Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Vor 25 Jahren: "Frieden für Galiläa"

Der Libanon-Feldzug 1982

Für Israel war der Feldzug ein militärischer Erfolg. Er bescherte der PLO und den syrischen Truppen eine Niederlage mit hohen Verlusten. Frieden brachte er aber - langfristig - weder Israel noch dem Libanon.

Der Libanon galt Anfang der fünfziger Jahre noch als "die Schweiz des Nahen Ostens". Seine Hauptstadt Beirut war zum Handels- und Bankenzentrum der Levante geworden und der Fremdenverkehr expandierte stark. Von den drei Nahost-Kriegen (1948/49, 1956 und 1967) weitgehend unberührt geblieben, steuerte das Land trotzdem auf eine Krise zu, die ab Mitte der siebziger Jahre letztlich zum nahezu völligen Verlust seiner Souveränität führen sollte.

Vorgeschichte und Ursachen

Schon einmal - im Juli 1958 - war es im Libanon zu schweren Unruhen gekommen, ausgelöst durch linksgerichtete und proarabische (v. a. dem ägyptischen Staatspräsidenten Gamal Abdel Nasser freundlich gesonnene) Gruppen in der Armee und in Teilen der Bevölkerung. Die Unruhen wurden durch eine Intervention amerikanischer Truppen beendet, danach kehrte vorübergehend wieder Ruhe ein.

In der Bevölkerung, die Mitte der sechziger Jahre je zur Hälfte aus Christen (verschiedener Bekenntnisse) und Moslems (ca. 46 Prozent Sunniten, ca. 46 Prozent Schiiten, ca. 8 Prozent Drusen) bestand, zeigten sich allerdings aufgrund der komplexen Sozialstruktur des Landes immer stärkere Gegensätze. Darüber hinaus war der Süden des Libanon - aufgrund des Abkommens von Kairo (geschlossen im November 1969 auf Druck von Präsident Nasser) - den zum Teil bereits seit 1948/49 ansässigen palästinensischen Flüchtlingen als Siedlungsraum zur Verfügung gestellt worden (Fatah-Land). Dieser Raum diente bewaffneten Gruppierungen als Aufmarschgebiet gegen Israel.

Im September 1970 wurde in Jordanien eine Revolte der PLO (Palestine Liberation Organization) niedergeschlagen. Nach diesem "Schwarzen September" flüchteten weitere 150 000 Palästinenser in den Südlibanon, was die Krise im ständig labiler werdenden Staatsgefüge des Landes zusätzlich verschärfte.

Nach einem Putschversuch linksgerichteter Militärs und einiger PLO-Verbände brach am 13. April 1975 im Libanon ein offener Bürgerkrieg aus, ausgelöst durch ein Feuergefecht zwischen christlichen Falangisten (auch Phalange, paramilitärische Organisationen der falangistischen Partei) und bewaffneten Palästinensern, die in einem Autobus zum Lager Tel-Zatar unterwegs waren. Wenige Tage später begannen zwischen Palästinensergruppen und den falangistischen Milizen Kämpfe, die im Herbst 1975 einen Höhepunkt erreichten.

Anfang 1976 existierten bereits mehr als 50 paramilitärische Organisationen, die fallweise im Herrschaftsgebiet ihrer Warlords - aufgrund des weitgehenden Verlustes des staatlichen Gewaltmonopols - ihre (Schreckens)Herrschaft ausübten. Im Jänner 1976 nahmen PLO-Verbände die überwiegend von Christen bewohnte Stadt Damour ein. Etwa 10 000 Menschen - ca. ein Viertel der Stadtbevölkerung - wurden dabei getötet.

Eine am 1. Juni 1976 beginnende syrische Intervention sollte den Frieden im Lande wieder herstellen. Anfangs wurden die von den Palästinensern bedrängten Christen unterstützt. Die Führung der ca. 40 000 Mann starken syrischen Truppen sympathisierte aber im Laufe der Zeit mehr und mehr mit den Palästinensern. Vom Hochsommer 1975 bis zum August 1976 konzentrierten sich die Kämpfe, die rund 80 000 Tote forderten, auf den Raum Beirut sowie auf die Flüchtlingslager und die Siedlungen der Palästinenser in der Umgebung. Das Lager Tel-Zatar wurde am 12. August 1976 nach heftigen Kämpfen von den Falangisten zerstört.

