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Simulatoren, Simulation und Simulationssysteme im ÖBH

Die Ausbildung hat sich in den letzten Jahren verändert und wird ständig angepasst. Zugleich haben sich die Rahmenbedingungen, unter denen die Ausbildung erfolgt, gewandelt. Insbesondere gilt das für Ausbildungsmittel wie Simulatoren, Simulation und Simulationssysteme, deren technische und anwendungsbezogene Möglichkeiten sich sehr schnell weiterentwickeln. Es ist daher erforderlich, von der bisherigen Sicht eines Stufenbaus der Ausbildungsmittel mit Simulatoren, Simulation und Simulationssystemen abzugehen. In den Mittelpunkt der Bearbeitungen wird nun ein Netzwerk gestellt, worin sich diese Ausbildungsmittel überlappen, ergänzen bzw. verbinden lassen.

Die Nutzung von Simulatoren, Simulation und Simulationssystemen (SSS) im Ausbildungsbetrieb stellt im Österreichischen Bundesheer (ÖBH) nichts Neues und auch keine Besonderheit dar. Gerade im letzten Jahrzehnt wurden beträchtliche Summen in diesen Bereich investiert und der Truppe aber auch der Schulorganisation bestmögliche Ausbildungsmittel zur Verfügung gestellt. Mit diesem Beitrag soll eine Reihe eröffnet werden, die einerseits über die Möglichkeiten und andererseits auch über die Grenzen der zurzeit im ÖBH eingeführten Simulation informieren soll. Die Thematik ist aktuell, weil, neben den reinen Ausbildungsaufgaben, mit nahezu allen Simulatoren auch Aufgaben der Forschung, der Einsatzvorbereitung und der Entscheidungsunterstützung wahrgenommen werden können. Die technischen Entwicklungen gewährleisten dies zunehmend auch im internationalen Verbund.

Unterstützung der Ausbildung

Die Qualität der Ausbildung zu verbessern sowie Zeit und Kosten zu sparen sind grundsätzliche Ziele einer Ausbildungsunterstützung mit SSS. Die Verringerung der Ausbildungsdefizite ist durch zeit-, wetter- und umweltunabhängige Simulatorausbildung in Bereichen möglich, die bisher nur lückenhaft vermittelt werden konnten. Sie sind ein Weg, komplexe Aufgabenstellungen abzubilden und ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erreichen.

Außerdem können Situationen mit hohem Gefahrenpotenzial gefahrlos geübt werden. Ausbildungen oberhalb der taktischen Ebene oder mit Strukturen, die im ÖBH nicht vorhanden sind, können mit Partnern ermöglicht werden. Eine Rationalisierung der Ausbildung und die Steigerung der Ausbildungseffizienz durch Einsparung von Organisationszeiten sowie von Zeiten für Wartung, Pflege und Instandsetzung wird immer angestrebt. Hierbei steht die realistische Gestaltung der Ausbildung, soweit diese aufgrund von Sicherheitsbestimmungen auf Truppenübungsplätzen und im freien Gelände nicht erreicht werden kann, im Vordergrund.

Es soll auch eine Einsparung von Betriebskosten durch geringeren Bedarf an Betriebsmitteln und Ersatzteilen erreicht werden. Natürlich soll auch die Belastung der Umwelt durch geringeren aber konzentrierten Einsatz von Großgerät auf Truppenübungsplätzen, Schießbahnen und in Übungsräumen verringert werden. Somit kann die Erhaltung der Einsatzbereitschaft und eine Verlängerung der Nutzungsdauer des Einsatzgerätes aufgrund der geringeren Ausbildungsbelastung unterstützt werden.

Sichere Vermittlung von Ausbildungsinhalten, durch objektivierte, automationsunterstützte Kontrolle des Fehlverhaltens und Bestätigung der richtigen Beherrschung des Waffensystems, ist im Rahmen der Einsatzvorbereitung von entscheidender Bedeutung. Im Ausbildungs- und Schulbetrieb ist die Anwendung einer effizienten, aktuellen und professionellen Ausbildungsmethodik und Didaktik zwingend. Gerade durch Drillausbildung an Simulatoren können die Lernenden schnell und tiefgehend zu höchsten Leistungen geführt werden.

