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Weltgeschehen: Kampf um den Irak

Die Gewaltakte im Irak nehmen kein Ende. Das Chaos wird von allen Seiten geschürt. Die internationalen islamistischen Terroristen, die mit Al Qaida in Verbindung stehen, wollen den unverzüglichen Abzug der Amerikaner und ihrer Verbündeten. Gleichzeitig wollen sie aber auch einen gnadenlosen Krieg gegen die Schiiten und einen Bürgerkrieg, der das Land unregierbar macht. Den Forderungen der sunnitischen Vertreter nach einer Revision der Verfassung, die ihrer Volksgruppe mehr Rechte bringen würde, widersetzen sich die Schiiten. Sunnitische Extremisten glauben, nur gewaltsam eine dauerhafte schiitische Vorherrschaft verhindern zu können.

Den Schiiten fiel bei den ersten freien Wahlen im Irak erstmalig ein Großteil der Macht zu. Sie führen nun die Regierung, allerdings benötigen sie kurdische oder sunnitische Koalitionspartner. Deren Rechte wollen sie möglichst beschneiden.

Im Hintergrund agieren vor allem die regionalen Mächte Iran und Saudi-Arabien. Der schiitisch beherrschte Iran - mit seinen atomaren Ambitionen - strebt nach entscheidendem Einfluss im Nachbarland Irak. Für den Export der Revolution mit dem schiitischen Islam wäre der Irak ein wichtiger Meilenstein. Und genau dies befürchten Saudi-Arabien und die Emirate am Golf. Denn Saudi-Arabien ist eine Bastion des sunnitischen Islams und auch ein enger Verbündeter der USA in deren Kampf gegen den Terror. Bereits im vergangenen Dezember hat Saudi-Arabien angekündigt, die irakischen Sunniten in ihrem Kampf gegen die Schiiten unterstützen zu wollen.

Die USA - und neuerdings auch wieder Russland - verfolgen bei dieser Auseinandersetzung naturgemäß ihre eigenen weltpolitischen Interessen.

Machtambitionen und Religion spielen in diesem Konflikt eine wesentliche Rolle. Die islamische Welt teilt sich in sunnitische und schiitische Muslime, wobei es innerhalb dieser beiden großen Gruppen noch verschiedene Sekten gibt. Der zunehmende politische Einfluss der schiitischen Gemeinschaft in der Region beunruhigt seit längerem die Sunniten, die weltweit die überwältigende Mehrheit der Muslime ausmachen. Saudi-arabische Geistliche haben im Konflikt im Irak Partei ergriffen und weltweit zur Unterstützung der Sunniten aufgerufen. Auch Ägypten zeigt sich über die iranische Einmischung im Irak zunehmend irritiert.

Verhandlungsergebnisse

Seit März hat es nun den Anschein, als wollten - nach den Verhandlungen zwischen Washington, Teheran und Riad - der Iran und Saudi-Arabien gemeinsam gegen die Gewalt zwischen den Sunniten und den Schiiten im Irak vorgehen. In der derzeit sehr kritischen Lage im Zweistromland versucht die iranische Regierung, das Beste für sich zu erreichen, und setzt auf Zeit. Sie weiß, dass die USA einen von Teheran dominierten Irak nicht dulden würden. Daher will sie nicht, dass das Land in die ethnischen Regionen zerfällt oder dass es ein föderales Konstrukt gibt, in dem regionale Autonomie existieren würde. Hier geht es vor allem um die Kurden, deren Einkommen aus den Erdölquellen allen Ethnien zukommen soll. Um das zu erreichen, kam Teheran mit Washington überein: Die USA sollen sich nach einem festgelegten Zeitplan zurückziehen, den Irak aber nicht völlig verlassen, sondern in Basen außerhalb der Städte verbleiben. Der Zeitpunkt des Rückzugs müsse sich danach richten, wann die irakischen Kräfte in der Lage wären, die Sicherheit im Land zu gewährleisten. Zwar wäre dies eine Art Barriere gegen das iranische Vordringen in Richtung der Arabischen Halbinsel, aber auch ein klares Zeichen einer "Stabilisierungskraft" für die Kurden und die Sunniten. Teheran wäre auch bereit, die schiitischen Milizen unter Kontrolle zu halten und sie in die Streitkräfte des Iraks zu integrieren. Kurden und Sunniten sollen eingebunden werden, um die transnationalen Dschihadisten zu entfernen. Denn eine Nachbarschaft mit den ideologischen Gegnern könnte dem Mullah-Regime im Iran mehr als unangenehm werden.

Alles sieht danach aus, als könnte der Iran die Möglichkeit erhalten, nach einem geordneten Abzug der Koalitionskräfte und der Errichtung einer schiitisch dominierten und Teheran freundlich gesinnten Regierung in einem ungeteilten und halbwegs befriedeten Irak erst recht massiven Einfluss auf das Land auszuüben. Die US-Administration hat mittlerweile verstanden, dass es das gewünschte proamerikanische Regime in Bagdad nicht geben wird, und setzt deshalb auf einen selbstständigen, nicht zersplitterten Irak. Auf jeden Fall will man aber verhindern, dass das Land vom Iran dominiert wird oder dass Dschihadisten im Irak operieren können. Dafür will Washington von Teheran Zusicherungen.

Saudi-Arabien hat inzwischen gedroht, auf der Seite der Stammesbrüder im Irak eingreifen zu wollen, wenn die USA den Irak verlassen und so die Sunniten der Willkür der schiitischen Übermacht ausliefern würden. Es gehe dabei um "die Verteidigung der Gründungsprinzipien Saudi-Arabiens" - selbst auf die Gefahr, dass es damit zu einer direkten Konfrontation mit dem Iran kommen könnte. (Abgeschlossen am 21. Mai 2007) Autor: Brigadier i. R. Prof. Dr. Horst Mäder

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