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Aus der Sicht eines Präsenzdieners

Den richtigen Mann an den richtigen Platz

Während meiner Grundwehrdienstzeit war für mich oftmals nicht klar, warum ein bestimmter Grundwehrdiener gerade in dieser Funktion eingeteilt war. Und das scheint nicht nur in meiner Panzergrenadierkompanie so gewesen zu sein. Auch Freunde und Bekannte schilderten mir - quer durch Österreich - Ähnliches und beklagten eine gewisse Unflexibilität des Militärapparates.

Wie ist es möglich, dass hochqualifizierte HTL-Maturanten als Munitionsschützen eingeteilt sind, obwohl sie beste Vorkenntnisse auf dem Funk- und Elektroniksektor mitbringen? Warum sitzt der EDV-Spezialist nicht zumindest am Kompanie-PC? Warum wurde gerade der Tischler Kompanieschreiber? Warum darf dieser oder jener nicht Richtschütze sein, obwohl er das gerne sein will und seine Sache wahrscheinlich gut machen würde?

Mir ist vollkommen klar, dass bei einem "Überangebot" von HTL-Ingenieuren ein solcher auch in einem Gerätelager oder als Munitionsschütze bei einem schweren Granatwerfertrupp landen kann. Doch gibt es dieses Überangebot wirklich?

Vorschlag: ein Personalplanungstag ...

Das würde z. B. ein Personalplanungstag zeigen, bei dem mit dem Kompaniekommandanten und den zuständigen Fachunteroffizieren - vor allem aber gemeinsam mit den Ausbildungspersonal und den Rekruten so etwas wie "Laufbahngespräche" stattfinden können, und dann, wenn noch Unklarheiten bestehen, z. B. ein Auswahlverfahren erfolgt.

Der Grund, warum z. B. ein Tischler in die Kompaniekanzlei kommt, könnte etwa sein, dass in den nächsten drei Monaten das Kompaniegebäude neu eingerichtet werden soll. Das würde der Handelsschüler durchaus verstehen, der deshalb nicht in die Kompaniekanzlei "darf".

Auch Kenntnisse und Fertigkeiten, die nicht in den Datenblättern der Rekruten stehen, würden sich an einem Personalplanungstag zeigen. So eignet sich wahrscheinlich ein Präsenzdiener mit 0,5 Dioptrien, der seit seinem neunten Lebensjahr Plastikmodelle von Fliegern und Panzern baut, rasch begreift und sich präzise ausdrücken kann, besser für einen Beobachtungstrupp als ein normalsichtiger "Irgendwer". Erklärt man, dass es für bestimmte Funktionen in einem Fernmeldezug viel wichtiger ist, gut Maschinschreiben zu können (ein "Funkfernschreiber" sollte mindestens 100 Reinanschläge/Minute beherrschen) als die Elektronik zu verstehen, wäre der HTL-Ingenieur nicht "angefressen", wenn ein wesentlich jüngerer Bürokaufmann, der gerade sein Handy bedienen kann, zum Fernmeldezug kommt - und er selbst nicht. Bei einigen Kompanien gibt es übrigens solche Personalplanungstage schon seit vielen Jahren.

... und eine Evaluierung

Auch eine Evaluierung gegen Ende des Präsenzdienstes könnte dabei gute Dienste leisten. Diese sollte sich jedoch nicht auf Massenbefragungen (Fragebögen) am "Abrüstertag" stützen, deren Aussagekraft aufgrund von Jux-Antworten oder vorangegangenen "Abrüsterfeiern" eher gering ist. Effizienter wäre wahrscheinlich eine persönliche Befragung ausgewählter Zielpersonen, z. B. von Präsenzdienern, die - nach immerhin mehreren Monaten Beobachtungsmöglichkeit - vom Kompaniekommandanten, Zugskommandanten oder Fachvorgesetzten als grundsätzlich aktiv und realistisch denkend eingeschätzt werden. Ziel dieser Evaluierung ist ja weder die statistische Erfassung der Meinung aller Präsenzdiener zum Zeitpunkt X, noch eine Bewertung der Kompanie, des Zuges oder bestimmter Personen. Es geht primär darum, wichtige innerbetriebliche Abläufe zu optimieren, wie z. B. die Zuordnung des Personals - in diesem Falle eben der Rekruten.

Wir Präsenzdiener könnten so den zu besetzenden Funktionen nach "Angebot", Eignung und Neigung treffsicherer zugeteilt werden. Zumindest würden wir aber manche (notwendige) Personalentscheidung besser verstehen. Und das würde mit Sicherheit viele Enttäuschungen, manchen Vorwurf und einiges Kopfschütteln verhindern!

___________________________________ ___________________________________ Autor: Gregor Robl leistete 2000/01 seinen Präsenzdienst und ist derzeit Disponent in einer Großspedition.

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