Ab Ende 1977 kam es im Südlibanon laufend zu Kämpfen zwischen christlich-orthodoxen Milizen unter der Führung von Major Haddad, der von Israel tatkräftig unterstützt wurde, und den Palästinensern, die das Fatah-Land südlich des Litani-Flusses beanspruchten. Israelische Kommandotruppen waren seit 1969 bereits mehrmals in den Südlibanon eingedrungen, allerdings ohne den palästinensischen Verbänden eine entscheidende Niederlage zufügen zu können.

Am 11. März 1978 ermordeten in Israel eingedrungene PLO-Terroristen 37 israelische Zivilisten in einem Autobus auf der Küstenstraße nördlich von Haifa. Nach diesem Massaker drangen rund 20 000 israelische Soldaten (etwa drei Brigaden) zwischen dem 14. und dem 16. März bis zum Litani-Fluss vor, dessen tiefes, in Ost-Westrichtung verlaufendes Tal den Südlibanon von der Region Sidon-Beirut trennt. Nach der Resolution des UN-Sicherheitsrates vom 19. März 1978 rückte ein UN-Kontingent (UNIFIL - United Nations Forces in Lebanon) in das Gebiet zwischen dem Litani-Fluss und dem von christlichen Milizen kontrollierten südlichsten Teil des Libanon ein. Eine totale Überwachung der Sicherheitszone durch die rund 7 000 UN-Soldaten war (und ist) in dem schwierigen Gelände allerdings unmöglich. Deshalb konnten PLO-Kommandos immer wieder nach Süden und nach Nord-Israel durchsickern.

Im April 1981 griffen Teile der im östlichen Zentrallibanon stationierten syrischen Verbände (76. und 91. Panzerbrigade, 58. mechanisierte Brigade, 62. selbstständige Brigade und zehn selbstständige "Kommando"-Bataillone; Gesamtstärke mindestens 30 000 Mann) mit starker Artillerieunterstützung die Stützpunkte der christlichen Milizen im Gebiet um Zahle (an der wichtigsten Straße von Damaskus nach Beirut) an. Zusätzlich sicherten die Straße von Damaskus nach Beirut die 85. Infanteriebrigade und etwa 20 syrische "Kommando"-Bataillone. Ab dem Frühjahr 1979 war es über dem Südlibanon vermehrt zu Luftkämpfen zwischen syrischen Kampfflugzeugen und dem Begleitschutz israelischer Aufklärungsmaschinen gekommen. Ende April 1981 gewährten die israelischen Luftstreitkräfte den bedrängten Falangisten-Milizen direkte Luftunterstützung und schossen - trotz der Stationierung von 19 syrischen Fliegerabwehrlenkwaffenbatterien sowjetischer Herkunft im Libanon - mehrere syrische Flugzeuge und Hubschrauber ab.

1981 erhielten Teile der mittlerweile gut organisierten, insgesamt über mehr als 15 000 Mann verfügenden PLO-Verbände im Südlibanon (drei Brigaden in der Stärke von jeweils rund 2 500 Mann, mehrere kleinere Verbände sowie mehrere selbstständige Einheiten) schwere Waffen aus osteuropäischer Produktion. Diese waren hauptsächlich von Libyen bezahlt worden. Darunter befanden sich insgesamt 20 mittlere Kampfpanzer T-54 und T-55, 60 mittlere Kampfpanzer T-34, 90 130-mm-Kanonen M-46, 80 Raketenwerfer BM-21 sowie zahlreiche Granatwerfer und Fliegerabwehrkanonen. An leichten Infanteriewaffen herrschte seit Beginn des Bürgerkrieges kein Mangel, Unmengen von Panzerabwehrrohren RPG-7 und zahlreiche tragbare Fliegerabwehrlenkwaffen "Strela" (SA-7 GRAIL) verstärkten die Panzer- und Luftabwehrkapazität der PLO-Verbände.

