Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

"Handwerk 15"- Schutz im Inland

Das Übungsschwergewicht der 4.Panzergrenadierbrigade im Jahr 2015 stellte die Verbandsübung "Handwerk 15" dar. Mit dem Szenario "Schutz im Inland" wird die Übungssystematik der 4.Panzergrenadierbrigade konsequent fortgesetzt. Der Einsatz verschiedener Waffengattungen in gemischt verstärkten Bataillonskampfgruppen stand bei dieser Übung ebenso im Vordergrund wie die Disziplinenkoordinierung oder die Kooperation mit anderen Einsatzorganisationen bei der zivil militärischen Zusammenarbeit.

Die 4. Panzergrenadierbrigade (4.PzGrenBrig) trainiert in einem mehrjährigen Rhythmus innerhalb einer klar definierten Übungssystematik, die In- und Auslandsaufgaben gleichermaßen berücksichtigt. Hierbei werden sämtliche Einsatzarten in allen Intensitäten und Eskalationsstufen trainiert. Dieser Prozess läuft seit über zehn Jahren mit dem Ziel, die Führungsfähigkeit und das Soldatenhandwerk auf allen Ebenen der Brigade weiterzuentwickeln und damit die Einsatzbereitschaft zu erhöhen.

Die Übungsserie - das Inland betreffend - heißt seit 2004 "Handwerk". Nach zwei Brigadeauslandsübungen ("Cooperative Longbow 12" und "Crystal Eagle 13") sowie dem Brigadekampfgruppenschießen innerhalb der "Handwerk 14" (siehe TD-Heft 5/2014) stand 2015 die "Handwerk 15" ganz im Zeichen des Themas "Schutz im Inland im Rahmen der Militärischen Landesverteidigung".

Ziele der Übung

Bei der "Handwerk 15" wurden vom Brigadekommando verschiedene Waffengattungen und zivile Akteure in zwei gemischt verstärkten Bataillonskampfgruppen (gemvstkBKG) zur Lösung von taktischen Problemstellungen in der Einsatzart Schutz zum Zusammenwirken gebracht. Die zwei gemvstkBKG wurden unter Führung des Panzergrenadierbataillons 13 und des Jägerbataillons 17 gebildet. Bei dieser Übung, welche gleichzeitig auch die Abschlussübung des Vollkontingentes Jänner 2015 war, trainierten auf Basis so genannter Standardsituationen Einheiten und Organisationselemente des:

- Aufklärungs- und Artilleriebataillons 4.

- Panzerbataillons 14.

- Panzergrenadierbataillons 13.

- Panzerstabsbataillons 4.

- Aufklärungs- und Artilleriebataillons 7.

- Jägerbataillons 17.

- Jägerbataillons 25.

- der Lehrgang "Militärische Führung Teil drei" der Heeresunteroffiziersakademie.

über die Brigadegrenzen hinweg gemeinsam. Weitere Unterstützung stellten die Heerestruppenschule mit Duellsimulatoren/Echtzeitauswertung, das Sanitätszentrum Ost mit Sanitäts- Duellsimulatoren sowie die Luftunterstützung bereit. Durch die aufgabenbezogene Mischung mit Einheiten und Teileinheiten unterschiedlicher Waffengattungen sollte in den Kampfgruppen ein optimaler und ökonomischer Kräfteeinsatz für den jeweiligen Auftrag gewährleistet werden.

Neben dem täglichen Wechsel der Truppeneinteilungen der gemvstkBKG war das Erfüllen militärischer Aufträge unter Berücksichtigung des zivilen Umfeldes, die zivil-militärische Zusammenarbeit und die enge Kooperation mit anderen Einsatzorganisationen das Schwergewicht schlechthin-sowohl für die Brigade als auch für die zwei gemvstkBKG. Diese in jedem gegenwärtigen und zukünftigen Einsatzszenario omnipräsenten Rahmenbedingungen und Zwänge der Einsatzführung, die der Streitkräftekommandant unter dem Arbeitsbegriff "Disziplinenkoordinierung" subsumierte, wurden in den Beurteilungs- und Führungsverfahren sowie der Taktik und Gefechtstechnik der Kampfgruppen und Einheiten drillmäßig praktisch geübt. In den einzelnen Gefechtsaufgaben wurden die zivilen Akteure mit eigens dafür geschulten Roleplayern dargestellt. Zusätzlich standen der Kulturgüterschutz und die damit verbundenen Einschränkungen und Restriktionen im Fokus der führenden Kommandanten.

