Bewertung eines bestimmten Arbeitsplatzes gekoppelt ist, muss die Frage eigentlich mit Ja beantwortet werden, oder diesen Personen sind Sonderverträge zu geben. Die Überlegungen zu den Anforderungen an alle Soldaten wurden dem Artikel eingangs vorangestellt.

Unbestritten bleibt trotz aller Kürzungen und Änderungen der Umstand, dass der angehende Stabsunteroffizier nicht nur reiner "Befehlsempfänger" im Sinne der Befehlstaktik sein darf, sondern vielmehr ein vernetztes Denken und Handeln im Sinne der vorgesetzten Dienststellen und Kommandanten gefordert ist. Die Fähigkeit, kausale Zusammenhänge sowie deren Auswirkungen erkennen zu können, kennzeichnen den Soldaten der Zukunft. Ziel des MilFü3 ist es auch, Hilfe zur Selbsthilfe zu vermitteln. So steht aufgrund eines erhaltenen Auftrages die Frage im Vordergrund: Wo finde ich entsprechende Informationen, die meine Auftragserfüllung ermöglichen, und wie verarbeite ich diese (richtiges Lesen von Vorschriften, Analysieren unterschiedlicher Grundinformationen, Vergleiche anstellen, Beurteilungen [Führungsverfahren] durchführen etc.)?

Notwendige Änderungen und Anpassungen sollen somit alleine diesem Zweck dienen, um auch in der Zukunft, nach Abschluss der Ausbildung zum Stabsunteroffizier, bei der feierlichen Verabschiedung an der HUAk und der "Übergabe an die Truppe" wieder sagen zu können:"(…) zeitgemäß und zukunftsorientiert ausgebildet!"


Autor: Oberstleutnant Bernhard Schulyok, Jahrgang 1967. Nach der Ausmusterung an der Theresianischen Militärakademie 1992 "Jahrgang Novara" Verwendungen als Zugskommandant und Ausbildungsoffizier beim Landwehrstammregiment 21 in Wien. Lehrgruppenoffizier an der Militärakademie 1993/94; 1995 bis Ende 1999 Kommandant der 1. Jägerkompanie des Jägerregimentes Wien. Seit Jänner 2000 an der Heeresunteroffiziersakademie, Kommandant Lehrstab & Hauptlehroffizier (verantwortlich für die Durchführung des "Lehrgangs Militärische Führung 3", vormals "Stabesunteroffizierslehrgang"), derzeit Teilnehmer des 3. FH-Masterstudienganges Militärische Führung an der LVAk. Auslandsverwendung als S2 bei AUCON11/KFOR. Milizfunktion: stellvertretender Kommandant des Jägerbataillons Wien 2.

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