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Einsatzvorbereitung unter geänderten Bedingungen

Reduzieren der Kräfte bei KFOR

Die 4. Panzergrenadierbrigade führte zwei Jahre nach der Führung der Multinational Task Force SOUTH (MNTF S) erneut eine Einsatzvorbereitung für ein österreichisches Kontingent im Kosovo durch. Das Panzerbataillon 14 erhielt den Auftrag, das 22. österreichische KFOR-Kontingent (AUCON22/KFOR) auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig für den Einsatz vorzubereiten. Neu im Einsatzraum ist vor allem die Umgliederung der MNTF S in die Multinational Battle Group SOUTH (MNBG S).

Die Vorbereitungen für dieses Ausbildungsvorhaben starteten bereits vor mehr als einem Jahr - nämlich Ende 2008. Zu diesem Zeitpunkt bestand das Maneuver Battalion Dulje im Kosovo noch aus zwei Jägerkompanien, einer Stabskompanie und dem Bataillonskommando.

Die Ausbildung selbst führten einsatzerfahrene Soldaten des Panzerbataillons 14 durch, die ihre Fähigkeiten und Kenntnisse bereits in zahlreichen vorgestaffelten Kaderfortbildungen erweitert bzw. weiter verbessert haben. Dadurch stellte die Durchführung dieser KFOR-Ausbildung für das Bataillon keine Schwierigkeit dar.

Im November 2009 begann mit der Formierungsbesprechung beim Streitkräfteführungskommando die Formierung und die Ausbildung. Neu war, dass das Kontingent nun nur mehr aus einer Jägerkompanie, einem Aufklärungszug und einem Austrian National Element (AUNE) bestehen sollte. Die dabei geänderten Rahmenbedingungen (Reduzierung und Umgliederung der Kräfte im Einsatzraum) wurden durch den Missionsoffizier KFOR dargestellt.

Elemente AUCON22/KFOR

Die Ausbildung der einzelnen Teileinheiten erfolgte nach dem Ausbildungsplan/Masterplan von AUCON22. In diesem sind die einzelnen Ausbildungsabschnitte für alle zu entsendenden Soldaten genau geregelt bzw. vorgegeben. So war die 4. Panzergrenadierbrigade, also das mit der Ausbildung beauftragte Panzerbataillon 14, v. a. für folgende Ausbildungsinhalte verantwortlich:
  • Allgemeine Militärische Ausbildung (AMA);
  • PSO-Ausbildung;
  • Wach- und Sicherungsdienstausbildung;
  • Einsatzraumspezifische Infanterieausbildung.

Das Panzerbataillon 14 führte auch die Rotationsplanung und die Verlegungsvorbereitung durch. Einzelne Soldaten und Teileinheiten (z. B. Feldkoch, Baupioniere, Teile des Lagerbetriebselementes etc.) des AUNE wurden parallel an den entsprechenden Waffen- und Fachschulen ausgebildet.

Die einzelnen zu entsendenden Teile werden in folgenden Organisationselementen zusammengefasst:

  • einer Jägerkompanie,
  • einem Aufklärungszug und
  • dem AUNE.

Die Jägerkompanie besteht aus einer Kommandogruppe, einer Versorgungsgruppe und drei gleich gegliederten Jägerzügen. Sie ist mit ungepanzerten Gefechtsfahrzeugen Puch/G300/LP-Patr (PuchG/Patr) für den Patrouillendienst ausgerüstet. Die Kompanie verfügt über keine Mannschaftstransportpanzer "Pandur" (MTPz "Pandur") mehr.

Der Aufklärungszug setzt sich aus einem Zugtrupp und drei Aufklärungsgruppen mit je zwei PuchG/Patr zusammen. Im Einsatzraum ist der Aufklärungszug nicht der Multinational Battle Group SOUTH (MNBG S) unterstellt - sondern direkt dem HQ KFOR in Pristina.

Das AUNE vereint Elemente des Bataillonsstabes und der Stabskompanie. Im Gegensatz zur Jägerkompanie ist das AUNE nicht der MNBG S unterstellt. Es untersteht im Einsatzraum dem österreichischen Kontingentskommandanten (National Contingent Commander - NCC) und damit dem Streitkräfteführungskommando unmittelbar.

Die Aufgaben des AUNE sind

  • die Personalverwaltung der im Einsatzraum stationierten österreichischen Soldaten,
  • der Betrieb und die Sicherung des Camps CASABLANCA,
  • die Eigenversorgung und die Versorgung der Jägerkompanie sowie
  • die Sicherstellung der "nationalen" Fernmeldeverbindungen.

Einsatzvorbereitung

Das Panzerbataillon 14 wurde, wie schon erwähnt, mit der Formierung und Ausbildung von AUCON22/KFOR beauftragt. Die Generalstabsabteilung 5 (G5) der 4. Panzergrenadierbrigade koordinierte als übergeordnetes Element für die Einsatzvorbereitung.

Um die Formierung des AUCON möglichst effizient durchzuführen, nahm das Panzerbataillon 14 eine eigene Arbeitsgliederung ein. Der neu gebildete Formierungs-/Ausbildungsstab (FormStb) setzte sich aus einem verminderten Bataillonsstab zusammen, in dem jedes Führungsgrundgebiet abgebildet war.

Seit Beginn der Einsatzvorbereitung für das Schlüsselpersonal, befand sich dieser Formierungsstab auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig, da wegen geplanter Sanierungsarbeiten die Infrastruktur der Hessen-Kaserne Wels nicht zur Verfügung stand.

Für die Durchführung der Ausbildung und Formierung der Jägerkompanie und des Aufklärungszuges sowie für die Allgemeine Militärische Ausbildung des AUNE ist ein eigenes Formierungselement (FormEt) gebildet worden. Den Kern dieses FormEt bildete die 2. Panzerkompanie. Diese wurde mit ausreichend Personal und Fahrzeugen verstärkt, um dem Auftrag der Ausbildung und Formierung der oben angeführten Elemente nachkommen zu können.

Auf ein zweites Formierungselement wurde bewusst verzichtet. An dessen Stelle wurden die Fehlstellen der Jägerkompanie und des AUNE mit entsprechendem Personal des Panzerbataillons 14 aufgefüllt, vor allem um deren Eigenversorgung dieser Elemente sicherzustellen. Durch diese Maßnahme wurde Personal nicht von vornherein organisationsplanmäßig gebunden, sondern zielgerichtet auf bestimmten Arbeitsplätzen eingesetzt. Das ermöglichte Reservenbildung und erhöhte die Handlungsfreiheit des ausbildungs- und formierungsverantwortlichen Verbandes.

"Deterrent Presence"

Die MNTF S wurde Anfang Februar 2010 in die MNBG S übergeführt. Die MNBG S wird sich noch bis Herbst 2010 in der Phase Deterrent Presence (abschreckende Anwesenheit; Anm.) befinden. Danach ist der Übergang zur Minimum Presence geplant - einer echten Truppenreduzierung gegenüber dem derzeitigen Stand. Die Truppenreduzierung bei KFOR verläuft somit in drei Phasen:
  • Focused Engagement;
  • Deterrent Presence;
  • Minimum Presence.

Im Dezember 2009 wurde der Einsatzraum für die Abstimmung der Ausbildungsplanung des neuen Kontingentes erkundet. Das Erkundungskommando, bestehend aus dem Kommandanten des Formierungsstabes, dem Kommandanten des FormEt, dem S4 und dem S6 des Panzerbataillons 14 hatte u. a. den Auftrag, die geänderten Rahmenbedingungen - bezogen auf die derzeitigen realen und die zukünftig geplanten Erfordernisse - in der Einsatzführung festzustellen. Darüber hinaus sammelte das Erkundungskommando viele Erfahrungen, gewann einen Ausblick auf die Situation nach der Reduzierung der Truppen und gab diese an die Jägerkompanie und das AUNE weiter. Der Übergang von einer Phase zur nächsten ist fließend geplant und verläuft nicht bei allen MNBG/MNTF in der gleichen Geschwindigkeit.

Auswirkungen auf AUCON22/KFOR

Die österreichische Jägerkompanie und die schweizerische Infanteriekompanie werden seit Ende Jänner 2010 nicht mehr vom Maneuver Battalion Dulje, sondern unmittelbar von der MNBG S geführt. Elemente des Bataillonskommandos und der Stabskompanie sind im AUNE zusammengefasst (die Stabskompanie existiert nicht mehr). Der Formierungsstab stellte im Einsatzraum, speziell hinsichtlich der Änderung der Struktur mit dem Wegfall des Bataillonskommandos Maneuver Battalion Dulje, folgende Herausforderungen für das österreichische Kontingent fest:
  • Änderungen in der Einsatzführung;
  • Änderungen im logistischen Ablauf;
  • Änderungen in der Führungsunterstützung;
  • neue Zuständigkeiten des AUNE.

Ausbildung

Die Ausbildung des AUCON22 gliedert sich in vier Abschnitte, bestehend aus
  • der Kraftfahr(er)ausbildung,
  • der Basisausbildung 3/Jäger (BA-3/Jg),
  • der Allgemeinen Militärischen Ausbildung (AMA) für alle Soldaten und
  • der einsatzraumspezifischen Ausbildung für die Jägerkompanie, den Aufklärungszug und das AUNE.

Die Kraftfahr(er)ausbildung erfolgte bereits im Dezember 2009 vorgestaffelt beim Jägerbataillon 12 in Amstetten. Ebenfalls vorgestaffelt zur Einsatzvorbereitung absolvierten Soldaten, die die BA-3 während ihrer Präsenzdienstzeit nicht abschließen konnten, die BA-3/Jg in der Dauer von vier Wochen in Wels. Dadurch wurde die Feldverwendbarkeit der künftigen KFOR-Soldaten sichergestellt.

Für alle zu entsendenden Soldaten ist eine Allgemeine Militärische Ausbildung durchzuführen, um alle auf denselben Ausbildungsstand zu bringen. Diese AMA umfasst allgemeine und auf den Einsatzraum bezogene grundlegende soldatische Kenntnisse und Fertigkeiten wie den Waffen- und Schießdienst, den ABC-Dienst mit einer Hauptdichteprüfung, den Unterricht über "Land & Leute", das Kennen der Verhaltens- und Handlungsregeln im Einsatzraum (Rules of Engagement - ROE) oder das Mine Awareness Training (MAT).

Die einsatzraumspezifische Ausbildung für die Soldaten des AUNE wird großteils durch die Waffen- und Fachschulen wahrgenommen. Die Vermittlung der einsatzraumspezifischen Themen für die Jägerkompanie und den Aufklärungszug erfolgte beim Panzerbataillon 14.

Einsatzraumspezifische Ausbildung

Aufbauend auf der BA-3 und der AMA ist für die Ausbildung der Jägerkompanie und des Aufklärungszuges die schrittweise und langfristige Übergabe der Schutzaufgaben von KFOR an die internationale und die Kosovarische Polizei (KP) ausschlaggebend. Dieser Vorgang wird auch Unfixing-Prozess (Loslösungsprozess) genannt. Die offizielle Bezeichnung hiezu lautet "Security Transition Strategy". Der Schutz der im Verantwortungsbereich der MNBG S liegenden international festgelegten Schutzobjekte (Properties with Designated Special Status - PrDSS) wie z. B. religiöse Stätten, wichtige kulturelle Objekte usw. wird von KFOR auf die KP übergehen. KFOR wird damit zu einem 3rd-Line-Responder, d. h. dass Schutzaufgaben in erster Linie durch die KP erfolgen, in zweiter Linie durch die EU-Rechtsstaatsmission EULEX (European Union Rule of Law Mission in Kosovo) und KFOR erst an dritter Stelle zum Einsatz kommt.

Hiezu ein Beispiel für einen möglichen Einsatz: Die KP überwacht eine friedliche (nicht gewalttätige) Demonstration. Die Polizeikräfte von EULEX stehen bereit, um die KP gegen das Aufflammen von Gewalt zu unterstützen. KFOR greift erst bei einer Eskalation der Gewalt ein, um die Situation wieder zu beruhigen.

Damit ergibt sich auch ein klares Schwergewicht bei der Ausbildung der Jägerkompanie, nämlich der Ordnungseinsatz. Dabei wird die "13er-Pflicht" angewandt. Diese ist beim Ordnungseinsatz die zentrale Gefechtstechnik. Sie wird verwendet, um Kräfte und Einsatzmittel abgestuft auf die Bedrohungslage zum Einsatz zu bringen. Sie gliedert sich in fünf Phasen:

  • Aufmarsch;
  • Schildtechnik;
  • Kampfmitteleinsatz;
  • kräfteschonender Einsatz;
  • Ausmarsch.

Die Untergliederung der fünf Phasen in insgesamt 13 Einzelschritte gibt der "13er-Pflicht" ihren Namen.

Der Kompaniekommandant muss neben dem Erlernen der "13er-Pflicht" mit seiner Kompanie vor allem mit vielen zusätzlichen, ihm zur Verfügung stehenden Elementen (Unterstützungszug, Dokumentationstrupp, PSYOPS-Trupp, Hundeführer, Greiftrupp, Löschtrupp etc.) umgehen können. Die Führungsspanne ist groß, wenn es gilt, Aufträge an alle ihm unterstellten Elemente zu erteilen. Die Darstellung dieser zusätzlichen Elemente erfolgte bei der Einsatzvorbereitung wegen Ressourcenmangel teilweise nur durch Rumpfelemente. Allerdings reichte diese Maßnahme aus, um dem Kommandanten das notwendige Know-how mitzugeben.

Der Patrouillendienst bildet die zweite Säule der Ausbildung. Vor allem werden Fuß- und motorisierte Patrouillen ausgebildet. Kontrollpunkte - so genannte "Vehicle Check Points" - die bisher die Kompanien selbstständig durchführten, kommen im Einsatzraum nur noch auf Befehl zur Anwendung. Trotzdem müssen die Soldaten die Gefechtstechniken beherrschen und diese sind somit Teil der Ausbildung in der Einsatzvorbereitung.

Begleitende Ausbildung für jegliches Handeln ist der Schutz der Soldaten selbst (Force Protection). Force Protection ist im Falle der Camp Security (Bewachung des Feldlagers; Anm.) Selbstzweck, hat jedoch bei allen Einsätzen österreichischer Soldaten in Form des Eigenschutzes immer höchste Priorität.

Der Aufklärungszug wird bei der einsatzraumspezifischen Vorbereitung mit dem Ziel der Erdaufklärung ausgebildet. Eine Zuordnung der tatsächlichen Aufgaben dieses Zuges erfolgt jedoch erst im Einsatzraum.

Familienbetreuung

Die Wechselwirkung zwischen mangelnden Unterstützungsmöglichkeiten der Soldaten im Auslandseinsatz für deren Familien zu Hause und der Auftragserfüllung der betreffenden Soldaten, haben den Kommandanten der 4. Panzergrenadierbrigade dazu veranlasst, bereits für den Einsatz im Jahr 2008, eine Angehörigenbetreuungsgruppe ins Leben zu rufen.

Die Betreuungsgruppe besteht aus erfahrenen Unteroffizieren der Brigade unter Führung des Kommandounteroffiziers und kann je nach Bedarf mit Peers (für Krisensituationen besonders geschulte Personen), dem Brigadepsychologen, einem Pädagogen und einem Militärseelsorger verstärkt werden. In zahlreichen Informationsabenden wird eine Vertrauensbasis zu den Familien der entsendeten Soldaten - unabhängig vom Stammtruppenkörper - hergestellt. Durch diese Maßnahmen wird kurz- und mittelfristig für Soldaten im Auslandseinsatz und langfristig für die Soldaten der 4. Panzergrenadierbrigade ein Netzwerk geschaffen, das die Unterstützung der Familien zu Hause in vielen Angelegenheiten des täglichen Lebens und in Ausnahmesituationen ermöglicht, um den Soldaten im Einsatz den Kopf für die Auftragserfüllung frei zu halten.

Auf einen Blick

Die Einsatzvorbereitung eines AUCON/KFOR ist für ein Panzerbataillon durchaus eine Herausforderung. Viele Kaderfort- und -weiterbildungen innerhalb der 4. Panzergrenadierbrigade, beispielsweise zum Thema "Ordnungsdienst", aber auch Volltruppenübungen und Übungen am Führungssimulator in PSO-Szenarien, geben dem Panzerbataillon 14 zusätzlich zu seiner Kernaufgabe (dem Panzerkampf) die Befähigung zur Zweitrolle. Verdichtet wird die Ausbildung in der Zweitrolle durch die Erfahrungen jener Soldaten, die in Kommandanten- und Stabsfunktionen in allen Ebenen bereits bei KFOR im Einsatz waren.

Die Einsatzvorbereitung muss neben der AMA alle bisher bekannten PSO-Gefechtstechniken abdecken. In erster Linie hat nun nicht mehr KFOR die Schutzaufgaben wahrzunehmen, sondern die KP mit Unterstützung der EULEX-Polizei. Deshalb muss KFOR im Falle einer Eskalation der an sich ruhigen Lage im Einsatzraum zur Durchführung aller Aufgaben in einem PSO-Szenario bereit sein. Und das nicht nur mehr im bisher bekannten Verantwortungsbereich des Maneuver Battalion Dulje sondern kosovoweit.


Autor: Hauptmann Mag.(FH) Armin Seethaler, Jahrgang 1974. Ausmusterung 2001 zum Panzerbataillon 14; 2001 bis 2003 Zugskommandant und stellvertretender Kompaniekommandant; 2003 bis 2007 Kommandant der 2. Panzerkompanie; 2007/08 Verwendung im Stab/Panzerbataillon 14; seit Mai 2008 stellvertretender Kommandant des Panzerbataillons 14; Jänner bis Oktober 2008 mit der Führung des Bataillons betraut; Auslandseinsätze im Kosovo: 2004 als Kommandant eines Jägerzuges und 2006 als Kommandant der 2. Jägerkompanie.

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