Hauptziele waren der Fähigkeits- und Kompetenzerhalt in der Waffengattung, der vernünftige, lageangepasste, rechtskonforme Einsatz der schweren Waffen sowie der rechtzeitige Übergang in die infanteristische Zweitrolle. Unterstützt wurde die Zielerreichung durch Leitungsdienste auf allen Ebenen, den Einsatz von Simulatortechnik und eine Echtzeitauswertung.

Planungsphase

Große Vorhaben wie eine Brigadeübung bedürfen aufgrund ihrer Komplexität einer umfassenden und genauen Planung in inhaltlicher und zeitlicher Hinsicht. Das erfordert eine angemessene Planungszeit, da in der Regel mehrere kleine Verbände und selbstständige Elemente aus dem gesamten Bundesheer eingebunden sind (z. B. Kraftfahrzeuge, Führungsunterstützungskomponenten, Heerestruppenschule, Heeresunteroffiziersakademie etc.). Daher begann die Planung der "Handwerk 15" bereits im Juli 2014 mit der Einmeldung der Übung in die Jahresplanung der Streitkräfte für das Jahr 2015. Eine erste Übungsidee, abgeleitet vom Auftrag des Kommandanten der Streitkräfte, wurde vom Brigadekommandanten während eines Lagevortrages zur Unterrichtung Ende August 2014 bewilligt. Daraufhin wurde die grundsätzliche Übungsanlage weiter ausgeplant und das Übungsszenario im Detail ausgearbeitet.

Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem in der "Vierten" angewandten Wissensmanagement-Prozess, auf Basis der Prozesslandkarte "Handwerk 14-Kampfgruppenschießen der verbundenen Waffen auf Ebene Brigade", gewährleisteten eine zielgerichtete und ökonomische Stabsarbeit. Dadurch konnte der Brigadekommandant schon Ende Februar 2015 eine erste Befehlsausgabe an die teilnehmenden Verbände geben. Im April 2015 folgte das Backbrief der Kampfgruppenkommandanten (eine kurze Zusammenfassung der untergeordneten Ebene mit dem Zweck, die übergeordnete Ebene in die eigene Absicht zur Auftragserfüllung einzuweisen; wird in der Regel auf Kommandantenebene durchgeführt). Deren Gefechtsideen und konkrete Einsatzpläne wurden präsentiert und durch den Brigadekommandanten in weiterer Folge genehmigt. Mit dem ersten Eintreffen der Verbände auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig wechselte die Kernaufgabe des Übungsleitungsgefechtsstandes der Brigade von "Plans" auf "Current" und das Schwergewicht verlagerte sich weg von der Planungsarbeit auf das tatsächliche Übungsgeschehen vor Ort.

Szenario

An der Außengrenze der Europäischen Union (EU) kommt es zu einem Konflikt, bei dem sowohl mit subkonventionellen als auch mit konventionellen Mitteln gegeneinander vorgegangen wird. Insgesamt lässt sich dieser Konflikt als hybrid charakterisieren (eine Bedrohung von sowohl staatlichen als auch nicht-staatlichen Akteuren, die den Einsatz eines ganzen Spektrums sowohl traditioneller als auch unkonventioneller Mittel auf taktischer Ebene vereinigen; darunter der Einsatz von Partisanenkämpfern, organisierter Kriminalität, Terrorismus, Massenvernichtungswaffen, Cyberangriffen, Störungen der Energieversorgung, wirtschaftliche Kriegsführung, Propagandakampagnen). Sowohl die NATO als auch die EU haben daraufhin die militärische Präsenz im grenznahen EU-Raum verstärkt. Die Beurteilungen auf EU- als auch auf NATO-Seite gehen davon aus, dass EU-Territorium nur bei entsprechender militärischer Präsenz respektiert werden wird. In der gesamteuropäischen Einflussnahme und den Bemühungen zur Beilegung des Konfliktes kommt es vermehrt zu terroristischen Aktivitäten (inklusive Cyber-Angriffen) auf Institutionen der EU bzw. auf EU-Territorium. Auf Basis der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU wurde einerseits eine gemeinsame militärische Operation zum Schutz der territorialen Integrität der EU beschlossen und andererseits der Einsatz einer EUBG im Konfliktraum geplant. Die Zusammenziehung und Einsatzvorbereitung der dafür designierten EUBG wird auf österreichischem Staatsgebiet im Raum Zwettl - Allentsteig, mit Abstützung auf den Truppenübungsplatz Allentsteig, durchgeführt. Da die Masse der Kräfte der Polizei in den Ballungszentren zum Schutz gegen terroristische Aktivitäten gebunden ist und eine reale Bedrohung durch Spezialeinsatzkräfte (SOF) für die EUBG ableitbar ist, wurde der Raum Allentsteig mit Verordnung als Einsatzraum gemäß § 2 Abs. 4a Wehrgesetz festgelegt. Einsatzkräfte des Österreichischen Bundesheeres, konkret die "Vierte" mit zwei gemvstk- BKG, wurden im Rahmen der Militärischen Landesverteidigung zum Schutz und zur Unterstützung der EUBG zwecks Herstellung der Full Operational Capability eingesetzt.

Standardisierte Gefechtssituationen

Um ökonomisch und einfach den aktuellen Ausbildungsstand von Kader und GWD überprüfen zu können, wurden für die zwei gemvstkBKG insgesamt fünf Standardsituationen geplant und angeordnet.

Dabei wurden die wichtigsten Aspekte und Kernthemen aus der Vorschrift "Schutz, Aufgaben und Techniken" in einer einfachen schriftlichen Ausgangslage als Rahmenbedingung vorgegeben, innerhalb derer die Kommandanten der beiden Verbände ihre taktische Beurteilung mit genügend Handlungsspielraum in die Praxis umsetzen konnten. Der Zeitanhalt pro Standardsituation war mit zwei Tagen so bemessen, dass gewährleistet war, bei negativer Ausführung nicht nur Einzelheiten innerhalb einer Standardsituation, sondern im Extremfall die ganze Übungssequenz ein bis zwei Mal wiederholen zu können. Nachfolgend werden die Standardsituationen nun kurz skizziert:

Schutz der eigenen Truppe

Der Schutz der eigenen Truppe hat, der jeweiligen Bedrohungslage angepasst, jederzeit und vor allem selbstständig durch jede Truppe wahrgenommen zu werden. Was einfach klingt, ist dennoch komplex und muss dementsprechend geübt werden. Bei der "Handwerk 15" wurde schwergewichtsmäßig das Augenmerk auf die gefechtsmäßige Verladung und die Sicherung und Entladung eines Eisenbahntransportes im Einsatzraum gelegt. Ein weiteres Kriterium war das gefechtsmäßige Beziehen der Camps für die gemvstkBKG13 und die gemvstkBKG17. Eigenständige Aufklärung, Schutz der eigenen Truppe am Marsch oder Gefechtstechniken zum Betreiben eines temporären Kontrollpunktes kamen in dieser Gefechtsaufgabe zur Anwendung. Besonders wurde die Zusammenarbeit mit der Exekutive und Militärpolizei zur Sicherstellung der Marschbewegung inmitten des zivilen Verkehrs berücksichtigt.

Schutz von Objekten

Beim Schutz von Objekten und Personen war es für den verantwortlichen Kommandanten von hoher Bedeutung, nicht nur das Objekt selbst, sondern auch den Raum um das Objekt weiträumig zu beherrschen. Neben dem Einsatz von Elementen vor Ort beinhaltete das Fähigkeitsspektrum die Durchführung von Patrouillen, die Vorbereitung von Riegelstellungen und, einmal mehr, das Errichten und Betreiben von Kontrollpunkten an den Zufahrtswegen. Verdichtet wurde der Einsatz mit zahlreichen Beobachtungspunkten, um eine lückenlose Überwachung des Raumes sicherstellen zu können. Die Verbindungsaufnahme und das Halten der Verbindung zur Exekutive und zu wesentlichen zivilen Akteuren im Raum stand genauso im Vordergrund wie das Bewusstsein aller Soldaten, ständig im zivilen Umfeld agieren zu müssen.

