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Von der Französischen Revolution zum Wiener Kongress

Die Französische Revolution von 1789 bis 1799 gründete sich in der Auflehnung der französischen Bürger und Unterschichten gegen die überkommene Staats- und Regierungsform des Absolutismus sowie in deren Forderung nach Freiheit und Selbstbestimmung. Sie hatte auch nachhaltige Folgen für die Militärgeschichte. Die bis dahin nach ökonomischem und logischem Kalkül geführten "Kabinettskriege” wurden durch die "Massenkriege” der napoleonischen Zeit abgelöst.

Die Ursachen, die zum Ausbruch der Französischen Revolution führten, waren mannigfaltig: Durch die ständigen Kriege, v. a. gegen England um die Kolonien in Amerika, und dadurch bedingt die Erhaltung eines großen stehenden Heeres, die finanzielle Unterstützung des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes (1775 - 1783) sowie die aufwändige Hofhaltung kam es zu einer enormen Staatsverschuldung Frankreichs. Dies und die Unfähigkeit des Staates zu einer Steuerreform bewirkten eine gewaltige Finanzkrise des französischen Staates und brachten ihn an den Rand des Staatsbankrotts.

Viele gebildete Franzosen waren Anhänger der Aufklärung und des Gedankens der Volkssouveränität. Die traditionelle Legitimation des absolut regierenden Königs und der Herrschaft von Adel und Geistlichkeit wurde von ihnen nicht mehr anerkannt. Der überdies mangelnde Reformwille König Ludwigs XVI. (1754 - 1793, König 1774 - 1792) führte zu einem Autoritäts- und Prestigeverlust des Königshauses.

Der König und die beiden privilegierten Stände, der Adel und die hohe Geistlichkeit (zwei Prozent der Bevölkerung), lehnten es strikt ab, ihre Privilegien, beispielsweise die Steuerfreiheit, und ihre politische Macht mit dem dritten Stand, dem Bürgertum und den Bauern, zu teilen. Die fest gefügte soziale Ordnung sollte erhalten bleiben. Die Bauern, vorwiegend noch Leibeigene, sollten weiterhin die Hauptlast der Ausgaben tragen.

Das - bedingt durch Missernten und das damit verbundene Ansteigen der Lebensmittelpreise - wachsende Elend der Volksmassen, der "Sansculottes"2), führte in den späten 1780er Jahren zu einer dramatischen Verschlechterung der Lebensbedingungen des Volkes sowie zu Hungersnöten und verstärkte den Zorn sowie das Misstrauen gegen die herrschende Oberschicht.

Ausbruch der Revolution

Die Einberufung der seit 1614 nicht mehr zusammengetretenen Generalstände mit dem Ziel, mit einer neuen Finanz- und Steuerpolitik die aufgebrachten Volksmassen zu besänftigen, bewirkte eine landesweite Mobilisierung der Massen. Als der König dem dritten Stand die volle Gleichberechtigung verweigerte, verließen dessen Abgeordneten die Versammlung und konstituierten sich mit sympathisierenden Vertretern der beiden anderen Stände am 17. Juni 1789 im Ballhaus zu Versailles zur "Nationalversammlung" als legitimer Vertretung aller Franzosen. Außerdem leisteten sie den feierlichen Eid, nicht eher auseinander zu gehen, bis Frankreich eine Verfassung habe. Als königliche Truppen in Paris einmarschierten, griff das Volk zu den Waffen. Die Erstürmung der Bastille, Staatsgefängnis und Symbol für die Unterdrückung, am 14. Juli 1789 war das Startsignal für einen Volksaufstand, der bald ganz Frankreich erfasste.

Die Revolution gipfelte in der Formulierung der Menschen- und Bürgerrechte durch die Nationalversammlung am 26. August 1789 nach dem Muster der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika von 1776. Die Prinzipien Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die Ideale der Revolution, waren jedoch von Anfang an von Orgien der Gewalt begleitet. Die Schreckensherrschaft Maximilien de Robbespierres, des Anführers der Jakobiner, nahm durch die Verfolgung aller "Feinde der Revolution" sowie durch Massenhinrichtungen durch die Guillotine schließlich solche Ausmaße an, dass dieser 1794 selbst durch ein Komplott gestürzt und hingerichtet wurde.

