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Psychologie: Gesundheitsprävention durch die Stellungsuntersuchung

Seit den Wiener Gemeinderatswahlen im Herbst 2010 ist die Diskussion über die Wehrpflicht wieder aufgeflammt. Innerhalb und außerhalb des Österreichischen Bundesheeres wird debattiert, ob nicht eine Berufsarmee mit Freiwilligen gegenüber dem derzeitigen System mit allgemeiner Wehrpflicht geeigneter wäre.

Verbunden mit der Wehrpflicht ist die Stellungspflicht. Jeder männliche Österreicher wird im Zuge des Stellungsverfahrens in dem Kalenderjahr, in dem er das 18. Lebensjahr vollendet, hinsichtlich seiner Wehrtauglichkeit untersucht. Diese Stellungsuntersuchung erfasst eine Vielzahl von medizinischen und psychologischen Merkmalen. Dabei werden nicht selten unerkannte Erkrankungen festgestellt und in der Folge Therapiemaßnahmen veranlasst, um weitere Schädigungen zu vermeiden und um die Gesundheit wiederherzustellen. Psychologen überprüfen die geistige Eignung und die allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit. Dabei werden auch psychische Erkrankungen und mögliche psychische Beeinträchtigungen erfasst. Damit ist die Stellungsuntersuchung in vielem einer Gesundenuntersuchung vergleichbar.

Viele junge Männer erhalten bei der Stellungsuntersuchung - oft erstmals in ihrem Leben - eine relativ umfangreiche Information über ihre psychische Gesundheit. Liegt eine Erkrankung oder eine Gesundheitsgefährdung vor, so erhalten sie psychologische Beratung. Sie können auf dieser Basis gezielt therapeutische Maßnahmen veranlassen oder präventiv dem Entstehen eines sich abzeichnenden Störungsbildes entgegenwirken. Diese Leistungen dienen der allgemeinen Gesundheitsprävention der österreichischen Bevölkerung. Internationale Studien zeigen, dass jeder in die Prävention investierte Euro mindestens fünf Euro an sonst anfallenden Gesundheitskosten einspart. Es ist daher zu überlegen, ob es sinnvoll ist, mit einem eventuellen Wegfall der Wehrpflicht auch die allgemeine Stellungsuntersuchung wegfallen zu lassen. Oder, ob durch die Stellungsuntersuchung nicht ein gesundheit- und volkswirtschaftlicher Mehrwert erzeugt wird, den man weiterhin erhalten sollte.

Vor allem die in den nächsten Jahrzehnten zu erwartenden geburtenschwachen Jahrgänge, machen es für Österreich - vielleicht noch mehr als bisher - erforderlich, sich um die Gesundheit der jungen Staatsbürger zu kümmern. Betrachtet man, welche Erkrankungen zukünftig vermehrt auftreten werden, so sind dies langfristig vor allem psychische Erkrankungen. So genannte Lebensstil- oder Zivilisationserkrankungen wie z. B. Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Essstörungen werden in den nächsten Jahrzehnten geradezu epidemische Ausmaße erreichen und das Gesundheitssystem massiv belasten. Mittlerweile ist bekannt, dass bei deren Entstehung und Behandlung von Krankheiten psychische Faktoren eine wesentliche Rolle spielen. Es wäre also ein Gebot der Stunde, hier rechtzeitig präventiv entgegenzusteuern. Die allgemeine Stellungsuntersuchung als Gesundenuntersuchung wäre hierfür ein Instrument. Sie würde weiterhin Zahlen, Daten und Fakten für strategische Gesundheitsmaßnahmen liefern und zur Gesundheitsprävention der Österreicher beitragen.

Was spricht eigentlich dagegen, dass diese Gesundheitsleistung der Stellungsuntersuchung nicht auch auf Frauen ausgeweitet wird?

2009 hat eine österreichweite repräsentative Studie an 1 669 Stellungspflichtigen gezeigt, dass der zweitägige Kontakt mit dem Bundesheer während der Stellung bei fast der Hälfte der Stellungspflichtigen zur Verbesserung ihrer Einstellung gegenüber dem Bundesheer beigetragen hat. Mit dem Wegfall der Stellungspflicht würde auch eine Chance auf eine positive wehrpolitische Einflussnahme auf die Einstellung der Jugendlichen gegenüber dem Bundesheer wegfallen. In diesem Fall müssten andere Werbemaßnahmen gesetzt und bezahlt werden, um diesen Imagegewinn zu kompensieren.

Die allgemeine Stellungsuntersuchung hat jedenfalls eine positive Auswirkung auf die Gesundheit junger Österreicher und beeinflusst auch das Image des Bundesheeres positiv. Dies ließ sich weiter nutzen, wenn die allgemeine Stellungsuntersuchung aller jungen Männer weiter durchgeführt wird, unabhängig davon ob wir in Zukunft eine Armee mit Wehrpflicht oder eine Berufsarmee haben.

Dr. Christoph Kabas

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