Schutz von Räumen - urban

In der Gefechtsaufgabe "Schutz von Räumen - urban" mussten die gemvstkBKG davon ausgehen, dass gegnerische Spezialeinsatzkräfte (Special Operation Forces - SOF) aus dem urbanen Umfeld und der dort befindlichen Bevölkerung heraus agieren würden. Der Schutz der eigenen Truppe sowie der ansässigen Bevölkerung und die Aufklärung, vor allem in Form qualifizierter Gesprächsaufklärung, haben in einer solchen Situation einen besonders hohen Stellenwert. Sie stellen die Basis für rechtskonforme und Kollateralschäden vermeidende Gegenmaßnahmen wie zum Beispiel das Durchsuchen von Räumen oder das Abriegeln und Säubern dar. Bei zunehmender Bedrohung durch die angesprochenen SOF mussten die gemvstkBKG zusätzlich Personen und Organisationen evakuieren, die Gefangenenorganisation regeln und vermehrt mit lokalen Behörden kooperieren.

Schutz von Räumen - rural

Ähnlich wie beim Schutz von Räumen im urbanen Umfeld musste auch beim Schutz im ruralen Umfeld mit Special Operation Forces gerechnet werden. Im freien Gelände kommt der Aufklärung mit ihren technischen Möglichkeiten natürlich besondere Bedeutung zu. Ebenso ist der Schutz der eigenen Truppe ständig auf hohem Niveau zu halten. Einmal mehr verhinderten temporäre Kontrollpunkte unkontrollierte und freie Bewegungen von SOF im Verantwortungsbereich und stellten einen geordneten Fluss des Zivilverkehrs mit Polizei und Militärstreife entlang der Hauptbewegungslinien sicher.

Dabei galt es vor allem, den zivilen Anrainer- und Anliegerverkehr temporär umzuleiten bzw. die Einfahrt in einen bedrohten Bereich zu verhindern, um die Zivilbevölkerung vor Gefahren zu schützen. Eine Gefechtstechnik, die in dieser Gefechtsaufgabe zusätzlich angewandt wurde, war das sogenannte Vorstehtreiben. Hierbei wird um einen klar definierten Raum ein Sicherungsring gezogen. Weitere bereitgehaltene Elemente durchkämmen anschließend diesen Raum und greifen gegebenenfalls verdächtige Personen auf. Riegelstellungen sind durch Reservekräfte vorbereitet, falls dennoch gegnerische Kräfte den Sicherungsring durchbrechen.

Schutz von Verkehrswegen

Die Kernaufgabe bei dieser Gefechtsaufgabe lag einerseits bei der Aufrechterhaltung der eigenen Bewegungsmöglichkeiten und gleichermaßen bei der Sicherstellung der Bewegungsmöglichkeiten für die zivilen Einsatzorganisationen im gesamten Verantwortungsbereich zu gewährleisten. Dies musste auch für Transporte und Konvois von zivilen Hilfsorganisationen sichergestellt werden, und es galt, für die bedrohungsangepasste Bedeckung zu sorgen.

Roleplayer forderten die gemvstkBKG mit der Darstellung von Straßensperren, Protestkundgebungen und Hinterhalten. Der vorausschauende und richtige Einsatz der Aufklärungselemente verschaffte dem Kommandanten genügend Reaktionszeit, um gegebenenfalls Ausweichrouten zu beurteilen und damit eine reibungslose Konvoiführung sicherzustellen.