Durch Simulation von Fehlleistungen und der Möglichkeit, das richtige Verhalten im Rahmen der Simulatorausbildung zu trainieren, ist eine Reduktion von Fehlern und damit von Unfällen im Umgang mit dem Einsatzgerät zu erwarten.

Letztendlich eignet sich Simulation dazu, bestimmte Ausbildungen auch im Einsatz(-raum) zu ermöglichen.

Grundsätzliche Anforderungen

Die SSS müssen den zur Erreichung des Ausbildungsziels erforderlichen Grad an Qualität, Realitätsnähe, Detaillierung und Transparenz aufweisen.

Durch intensive Ausbildung der Nutzer und des Führungspersonals sind Möglichkeiten und Grenzen der SSS aufzuzeigen. Die Akzeptanz der Anwendungen dieser Systeme sowie der Ergebnisse hängt entscheidend von der Erfüllung obiger Forderungen ab.

SSS mit mehreren Anwendungsmöglichkeiten sollen es ermöglichen, diese sowohl am Arbeitsplatz des Entwicklers oder Nutzers als auch im operativen Umfeld (z. B. Gefechtsstände/Operationszentralen) einzusetzen.

Es ist bereits jetzt erkennbar, dass mit dem vorhandenen Personal das Auslangen für Bedienung und Auswertung beim Einsatz von SSS nicht gegeben ist. Deshalb sind adäquate personelle Kapazitäten rechtzeitig sicherzustellen.

SSS sollen im Schwierigkeitsgrad der Bedienung der jeweiligen Ausbildungsebene angepasst sein sowie Setup- und Konfigurationsmöglichkeiten für den Nutzer bereitstellen. Diese Systeme sollen auch eine schnelle, lageangepasste Szenarienentwicklung und eine nutzerfreundliche Szenarienmodifikation erlauben. Einfache und effektive Anwendungskontrollen sollen ermöglicht und angemessene Auswerteunterstützung bereitgestellt werden. Schließlich sollen SSS den Aufwand zur Softwarepflege und -änderung so gering wie möglich halten.

Dazu ist die Nutzung standardisierter Verfahren, Interfaces und Protokolle, die Adoption von internationalen Standards, die Standardisierung von Datenmodellen sowie deren Nutzung und die Datenpflege sicherzustellen.

Überblick Simulation im ÖBH

Simulationsebenen

Die vier Ebenen der militärischen Simulatoren sind:

  • die Ebene null, wo mit höchstem technischen Detaillierungsgrad Systemprozesse simuliert werden;
  • die Ebene eins, wo ein einzelnes Waffensystem mit seinen Wechselwirkungen simuliert wird;
  • die Ebene zwei, wo der verbundene Einsatz mehrerer Waffensysteme abgebildet wird;
  • die Ebene drei, wo der Einsatz von Streitkräften, in der Regel über längere Konfliktperioden, simuliert wird.

Klassifizierung

Simulatoren lassen sich danach klassifizieren, ob der Bediener bzw. das Waffensystem real oder simuliert ist. Man unterscheidet hier:

  • die Live-Simulation mit realem Bediener am realen Waffensystem in einer simulierten Umwelt;
  • die virtuelle Simulation (Virtual-Simulation) mit realem Bediener im simulierten Waffensystem;
  • die konstruktive Simulation (Constructive-Simulation) mit simuliertem Bediener am simulierten Waffensystem.

Die militärischen Nutzer können unter Einsatz von Constructive-, Virtual- und Live-Simulation ihre Missionsanforderungen und ihre taktischen Anforderungen sehr effizient und schnell über die verfügbare Technologie in Spezifikationen umsetzen, deren Realisierbarkeit durch den Einsatz von Simulation verifiziert ist.

Zunehmend lassen sich diese Klassen voneinander nicht klar abgrenzen. Dies liegt einerseits an der technischen Entwicklung der Simulatoren und anderseits an der internationalen Wettbewerbssituation. So werden eindeutig als Constructive-Simulation entwickelte Simulatoren durch Erweiterung mit vereinfachten virtuellen Datenbanken zur Erhöhung der Anwendungsmöglichkeiten aufgerüstet und stellen dann Mischformen dar.

SSS in den Landstreitkräften

In den letzten Jahren wurde überwiegend in die Live-Simulation investiert. Diese stellt sich nunmehr als international vergleichbar und zeitgemäß dar.

