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Emergency Response Team Air - ERTA

Seit dem Jahr 2007 wird, anlassbezogen bei Luftsicherungsoperationen wie bei militärischen oder zivilen Großveranstaltungen, ein "Emergency Response Team Air" (ERTA) durch das Österreichische Bundesheer bereitgehalten. Der Auftrag dieses luftbeweglichen Elementes ist es, auf außergewöhnliche Ereignisse, rasch und qualitativ hochwertig, notwendige Erstmaßnahmen vor Ort zu setzen. Diese sind die Basis für den weiteren Einsatz von militärischen oder zivilen Kräften.

ERTA

Bevor es zur Beschreibung der Zusammensetzung dieses Expertenteams geht, gilt es, die Frage zu klären, für welche Anlassfälle ERTA überhaupt benötigt wird und wann es gebildet wird.

Bei Luftraumsicherungsoperationen (LRSiOp), wie sie unter anderem beim G7-Gipfel und beim Bilderbergtreffen durchgeführt wurden, ist es aufgrund erhöhter Bedrohungssituationen notwendig, eine militärische Eingreifkraft sicherzustellen. Das Bedrohungsspektrum reicht von:

- Einsätzen bewaffneter Kräfte.

- Terrorismus.

- bewaffneten Luftfahrzeugen.

- dem Abwurf von Teilen aus Luftfahrzeugen.

- dem Abschuss von Luftfahrzeugen.

- Flugnotfällen.

- dem Freisetzen gesundheitsgefährdender Stoffe bis hin zum - Einsatz militärischer Kampfstoffe.

Zur Abdeckung dieses Vorfallspektrums wurde ERTA geplant, erprobt und wird nun anlassbezogen formiert.

ERTA ist ein schnelles, hoch mobiles (weil luftbewegliches) und bewaffnetes Eingreifelement, das außerhalb der herkömmlichen Rettungsbereiche (Sanitätskette des ÖBH, zivile Rettung, ÖAMTC, Feuerwehr etc.) im jeweiligen Einsatzraum verfügbar gehalten wird. Das Team wird im Einsatz durch die militärische Such- und Rettungsleitzentrale (MilRCC - Military Rescue Coordination Center) des operationellen Einsatzelementes (AOC - Air Operation Center) alarmiert und abgerufen. Im Zuge einer Luftraumsicherung kann die Operationsführung mit ERTA schnell und professionell auf die bereits weiter vorne angesprochenen möglichen Vorfälle reagieren.

Zusammensetzung

Das Team besteht in der Regel aus insgesamt 22 Experten; die Personalstärke kann aber je nach Auftrag variieren. Es setzt sich aus einer Crash Crew (rekrutiert aus dem Luftfahrzeug-, Rettungs- und Bergetrupp), einer Wach- und Sicherungsgruppe, einem ABC-Aufklärungstrupp, einem Pressetrupp und einem Trupp der Militärpolizei zusammen.

Dem Kommandanten dieses Elementes steht außerdem ein Heeresberg- führer zur Seite. Die Luftbeweglichkeit stellen zwei Transporthubschrauber und ein Suchhubschrauber mit Besatzungen sicher.

Kommandoelement (KdoEt)

Es besteht aus dem Kommandanten (Kdt), seinem Stellvertreter (stvKdt) und einem Heeresbergführer als Berater für Einsätze im gebirgigen Gelände. Sowohl der Kdt als auch der stvKdt sollte ein Offizier mit einschlägiger Erfahrung im Einsatz von luftbeweglichen Mitteln und dem Zusammenspiel der Luftstreitkräfte sein sowie die Abläufe des Katastrophenmanagements und der zivilen und militärischen Zusammenarbeit kennen.

Crash Crew/Luftfahrzeug- Rettungs- und Bergetrupp (LfzRtg&BgeTrp)

Der LfzRtg&BgeTrp besteht aus insgesamt vier LfzRtg-Soldaten und einem Notfallsanitäter (NFS). Als erste Aufgabe in einem Einsatz hat der Trupp das jeweilige Waffensystem des verunglückten Luftfahrzeuges zu sichern und erste Brandschutzmaßnahmen zu treffen. Weitere Aufgaben sind unter anderem die Sicherung von Schleudersitzen sowie die Rettung und Erstversorgung in Zusammenarbeit mit etwaigen zivilen Einsatzorganisationen vor Ort. Die Komplexität von militärischem Gerät und den daraus resultierenden Gefahren sind zivilen Einsatzkräften nicht bekannt, so dass die Einweisung und Spezialaufgaben (z. B. Sicherung von Waffen und Munition) bei der Zusammenarbeit durch die Spezialisten des ERTA wahrgenommen werden müssen.

Informationsoperationstrupp (InfoOpsTrp)

Ein Presseoffizier und ein Fotograf sind für die Dokumentation und die Pressearbeit während des Einsatzes für ERTA abgestellt. Die Darstellung der jeweiligen Situation beim Eintreffen von ERTA ist als Grundlage für die weiteren Ermittlungen der militärischen und zivilen Kommissionen sowie der Staatsanwaltschaft unabdingbar. Für die Informationsaufbereitung zur weiteren Medienarbeit und die Betreuung möglicher Medienvertreter direkt vor Ort bei der Unglücksstelle, ist der Presseoffizier verantwortlich.

Militärpolizeitrupp (MPTrp)

Zwei Angehörige der Militärpolizei bilden dieses Teilelement des ERTA. Die Absicherung der Unglücksstelle, das Abweisen von Unbefugten, die Verkehrsregelung, die Lotsung bei motorisierten Verlegungen und die Koordinierung des Einsatzes mit der Exekutive gehören ebenso zu ihren Aufgaben wie die Unterstützung der Wachsicherungsgruppe hinsichtlich des äußeren Sicherungsringes.

Wach- und Sicherungsgruppe (WchSiGrp)

Das zahlenmäßig stärkste Element im ERTA ist die WchSiGrp mit insgesamt acht Soldaten. Kernaufgaben dieser Gruppe sind die Absicherung und das Absperren am Einsatzort.

Bei Bedarf können Teile der Wach- und Sicherungsgruppe zur Unterstützung bei der Be- und Entladung der Hubschrauber, Bergung beim Abtransport und zur Sicherstellung der Versorgung und des Transportes herangezogen werden.

ABC-Aufklärungstrupp (ABCAufklTrp)

Die drei Spezialisten des ABC-AufklTrp sind verantwortlich für die Detektion, die Warnung und die Absperrung bei gesundheitsgefährdenden Stoffen.

Ein weiterer Aspekt ihrer Tätigkeit sind die so genannten "Fiesen Fasern". Hierbei handelt es sich um spezielle Faserverbundstoffe bei modernen Luftfahrzeugen, die bei Unfällen durch Abrieb freigesetzt werden und enorm gesundheitsgefährdend sind. Ein Sicherheitsradius von mindestens 300 Metern - ohne geeigneter Atem-Schutzausrüstung und spezieller Schutzbekleidung - muss eingehalten werden.

Wenn eine ABC-Bedrohung ausgeschlossen werden kann, unterstützt der ABCAufklTrp die Crash Crew bei ihren Aufgaben.

Transporthubschrauber

Zwei Transporthubschrauber (entweder die Agusta Bell 212 oder der S-70A "Black Hawk") stellen die kurze Reaktionszeit von ERTA sicher. Neben der Luftbeweglichkeit gewährleisten sie bei Bedarf das rasche Absetzen von Personen und von Außenlasten in unzugänglichem Gelände.

Search and Rescue Hubschrauber (SAR/Notarzthubschrauber)

Ein Notarzthubschrauber, mit der Möglichkeit verunfallte Luftfahrzeuge zu orten und nach den Erstmaßnahmen Schwerverletzte notärztlich zu betreuen, ist dem ERTA auf Zusammenarbeit angewiesen.

Einsatzvorbereitung

Die Einsatzvorbereitung mit Formierung, Ausbildung und Einsatzübungen nimmt, zur Erreichung der vollen Einsatzbereitschaft, einen Zeitraum von zirka fünf Tagen in Anspruch. Da die Expertenteams aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengeführt werden, ist der erste Tag mit Anreise, Einrichten des Gefechtsstandes und dem Ausfassen diverser Zusatzausrüstung ausgefüllt.

Die Ausbildung umfasst neben der Handhabung der speziellen Ausrüstung(Alpingerät, persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz, Funkausstattung etc.) auch die luftbewegliche und geländegängige Zusammenstellung und Verladung der einzelnen Trupps. Eine enge Zusammenarbeit mit den Besatzungen der Transporthubschrauber ist dabei unabdingbar. Das Kennenlernen aller Trupps mit ihren speziellen Verantwortungs- und Aufgabenbereichen verstärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Teammitglieder.

Neben den notwendigen Ausbildungen für den motorisierten Transport stellen vor allem die Übungseinsätze mit den Hubschraubern das Schwergewicht der Ausbildung zur Erreichung der Einsatzbereitschaft dar. Geübt werden:

- Lageabhängige personelle Einteilung in den Luftfahrzeugen.

- Verladen von Gerät im Hubschrauber oder auf Kraftfahrzeugen.

- Lufttransport.

- Ablassen und Aufnahme mit Seilwinde.

- Außenlasttransport.

Einsatz von ERTA

Das Herstellen der Einsatzbereitschaft benötigt eine Vorlaufzeit von 45 Minuten. Maschinencheck, Fahrzeug- und Ausrüstungskontrolle, die Überprüfung des persönlichen Lawinen-Verschütteten-Suchgerätes sowie die Funküberprüfung müssen täglich durchgeführt werden. Die Abmarschbereitschaft von ERTA beträgt 15 Minuten nach Alarmierung. In diesem Zeitraum erfolgt nach kurzer Lagebeurteilung die Befehlsausgabe an die TrpKdten und HS-Besatzungen. Nach Freigabe durch milRCC/AOC startet der Suchhubschrauber, und ERTA bezieht lageabhängig nach Möglichkeit einen Nahverfügungsraum. Ziel ist es, die Entfernung zum Einsatzort zu verkürzen; so können nach Lokalisierung des Einsatzortes durch den Suchhubschrauber rasch die geeigneten Kräfte nachgeführt werden.

Am Einsatzort erfolgen die ersten Sicherungs- und Brandschutzmaßnahmen. Die Bergung von Verunfallten aus dem Gefahrenbereich wird unter der Verantwortung des Notfallsanitäters durchgeführt. Gleichzeitig läuft die Dokumentation der Lage und des Einsatzablaufes. Nach Heranführung des militärischen Notarzthubschraubers, nach Sicherstellung der ungefährdeten Annäherung an den Einsatzort durch die Crash Crew, wird ein zusätzlicher Transportbedarf beurteilt.

Parallel dazu werden durch den MPTrp die Annäherungsmöglichkeiten zum Einsatzort abgesichert und/oder etwaige unbefugte Personen abgewiesen. Die WchSiGrp wird nach Absperrung der Unfallstelle zur weiträumigen Absicherung der Annäherungsmöglichkeiten eingesetzt und für weitere Aufträge bereitgehalten.

Erste Pressemeldungen werden, mit den zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Daten und Fakten, an das vorgesetzte Kommando weitergeleitet.

Durch den Kommandanten des ERTA werden zivile Einsatzkräfte informiert und koordiniert, um mögliches Gefährdungspotenzial für die zivilen Einsatzkräfte zu minimieren. Nach dem Absetzen einer entsprechenden Lagemeldung bleibt ERTA bis zur Ablöse oder Herauslösung vor Ort. Nach Übergabe der Sicherung des Einsatzortes an zusätzlich herangeführte Kräfte erfolgt die Rückorganisation von ERTA, um möglichst rasch als Eingreifkraft wieder zur Verfügung zu stehen. Ein Herauslösen von ERTA zu einem neuerlichen Einsatz ist ebenso möglich.

Auf den Punkt gebracht

Die zu erwartende komplexe Situation, wenn ERTA abgerufen wird, verlangt eine intensive und zielgerichtete Ausbildung sowie hohe Motivation und Professionalität der verschiedenen Trupps, so dass gepaart mit den realistischen Übungseinsätzen von einer hohen Effektivität und Effizienz des ERTA im Einsatz ausgegangen werden kann. Sollte es zu einer Situation kommen, die den Einsatz eines Emergency Response Teams Air verlangt, können sich die Streitkräfte auf ein hoch professionelles, rasch verfügbares, luftbewegliches Element mit breitgefächerten Fähigkeiten abstützen.


Autoren: Major Mag. (FH) Marko Kaltenegger; Jahrgang 1971; Kommandant des ERTA während der Luftraumschutzoperation um den G7-Gipfel und des Bilderbergtreffens im Juni 2015 in Tirol.

Hauptmann Mag. (FH) Reinhold Kern; Jahrgang 1984; stellvertretender Kommandant des ERTA bei der angesprochenen Luftraumschutzoperation.

Hauptmann Mag. (FH) Hermann Steinkogler; Jahrgang 1979; Presseoffizier des ERTA bei der angesprochenen Luftraumschutzoperation.

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