Evaluierung-Schiedsrichter und Leitungsdienste

Bei der "Handwerk 15" waren für jede Waffengattung auf allen Ebenen eigene Schiedsrichter/Leitungsdienste zur Überprüfung und Evaluierung eingesetzt. Diese Experten hatten die Aufgabe, die Abläufe während der Gefechtsaufgaben anhand einfacher Bewertungsbögen zu dokumentieren, zu bewerten und in einem Feedback-Gespräch mit den übenden Soldaten zu erörtern. Gemeinsam mit der Echtzeitauswertung und den Duellsimulatoren (hierbei ist jeder Übungsteilnehmer mittels einer Körperausstattung in ein digitales, GPS-basiertes Auswertesystem integriert) konnten so richtige wie auch falsche Abläufe festgestellt und aufgezeigt werden. Auf diese Weise hatte jeder Soldat die Chance, während der Übung seine eigenen Erfahrungen zu machen und daraus zu lernen.

Sowohl von der gemvstkBKG13 als auch der gemvstkBKG17 wurde die Möglichkeit der Echtzeitauswertung intensiv genützt. Die täglich generierten elektronischen Daten und deren Auswertung machten die Bewertung und Auswirkung jeder einzelnen Aktion innerhalb der Standardsituation nachvollziehbar. Das führte zu klar argumentierbaren Folgerungen, die dann Grundlage der allabendlichen Nachbesprechungen durch den jeweiligen Kampfgruppenkommandanten und dem Hauptschiedsrichter waren.

Disziplinenkoordinierung

Ziel des Brigadekommandanten war es, anhand der fünf Standardsituationen praktisch angreifbare "Bilder" zu vermitteln, um den nicht näher definierten Begriff der "Disziplinenkoordinierung" in der Einsatzart Schutz im Inland auf Kampfgruppen-Einheitsebene und darunter verständlich zu machen.

Dabei wurde einerseits der Fokus auf den lageangepassten, vernünftigen kollateralschadenverhindernden Einsatz der militärischen Kräfte und Mittel, gerade auch in einer Zweitrolle, zur militärischen Auftragserfüllung im zivilen Umfeld gelegt. Andererseits galt es ganz bewusst, die im Einsatzraum erforderliche zivil-militärische Zusammenarbeit (ZMZ), die Kooperation und Koordination mit anderen Einsatzkräften, zivilen Behörden und Organen zu üben. Das Hauptaugenmerk galt dabei dem Kulturgüterschutz. Das rechtskonforme Zusammenwirken aller Akteure zur gemeinsamen Auftragserfüllung stand sowohl in der Planung als auch in der Durchführung im Vordergrund. Die Darstellung der nicht militärischen Akteure durch Roleplayer vermittelte ein glaubhaftes realistisches Bild für die übende Truppe.

Attraktiver Grundwehrdienst

"Wenn es gelingt, die Grundwehrdiener von der Sinnhaftigkeit ihres Tuns, egal ob in Kampf- oder in systemerhaltenden Funktionen, zu überzeugen, dann werden sie ihren Grundwehrdienst auch als attraktiv empfinden. Gerade Großübungen, in der sich die Rekruten in ihrer Übungstätigkeit als wesentlicher Teil eines großen Ganzen erkennen können, tragen zur Sinnstiftung bei und sind - außer einer richtigen Einsatzerfahrung - durch nichts zu ersetzen", so der Kommandant der 4. Panzergrenadierbrigade.

Für die Grundwehrdiener des Vollkontingentes Jänner 2015 war die "Handwerk 15" Abschlussübung und der Höhepunkt ihrer Ausbildung. Die jungen Soldaten hatten die Möglichkeit, ihre zuvor erlernten Fähigkeiten gemeinsam mit Berufs- und Milizsoldaten zur Bewältigung einer Inlandsaufgabe anzuwenden. Dies dient nicht nur der Erfüllung des Grundauftrages des Österreichischen Bundesheeres, sondern ist somit ein bedeutender Eckpfeiler einer attraktiven und sinnstiftenden Ausbildung innerhalb der 4. Panzergrenadierbrigade.