Derzeit wird angestrebt die Interoperabilität zu Partnern zu erhalten. Offen bleibt vorerst die zusätzlich erforderliche Ausstattung zur Abdeckung von Szenarien in verbautem Gebiet.

Im Bereich der Virtual Simulation sind überwiegend Insellösungen von Simulatoren vorhanden. Derzeit können die verfügbaren virtuellen Simulatoren, mit Ausnahme einzelner, nicht miteinander vernetzt werden. Damit kann der Einsatz der verbundenen Kräfte bzw. der Kampf der verbundenen Waffen, bezogen auf Waffensysteme oder Ebenen (insbesondere Gruppe bis Kompanie), noch nicht am Simulator ausgebildet werden. Daher werden die Bestrebungen in die Richtung eines virtuellen Simulators "Kp+" gelegt, die auch dem Trend in den meisten anderen Armeen entsprechen.

SSS in den Luftstreitkräften

Simulatoren für die Luftstreitkräfte sind im ÖBH wenige vorhanden. Ausnahmen sind jene für das Luftraumüberwachungsflugzeug Eurofighter und ein mit einem neuen Visualisierungssystem versehener Flugsimulator für das Schulungsflugzeug PC 7.

Gründe dafür sind:

  • Kosteneffizienz aufgrund geringer eigener Mengengerüste;
  • daraus resultierende auslandsorientierte Ausbildung der Luftstreitkräfte; - das Alter der Luftfahrzeuge;
  • die eigenen budgetären Rahmenbedingungen.

Das Fehlen von Live-, Virtual- und Constructive-Simulation, die für die Ausbildung notwendig ist, bedingt den erhöhten realen Einsatz des Gerätes in der Ausbildung und das Ausweichen auf ausländische Ausbildungseinrichtungen.

Führungssimulatoren

Die eingeführten Führungssimulatoren (Constructive-Simulation) sind mit Schwergewicht an den Erfordernissen der Landstreitkräfte orientiert und bilden in eingeschränktem Umfang auch Wirkmittel der Luftstreitkräfte ab. Die nationalen Führungssimulatoren haben noch nicht die Fähigkeit Joint und Combined in vollem Umfang darzustellen. Ein Manko ist die fehlende internationale Vernetzung, die auch mit Partnern abgestimmt werden muss. Erst damit wird ein integriertes und international vergleichbares Training von Stäben, Kommandanten und Lehrgängen möglich.

Aufgrund der Vielzahl von unterschiedlichen Simulatoren wird es zweckmäßig sein, die Führungssimulatoren des ÖBH nur mit jenen von möglichen Einsatzpartnern zu vernetzen.

Möglichkeiten der interoperablen (vernetzte bzw. verteilte) Simulation

Grundsätzlich wären (technisch gesehen) alle Simulatoren (national und international) miteinander und untereinander vernetzbar. Dazu müssten Geländedatenbanken, Synthetic Environment, Schnittstellen und Datenprotokolle kompatibel und die erforderliche Hardware (WAN) verfügbar sein.

In vielen anderen Betreiberländern wurden und werden Combat Training Centers oder Simulationszentren aufgebaut, damit bestmögliche Voraussetzungen zur Vernetzung von LVC (Live-, Virtual- und Constructive)-Simulation gegeben sind. Künftig soll durch eine zentrale Datenbereitstellung der NATO (Projekt "SNOW LEOPARD") oder durch die Simulatorindustrie eine optimale Vernetzung gewährleistet werden.

Im ÖBH wurde aufgrund, des zum jeweiligen Beschaffungszeitpunkt gegebenen Entwicklungsstandes der Computertechnik, der Kosten und der dezentralen Verwendung, die Möglichkeit zur Vernetzung von SSS bisher nur sehr eingeschränkt realisiert.

Durch die Beschaffung von Datenbasengenerierungssystemen für Simulatoren der Land- und Luftstreitkräfte wird die Vernetzung in einem mehrjährigen Prozess ermöglicht. Allerdings sind aus derzeitiger Sicht nicht alle möglichen Vernetzungen sinnvoll bzw. zwingend. In der Grafik auf Seite 13 oben, werden die jeweiligen Möglichkeiten bewertet.

Je nach Ausbildungsziel/-bedarf sollen die Systemvoraussetzungen eine möglichst flexibel konfigurierbare Vernetzung/Zusammenstellung von SSS ermöglichen. Die bereits angesprochene Möglichkeit einer zentralen Datenbereitstellung würde zwar die effizienteste Form darstellen, scheitert aber derzeit noch an Sicherheitsbedenken der jeweiligen Staaten.

Ausbildungsmittelmix

SSS bieten, wie bereits angeführt verschiedene Möglichkeiten des Einsatzes auf unterschiedlichen Ebenen. Aufgrund der ÖBH-spezifischen Situation werden SSS aus Effizienz- und Auslastungsgründen meist durch mehrere Nutzer in unterschiedlichen Ausbildungsabschnitten verwendet.

So kann zum Beispiel der Schießsimulator für eine bestimmte Waffe oder ein bestimmtes Waffensystem sowohl zur Ausbildung des einzelnen Soldaten (Schütze, Richtschütze), des Teams (Turmbesatzung, Panzerkommandant) und in einer vernetzten Version als Gefechtssimulator für die Ausbildung von Kommandanten der (Teil-) Einheiten verwendet werden. Dieses Beispiel gilt sinngemäß auch für den Kommandanten und seinen Stab hinsichtlich der Führungssimulatoren.

Zielstruktur der SSS

Die Tabelle auf Seite 14 zeigt die derzeitigen Aufgaben und Strukturen des ÖBH. (Abkürzungen siehe Verzeichnis am Ende des Beitrages)

Herausforderungen

Übergreifende Anforderungen

SSS müssen die Wirklichkeit (Abbildungsgenauigkeit) gemäß der Nutzerforderung widerspiegeln, hinreichend plausibel abbilden sowie dem vorgesehenen Verwendungszweck dienen. Die Ergebnisse müssen

  • nachvollziehbar,
  • reproduzierbar und
  • dem Nutzer verständlich erklärbar sein.

Dies ermöglicht die Darstellung der Beziehungen zwischen Eingabegrößen und Ergebnissen. SSS sind insgesamt aufeinander abzustimmen, so dass einerseits ein Netzwerk entsteht und andererseits viele Synergieeffekte auftreten. Alle Arbeiten in der Entwicklung von SSS sind möglichst so durchzuführen, dass sie in unterschiedlichen Anwendungsbereichen nutzbar werden.

Inhaltliche Vorgaben

SSS müssen den jeweils aktuellen Bedrohungsszenarien anpassbar sein. Es sind alle im Aufgabenspektrum des ÖBH möglichen Einsatzarten einschließlich der neuen Konfliktformen zu berücksichtigen, indem die Möglichkeit zur Implementierung entsprechender Ergänzungen sichergestellt wird.

Insgesamt müssen SSS in der Lage sein,

  • Grundsätze der operativen Führung,
  • Einsatzgrundsätze und Verfahren,
  • sowie Struktur und Ausrüstung der eigenen Streitkräfte,
  • möglicher Partner,
  • als auch potenzieller Gegner und Konfliktparteien,

adäquat und sinnvoll auf der entsprechenden Hierarchieebene abzubilden. Das schließt die Darstellung der taktischen und technischen Fähigkeiten der einzelnen Systeme ein.

Simulatoren, Simulation und Simulationssysteme müssen die reale Welt (geografischer Raum, Gelände, aktuelle Umweltbedingungen, Strukturen, Ausrüstung, Ablauf des Gefechtes/Einsatzes, Waffenwirkung und ziviles Umfeld) im erforderlichen Umfang und in der erforderlichen Auflösung wiedergeben können. Die Möglichkeiten des Einsatzes und der Nutzung von Computer Generated Forces sind verstärkt zu nutzen.

Vorgaben für Szenarien

Szenarien müssen eine einsatzgerechte Ausbildung und ebensolche Übungen ermöglichen. SSS müssen:

  • den jeweils aktuellen sicherheitspolitischen Gegebenheiten bzw. Bedrohungsbildern Rechnung tragen;
  • künstlich erzeugte Lagebilder darstellen, die auf fiktiven politischen Rahmenbedingungen aufbauen, denen aber die real vorhandenen Strukturen, Einsatzgrundsätze und Geografie zu Grunde liegen;
  • im Bedarfsfall zur Unterstützung für den Einsatz schnell und einfach durch reale Lagen ersetzbar zu sein;
  • im Sinne des Einsatzes der verbundenen Kräfte (Kampf der verbundenen Waffen) die Zusammenarbeit teilstreitkräfteübergreifend (Joint), wie auch für multinationale Streitkräfteformationen (Combined) im Rahmen von UNO, EU und NATO/PfP abdecken;
  • eine Zusammenarbeit mit zivilen Einrichtungen und Organisationen (IO, NGO, HNS, zivile Dienstleis-tungsunternehmen usw.) und deren Unterstützung zu berücksichtigen
eine Weiterentwicklung der Technologie, der taktischen und operativen Vorstellungen sowie der Einsatzgrundsätze des ÖBH und der beteiligten Konfliktparteien berücksichtigen.

Vorgaben für Daten

Ein zentraler Punkt für die Anwendung von SSS ist die Gewinnung, Aufbereitung und Bereitstellung von Daten. Die verwendeten Daten müssen strukturiert und realistisch sein. Daher ist bei der Entwicklung von SSS der oberen Ebene (z. B. FüSim) darauf zu achten, dass die diesbezüglichen neuen Daten auch für SSS der unteren Ebene (z. B. SSim) nutzbar sind. Dies gilt grundsätzlich auch umgekehrt. Erkenntnisse aus Einsätzen und Übungen im Sinne von Lessons Learned müssen verstärkt herangezogen werden. Der Austausch von Daten zwischen den Anwendungsbereichen ist zu ermöglichen. Die verwendeten Daten müssen dokumentiert und nachvollziehbar sein. Sofern Annahmen verwendet werden, sind sie als solche zu kennzeichnen sowie mit Quellenangaben und Erläuterungen zu versehen. Alle für Simulationen relevanten Daten sind bedarfs- und zeitgerecht bereitzustellen. Diese sollen grundsätzlich in Form von Datenbanken verfügbar gemacht machen. Eine flexible Einflussnahme bzw. Fähigkeit zur schnellen Änderung bzw. Anpassung der Programmvorgaben für die SSS ist sicherzustellen.

Vorgaben für Simulationstechnik

Neben der Erfüllung der dargestellten grundsätzlichen Forderungen müssen bei der Projektierung bzw. Realisierung von SSS übergreifende technische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Damit wird gewährleistet, dass die Simulationsanwendungen im notwendigen Maße den qualitativen Ansprüchen in den gegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen genügen und hinreichend Freiraum für die Weiterentwicklung lassen.

Folgende Vorgaben sind einzuhalten:

  • eine vom Nutzer geforderte Interoperabilität verschiedener SSS ist durch standardisierte Schnittstellen zu unterstützen. Altsysteme sind, soweit dies wirtschaftlich realisierbar und technisch machbar ist, durch Überführungskonzepte einzubeziehen;
  • die Benutzeroberfläche von Simulationsanwendungen muss den Anforderungen moderner IKT-Systeme genügen, um die Akzeptanz dieser Systeme sicherzustellen. Durch Vorgabe einer geeigneten Strukturierung sind Simulationssysteme so aus Modulen aufzubauen, dass sie als Ganzes oder in Teilen mehrfach genutzt werden können. SSS sind, bezogen auf Wirkungsweise und Schnittstellen, für Betrieb, Materialerhaltung, Vernetzung, Erweiterung und Entwicklung zu dokumentieren. Zunehmend ist der Einsatz handelsüblicher Produkte (COTS) anzustreben. Das Vertrauen in die Abbildungstreue von SSS ist je nach Anwendungsfall schon während der Entwicklung durch Methoden der Verifikation und Validierung, vor allem durch Einsatz unabhängiger Experten vom Erzeuger, zu erhöhen. Die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen und Vorschriften sind einzuhalten und für die geforderten Datenbanken wären nach Möglichkeit international akkordierte Standards, mit dem Ziel der Interoperabilität festzulegen. Nationale Entwicklungen müssen auf diesen Standards aufbauen und kompatibel sein.

Die Vernetzung von SSS soll eine ebenen- und fachbereichsübergreifende Ausbildung im nationalen und internationalen Rahmen ermöglichen. Damit soll auch das Denken und Handeln im Sinne des Einsatzes der verbundenen Kräfte bzw. des Kampfes der verbundenen Waffen/Joint und Combined gefördert werden. Es soll eine Reduktion der Kosten erreicht werden, da nicht immer mit Volltruppe geübt werden muss. Die Folge ist auch eine massive Zeitersparnis durch den Wegfall von Reisebewegungen und die Erweiterung des Anwendungsbereiches hinsichtlich Unterstützung des Einsatzes durch Zusammenarbeit mit führungsunterstützenden und lagedarstellenden Systemen. In der Gesamtheit ist die Interoperabilität/Vernetzung von SSS ein ständiger Prozess, der abhängig von Kosteneffizienz, eigenen Rahmenbedingungen und internationalen Entwicklungen konsequent verfolgt werden muss.

Zusammenfassung

Da derzeit wieder strukturelle Bearbeitungen erfolgen, kann über die zukünftigen Erfordernisse hinsichtlich SSS noch keine verbindliche Aussage gemacht werden. Unter Umständen ist dies aber in einem der beabsichtigten Folgebeiträge bereits möglich.

Unabhängig von strukturellen Erfordernissen gilt es derzeit

  • die Ausbildungsunterstützung durch Erhalt und optimierte Nutzung der bereits eingeführten SSS sicherzustellen,
  • die Konfiguration der DuSim und der Echtzeit-Auswertesysteme zu optimieren und
  • die Einführung der ersten sieben Anlagen SSim/InfWa voranzutreiben.

Die Planungen für die Sicherstellung des Rottentrainings für EFT, der Basis- und Emergency Trainings für Helikopter und C130 sind fortzuführen. Auch die Möglichkeit der Nutzung von Serious Games (Low Cost Simulation) für eine taktische Simulation der (Teil-)Einheit/Land- und Luftstreitkräfte ist zu erweitern. Voranzutreiben ist der "Know-How"-Erhalt und -Aufbau im Bereich von SSS für bestimmtes Personal des ÖBH sowie der Aufbau von Gelände- und Modelldatenbanken, die für alle SSS im ÖBH als Basis für den Betrieb und die Vernetzung herangezogen werden können. Es ist weiters eine Verfolgung der Forschung und eine aktive Beteiligung an dieser im nationalen und internationalen Bereich anzustreben, um die bestmögliche Aufgabenerfüllung in Einsatz und Ausbildung durch SSS unterstützen zu können. Eine Berücksichtigung der sich ändernden aktuellen Erfordernisse des Einsatzes, der Ausbildung und der Technik bei Planung und Bereitstellung darf nicht vernachlässigt werden. Eine erforderliche Interoperabilität mit Führungsinformationssystemen und Battle Management Systemen muss gewährleistet sein.

Ausblick

Es ist beabsichtigt, in weiteren Beiträgen die Ausbildungsmittel, -einrichtungen und -zentren konkret vorzustellen. Besonders vielversprechend erscheinen Beiträge von ausländischen Partnern, da diese durchaus beträchtliche Summen in Entwicklung, Forschung und Erprobung investieren.

Anhand eigener Erprobungen (VBS 2, Simulation für fliegerische Selektion) und Einführungen (Schießsimulator für Infanteriewaffen) soll aufgezeigt werden, dass auch in Zeiten geringer werdender Budgetmittel durchaus Möglichkeiten bestehen den Erfordernissen der Effektivität ("Machen wir die richtigen Dinge?") und der Effizienz ("Machen wir die Dinge richtig?") Rechnung zu tragen.

(wird fortgesetzt)


Autoren: Oberst Wolfgang Kralicek, MSD, MBA, akadWPäd, Jahrgang 1961, 1983 ausgemustert als Artillerieoffizier, Jahrgang Erzherzog Karl, Verwendungen beim PzAB3 und als Hauptlehroffizier an der Artillerieschule sowie Referent im Grundlagenbereich der AusbA; seit 2002 Ltr Ref Ausbildungsmittel, -gerät & -simulatoren dereit in BMLVS/GrpAusbW/AusbB.

Major Markus Neureiter, Jahrgang 1971, 1994 ausgemustert zur Garde als Jägeroffizier, Jahrgang Kinsky, Verwendung als Zg- und KpKdt, Versetzung an die Jägerschule, Verwendung als LO PA, HLO AusbU und S 1, 2, 5 & 6, Auslandseinsätze Kosovo, ZgKdt AUCON 3/KFOR 2000/01 und Bosnien CompCoyCdr & specialStaffO MTFN AUCON 3/EUFOR 2005/06, seit August 2008 Verwendung im BMLVS/GrpAusbW/AusbB als Referent Ausbildungsmittel, -gerät & -simulatoren.

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