Der Aufstieg Napoleons

Der Aufstieg des 1769 in Ajaccio (Korsika) geborenen Napoleon Bonaparte begann während der Revolution in der Armee. Nachdem er die Kadettenschule in Brienne (auf halbem Weg zwischen Straßburg und Paris) und die École Royale Militaire in Paris absolviert hatte, trat er 1786 als Leutnant in das Artillerieregiment La Fère ein. 1791 wurde er zum Premier Lieutenant befördert und trat einem der Jakobinerklubs bei. Obwohl er im französischen Militär diente, erhoffte er sich von der Revolution die Unabhängigkeit Korsikas. Wiederholt versuchte er daher, einen korsischen Aufstand gegen die Herrschaft der Franzosen anzuzetteln, was ihm letztlich misslang. Nach dem Scheitern seiner korsischen Pläne verließ er die Insel und mutierte zum französischen Patrioten.

Als die Stadt Toulon sich mit den Engländern gegen die Regierung in Paris verbündete, belagerte und er­oberte Napoleon die Hafenstadt. Dafür wurde er zum Brigadegeneral der Artillerie ernannt.

Am 5. Oktober 1795 schlug er in Paris im Auftrag von Paul de Barras, dem Präsidenten des Nationalkonvents, einen Royalistenaufstand gegen die neue Direktorialverfassung erfolgreich nieder. Daraufhin wurde er zum Divisionsgeneral befördert und erhielt kurze Zeit später das Kommando über die Armee des Inneren.

Europa zur Zeit der Revolution

Während die Ereignisse der Französischen Revolution Europa in seinen Grundfesten erschütterten, führte Kaiser Joseph II. als Bündnispartner Russlands gerade einen weiteren Türkenkrieg, der in der erneuten Einnahme Belgrads (1789) durch Gideon Ernst Freiherrn von Laudon gipfelte. Vom Osmanischen Reich drohte nun keine Gefahr mehr, wohl aber von den eigenen Landen und von Preußen. In den Österreichischen Niederlanden kam es zum offenen Aufruhr ("Brabanter Revolution"), in Ungarn war die Lage aufgrund der überstürzten Durchführung der josephinischen Reformen, die unter den ungarischen Magnaten heftigen Widerstand hervorriefen, höchst gespannt. Preußen, das eine anti­österreichische Außenpolitik betrieb und mit dem Osmanischen Reich ein Bündnis eingegangen war, drohte unverhohlen mit Krieg. Bei seinem Tod im Jahre 1790 hinterließ Joseph seinem Bruder Leopold daher ein zerrüttetes Reich. Dieser erwies sich aber als geschickter Taktiker, der viele Probleme in kürzester Zeit lösen oder entschärfen konnte. Er ging, auf Druck Preußens, auf Distanz zu Russland und schloss mit dem Osmanischen Reich den Frieden von Sistowa (4. August 1791; das heutige, an der Donau in Bulgarien gelegene Svi¹tov, ca. 100 km südwestlich von Bukarest), der den Status quo des Friedens von Belgrad von 1739 (Zweiter Türkenkrieg Karls VI.) festhielt und lediglich kleinere Grenzkorrekturen für Österreich brachte. In die Österreichischen Niederlande entsandte er starke Truppenkontingente, so dass der Aufstand niedergeschlagen werden konnte. Die Ungarn ließen sich, zumal es ihnen an Verbündeten mangelte, nach langen Verhandlungen ebenfalls besänftigen. Mit Preußen hatte Österreich die Reichenbacher Konvention geschlossen und so eine drohende Auseinandersetzung abgewendet. Gegenüber einer gemeinsamen Aktion gegen die revolutionären Bestrebungen in Frankreich zeigte man sich zunächst aber abwartend. Man gab nur eine allgemein gehaltene Erklärung heraus, dem französischen Königshaus bei Unterstützung durch die anderen europäischen Mächte zu Hilfe zu kommen. Zarin Katharina von Russland war zu einem Eingreifen bereit, England hingegen lehnte vorerst ab.

Als König Ludwig XVI. jedoch im September 1791 den Eid auf die Verfassung - diese sah ein Zusammenwirken von König und Legislative vor - ablegte, setzte Leopold erneut auf einen Ausgleich und verfolgte eine beschwichtigende Politik auf diplomatischer Ebene. Erst mit der Gefangennahme der königlichen Familie erkannte er die Notwendigkeit eines aktiven Eingreifens, doch starb er am 1. März 1792 noch vor dem Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges.