Information der Übungsteilnehmer und interne Kommunikation

Um den übenden Soldaten die Zusammenhänge und die Sinnhaftigkeit dieser komplexen Verbandsübung näher zu bringen, wurde ein umfassendes Informationssystem eingerichtet. Das Schwergewicht lag dabei auf der internen Kommunikation. Besonders Grundwehrdiener sollten so die Möglichkeit erhalten, über den sprichwörtlichen Tellerrand ihrer jeweiligen Einheit zu blicken. Jeden zweiten Tag informierte die Übungszeitschrift "VÜ Splitter", welche an besonders stark frequentierten Punkten wie in Speisesälen oder sonstigen Aufenthaltsbereichen aufgelegt wurde, die Übungsteilnehmer über sämtliche Abläufe der Übung. Besonders gut angenommen wurden von den Übungsteilnehmern die nahezu täglich online gestellten Postings auf der Facebook-Seite des Österreichischen Bundesheeres. In Zeiten, in denen nahezu jeder ein Smartphone besitzt, muss diese Möglichkeit der internen Kommunikation offensiv genutzt werden. Für diejenigen, bei denen Interesse geweckt wurde, gab es auf der Homepage des Österreichischen Bundesheeres ausreichend Möglichkeit, sich auf der eigens eingerichteten Übungsseite weiter zu informieren oder aktuelle Fotostrecken anzusehen. Ebenso darf die Massenwirkung von Plattformen wie YouTube im Zusammenhang mit der internen Kommunikation nicht außer Acht gelassen werden. Anhand des Videorückblickes soll die Erinnerung an die erbrachten Leistungen bei den jungen wie auch älteren Soldaten präsent bleiben.

Auf einen Blick

Für den Brigadekommandanten und Übungsleiter, Brigadier Christian Riener, war es wichtig, aus dem Übungsgeschehen Fehler zu erkennen, abzustellen und dadurch die Gefechtstechniken und das Soldatenhandwerk nachhaltig auf allen Ebenen zu verbessern (siehe Interview am Ende dieses Artikels).

Es sollten bereits erworbene Fähigkeiten durch die Möglichkeit der Wiederholungen stabilisiert und somit weiter perfektioniert werden.

Positive Kritik und Fehleranalyse ist die Basis zum Erfolg, auch wenn es oft persönlich wehtut. Die oben dargestellten fünf standardisierten Gefechtssituationen, die durch die beiden gemischt verstärkten Bataillonskampfgruppen drillmäßig zu durchlaufen waren, haben sich als ureigene militärische Methode für diesen Zweck bestens geeignet. Duellsimulation und Echtzeitauswertung erleichterte und unterstützte die Fehler- erkennung. So konnte direkt und schnell auf Schwachstellen reagiert und Gegenmaßnahmen getroffen werden.

Zwei Wochen sind selbst für eine Übung eine relativ kurze Zeit. Wenn man sie aber intensiv und diszipliniert nutzt, kann man dennoch viel erreichen - nämlich das Beherrschen und Festigen unseres militärischen Handwerkes. Soldatenhandwerk ist militärisches Alleinstellungsmerkmal, muss aber ständig geübt werden. Folglich hat die Planungsphase der "Handwerk 16" im Kommando der 4.PzGrenBrig bereits begonnen.


Autor: Hauptmann Mag.(FH) Hermann Steinkogler, Jahrgang 1979; 2001/02 EF-Kurs, Ausbildung zum Feuerleitoffizier, 2005 bis 2009 Theresianische Militärakademie Jahrgang "Erzherzog Albrecht", 2009 Ausmusterung als Fernmeldeoffizier; 2009 bis 2011 Verwendung als Ausbildungsoffizier und stellvertretender Kommandant der Kommando- und Stabskompanie im Panzerstabsbataillon 4; 2011 Offizier für operative Kommunikation im Kommando 4. Panzergrenadierbrigade (Kdo 4.PzGrenBrig), Seit 2012 Leiter der Fachabteilung Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation im Kdo 4.PzGrenBrig; 2011 Psychological Operations Course; 2012 Auslandseinsatz bei EUFOR "Althea" als Medienanalyst und Head Information Operations; 2012 Media Operation Course; 2014 NATO Public Affairs Course I in Skopje.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle