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Verwundete im Auslandseinsatz - Verleihungszahlen zur Verwundetenmedaille der Republik Österreich

Seit 1960 nimmt die Republik Österreich mit Soldaten des Bundesheeres und seit 1964 mit Beamten der Exekutive an internationalen Friedenseinsätzen teil. Die Anzahl der im Auslandseinsatz Verstorbenen im Verhältnis zur Zahl der eingesetzten Personen, ist glücklicherweise gering. Eine Gesamtzahl der im Einsatz Verwundeten wurde bisher aber noch nie genannt. Die Auszeichnung mit der Verwundetenmedaille, die neben der Militäranerkennungsmedaille die zweithöchste Auszeichnung des BMLVS darstellt, strebt jedoch keiner an.

Die ersten im Auslandseinsatz verwundeten Soldaten des Bundesheeres gab es anlässlich eines Terroranschlages in Athen am 5. August 1973, den ersten verwundeten Soldaten im Einsatzraum am 3. Jänner 1974 in Ägypten. Erstmalig wurden im Auslandseinsatz stehende Exekutivbeamte am 8. Juli 1992 im Irak verwundet.

Die Anzahl der verwundeten Personen verbunden mit einer Aufschlüsselung nach Einsatzraum und Art der Verwundung ist nicht nur für den Militärhistoriker interessant. In diesem Zusammenhang erheben sich jedoch zwei Fragen, die beantwortet werden sollten:

Was gilt nicht als Verwundung?

Die Republik Österreich hat für seine im Auslandseinsatz verwundeten Soldaten und Exekutivbeamten bereits im Jahre 1975 eine tragbare Auszeichnung geschaffen. Durch die erfolgten Verleihungen kann man dadurch die Zahl der Verwundeten im Auslandseinsatz ermitteln. Kleinere Verletzungen, die eine Verleihung der Medaille ausschließen, bleiben dabei unberücksichtigt. Dennoch waren die Nachforschungen zur Frage von Verleihungen der Verwundetenmedaille der Republik Österreich an Soldaten und Exekutivbeamte umfangreich und zeitintensiv.

Wie kann man diese sensible Frage mit öffentlich zugänglichem Material recherchieren?

Bei der Beantwortung dieser Frage stellten Tageszeitungen, vereinzelt auch Truppenzeitungen und das Internet eine einzigartige Hilfe dar. In diesen Medien wurde fast immer der genaue Vorfall mit Namensnennung geschildert. Auch Erzählungen und Berichte von Zeitzeugen waren eine große Hilfe. Von einer Namensnennung der verwundeten Soldaten und Exekutivbeamten wird in diesem Beitrag Abstand genommen. (Die vollständige Namensliste der Träger der Verwundetenmedaille, basierend auf Angaben aus öffentlichen Zeitungen wurde erstmalig durch den Autor publiziert: Peter Steiner: Die Verwundetenmedaille der Republik Österreich. In: Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Ordenskunde. Nr. 95, August 2014, S. 22-29.) Zumindest einem Soldaten wurde die Verwundetenmedaille nicht verliehen. Anlässlich eines Terroranschlages 1973 in Athen, noch vor dem Stiftungsdatum der Verwundetenmedaille, wurden zwei Soldaten gleichzeitig verwundet. Der leichter verwundete Soldat erhielt mehr als zwei Jahre später die Medaille, der schwerer verwundete nicht. Der ausgezeichnete Soldat befand sich zur Zeit der Einführung der Medaille neuerlich im Auslandseinsatz auf den Golan-Höhen. Er wurde von seinem Kommando zur Verleihung eingegeben. Vermutlich befand sich sein damals mit ihm verwundeter Kamerad zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in einem aktiven Dienstverhältnis im Bundesheer, weshalb auf ihn schlichtweg vergessen wurde. Da dieser die Verwundetenmedaille nicht erhalten hat, ist er bei der folgenden tabellarischen Aufzählung nicht berücksichtigt.

Die historische Entwicklung der Verwundetenmedaille

Mit der Verwundetenmedaille sollten Militärpersonen aller Ränge ausgezeichnet werden, die unter Feindeinwirkung verwundet worden sind. Die Verwundetenmedaille selbst wurde von Kaiser Karl I. bereits am 17. August 1917 gestiftet, die Statuten wurden aber erst am 22. Juni 1918 verlautbart. Daher ist an der Rückseite der Medaille die Jahreszahl 1918 ersichtlich. Mit den Verleihungen wurde sofort nach der Verlautbarung begonnen, viele Medaillen wurden aber erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch der Monarchie zuerkannt. Zahlreiche anspruchsberechtigte Soldaten, vorrangig die in den neuen Nachfolgestaaten der Donaumonarchie beheimateten, erhielten aufgrund der geänderten politischen Verhältnisse diese Medaille nie verliehen.

Die Verwundetenmedaille gab es nur in einer Stufe, und die Anzahl der Verwundungen wurde durch die entsprechende Anzahl blutroter Mittelstreifen am Bande dargestellt (z. B. zwei Verwundungen mit zwei Streifen; ab fünf oder mehr Verwundungen fünf Streifen).

Schwerst verwundete Kriegsversehrte erhielten, ohne Rücksicht auf die Gesamtanzahl ihrer Verwundungen, die Medaille ohne Mittelstreifen am Bande verliehen. Selbst im feindlichen Ausland wurde die Stiftung der Verwundetenmedaille positiv vermerkt. So soll sich der damalige französische Ministerpräsident Georges Benjamin Clemenceau anerkennend über diese mustergültige und nachahmenswerte österreichische Auffassung betreffend Kriegsdekorationen geäußert haben. Gleichwohl gehe es nicht an, meinte er, jetzt diesem Beispiel zu folgen. Erst 1920 kam es auch in Frankreich zur Stiftung und Verleihung einer Verwundetenmedaille. (Siehe dazu auch TD-Heft 3/2003, S. 282ff.)

Die Verwundetenmedaille der Republik Österreich

Bei dieser Auszeichnung handelt es sich um die seltenste und eine der unbekanntesten Auszeichnungen der Zweiten Republik. Die Auszeichnung einer Person mit der Verwundetenmedaille setzt eine Verwundung im Einsatz voraus. Unbestritten mag daher sein, dass die Verleihung dieser Medaille sicher niemand anstrebt. Umgekehrt ist aber damit eine sichtbare Würdigung derjenigen möglich, die in ihrem Einsatz für Österreich körperlichen Schaden erlitten haben. Eine Anerkennung, die zwar nicht die Verletzung heilen kann, jedoch ein Zeichen der Wertschätzung darstellt. Als ein Vorbild dieser Auszeichnung ist die Verwundetenmedaille der k.u.k. Armee aus dem Jahre 1918 eindeutig erkennbar.

Die Verwundetenmedaille wurde mit Bundesgesetz vom 11. Juni 1975, Bundesgesetzblatt (BGBl.) 371/1975 gestiftet. Sie wird gemäß einer Verordnung der Bundesminister für Landesverteidigung vom 11. Juli 1975, BGBl. 406/1975 und für Inneres vom 21. Oktober 1975, BGBl. 552/1975 in zwei Klassen (1. Klasse - golden, 2. Klasse - silbern) und in zwei unterschiedlichen Ausführungen an Soldaten des Bundesheeres und an Angehörige der Exekutive verliehen (siehe Auszug aus dem BGBl., S. 508).

Nach dem Text dieser Verordnung hat das Medaillenband bei der erstmaligen Verleihung einen farbigen Mittelstreifen. In Abweichung dazu wurden alle bisher verliehenen Medaillen an einem Band ohne Mittelstreifen ausgegeben. Da bisher keine Medaille wiederholt verliehen wurde, scheint dieser Fehler bisher nicht aufgefallen zu sein.

Die beiden unterschiedlichen Medaillen des Bundesheeres (verliehen durch das BMLV, später BMLVS) und der Exekutive (verliehen durch das BM.I) sind auf der Vorderseite unterschiedlich gestaltet. Die Medaille für Soldaten des Bundesheeres hat an der Vorderseite die Aufschrift "Dem verwundeten Soldaten", die Medaille für Beamte der Exekutive "Im Dienste verletzt".

Während das BMLV die Medaillen unmittelbar nach der Stiftung beschaffte, tat dies das BM.I erst 1995. Deshalb wurden die ersten im Dienst verwundeten Exekutivbeamten notwendigerweise mit der Verwundetenmedaille des BMLV ausgezeichnet. Eine Beteilung mit der richtigen Medaille erfolgte nach deren verspäteter Anschaffung. Bisher gelangte diese Medaille nur für Auslandseinsätze zur Verleihung. Durch eine Novellierung des Verwundetenmedaillengesetzes im Jahre 2013 können nun Exekutivbeamte für Verwundungen im Inland mit einer anderen Verwundetenmedaille ausgezeichnet werden. Ergänzend dazu wurden noch zwei weitere Auszeichnungen für Exekutivbeamte gestiftet. (siehe dazu http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_OeffentlicheSicherheit/2014/03_04/files/Abzeichen.pdf) Der Anlass für die bis dato letzten beiden Verleihungen der Verwundetenmedaille an Soldaten des Bundesheeres ist noch vielen in Erinnerung. Eine große Anzahl von unbewaffneten österreichischen UNO-Soldaten befand sich in einem Autobus auf dem Weg zum Flughafen von Damaskus, um den Rückflug in die Heimat anzutreten. Dieser Autobus wurde kurz vor dem Ziel beschossen, wodurch insgesamt vier Soldaten verwundet wurden. Zwei erlitten eine Schussverletzung und wurden in ein Militärspital nach Israel verbracht. Weitere zwei wurden nur durch Glassplitter leicht verletzt, konnten ambulant behandelt werden und den geplanten Heimflug antreten. Nur die beiden ins Spital eingelieferten Soldaten erhielten die Verwundetenmedaille 2. Klasse. Dieser Aufsehen erregende Zwischenfall läutete den Abzug des österreichischen Kontingentes aus Syrien im Juli 2013 ein.

Bei diesen beiden Tabellen muss darauf hingewiesen werden, dass die bei UNFICYP angeführte Verwundung durch Handgranate tatsächlich durch einen Anschlag auf dem griechischen Festland in Athen stattfand. Der verwundete Soldat war Angehöriger von UNFICYP, seine Verwundetenmedaille 2. Klasse wird daher dort mitgezählt.

(Die Namen aller im Auslandseinsatz verwundeten Soldaten, die mit einer Verwundetenmedaille ausgezeichnet wurden, können in der Ausgabe von The Austrian Peacekeeper, Heft 5/2014, S. 17-19 nachgeschlagen werden.)

Die Verwundetenmedaille in anderen Staaten

Eine eigene Auszeichnung für verwundete Soldaten ist international selten anzutreffen. Österreich und Deutschland waren die ersten Staaten, die für ihre verwundeten Soldaten eine eigene Auszeichnung gestiftet und auch verliehen haben. Nach dem österreichischen Kaiser Karl I. stiftete 1918 der verbündete deutsche Kaiser Wilhelm II. für das Deutsche Kaiserreich das dreistufige Verwundetenabzeichen. Dieses wurde für die Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg und in weiterer Folge für den Zweiten Weltkrieg erneuert. Das Verwundetenabzeichen (3 Stufen) ist die einzige deutsche Auszeichnung des Zweiten Weltkrieges, die nach dem deutschen Ordensgesetz von 1957 bis heute nachverliehen werden kann (siehe dazu http://www.gesetze-im-internet.de/ordennachwv/BJNR002470959.html). Während in Österreich die Idee zur Stiftung einer Verwundetenmedaille in der Republik wieder aufgegriffen wurde, gibt es im heutigen Deutschland keine derartige Auszeichnung.

Nach dem Ersten Weltkrieg folgten mit der Stiftung von Verwundetenmedaillen Frankreich und die USA. In beiden Ländern wird diese Auszeichnung durchgehend bis heute verliehen und genießt ein hohes Ansehen. In der Tschechischen Republik gibt es ebenfalls eine Medaille für Verwundete. In anderen europäischen Ländern konnte keine gegenwärtige Auszeichnung dieser Art festgestellt werden.

Die französische Auszeichnung "L’insigne des blessés militaires" wurde bereits 1916 gestiftet, aber erst 1920 als eine tragbare Medaille mit der noch heute gültigen Bezeichnung "Médaille des blessés" eingeführt und verliehen. Die wohl weltweit bekannteste Auszeichnung für Verwundete ist das "Purple Heart" der USA. Gestiftet im Jahre 1932 wird diese Auszeichnung bis heute an im Kampf verwundete Soldaten verliehen. Die Tschechische Republik hat im Jahre 1997 die "Medaile Za zranìní" (Medal for Injury) eingeführt. Damit können Soldaten und Zivilbedienstete der Streitkräfte bei internationalen Einsätzen für erlittene Verwundungen ausgezeichnet werden.

Fazit

Die vorliegende Ausarbeitung über die österreichische Verwundetenmedaille ist ein Beispiel dafür, wie in einem interdisziplinären Ansatz Ergebnisse unter Einsatz der wissenschaftlichen Ordenskunde - der Phaleristik - geliefert werden können. In vielen Ordensspangen kann man wie in einem Buch die Biografie des Trägers lesen. Vorausgesetzt, man kennt die Auszeichnungen und deren Bedeutung.


Autor: Oberst dhmfD Mag. phil. Peter Steiner, Jahrgang 1964. Milizoffizier, Historiker, Bibliothekar; eingerückt im Oktober 1986 als Einjährig-Freiwilliger zum Landwehrstammregiment 22 in Wien, Ausbildung zum Milizunteroffizier, später Nachhollaufbahn zum Milizoffizier, Feldzeugoffizier im Jägerbataillon 4 Hoch- und Deutschmeister; Spezialausbildungen: Militär-Fallschirmspringer-Basiskurs, Informationsoffizier, Militärbeobachterkurs. 1993 bis 2008 beordert als Kulturgüterschutzoffizier im Militärkommando Wien, seit 2008 in der Zentralstelle BMLVS als Militärexperte für Geschichte und Kulturgüterschutz. Auslandseinsatz: 2004/05 als Protocol- und Escortofficer im Joint Visitors Bureau im Kosovo beim AUCON 11/KFOR. Nebenberufliches Studium der Geschichte, Numismatik und Museumskunde an der Universität Wien; Ausbildung zum Bibliothekar. Derzeit an der Österreichischen Nationalbibliothek als Assistent der Leiterin der Hauptabteilung Benützung und Information tätig; Verfasser zahlreicher Artikel zu den Themen Phaleristik, Geschichte und Kulturgüterschutz, Mitautor der beiden Jubiläumswerke der Schriftenreihe zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres "50 Jahre Bundesheer" und "50 Jahre Auslandseinsätze", Autor des Buches "Abzeichen der Österreichischen Exekutive", militärhistorischer Berater im Jüdischen Museum der Stadt Wien zur Weltkriegsausstellung 1914 "Weltuntergang".

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