Der Erste Koalitionskrieg (1792 - 1797)

Bereits am 20. April 1792 erfolgte die Kriegserklärung der französischen Nationalversammlung an den König von Böhmen und Ungarn, den späteren Kaiser Franz II./I. Die Habsburger-Monarchie schloss sich daraufhin mit Preußen und kleineren deutschen Staaten zur ersten Koalition zusammen. Die kaiserliche Armee war zu jener Zeit ein schlagkräftiges Heer - jedoch ganz im Sinne der Kabinettskriege des 18. Jahrhunderts mit seiner ausgeklügelten Lineartaktik, d. h. der Aufstellung in lang gezogenen dünnen Reihen bzw. Linien. Zunächst hatte es den Anschein, als ob die Revolution einen vollständigen Zusammenbruch der herrschenden Ordnung mit sich gebracht hätte und Frankreich nicht in der Lage wäre, ein Heer für seine außenpolitischen Bestrebungen aufzustellen. Offiziere und Mannschaften setzten den verbündeten Österreichern und Preußen so wenig Widerstand entgegen, dass sehr bald Verrat gewittert wurde. Am 11. Juli erließ die Legislative eine Proklamation, durch die das "Vaterland in Gefahr" erklärt wurde. Alle waffenfähigen Bürger wurden zur Registrierung als Freiwillige aufgefordert, sollten die Nationalkokarde3) anlegen und wurden zu den Armeen geschickt. In den Provinzen verschärfte sich die königsfeindliche Stimmung.

Der Krieg begann mit einem Einfall der Franzosen in die Österreichischen Niederlande, der jedoch rasch zurückgeschlagen werden konnte, sowie einer Gegenoffensive der Alliierten unter Karl Wilhelm Herzog von Braunschweig mit dem Ziel Paris. Nach dem Scheitern der Kanonade von Valmy (20. September 1792; ca. 40 km westlich von Verdun) entschloss sich der Herzog allerdings zum Rückzug. Bereits Anfang August 1792 war in Paris das Manifest des Herzogs von Braunschweig bekannt geworden. Darin wurde mit Blick auf das Ziel, die königliche Familie aus der Gefangenschaft zu befreien und Ludwig XVI. in seine angestammten Rechte wiedereinzusetzen, zu widerstandsloser Unterwerfung der französischen Truppen, Nationalgardisten und der Bevölkerung aufgerufen. Wo immer dagegen eine Verteidigung stattfände, drohte das Manifest mit Zerstörung von Hab und Gut und Niederbrennen. Die Wirkung dieser Proklamation verkehrte sich jedoch genau ins Gegenteil: Massen von Handwerkern, Kleinhändlern und Arbeitern zogen gemeinsam mit den in Paris seit Wochen auf die Absetzung Ludwigs XVI. drängenden Föderierten vor den Tuilerien-Palast (Stadtschloss der Bourbonen) und erstürmten diesen gegen den heftigen Widerstand der Schweizergarde. Die königliche Familie wurde gefangen genommen.

Die Revolutionsarmee ging zur Gegenoffensive über und konnte verschiedene Gebiete, darunter die Österreichischen Niederlande und Teile des Rheinlandes, besetzen. Nach der Hinrichtung von König Ludwig XVI. schlossen sich auch England und Holland 1793 der Koalition an. In der Folge erlitten die Franzosen erhebliche Rückschläge. Die äußere Bedrohung der Republik war einer der Gründe für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Form der so genannten "Levée en masse". Dadurch stabilisierte sich die Lage, ohne dass eine der beiden Seiten den Krieg für sich entscheiden konnte. Im Jahr 1795 schied Preußen nach Differenzen mit Österreich wegen der polnischen Teilungen im Frieden von Basel aus dem Krieg aus. Auch weitere deutsche Staaten schlossen Separatfrieden.

Nach seiner Heirat mit Josephine de Beauharnais begab sich Napoleon 1796 von Paris nach Nizza, um dort den Oberbefehl über die Italienarmee zu übernehmen. Im März des Jahres begann er seinen Vormarsch mit einer etwa 41 500 Mann starken, schlecht ausgerüsteten Armee. Obwohl die Stimmung innerhalb der Truppen auch aufgrund der ausbleibenden Soldzahlungen schlecht war, verschaffte sich Napoleon mit seinem energischen Auftreten bald Respekt. Durch seine flammenden Ansprachen und Appelle weckte er die Begeisterung seiner Männer. Um den Nachteil hinsichtlich der Truppenstärke ausgleichen zu können, plante Napoleon einen getrennten Angriff auf die feindlichen Heere Österreichs und Sardinien-Piemonts. Am 12. April 1796 kam es in der Schlacht bei Montenotte (ca. 50 km westlich von Genua) zur ersten großen Auseinandersetzung zwischen dem Franzosen und den Österreichern, die Napoleon für sich entscheiden konnte. Nach seinen Siegen bei Mondovi (ca. 80 km westlich von Genua) gegen König Viktor Amadeus von Sardinien-Piemont und bei Lodi (ca. 30 km südöstlich von Mailand) am 10. Mai gegen die Österreicher sowie der Vertreibung der letzten österreichischen Truppen aus der Lombardei marschierte Napoleon am 15. Mai 1796 in Mailand, der Hauptstadt der Lombardei, ein. Obwohl die Österreicher schon kurz darauf eine neue Armee unter Feldmarschall Dagobert Graf Wurmser aufstellten, gelang es Napoleon im Sommer 1796, Florenz einzunehmen und reichlich Kriegsbeute zu machen. Nach sechsmonatiger Belagerung und erfolgreichen Gefechten bei Castiglione (5. August; nördlich von Mantua), Bassano (8. September; ca. 60 km nordöstlich von Venedig), Arcole (15. bis 17. November; östlich von Verona) und Rivoli (17. Jänner; nördlich von Verona) eroberte er die Festung Mantua und wandte sich nun gegen Österreich. Erzherzog Carl, der nach Süden geschickt wurde, fand nur mehr die Reste einer Armee vor, mit der er Napoleon schwerlich entgegentreten konnte. So trat er den Rückzug an und schloss nach einem Gefecht bei Judenburg am 18. April 1797 in Leoben einen Waffenstillstand, der mit dem Frieden von Campo Formi(d)o (bei Udine) am 17. Oktober 1797 besiegelt wurde. Der Kaiser musste u. a. auf die Österreichischen Niederlande verzichten, erhielt aber im Gegenzug Venedig mit all seinen Besitzungen.

Der Ägyptenfeldzug von 1798/99 und der Zweite Koalitionskrieg (1799 - 1802)

Um den Rivalen aus Paris fernzuhalten und da sich die geplante Invasion Englands als undurchführbar erwies, schickte Paul de Barras Napoleon nach Ägypten. Mit drei Dutzend Kriegsschiffen und 300 Transportschiffen traf dieser am 1. Juli 1798 in der Bucht von Alexandria ein. Drei Wochen später besiegten die französischen Expeditionsstreitkräfte die Mamelukkenarmee in der Schlacht bei den Pyramiden und zogen in Kairo ein. Als jedoch der britische Admiral Horatio Nelson am 1. August die französische Flotte bei Abukir im Nil-Delta besiegte, schnitt er Napoleon vom Nachschub ab. Da Ägypten offiziell ein Teil des Osmanischen Reiches war, erklärte der osmanische Sultan Selim III. Frankreich am 12. September 1798 den Krieg. Napoleon marschierte daraufhin nach Syrien, eroberte Gaza und Jaffa. Trotz einiger Anfangserfolge gelang es ihm nicht, die alte Kreuzfahrerfestung Akkon einzunehmen. Napoleon ließ daraufhin seine durch die Pest dezimierte Armee im Stich und setzte sich zunächst nach Ägypten ab. Zwar konnten französische Truppen in der Schlacht bei Abukir am 25. Juli 1799 eine osmanische Armee besiegen, doch aufgrund der Erfolge der Verbündeten in Mitteleuropa im Zweiten Koalitionskrieg und der innenpolitischen Krise in Frankreich sah Napoleon die Ziele seiner Expedition in weite Ferne gerückt und segelte durch die Blockade der Royal Navy nach Ajaccio auf Korsika. Nach der Rückkehr nach Frankreich wurde er auf seinem Weg nach Paris als Volksheld gefeiert. Viele Franzosen erhofften sich von ihm nicht nur militärische Erfolge, sondern auch eine innenpolitische Wende. Am 9. November 1799 erzwang Napoleon mit seinen Anhängern die Auflösung des abgewirtschafteten und korrupten Direktoriums durch den Staatsstreich des 18. Brumaire VIII (9. November 1799). Entsprechend der neuen, von Abbé Emmanuel-Joseph Sieyès entworfenen Verfassung vom 24. Dezember 1799 vereinigte Napoleon fortan als Erster Konsul - flankiert von zwei Mitkonsuln in beratender Funktion - die exekutive und legislative Gewalt in seiner Hand. Innenpolitisch ließ er die politische Opposition bekämpfen und Ordnung in einigen Unruhegebieten schaffen. Er führte Reformen wie die Zentralisierung der Verwaltung und den Ausbau der Infrastruktur ein, sanierte die Staatsfinanzen, reformierte die Währung und erließ den Code civil, ein Gesetzbuch zum Zivilrecht. 1802 gründete er die Ehrenlegion.

Außenpolitisch gelang es ihm, den Zweiten Koalitionskrieg siegreich zu beenden. Nach dem Vorbild Hannibals und Prinz Eugens zog er mit seiner Armee über die Alpen und besiegte die Österreicher in der Schlacht bei Marengo (nördlich von Genua) am 14. Juni 1800. Da die französische Armee auch im Norden in der Schlacht bei Hohenlinden (2. Dezember 1800; östlich von München) gegen Erzherzog Johann erfolgreich blieb, wurde am 9. Februar 1801 der Frieden von Lunéville (ca. 90 km westlich von Straßburg) mit Österreich geschlossen. Der Frieden mit Russland folgte am 8. Oktober, der Frieden von Amiens beendete den Krieg mit England am 25. März 1802. Durch einen Senatsbeschluss vom 2. August 1802 wurde Napoleon zum Konsul auf Lebenszeit ernannt.

Der Dritte Koalitionskrieg (1805)

Nachdem sich Napoleon 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen gekrönt hatte und am 26. Mai 1805 im Mailänder Dom mit der Eisernen Krone der Langobarden zum König von Italien gekrönt worden war, wurde Kaiser Franz II./I. erneut aktiv und erklärte im Bündnis mit Russland 1805 Frankreich den Krieg. Auch England schloss sich angesichts der Bedrohung durch Napoleon, der für den Herbst 1805 eine Invasion des Inselstaates plante, an. Erzherzog Carl, ein heftiger Gegner dieses Feldzuges, wurde zum Teil entmachtet, erhielt jedoch den Befehl über die Armee in Italien, wo man den Hauptangriff erwartete. Die Armee in Deutschland stand unter dem nominellen Befehl von Kaiser Franz II./ I., die tatsächliche Führung lag beim Generalquartiermeis­ter, Feldmarschallleutnant Karl Mack von Leiberich. Für die Verbündeten überraschend marschierte Napoleon aber mit Masse in Deutschland auf und wollte die 150 000 Mann Carls nur durch ein schwächeres Kontingent binden. Mit einem schnellen Vormarsch und einem von David Chandler als "manœuvre sur les derrières" bezeichneten Umfassungsmanöver überraschte er Mack, der auf russische Verstärkung wartete, schloss ihn bei Ulm ein und zwang ihn am 17. Oktober 1805 zur Kapitulation.

Nach der Kapitulation der österreichischen Armee waren die Erblande noch stärker auf den Schutz des russischen Verbündeten angewiesen - ein russisches Hilfsheer war über Galizien und Schlesien nach Mähren und durch Niederösterreich und Oberösterreich bis an den Inn vorgestoßen. Der weite Marschweg hatte aber die Einsatzfähigkeit der russischen Truppen stark gemindert. Die unter dem Kommando von General Michael Kutusow stehende 1. russische Armee trat daher gemeinsam mit den österreichischen Truppen am 25. Oktober 1805 den Rückzug an, um sich mit den nachrückenden russischen Truppen zu vereinigen und erst dann dem Gegner zu stellen. Diese Vereinigung zu verhindern und Kutusow noch vor Wien zur Schlacht zu zwingen, war das strategische Ziel Napoleons.

Obwohl Erzherzog Carl in der Schlacht bei Caldiero (bei Verona) siegreich blieb, musste auch er den Rückzug einleiten. Anstatt sich jedoch zu verbünden, schlugen die beiden österreichischen Armeen getrennte Wege ein: Carl ging über die Südsteiermark nach Westungarn, Mack mit den Russen nach Gefechten bei Hollabrunn und Schöngrabern (16. November) nach Mähren, wohin ihnen Napoleon nachrückte - nachdem er Wien erobert und in Schloss Schönbrunn Quartier genommen hatte. Am 2. Dezember 1805 kam es zur Schlacht bei Austerlitz (östlich von Brünn), der so genannten Dreikaiserschlacht - tatsächlich waren allerdings nur Zar Alexander I. und Napoleon anwesend; Kaiser Franz II./I. hielt sich in einiger Entfernung auf. Diese endete aufgrund einer taktischen Meisterleistung Napoleons mit einem glänzenden Sieg der französischen Truppen. Bereits zwei Tage später einigten sich Kaiser Franz und Napoleon über die Friedensbedingungen. Im Frieden von Pressburg musste Österreich schwere territoriale Einbußen hinnehmen, indem es Tirol und Vorarlberg an das mit Frankreich verbündete Bayern abtreten musste und Venetien, Istrien und Dalmatien an das neu geschaffene Königreich Italien fielen. Kaiser Franz musste zudem die Erhebung von Bay­ern und Württemberg zu Königreichen anerkennen und Napoleon als "König von Italien" akzeptieren. Der Zugewinn Salzburgs und Berchtesgadens fiel dabei kaum ins Gewicht.

Die geplante Invasion Englands verlief hingegen nicht erfolgreich. Der französisch-spanische Bündnisvertrag vom 4. Jänner 1805 eröffnete Napoleon zunächst neue taktische Möglichkeiten, die er in einen weiteren Plan umsetzte. Dieser sah vor, dass sich die Geschwader aus Toulon, Rochefort (ca. 120 km nördlich von Bordeaux) und Brest, verstärkt durch das spanische Geschwader in Cádiz (nordwestlich von Gibraltar), in Westindien (Karibische Inseln, u. a. Kuba) vereinigen und anschließend gemeinsam nach Europa zurückkehren sollten, um die Herrschaft im Kanal für die französische Invasion zu erzwingen. Die Briten versuchten dies mit einer Blockade der Häfen Brest und Toulon zu verhindern. Am 30. März 1805 konnte die französische Flotte Toulon jedoch unbemerkt verlassen, da die britischen Schiffe durch widrige Winde an einer effektiven Blockade gehindert waren.

Nach anfänglichen Erfolgen der Franzosen verhinderte die britische Flotte unter Admiral Robert Calder in der Seeschlacht bei Kap Finisterre am 22. Juli 1805 (westlichster Punkt Spaniens), dass die französisch-spanische Flotte unter Vizeadmiral Pierre Charles de Villeneuve in den Ärmelkanal segeln konnte. Villeneuve zog sich daraufhin, entgegen dem Befehl Napoleons nach Cádiz zurück, woraufhin die Royal Navy den Hafen blockierte und Villeneuves französisch-spanische Flotte festsetzte. Auf Befehl Napoleons brach die Flotte am 18. Oktober 1805 aus dem Hafen von Cádiz aus und wurde am 21. Oktober 1805 von der zahlenmäßig unterlegenen britischen Flotte unter Admiral Horatio Nelson in der Schlacht von Trafalgar (am Eingang zur Straße von Gibraltar im Atlantik) zum Kampf gestellt. Die Schlacht endete für die französisch-spanische Flotte, die fast völlig aufgerieben wurde, in einer katastrophalen Niederlage. Die Invasionspläne musste Napoleon nun aufgeben, die Politik der Nadelstiche setzte er allerdings fort, indem er 1806 mit der Kontinentalsperre eine europaweite Wirtschaftsblockade gegen England verhängte.

Nach der im Juli 1806 auf Initiative Napoleons in Paris erfolgten Gründung des Rheinbundes durch 16 Reichsfürs­ten und deren formellem Austritt aus dem Verband des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation legte Kaiser Franz am 6. August 1806 unter französischem Druck die Römisch-deutsche Kaiserkrone nieder, erklärte den Reichsverband für aufgelöst und regierte nun als Kaiser Franz I. von Österreich, nachdem er diesen - erblichen - Titel vorsorglich schon 1804 angenommen hatte.

Der Vierte Koalitionskrieg (1806/07) und die Erhebung in Spanien

Inzwischen hatten sich die Beziehungen Frankreichs zu Preußen, das mit Russland ein geheimes Bündnis geschlossen hatte, verschlechtert. Nachdem Napoleon am 26. August 1806 ultimativ aufgefordert worden war, seine Truppen hinter den Rhein zurückzuziehen, was er als Kriegserklärung erachtete, stieß er mit seinen Truppen vom Main aus durch Thüringen auf die preußische Hauptstadt Berlin vor. Im Oktober 1806 kam es zur Schlacht bei Jena und Auerstedt, in der Preußen vernichtend geschlagen wurde.

Am 14. Juni 1807 gelang Napoleon in der Schlacht bei Friedland (südöstlich von Königsberg) der entscheidende Schlag gegen Russland und zwang Russland und Preußen in der Folge, den Frieden von Tilsit (nordöstlich von Königsberg, an der Memel) zu schließen. Preußen verlor alle Gebiete westlich der Elbe, die zur Grundlage für das neue Königreich Westphalen wurden. Die polnischen Provinzen Preußens wurden zum Herzogtum Warschau. Insgesamt verlor Preußen etwa die Hälfte seines bisherigen Territoriums, musste zudem noch hohe Kontributionen zahlen und durfte nur noch in einem beschränkten Umfang eine Armee unterhalten.

Einen Thronstreit zwischen dem spanischen König Karl IV. und seinem Sohn Ferdinand nutzte Napoleon, um seinen älteren Bruder Joseph als König von Spanien einzusetzen. Dies führte allerdings zu einer nationalen Erhebung in Spanien, die Joseph Bonaparte zur Flucht aus Madrid zwang. Unterstützt wurden die spanischen Partisanen von einem britischen Expeditionskorps unter Arthur Wellesley, dem späteren Herzog von Wellington. Die Kapitulation von General Andoche Junot führte dazu, dass Napoleon selbst eingriff und mit seinen besten Truppen in Spanien einrückte. Nach Anfangserfolgen wurde die Grande Armée jedoch in einen erbittert geführten Guerillakrieg verwickelt. Die endgültige Befreiung Spaniens erfolgte aber erst durch eine abschließende Offensive des Herzogs von Wellington von Mai bis Oktober 1813.

Der Krieg von 1809

Als Napoleon Anfang 1809 nach Frankreich zurückkehrte, war der Kleinkrieg in Spanien noch immer ein ungelöstes Problem, das starke Truppenverbände band und kostspielig war. Kurz nach der Rückkehr erreichte ihn die Nachricht vom Vormarsch österreichischer Truppen Richtung Bayern. Napoleon beorderte daraufhin unverzüglich französische und verbündete Truppen eben dorthin. Da der Vorstoß der Österreicher langsam und schleppend vonstatten ging, fiel es Napoleon nicht schwer, die Initiative an sich zu reißen. Mit lokalen Schwergewichten und raschen Vorstößen zersprengte er die österreichische Hauptarmee bei Regensburg und besiegte die österreichischen Truppen nach mehreren kleineren Gefechten am 20. April 1809 in der Schlacht bei Abensberg (südwestlich von Regensburg). Die kaiserliche Hauptarmee unter Erzherzog Carl trat daraufhin den Rückzug entlang der Donau an, stellte sich aber den Truppen Napoleons im Marchfeld in der Schlacht bei Aspern (21./22. Mai 1809) und fügte dem Kaiser der Franzosen eine Niederlage zu. Die kriegsentscheidende Schlacht von (Deutsch-)Wagram (5./6. Juli 1809) ging aber verloren. Die Erhebung der Tiroler gegen die bayerische Herrschaft unter Andreas Hofer wurde ebenfalls mit französischer Unterstützung im Oktober 1809 (Schlacht am Berg Isel) niedergeschlagen. Im Frieden von Schönbrunn musste Österreich abermals schwere territoriale Verluste hinnehmen und einer Eheschließung mit Marie Louise, der Tochter Kaiser Franz I., zustimmen.

Der Russlandfeldzug von 1812

Ende 1810 war Zar Alexander I. aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr bereit, sich an der Kontinentalsperre gegen England zu beteiligen. Die Beziehungen zwischen dem Zarenreich und Frankreich verschlechterten sich daraufhin weiter, was schließlich dazu führte, dass sich Napoleon auf einen Krieg mit Russland vorbereitete4). Die Rheinbundstaaten mussten ihre Kontingente erhöhen, und auch Österreich und Preußen mussten Truppen zur Verfügung stellen. Nur Schweden ging ein Bündnis mit Russland ein. Bei Kriegsbeginn war die Grande Armée mehr als 610 000 Mann stark. Napoleon wollte wieder mit Blitzfeldzügen den Sieg für sich beanspruchen. Da die russischen Truppen aber zurückwichen, anstatt sich dem Kampf zu stellen, mussten die napoleonischen Truppen immer tiefer ins Landesinnere vorrücken. Die spärlich besiedelten Landstriche, der zu langsam vorrückende französische Tross sowie die Tatsache, dass die abziehenden russischen Truppen ihre gesamten Vorräte verbrannten, führten dazu, dass die französischen Soldaten bald Hunger litten und Tausende an Krankheiten oder Entkräftung starben. Die Grande Armée schaffte es trotzdem, wenn auch reichlich geschwächt, nach Moskau vorzudringen und die Stadt zu besetzen. Allerdings wurde diese durch gelegte Brände zu fast 75 Prozent vernichtet.

Da der Zar Verhandlungen weiterhin strikt ablehnte, eine militärische Entscheidung aufgrund der geschwächten französischen Truppen nicht mehr herbeigeführt werden konnte und ein weiterer Verbleib in Moskau angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit und der schlechten Versorgungslage der Hauptarmee unmöglich schien, gab Napoleon schließlich den Befehl zum Rückzug, der von heftigen, blutigen Rückzugsgefechten (u. a. Schlacht an der Beresina; nordöstlich von Minsk) und hohen Verlusten begleitet war. Der Russlandfeldzug war gescheitert. Noch vor der Ankunft in Wilna (Litauen) verließ Napoleon seine stark dezimierten Truppen, um nach Paris zurückzueilen und eine neue Armee aufzustellen. Mit ebendieser - nur schlecht ausgebildeten - Armee, der es zudem an Kavallerie mangelte, gelang es Napoleon, die Preußen am 2. Mai 1813 bei Großgörschen (ca. 20 km südwestlich von Leipzig) und am 20./21. Mai bei Bautzen (ca. 50 km östlich von Dresden) zu besiegen.

Die Befreiungskriege 1813/14

Österreich, Russland, Preußen, England und Schweden schlossen sich nun zu einer Koalition zusammen und forderten Napoleon auf, ein Ultimatum zu akzeptieren. Dieses sah unter anderem die Auflösung des Rheinbundes, die Aufgabe des Großherzogtums Warschau sowie die Wiederherstellung Preußens in den Grenzen von 1806 vor. Da Napoleon auf dieses Ultimatum nicht einging, versuchten die Bündnispartner eine endgültige Entscheidung herbeizuführen. Nach mehreren Niederlagen der Franzosen (u. a. bei Kulm, ca. 40 km südlich von Dresden) kam es zwischen 16. und 19. Oktober zur "Völkerschlacht" bei Leipzig. Dort wurden die napoleonischen Truppen von den fast doppelt so starken Alliierten eingekreist und schwer geschlagen. Der Kaiser der Franzosen wurde in der Folge über den Rhein zurückgedrängt, die Verbündeten standen bald auf französischem Boden, zogen Ende März 1814 in Paris ein und zwangen Napoleon zur Abdankung. Sie wiesen Napoleon die Insel Elba als souveränes Fürstentum und als Exilsitz mit 800 Mann Ehrengarde zu.

Der Wiener Kongress und das Ende Napoleons bei Waterloo

Der zwischen November 1814 und Juni 1815 stattfindende Wiener Kongress diente der Neuordnung Europas. Der Restaurationsversuch Napoleons ("Herrschaft der 100 Tage"), der mit seiner Niederlage in der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 und der Verbringung des Kaisers der Franzosen nach St. Helena im Südatlantik endete, war lediglich ein Intermezzo. Bereits am 9. Juni 1815 war die Kongressakte unterzeichnet worden, und am 20. November 1815 wurde der 2. Pariser Friede geschlossen, in dem Frankreich in den Grenzen von 1790 wieder erstand. Anstelle des 1806 aufgelösten Heiligen Römischen Reiches trat der Deutsche Bund unter österreichischem Vorsitz. Die vergrößerte Schweiz erhielt die Garantie ihrer Neutralität. Baden, Württemberg und Bayern blieben bestehen. Krakau wurde ein Freistaat, das Königreich Polen in Personalunion mit Russland verbunden.


Autor: OR Mag. Dr. Claudia Reichl-Ham, MAS. Jahrgang 1968, Studium der Geschichte und Übersetzerausbildung sowie Doktoratsstudium an der Universität Wien, Ausbildungslehrgang des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (MAS); seit 1996 am Heeresgeschichtlichen Museum als Leiterin des Hauptreferates Publikationswesen/Bibliothek, seit 2008 stv. Abteilungsleiterin der Forschungsabteilung; Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Generalsekretärin der österreichischen Militärhistorikerkommission (CAHM), Mitglied des Comité de Bibliographie der Internationalen Militärhistorikerkommission (CIHM).

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