Bereits im Herbst 1981 bereitete die Führung der israelischen Streitkräfte eine Operation mit mindestens sechs Divisionen (75 000 Mann, 1 250 Kampfpanzer und 1 500 Schützenpanzer) im Südlibanon vor, um die rasch wachsende Bedrohung an Israels Nordgrenze zu beseitigen.

Am 3. Juni 1982 verübte ein palästinensischer Terrorist ein Attentat auf den israelischen Botschafter in London. Darüber hinaus lagen Siedlungen in Nordisrael unter fortwährendem Artilleriebeschuss von im Südlibanon aufmarschierten PLO-Verbänden. Das waren die unmittelbaren Auslöser der schon länger vorbereiteten militärischen Operation Israels gegen die PLO im Libanon.

Die israelischen Streitkräfte 1982

Zu Beginn der achtziger Jahre konnte Israel nahezu 500 000 Soldaten innerhalb von 48 Stunden mobilisieren. Die Erfahrungen des "Jom-Kippur-Krieges" im Oktober 1973 hatten die Notwendigkeit der engen Zusammenarbeit zwischen Heer und Luftstreitkräften gezeigt. Diese Erfahrungen des damaligen Einsatzes gegen kampfkräftige reguläre Verbände waren - mehr als acht Jahre später - in das Führungsverfahren und in die Ausbildung der israelischen Streitkräfte eingeflossen.

Im Spätfrühjahr 1982 verfügte das israelische Heer an Kampfverbänden über elf mechanisierte Divisionen mit insgesamt 33 Brigaden.

An Waffensystemen verfügte Israel u. a. über - etwa 3 600 Kampfpanzer (davon bereits rund 200 "Merkava" aus eigener Entwicklung, 1 100 "Centurion" sowie etwa 1 000 M-60), - ca. 4 000 Schützenpanzer und gepanzerte Transportfahrzeuge sowie - rund 1 500 Artilleriesysteme (155-mm-Panzerhaubitzen M-109, 203-mm-Panzerhaubitzen M-110, 175-mm-Kanonen M-107 auf Selbstfahrlafette und schwere Granatwerfer auf Selbstfahrlafette).

Die Luftstreitkräfte waren bereits weitgehend mit Kampfflugzeugen US-amerikanischer Herkunft ausgerüstet: 40 Jäger F-15 "Eagle", 74 Jagdbomber F-16 "Fighting Falcon", 138 Jagdbomber F-4 "Phantom" und 174 Jagdbomber A 4 "Skyhawk". Dazu kamen weitere 160 Jagdbomber "Kfir" (ein Nachbau der französischen "Mirage" 5 mit einem General Electric J79-Triebwerk) und 20 Jagdbomber "Mirage" III.

Die israelische Marine verfügte über zwei Lenkwaffen-Korvetten und 27 Raketenschnellboote, drei Unterseeboote sowie zahlreiche Patrouillenboote und sieben Landungsfahrzeuge, die in den Operationen gegen die PLO im Südlibanon eine wesentliche Rolle spielen sollten.

Die erste Phase des israelischen Feldzuges

Am Vormittag des 6. Juni 1982 (die letzten Kampfhandlungen im Falkland-Krieg hatten bereits begonnen) drangen israelische Verbände in der Stärke von fünf Divisionen in den Libanon ein, um den "Frieden für Galiläa" zu erzwingen. Die Israelis bildeten drei Stoßkeile.

Der erste Stoßkeil, die 91. Division unter Brigadegeneral Yitzak Mordechai - angesetzt entlang der Küste - erreichte Tyrus und am Abend des 9. Juni bereits die Stadt Damour. Zuvor waren palästinensische Stellungen durch eine israelische amphibische Operation (bei der eine gemischte Brigade der 96. Division nördlich von Sidon im Mündungsgebiet des Awali-Flusses gelandet wurde) umgangen worden. Bei Damour stoppten die israelischen Truppen vorerst den Angriff, da sich die PLO-Verbände in der Stadt verschanzt hatten.

Der zweite Stoßkeil - angesetzt aus dem oberen Jordan-Tal - wurde über das Litani-Knie zur Festung Beaufort und weiter nach Nabatiyeh vorgetrieben. Dort kam es - nach der Überwindung eines relativ schwachen palästinensischen Widerstandes - zu ersten Zusammenstößen mit syrischen Truppen. In der Nacht zum 7. Juni nahmen Einheiten der Golani-Brigade die wichtige, stark verteidigte Beobachtungs- und Kommandozentrale der PLO in der alten Kreuzritterburg Beaufort (auf 717 m Seehöhe, mit einem Ausblick über den gesamten Südlibanon) ein. Danach wurde der Vormarsch zur Linie Sidon-Jezzine fortgesetzt.

Der dritte israelische Stoßkeil unter Generalmajor Avigdor Gal mit der 90. und der 252. Division sowie zwei weiteren Kampfgruppen, sollte von den westlichen Golan-Höhen entlang des Westabhanges des Hermon-Massives in Richtung Hasbaiya und weiter in die südliche Bekaa-Ebene vorrücken. Er stieß aber im Fatah-Land auf heftigsten Widerstand, und zwar ebenfalls in den Ortschaften. Im Kampf von Haus zu Haus gegen bewaffnete Palästinenser und auch schon gegen syrische "Kommando"-Bataillone mussten deren - über Jahre gut ausgebaute - Stellungen erobert werden. Die israelischen Truppen erlitten in den Ortskämpfen stellenweise erhebliche Verluste. Gingen sie auf den wenigen Hauptstraßen vor, erhielten sie oft flankierendes Feuer aus Panzerabwehrwaffen.

Luftkämpfe über dem Libanon

Am Nachmittag des 9. Juni wurden israelische Kampfflugzeuge, die PLO-Positionen angriffen, von syrischen Fliegerabwehrlenkwaffenbatterien beschossen und auch von syrischen Flugzeugen attackiert. In den folgenden vier Stunden kam es zu erbitterten Luftgefechten. In diesen schossen Jagdbomber der israelischen Luftstreitkräfte (nach israelischen Angaben) mindestens 41 syrische Jagdbomber MiG-21 und MiG-23 sowie fünf Hubschrauber bei nur geringen eigenen Verlusten ab. Die israelischen Jagdbomber zerstörten weiters innerhalb von zwei Stunden insgesamt 19 syrische Fliegerabwehrlenkwaffenbatterien, meist ausgestattet mit SA-6 (GAINFUL), aber auch SA-2 (GUIDELINE), SA-3 (GOA) und SA-8 (GECKO), durch Angriffe mit Bomben und - erstmals - mit Radarbekämpfungslenkflugkörpern. Bis zum Ende des Tages wurden drei weitere syrische Flugzeuge vernichtet. Die totale Luftüberlegenheit, u. a. sichergestellt durch die Einsätze von UAVs (Unmanned Aerial Vehicles; "Drohnen") der Typen "Scout", "Mastiff" und "Firebee" sowie durch mehrere von den USA gelieferte Frühwarnflugzeuge Grumman E-2C "Hawkeye", erleichterte die Operationen der israelischen Bodentruppen.

Kämpfe mit syrischen Truppen

In schweren Kämpfen mit der 1. syrischen Panzerdivision nördlich des Sees Karoun gewannen die Israelis bald die Oberhand. Die mit der 85. Panzerbrigade verstärkte syrische Division wurde durch die Angriffe israelischer Panzer, Kampfhubschrauber und Kampfflugzeuge nahezu aufgerieben. Etwa 200 syrische Kampfpanzer und mehrere Hundert weitere gepanzerte Fahrzeuge wurden vernichtet.

Am 10. Juni standen die israelischen Truppen im Küstenbereich schon im Süden von Beirut (wo sich auch der internationale Flughafen der Stadt befindet). Dort wurden sie in schwere Kämpfe mit der syrischen 85. Brigade verwickelt.

Im Zentrum erreichten die israelischen Verbände die Ortschaft Ein Dara nahe der Verbindungsstraße von Beirut nach Damaskus. Dort gerieten sie in ein heftiges Feuergefecht mit der syrischen 62. Brigade, die allerdings von israelischen Kampfhubschraubern der Typen Bell AH-1F "Huey Cobra" und Hughes 500MD "Defender" dezimiert wurde.

Im Osten griffen bewaffnete syrische Hubschrauber SA.342 "Gazelle" israelische Panzerverbände an und fügten diesen mit ihren Panzerabwehrlenkwaffen TOW empfindliche Verluste zu. Die 12,7-mm-überschweren Maschinengewehre der israelischen Kampffahrzeuge erwiesen sich zur Abwehr der syrischen Hubschrauber als weitgehend wirkungslos, da Letztere meist außerhalb der Einsatzschussweite blieben. Am Abend wurde ein mit Kampfpanzern M-60 ausgerüstetes israelisches Panzerbataillon in der Ortschaft Sultan Yakoub von der 58. syrischen Brigade und mehreren "Kommando"-Bataillonen eingeschlossen. Die Besatzungen konnten sich zu den israelischen Linien durchschlagen, mussten aber die Mehrzahl ihrer Panzer und Fahrzeuge zurücklassen. Israelische Kampfflugzeuge bereinigten die Situation durch taktische Luftunterstützung und schossen darüber hinaus 25 weitere syrische Flugzeuge und vier syrische Hubschrauber ab.

Am 11. Juni wurde der israelische Vormarsch nach der Eroberung der Stadt Khalde eingestellt. An diesem Tag verloren die syrischen Luftstreitkräfte weitere 18 Kampfflugzeuge und einen Hubschrauber SA.342 "Gazelle", der den israelischen Truppen leicht beschädigt in die Hände fiel.

Die Schlacht um Beirut

Vom 22. bis zum 25. Juni kam es erneut zu schweren Kämpfen um mehrere Abschnitte der Straße von Beirut nach Damaskus, die erst jetzt von israelischen Truppen vollständig unterbrochen werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt soll - auf Weisung von Ayatollah Khomeini - ein Bataillon iranischer Freiwilliger in die Kämpfe eingegriffen haben.

Durch die völlige Einschließung Westbeiruts, schwere Luftangriffe und Artilleriebeschuss wollte Israel die noch verbliebenen Kräfte der PLO zum Abzug oder zur Kapitulation zwingen. Die militärische Schlacht um Beirut wurde dadurch mehr und mehr zu einer politischen. Nicht zuletzt führten die wochenlangen Leiden der libanesischen Zivilbevölkerung in Beirut zu amerikanischen Verhandlungsinitiativen, die eine Einstellung der Kampfhandlungen bewirkten.

Nach Vermittlung der USA zogen vom 21. August bis zum 3. September 1982 mehr als 15 000 PLO-Kämpfer samt ihren Handfeuerwaffen auf dem Seeweg in verschiedene arabische Staaten ab. Die syrischen Soldaten verließen Beirut über Land.

Die Verluste

Die israelischen Verluste bis Anfang September 1982 betrugen 368 Gefallene und 2 383 Verwundete. Eine größere Anzahl Kampf- und Schützenpanzer (mindestens 60) waren zerstört oder schwer beschädigt. Durch die gegnerische Fliegerabwehr gingen (nach israelischen Angaben) drei bis vier Flugzeuge und zwei Hubschrauber verloren.

Auf Seiten der PLO starben im Verlauf des Feldzuges mindestens 1 000 PLO-Kämpfer, 8 000 wurden gefangengenommen. Die israelischen Truppen hatten nahezu alle Fahrzeuge, Fliegerabwehr- und Artilleriesysteme (über 270 Systeme mit 23 000 Granaten bzw. Flugkörpern!) der PLO zerstört oder erbeutet.

Die syrischen Truppen verzeichneten 1 200 Gefallene und rund 3 000 Verwundete. 296 syrische Soldaten gerieten in israelische Gefangenschaft. Ca. 90 syrische Kampfflugzeuge und 12 Hubschrauber gingen (nach israelischen Angaben) verloren. Mehrere hundert Kampfpanzer und gepanzerte Fahrzeuge (darunter mindestens 30 mittlere Kampfpanzer T-72) wurden zerstört oder von israelischen Truppen erbeutet.

Auch Tausende libanesische Zivilisten wurden verwundet oder getötet.

Politische und militärische Auswirkungen

Nach der Ermordung des knapp zuvor gewählten Präsidenten Pierre Gemayel am 12. September 1982 durch einen Bombenanschlag übernahm dessen Bruder Amin das Amt. Kurz darauf brachen wieder schwere Kämpfe zwischen falangistischen und moslemischen Milizen aus.

Truppen des christlichen Majors Haddad verübten dabei Massaker in den Palästinenserlagern Sabra und Shatila südlich von Beirut. Aufgrund dieser Massaker spitzte sich die innenpolitische Lage im Libanon abermals dramatisch zu.

Beirut sollte bis Ende 1993 von einer Friedenstruppe (Amerikaner, Franzosen, Italiener) und der neu in Aufstellung befindlichen libanesischen Armee kontrolliert werden. Der Norden und Nordosten des Landes waren weiterhin von syrischen Truppen, die Stadt Baalbek von einem iranischen Bataillon besetzt.

Israelisch-libanesische Gespräche unter amerikanischer Patronanz über eine Friedensregelung, die im Jänner 1983 begonnen hatten, sahen einen israelischen Truppenabzug und die Schaffung einer 30 bis 40 km breiten Sicherheitszone an der Nordgrenze Israels sowie die Aufnahme normaler Beziehungen (nach dem Vorbild des Camp-David-Abkommens) vor.

Radikale schiitische Milizen verübten im April 1983 Terroranschläge mit Autobomben gegen amerikanische Einrichtungen. Einer davon war der Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Beirut am 16. April mit 57 Todesopfern. Eine weitere Anschlagsserie mit insgesamt 299 Todesopfern erfolgte am 23. Oktober auf die Unterkünfte des amerikanischen und französischen Kontingents der Friedenstruppen.

Am 17. Mai 1983 unterzeichneten die libanesische und die israelische Regierung ein Truppenrückzugsabkommen. Die israelischen Truppen zogen sich etwa 20 km nach Süden bis zum Awali-Fluss zurück.

Die reguläre libanesische Armee zerfiel im Zuge der Kämpfe gegen moslemische und drusische Milizen vom Herbst 1983 bis zum Frühjahr 1984. Das stärkte wiederum die Position der Syrer, die Anfang 1984 im Libanon etwa 50 000 Mann starke Kräfte stationiert hatten.

Das US-Kontingent der multinationalen Friedenstruppe wurde immer öfter in die Kämpfe verwickelt. Es erhielt Luft- und Artillerieunterstützung von der 6. US-Flotte, deren Schiffe (darunter das wieder in Dienst gestellte Schlachtschiff USS "New Jersey") auch moslemische und syrische Positionen im Raum Beirut beschossen.

Anfang 1984 war klar, dass die Friedenstruppe in Beirut ihren Auftrag nicht mehr erfüllen konnte. Die 115 Mann des britischen Kontingentes wurden am 6. Februar zurückgezogen. Das italienische Kontingent zog ab dem 20. Februar ab. Auch die amerikanischen Truppen zogen sich Ende Februar auf die Schiffe der 6. US-Flotte zurück. Der Abzug des französischen Kontingentes erfolgte kurz darauf.

Ende April 1984 war die Regierung Amin Gemayel, die kaum noch Autorität besaß, bereits weitgehend von Syrien abhängig. Die Zerschlagung bzw. Vertreibung der Arafat-treuen PLO-Verbände in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripolis im Oktober und November 1983 durch radikalere PLO-Gruppen, die von syrischen Truppen unterstützt wurden, war ein weiteres Zeichen für die politische Zerrissenheit und Machtlosigkeit des Staates.

Oberflächlich ergab sich durch den raschen Wiederaufbau und die wirtschaftliche Erholung des Landes unter Präsident Hariri in den neunziger Jahren ein optimistisches Bild für die zentralen und nördlichen Teile des Libanon.

Syrische Streitkräfte in der Stärke von mindestens 30 000 Mann, de facto der einzige Ordnungsfaktor im Zentrallibanon, verblieben dort bis zum April des Jahres 2006. Der Süden des Landes stand bis 2001 vollständig unter israelischer Kontrolle. Dennoch wuchs der Einfluss radikal-islamischer Milizen im Südlibanon ständig. Zur mächtigsten und einflussreichsten davon avancierte die Hisbollah (Hizb-Allah - Partei Gottes). Vom Iran unterstützt, gelang ihr bereits in den späten neunziger Jahren schrittweise die Zerschlagung der mit Israel verbündeten christlichen Milizen. Durch laufende Angriffe auf israelische Truppen im Südlibanon und in Israel selbst gewann sie (trotz Einrichtung einer Sicherheitszone und der Anwesenheit der UNIFIL-Truppe) die nahezu vollständige Kontrolle über den Südlibanon.

Kein Frieden in Sicht

Der erneute Krieg Israels gegen die Hisbollah im Sommer 2006 zeigte die erhebliche militärische Schlagkraft der schiitischen Truppen, die sich im Südlibanon jahrelang systematisch auf diese Auseinandersetzung vorbereitet hatten (u. a. durch die Verbunkerung großer Geländeteile sowie die Beschaffung zahlreicher leichter Infanteriewaffen, Panzerabwehrwaffen und Raketen kurzer bis mittlerer Reichweite).

Auch der israelische Feldzug des Jahres 2006 im Südlibanon führte - trotz einiger Erfolge gegen die Hisbollah - ebenso wie jener des Jahres 1982 nicht zur Zerschlagung jener Kräfte, deren Aktionen (wie ständiger Raketenbeschuss) eine ständige Bedrohung Nordisraels darstellten und auch weiterhin darstellen.

Der seit mehr als 30 Jahren existierende Konflikt wird daher wahrscheinlich in eine neue - abermals extrem gewalttätige - Phase eintreten.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Hofrat Dr. Wolfgang Etschmann, Oberleutnant, Jahrgang 1953. Nach Matura und Einjährig-Freiwilligen-Ausbildung Studium der Zeitgeschichte und Germanistik an der Universität Wien; 1979 Promotion zum Dr. phil; danach als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien tätig. Von 1981 bis 1982 Einteilung als Kompaniekommandant beim Landwehrstammregiment 21. Ab 1982 Referent für neuere Militärgeschichte am Heeresgeschichtlichen Museum/Militärwissenschaftliches Institut; seit 1994 Leiter der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums.

Literatur (Auswahl):

Schiller, David Theodor (1982) Palästinenser zwischen Terrorismus und Diplomatie. Die paramilitärische palästinensische Nationalbewegung von 1918 bis 1981. München.

Schiller, David Theodor (1979) Der Bürgerkrieg im Libanon. Entstehung, Verlauf, Hintergründe. München.

Rabinovich, Itamar (1985) The War for Lebanon 1970 - 1985. Ithaca/London.

Laffin, John (1985) The War of Desperation. Lebanon 1982 - 85. London.

Schnell, Karl, General. a. D. Libanon Feldzug 1982 - Eine Expertise. In: Wehrtechnik 6/1984.

Flor, Roland, OberstdhmfD Mag. (1987) Israels Libanon Feldzug 1982. Vorgeschichte - Operativer Verlauf und Gefechtsbild - Erfahrungen. Institut für Strategische Grundlagenforschung an der Landesverteidigungsakademie. Wien.

Frank, Benis M. (1987) U.S. Marines in Lebanon 1982 - 1984. History and Museums Divisions Headquarters, U.S. Marine Corps. Washington, D.C.

Nordeen, Lon (2002) Air Warfare in the Missile Age. (Second Edition) Washington/London.

Grant, Rebecca The Bekaa Valley War. In: Air Force Magazine, June 2002.

The Military Balance 1981.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle