Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Kampfpanzer "Leopard" 2 A7 für die Bundeswehr

Die Deutsche Bundeswehr bekam am 10. Dezember 2014 offiziell die ersten 20 Kampfpanzer "Leopard" 2 A7 (DEU) übergeben. Der Artikel gibt die Entstehungsgeschichte dieser "Leopard"-Version sowie einen Ausblick auf die weiteren Entwicklungen wieder.

Vorgeschichte

28 Kampfpanzer (KPz) "Leopard" 2 der Panzerbataillone 33 (PzBtl 33) und 214 (PzBtl 214) wurden in der Version A5 in einer verstärkten Panzerkompanie zusammen mit dem Schützenpanzer (SPz) "Marder" 1 A3 erstmals im KFOR-Einsatz 1999 im Kosovo verwendet. Hierbei wurde die Notwendigkeit erkannt, dass diese neue Einsatzform (vermehrter Einsatz in Ortschaften und Städten, kein mechanisierter Gegner) gewisse Änderungen und Optimierungen an den mechanisierten Kampffahrzeugen erfordern würde. Insbesondere war ein Schutz gegen Panzerabwehrminen (AT-Minen und projektilbildende Minen) dringend erforderlich. Daraufhin wurde in Deutschland ein Technologieprogramm zur Entwicklung eines wirksamen Minenschutzes gestartet (zu diesem Zeitpunkt verfügte nur Südafrika über das Know-how einer wirksamen Minenschutztechnologie). Nach Abschluss der Grundlagenversuche wurden im Zeitraum 2002 bis 2005 insgesamt 74 SPz "Marder" 1 A3 mit Minenschutzmaßnahmen aufgerüstet (es entstand damit die Version "Marder" 1 A5). Bereits Ende 1999 wurden in Deutschland in Kooperation mit weiteren vier "Leopard" 2­Benutzerstaaten ein Minenschutzprogramm für den "Leopard" 2 initiiert. Im Zeitraum 2004 bis 2007 wurden insgesamt 70 "Leopard" 2 A6 zur Version "Leopard" 2 A6M (mit Minenschutz) um- bzw. ausgerüstet. An dieser Stelle sei angemerkt, dass das Einbringen von Minenschutzmaßnahmen bei gepanzerten Kampffahrzeugen nicht nur in der Verstärkung des Wannenbodens unter dem Kampfraum besteht - vielmehr erweisen sich die systemtechnischen Aspekte als der größere Aufwand - wie Änderungen der Sitzaufhängungen und die Fesselung kritischer Baugruppen - sowie die Neugestaltung des Verstaukonzeptes im Kampfraum.

Die neuen Einsätze bei der ISAF (International Security Assistance Force) in Afghanistan zeigten gegenüber den laufenden IFOR-Einsätzen (Implementation Force) ein geändertes Bedrohungsspektrum: Hier traten weniger Panzerabwehrminen und Scharfschützengewehre als Bedrohung für die Fahrzeuge auf - stattdessen wurden von den Taliban-Kämpfern vorrangig improvisierte Sprengfallen (IED) in einer großen Artenvielfalt sowie Panzerabwehr-Handfeuerwaffen (RPG-7) eingesetzt. Die Panzertruppe startete daraufhin unter Berücksichtigung des neuen Bedrohungsspektrums die Initiative: Anpassung des KPz "Leopard" 2 an das erweiterte Einsatzspektrum.

Das Systemhaus von Krauss-Maffei Wegmann (KMW), das in die Überlegungen mit einbezogen war, reagierte relativ schnell und stellte bereits auf der "Eurosatory" 2006 (zweijährlich stattfindende Rüstungsmesse in Frankreich) den "Leopard" 2 PSO (Peace Support Operations) vor (siehe Bild unten). Da zu diesem Zeitpunkt noch keine offiziellen militärischen Forderungen vorlagen, war dieses Fahrzeug zunächst eine reine Firmeninitiative. Der Entwurf der deutschen Panzertruppe diente in der Folgezeit als Ausgangsbasis für weitergehende Überlegungen, die im Rahmen der "Leopard" 2 Benutzerstaaten (LEOBEN) diskutiert wurden und schließlich in erste militärische Forderungen für eine PSO-Version des "Leopard" 2 mündeten. Zur Realisierung eines ersten Prototyps (Demonstrator) schlossen sich im Jahr 2007 die Niederlande und Deutschland zusammen und konzipierten den "Leopard" 2 PSO-VT. Für den Bau des Demonstrators stellten die Niederlande einen "Leopard" 2 A6 zur Verfügung; das Fahrzeug wurde Anfang 2009 fertig gestellt.

Nach der Umrüstung beinhaltete der "Leopard" 2 PSO-VT folgende Maßnahmen:

- HE (High Explosive)-Systeman­passung.

- Integriertes Führungs- und Informationssystem (IFIS)-Einrüstung.

- Einrüstung Energieversorgungs- und Kampfraumkühlanlage (EKKA).

- Adaption einer unter Schutz "Fernbedienbaren Leichten Waffenstation" (FLW 200).

- PERI-RTWL (vom SPz "Puma"; RTWL - Rundumsicht, Tagsichtkanal, Wärmebildgerät, Laserentfernungsmesser) für Kommandanten.

- Fokussierbarer Scheinwerfer (Spotlight; 500 W).

- Tag- und Nacht-Sichtsystem SPECTUS für Panzerfahrer.

- Kameras zur Überwachung des Nahbereiches rund um das Fahrzeug an Fahrgestell und Turm.

- Neue Bordverständigungsanlage (BV-Anlage; SOTAS-IP-Fahrzeugkommunikation) inkl. Außenbord-Sprechstelle am Heck; - Minenschutz wie A6M.

- Bugschutz wie in den Exportversionen ("Leopard" 2 HEL/SWE/ESP).

- Rundumschutz gegen RPG-7-Granaten.

Nach erfolgter Qualifikation der Umrüstmaßnahmen forderte das Heer, dass 150 "Leopard" 2 A6M auf den Stand des PSO-VT gebracht werden sollten. Aufgrund der schwierigen Haushaltslage konnte ein entsprechendes Programm jedoch nicht realisiert werden.

Das Vorhaben bekam unerwarteterweise neuen Auftrieb, als die vertragsgemäße Rücklieferung der im Jahr 2007 an Kanada ausgeliehenen "Leopard" 2 A6M (und zwei Bergepanzer "Büffel") näher rückte. Aus verschiedenen Gründen entschied Kanada, die Originalfahrzeuge nicht wieder an Deutschland zurückzugeben, sondern 20 "Leopard" 2 A6 aus niederländischen Beständen zu kaufen und diese dann auf eigene Kosten auf den Stand "Leopard" 2 A6M in Deutschland umrüsten zu lassen. Die Berücksichtigung der Minenschutzmaßnahmen im Kampfraum erforderte dabei praktisch eine vollständige Demontage und einen Neueinbau der Komponenten. Damit bot sich für Deutschland die Gelegenheit, bei der Umrüstung zumindest auch einen Teil der Maßnahmen zur Anpassung des "Leopard" 2 für Einsätze innerhalb des erweiterten Aufgabenspektrums in kostengünstiger Weise einzubringen.

Da sich insbesondere die Teilvorhaben - HE-Anpassung der Baugruppen: Bordkanone, Feuerleitanlage und Bediengeräte zum Verschießen der neuen HE-Munition.

- Einrüstung der Komponenten des Führungs- und Informationssystems IFIS.

- Einrüstung einer Energie- und Kampfraumkühlanlage (EKKA).

schon seit längerer Zeit in der Entwicklung befanden und die Risiken für eine Restentwicklung bis zur Serienreife überschaubar waren, konnten durch eine zielstrebige Zusammenarbeit zwischen Bedarfsträger, Rüstungsbereich und Industrie diese drei Vorhaben (sowie weitere, kleinere Verbesserungen) in dem begrenzten Zeitfenster der Fahrzeugumrüstung erfolgreich umgesetzt werden.

Merkmale "Leopard" 2 A7

HE-Systemanpassung

Die mit dem "Leopard" 2 im Jahr 1979 eingeführte Mehrzweckmunition DM 12 (DM - Deutsches Modell) mit Hohlladungs (HL)- und Splitter-/Sprengwirkung stellte von Anfang an eine Kompromisslösung dar, um beim Übergang von der 105-mm- auf die 120-mm-Munitionsgeneration aus logistischen Gründen eine Munitionsart einzusparen. Die Mehrzweck (MZ)-Munition sollte die Wirkung des HL-Geschoßes und der Quetschkopfmunition in einem Geschoss vereinen. Durch die Fortentwicklung der Schutztechnologie (insbesondere dem Schutz gegen HL-Wirkung) in den zurückliegenden 30 Jahren verlor die HL-Wirkung des MZ-Geschoßes erheblich an Bedeutung. Auch bezüglich der Wirkung als Spreng-/Splittermunition mussten erhebliche Kompromisse eingegangen werden, da durch die Komponenten der Hohlladung lediglich ca. 1,5 kg Sprengstoff verbaut werden konnten. Der Vorgänger, das 105-mm-HESH-Geschoß DM 512 (HESH - High Explosive Squash Head; Quetschkopfgeschoß), besaß knapp drei kg Sprengstoff. Eine nennenswerte Verbesserung der Wirksamkeit war aufgrund der konstruktiv vorgegebenen Grenzen nicht möglich. Daher wurden bereits im Jahr 1987 Forderungen zur Entwicklung einer neuen Spreng-/Splittermunition für die 120-mm-Glattrohrkanone erstellt. Jedoch erst mit der Einführung einer neuen HE-Munition (von der Firma Nammo Buck GmbH) beim Stridsvagn 122 (Name der schwedischen "Leopard" 2-Version) in Schweden, wurde auch mit der Entwicklung einer Variante in Deutschland begonnen.

Das neue Geschoß HE-AB DM 11 (HE-AB - High Explosive Air Bursting) von Rheinmetall Waffe Munition GmbH sollte einen tempierbaren Zünder erhalten, der beim Aufschlag die drei Modi (Zündung nach Zeitsignal) - "ohne Verzögerung" (oV).

- "mit Verzögerung" (mV).

- "Luftsprengpunkt" (LSP).

ermöglichen sollte.

Damit konnte ein größeres Zielspektrum (u. a. Infanterie, leicht gepanzerte Fahrzeuge, Gebäude, Feldbefestigungen, Ziele hinter Deckungen und Hubschrauber) wirksamer als bisher bekämpft werden. Die Programmierung des Geschoßzünders erforderte erhebliche Änderungen und Eingriffe u. a. an dem Verschluss der Bordkanone, in die Feuerleitanlage und bei den Bedienständen der Turm-Besatzungsmitglieder. Die notwendigen Änderungen wurden zugleich zum Anlass genommen, um am Kommandantenplatz die vorhandenen sechs Bediengeräte in ein einziges Bediengerät (mit Menüsteuerung) zusammenzufassen. Der dadurch gewonnene Raum konnte für die Unterbringung des IFIS-Monitors genutzt werden.

Hinweis: Bereits Ende der 90er-Jahre hatte Russland mit dem System "AINET" eine ähnliche Technologie in die Kampfpanzer T-80 UK und T-90 eingebaut. Nach Ermittlung der Kampfentfernung über den Laser-Entfernungsmesser durchlief das Sprenggeschoß (HE-FRAG 3OF26; FRAG - Fragmentation) beim Ladevorgang eine Induktionsspule, wodurch der elektronische Zünder die Information des Zeitsignals erhielt. Für diese Funktion konnten nur Sprenggeschoße verwendet werden, bei denen der Standardzünder V-429 E gegen einen elektronischen Zünder ausgetauscht wurde. Weitere Änderungen waren an dem Bediengerät des Richtschützen sowie an Baugruppen der Feuerleitanlage erforderlich.

Energie- und Kampfraumkühlanlage (EKKA)

Da die aktuellen Krisengebiete der Welt vornehmlich in äquatorialen Gebieten mit aridem (trockenem, heißem) Klima liegen, ist aus ergonomischen Gründen der Einbau einer Kampfraumkühlanlage erforderlich, um die Einsatz- und Durchhaltefähigkeit der Besatzung zu gewährleisten. Auch der störungsfreie Betrieb von elektronischen Komponenten erfordert unter diesen Rahmenbedingungen eine Kühlung der betreffenden Räume. Da in der Realität eine Kampfraumkühlanlage bei einem Verbrauch von zehn bis zwölf kWh rund um die Uhr läuft, sollte damit zugleich der Einbau eines Stromerzeugeraggregates (Auxiliary Power Unit; umgangssprachlich in der Panzertruppe liebevoll als "Moppel" bezeichnet) vorgesehen werden. So kann ein langzeitiger Schwachlastbetrieb des Haupttriebwerkes - mit den damit verbundenen motortechnischen Nachteilen - vermieden werden. Im "Leopard" 2 A7 wurde ein Steyr 2-Zylinder-Dieselmotor mit einer Leistung von 17 kW (23 PS) in der hinteren rechten Kettenschulter eingebaut (zwei Batterien konnten dafür entfallen).

Die Baugruppen der Kühlanlage wurden im neu gestalteten Turmheck integriert.

Die gekühlte Luft wird den drei Turmbesatzungsmitgliedern und ein Teil der Kühlluft dem Elektronikraum im Turmheck zugeführt. Die Anlage arbeitet im Umluftbetrieb, um einen größeren Umrüstaufwand im Hinblick auf den ABC-Schutz (Überdruck-Prinzip) und auf das Tiefwaten/Unterwasserfahren zu vermeiden.

Integriertes Führungs- und Informationssystem (IFIS)

Bereits Mitte der 80er-Jahre wurden erste Schritte zur Entwicklung eines Experimentalprogramms für ein Führungssystem auf Fahrzeugebene unternommen. Im Jahr 1988 wurde das IFIS-Experimentalprogramm gestartet, das im Jahr 1992 einen ersten nationalen Feldversuch mit verschiedenen Fahrzeugen auf dem Truppenübungsplatz Baumholder (Rheinland-Pfalz, Deutschland) ermöglichte. Bis zur Realisierung eines einheitlichen Führungs- und Informationssystems, das alle Truppengattungen der Landstreitkräfte zu einem Daten- und Informationsverbund (in Echtzeit) befähigen sollte, war es noch ein weiter Schritt.

1997 wurden erste militärische Forderungen erlassen, in denen die Anforderungen und Funktionalitäten an ein Führungs- und Waffeneinsatzsystem (FüWES) auf Fahrzeugebene konkretisiert wurden. Mit einem FüWES sollte eine Vielzahl von Funktionen wie:

- Standortdarstellung des eigenen Fahrzeuges und ausgewählter eigener Kräfte auf einer digitalen Karte.

- Darstellung der taktischen Lage.

- Versand/Empfang von standardisierten Meldungen und Befehlen.

erfüllt werden.

Aufgrund der Vielzahl der beteiligten Nutzer und der anfänglich recht unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich der Funktionalitäten des Systems, ergab sich eine lange Entwicklungsdauer. Schließlich konnte nach Durchführung mehrerer Feldversuche in Übungen und im Einsatz ein Entwicklungsstand erreicht werden, der nunmehr eine Einführung möglich gemacht hat. Das IFIS als Führungs- und Waffeneinsatzsystem der Panzertruppe auf der taktischen Ebene soll in den Fahrzeugen "Leopard" 2 und SPz "Puma" eingebaut werden. Ein wesentliches Element des Systems ist der Monitor zur Darstellung der digitalen Karte sowie mit Menüleisten an den Bedienplätzen von Kommandant, Ladeschützen und Kraftfahrer. Durch die Einrüstung dieses Systems werden sowohl die Führungsfähigkeit des Fahrzeuges (insbesondere bei Nacht und schlechter Sicht) und die Informationslage für die Besatzung (situational awareness) entscheidend verbessert.

Weitere Maßnahmen

Der mit der Umrüstung der Fahrzeuge auf den Stand "Leopard" 2 A6M erforderliche Umrüstungsaufwand und der für den Erhalt der Einsatzreife notwendige Aufwand zum Ersatz nicht mehr versorgbarer Baugruppen (Obsoleszenz-Management) führte zu einer Reihe weiterer Änderungen:

Für das bei den Versionen "Leopard" 2 A5, A6 und A6M eingeführte Kommandanten-Rundblickperiskop (PERI R 17 A2) mit einem Tag- und Nachtkanal (Wärmebildgerät - WBG) sind seit einigen Jahren die WBG-Baugruppen (Herkunft: Israel) nicht mehr lieferbar. Als Ersatzlösung wurde der Einbau eines WBG der dritten Generation (ATTICA von der Firma Casidian Optronics) vorgenommen. Das neue WBG PERI R 17 A3 weist eine erheblich höhere Aufklärungsleistung als das Vorgängermodell auf. Neben den 20 Fahrzeugen der Version A7 (DEU) sollen in Zukunft auch die anderen "Leopard" 2 in der Truppe umgerüstet werden. Leider konnte aus finanziellen Gründen kein Austausch des WBG der ersten Generation ("common modules") im Hauptzielgerät EMES 15 (Entfernungsmesser) des Richtschützen vorgenommen werden.

Aufgrund von Umweltschutzgesetzen musste vor einigen Jahren die alte Brandunterdrückungsanlage (BUA) stillgelegt, die Baugruppen der BUA ausgebaut werden. Die Firma Deugra hat jedoch in den letzten Jahren ein Ersatz-Löschmittel entwickelt (DEUGEN-N), das den umweltschutzrechtlichen Vorgaben entspricht. Nach einer Neubewertung der Situation wurde beschlossen, die BUA in den "Leopard" 2 A7 wieder einzurüsten.

Die bisherige Bordverständigungsanlage (BV-Anlage) erfüllte aufgrund der gültigen Lärmschutzverordnung nicht mehr die gesetzlichen Vorgaben. Daher wurde im "Leopard" 2 A7 eine neue BV-Anlage (SOTAS-IP von der Firma Thales) eingebaut. In Verbindung mit neuen Sprechsätzen und der aktiven Geräuschunterdrückung wird damit die Verständigung auch bei hohen Umfeldgeräuschen deutlich verbessert. Mit der neuen BV-Anlage wird beim "Leopard" 2 A7 die seit langer Zeit bestehende Forderung nach Realisierung einer Außenbord-Sprechstelle am Fahrzeugheck realisiert (Siehe Bild im TD-Heft S. 358 unten). Die SOTAS-Anlage kommt ebenfalls im gepanzerten Transport-Kraftfahrzeug "Boxer" und im SPz "Puma" zum Einsatz.

Extreme Betriebsbedingungen des Turmes ab der Version A5 führten unter bestimmten Umständen zu unausgeglichenen Energiezuständen im Bordnetz. Um den hohen Kurzzeit-Energiebedarf beim beschleunigten Drehen des Turmes bzw. den Energieüberschuss beim schnellen Abbremsen der Turmdrehung ausgleichen zu können, wurden im Elektronikraum Hochleistungskondensatoren (ultra caps) installiert. Im Fahrgestell wurden im Raum der Auxillery Power Unit (APU) ebenfalls derartige Kondensatoren zur Nivellierung der Energiezustände eingebaut.

Verschärfte gesetzliche Grenzwerte (MAK-Werte) bezüglich der CO-Belastung an den Arbeitsplätzen zwangen zur Überprüfung und zu Untersuchungen der Verhältnisse im "Leopard" 2 beim Einsatz der Haupt- und Sekundärwaffen. Erkannte Überschreitungen der Grenzwerte konnten durch eine Optimierung der Lüfterschaltung behoben werden.

Durch die Einrüstung der neuen Komponenten stieg das Gefechtsgewicht des "Leopard" 2 A7 nunmehr auf 63,5 Tonnen an. Die Vorgaben zur Einhaltung der MLC (Military Load Class) 70 wurden damit (noch) erfüllt.

Von den 20 Fahrzeugen werden 14 Fahrzeuge zur Ausstattung einer Kompanie an das PzBtl 203 in Augustdorf ausgeliefert; die restlichen Fahrzeuge dienen zur Ausbildung sowie als Referenzfahrzeuge in der Industrie bzw. im Rüstungsbereich.

Bedauerlicherweise konnten eine Reihe weiterer notwendiger Änderungen (welche im "Leopard" 2 PSO-VT dargestellt wurden) noch nicht umgesetzt werden. Hierzu zählt vor allen Dingen die Adaption eines Zusatzschutzes gegenüber Bedrohungen in aktuellen Einsätzen in den Fahrzeugpartien, die nicht durch den hochwirksamen Duell-Schutz abgedeckt werden. Immerhin konnte mit den verfügbaren Mitteln das Anbringen von Adaptionselementen für einen später anzubringenden Zusatzschutz an den Wannenseiten realisiert und der Schutz im Bereich des Fahrwerkes partiell verbessert werden. Nicht umgesetzt werden konnten z. B. die Maßnahmen:

- Adaption einer fernbedienbaren Waffenstation (FLW 200) auf dem Turmdach.

- Adaption von Kameras zur 360-Grad-Überwachung des Nahbereiches.

- Einbau des Sichtsystems "SPECTUS" (multispektrales Fahrersichtsystem) für den Kraftfahrer.

Ausblick

Die aktuelle sicherheitspolitische Lage hat in den letzten Monaten bemerkenswerterweise zu einer Neubeurteilung bezüglich der Wichtigkeit und des Ausstattungsumfanges von Kampfpanzern in den NATO-Landstreitkräften geführt. Möglicherweise führen die Ergebnisse dieser aktuellen sicherheitspolitischen Bewertungen in der Bundeswehr dazu, dass z. B. intensiver nachgedacht bzw. ernsthafter nach Lösungen gesucht wird:

- über die Umrüstung weiterer "Leopard" 2 auf den Stand der Version A7.

- über die Ausrüstung des "Leopard" 2 A7 mit den noch fehlenden Anpassmaßnahmen (Stand: "Leopard" 2 PSO-VT).

Darüber hinausgehende Verbesserungen der Kampfkraft der "Leopard" 2-Flotte sind vorstellbar. Die Firma KMW wird als Systemhaus auch in Zukunft sinnvolle oder notwendige Änderungen für den Kampfpanzer "Leopard" 2 untersuchen und vorschlagen, insbesondere wenn neue Technologien entsprechende Fortschritte ermöglichen. Nur so kann die auf dem Weltmarkt führende Position des "Leopard" 2 in Zukunft gesichert werden. Immerhin befindet sich der "Leopard" 2 zurzeit in 17 Streitkräften in der Nutzung. Von den moderneren Kampfpanzertypen der NATO (M1 "Abrams", "Challenger" 2, "Leclerc", "Leopard" 2) ist heute nur noch die Produktionslinie des "Leopard" 2 in Betrieb.

Zum Schluss noch eine Bemerkung am Rande: Vor 98 Jahren wurden schon einmal 20 Panzerfahrzeuge mit einem ähnlich klingenden Namen der Truppe zugeführt. Es war der Sturmpanzerwagen A7V.


Autor: Rolf Hilmes, Jahrgang 1948. Ausbildung zum Reserveoffizier in der Panzertruppe der Deutschen Bundeswehr an den Kampfpanzern M-48A2, "Leopard" 1 und "Leopard" 2, Studium des Maschinenbaus an der Technischen Hochschule Darmstadt und ziviler Gasthörer an der damaligen Fachhochschule 1 des Heeres (Darmstadt); nach Referendariatstätigkeit u. a. als Referent für Panzertechnologie im Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in Koblenz, Wechsel zur Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik in Mannheim; dort Tätigkeit als Dozent und Leiter des Fachgebietes "Systemtechnik Land" - bis zur Pensionierung, Autor zahlreicher Publikationen sowie Fachbücher.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle