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Neue Herausforderungen für Kampfpanzer

Die Komplexität der derzeitigen Einsatzszenarien hat die Bedeutung von Panzern bei der Unterstützung eines gemischten Verbandes in keiner Weise vermindert. So kann sich im Stadtgebiet die einfachste raketengetriebene Granate, abgefeuert von der Dachterrasse eines Gebäudes, plötzlich in eine hoch effiziente Angriffswaffe verwandeln. Mit der Konzentration von Konflikten auf urbanes Gebiet müssen auch modernste Panzer an die neuen "Gesetze" dieses Umfeldes angeglichen werden.

Die Welt wird nicht mehr in Ost und West eingeteilt. Die Streitkräfte der osteuropäischen Staaten und ihre Verbündeten in der NATO haben es nicht länger mit Kriegen an zwei Fronten zu tun, und der potenzielle Feind ist militärisch unberechenbar geworden. Heute sind Konflikte über den Globus verbreitet, die Bedrohungen dabei gewöhnlich regional beschränkt und oft Folge des politischen Zusammenbruches einzelner Staaten. Die Bedrohung geht nicht unbedingt von einer Armee aus; sie kann vom organisierten Fundamentalismus, von Terroristen und sogar von Einzelpersonen kommen.

Taktische Konzepte für Panzer

Es gibt viele Waffenplattformen, die den Soldaten nicht genügend Schutz gegen heutige Bedrohungsszenarien bieten, speziell im Häuserkampf. Herkömmliche Konzepte für die Panzerung dieser Plattformen gehen vom Kampf Panzer gegen Panzer aus und nicht von spezifischen Szenarien. Am Einsatz des Kampfpanzers in jüngsten internationalen Einsätzen wird deutlich, dass sowohl Angriffe von allen Seiten (nicht nur frontal) als auch Nahangriffe vorkommen.

Die Aufgaben von in Bau befindlichen Panzern umfassen das gesamte Spektrum der Kriegsanstrengungen wie Angriff, Verteidigung, Konvoisicherung, Patrouillen, Schutz und Aufklärung.

Der Panzer überzeugt mit

  • Feuerkraft,
  • Beweglichkeit,
  • seiner abschreckenden Wirkung und
  • seinem hohen Schutzgrad durch die Panzerung.

Speziell der Minenschutz der "Leopard" 2A6M-Version hat sich bei bestimmten Aufgaben bewährt wie auch der ausreichende Schutz gegen behelfsmäßige Sprengmittel/-fallen (Improvised Explosive Ordonance - IED) beispielsweise im Angriff gegen einen dänischen "Leopard" 2A5 im Afghanistan-Einsatz. Ebenso bei der Unterstützung gegen einen Panzer, der sich in direkter Bereitschaft zum Angriff mittels Präzisionsfeuer befand. Dies vermindert Sekundärschäden mit einer gleichzeitig hohen Wirksamkeit gegen eine vorstellbare Bandbreite an Zielen hinter und/oder innerhalb einer Infrastruktur und macht den Panzer im täglichen Einsatz überzeugend. Anders als bei Artillerie- oder Luftunterstützung ist sein Feuer präzise und trifft genau das Zentrum des Zieles. Die NATO-Partner Kanada und Dänemark setzen den "Leopard" 2 daher schon jahrelang in ISAF-Operationen ein. Bei zahlreichen Gelegenheiten war er für kanadische Soldaten lebensrettend.

In den frühen 70er Jahren von Krauss-Maffei für Westdeutschland entwickelt, wurde der "Leopard" 2 als Nachfolgemodell des "Leopard" 1 im Jahr 1979 in den Dienst der Armee gestellt und avancierte zu deren Hauptkampfpanzer. 3 480 Stück sind produziert worden, wobei der erste echte Einsatz erst während des Kosovo-Konfliktes stattfand.

Überlegung der Kanadier - "Leopard" 2A6M

Im Oktober 2003 beschloss Kanada den "Stryker" LAV-III MGS (mobiles Geschütz) mit einer 105-mm-Kanone, ein gepanzertes Fahrzeug auf Rädern (8x8), zu erwerben und damit seine "Leopard" C2-Panzer zu ersetzen.

Letztlich jedoch bewegten Kanadas Erfahrungen im Einsatz das Land dazu, bis 2007 einen ganz anderen Weg zu gehen - nämlich genau die Panzerflotte, die ausrangiert werden sollte, zu erneuern und von jenen Radfahrzeugen abzugehen, die zuvor das Kernelement der Transformation der kanadischen Streitkräfte gebildet hatten. Mit dem geänderten Einsatzspektrum von heutigen Streitkräften haben sich auch die Anforderungen an moderne Kampfpanzer drastisch gewandelt. Offensichtlich spielen sie auch weiterhin eine wichtige Rolle. Die sicherheitspolitische Situation des 21. Jahrhunderts hat sich gegenüber früheren Zeiten geändert. Die von den Kanadiern in Afghanistan verwendeten Panzer waren von Deutschland geborgt und seit 2007 im Einsatz. Einige von ihnen wurden intensiv und unter extremen Bedingungen verwendet, sind abgenützt und benötigten Reparaturen und Wartung in einem Ausmaß, das die Möglichkeiten vor Ort in Afghanistan überschritt.

Folglich wurden "bis zu fünf” der am Kriegsschauplatz befindlichen "Leopard" 2A6M (M steht für Minenschutz) durch die kürzlich überholten "Leopard" 2A4M ersetzt. Aber auch die verbliebenen 15 "Leopard" C2/1A5 (1. Generation der "Leopard"-Panzer) der Kanadier standen "bis Einsatzende” in Afghanistan. Die stark geschützte, direkte Feuerkraft eines Kampfpanzers ist eine unschätzbare Waffe im Arsenal jeder Streitkraft. Die Intensität der jüngsten Konflikte in Zentralasien und im Nahen Osten hat den westlichen Streitkräften gezeigt, dass Panzer eine Form von Schutz bieten, den leichter gepanzerte Radfahrzeuge nicht gewährleisten können. Kanadas "Leopard" C2/1A5 ermöglichten es den kanadischen Streitkräften, an bestimmte Plätze wie Verteidigungspositionen der Taliban zu gelangen, die sonst für leicht gepanzerte Radfahrzeuge unzugänglich gewesen wären.

Im Juli 2009 begannen die kanadischen Streitkräfte die Aufrüstung ihrer Panzerflotte mit dem "Leopard" 2A6M in Hinblick auf ihren nächsten Einsatz im Raum Afghanistan. Die Panzerversion war speziell für Einsätze in Afghanistan und basierend auf der Erfahrung anderer Länder mit dem "Leopard" 2 konzipiert worden, einschließlich der dänischen und kanadischen Streitkräfte. Dabei wurde unter anderem die Käfigpanzerung reduziert.

"Leopard" 2 A4M CAN

Im Oktober 2010 übergab Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co KG (KMW) den ersten von 20 modernisierten Kampfpanzern. Die endgültige Bezeichnung lautet "Leopard" 2A4M CAN und kennzeichnet die Panzervariante für das asymmetrische Gefecht. Die "Leopard" 2 A4M CAN-Konfiguration wurde von den kanadischen Streitkräften speziell für Einsätze in Afghanistan konzipiert. Die Erfahrungswerte aus dem davor eingesetzten "Leopard" 2A6M und die neueste Technologie wurden von KMW in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundeswehr ausgewertet und das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) mit der Entwicklung betraut.

Gemeinsam mit dem "Leopard" 2A4M CAN ist auch der "Leopard" 2A6M weiterhin wichtig. Das Hauptaugenmerk des neuen Konzeptes 2A4M CAN ist nun auf den durchgehenden Schutz der Besatzung gerichtet, die Feindattacken durch mächtige Panzerabwehrgeschosse sowie der ständigen Gefahr von Minen und IED ausgesetzt ist. Ausgangspunkt für das Konzept ist der zusätzliche Schutz vor Minen sowie ein zusätzlicher Rundum-Panzerschutz. Weiters wurde die Leistung des neuen Kampfpanzers beträchtlich erweitert, indem eine Geräteschnittstelle für Minenwalzen, Minenräumpflüge und Planierschilde integriert wurde. Am 7. Oktober 2010 bekamen die kanadischen Streitkräfte die erste Lieferung von 20 "Leopard" 2A4M CAN auf dem Übungsplatz Bergen in Norddeutschland zugewiesen. Die modernisierten Panzer sollen planmäßig mit der bei Kandahar (Süd-Afghanistan) stationierten kanadischen Panzerkompanie eingesetzt werden.

Ein Kampfpanzer - verschiedene Konzepte

Bereits bei der Militärausstellung "Eurosatory" 2010 in Paris boten KMW und Rheinmetall eine Weiterentwicklung des erweiterten Schutzes, der Mobilität und der Wirkung für den "Leopard" 2 an. Dieser wird in den Streitkräften von 16 Nationen eingesetzt. Jüngste Fortschritte betreffend Überlebensfähigkeit, Zerstörungskraft, Führungsfähigkeiten sowie Aufklärungs- und Sichtsysteme bedeuten, dass es derzeit zahlreiche Wege gibt, die Gesamtleistung des Kampfpanzers beträchtlich zu erhöhen.

Auch sind neue Lösungen zur Optimierung der Leistung der Besatzung in klimatisch wärmeren Zonen verfügbar. Angesichts der prognostizierten Resteinsatzdauer eines heutigen Kampfpanzers - der "Leopard" 2 wird zumindest noch für weitere 20 Jahre Teil von Armeebeständen sein - ist eine maßgeschneiderte Leistungserweiterung eine lohnende Investition.

Firmen wie KMW und Rheinmetall haben ihre Lösungen (siehe nächste Kapitel) als Systemkonzepte präsentiert. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, dass die Erweiterungselemente modular und voneinander unabhängig sind und je nach militärischem Bedarf integriert werden können.

"Leopard" 2A7+

KMW nannten ihre Version "Leopard" 2A7+ "PSO" (Peace Support Operations)-Panzer. Sein wesentlichstes Merkmal ist der Räumschild, mit dem im Häuserkampf Hindernisse beseitigt werden können. Der modulare Schutz besteht aus einem Rundum-Panzerschutz gegen RPG und einem erweiterten Schutz für Panzerduellsituationen (direkter Kampf zwischen gegnerischen Kampfpanzern) sowie auch gegen IED und Minen. Die Konfiguration der 120-mm-Kanone beruht auf der Verwendung von Sprenggranaten mit Zeitzünder. Die Version 2A7+ ist für Konflikte sowohl geringer als auch hoher Intensität konzipiert und kann ihre Leistung im urbanen Umfeld steigern.

Während des letzten Abschnittes des Zweiten Weltkrieges verfügte die Deutsche Wehrmacht über einen Panzer, dessen Stahl dicker war als jener anderer Panzer dieser Zeit, jedoch hatte er keine sekundäre Verteidigungswaffe (z. B. ein vom Inneren des Panzers aus steuerbares Maschinengewehr) und konnte deshalb leicht von sowjetischen Soldaten ausgeschaltet werden. Um dem entgegenzuwirken, verfügt der "Leopard" 2 A7+ über die "Fernbedienbare leichte Waffenstation 200" (FLW 200). Sie wird von der Besatzung aus dem gepanzerten Innenraum mittels Fernbedienung und unter Benützung integrierter Tag- und Nachtsichtgeräte betrieben.

Ein weiteres technisches Merkmal des Waffensystems ist die so genannte gyroskopische Stabilisation, die einen äußerst präzisen und kontrollierten Einsatz der Waffen (es können verschiedene Systeme eingesetzt werden wie Granatwerfer, Maschinengewehr etc.), auch bei hohen Geschwindigkeiten in schroffem Gelände ermöglicht. Ebenso kann ein schneller Wechsel der Bewaffnung durchgeführt werden. Die jeweilige Ausrüstung - von Maschinengewehren bis zu automatischen Granatwerfern - wird automatisch erkannt und die Ballistik entsprechend angepasst.

Der "Leopard" 2A7+ hat ein ATTICA-Wärmebildgerät (hohe thermische und geometrische Auflösung) der dritten Generation und verbesserte optische Nahbereichssensoren, die eine noch präzisere Zielbekämpfung ermöglichen. Ein neues Antriebswellenaggregat und verbesserte Ketten mit neuen, stärkeren Stoßdämpfern erhöhen die Mobilität und die Beweglichkeit des Panzers.

Der Panzer verfügt über ein Notaggregat und ein hocheffizientes Klimatisierungssystem, das die Besatzung während ihres 24-Stunden-Dienstes an Bord unterstützt. So ist der Betrieb über einen längeren Zeitraum nicht vom Hauptmotor abhängig.

50 deutsche "Leopard" 2 sollen ab 2012 auf die Version 2A7+ aufgerüstet werden.

"Leopard" 2A4 Evolution

Mit der Einführung des Überlebenskonzeptes für den "Leopard" 2A4 Evolution, hat IBD (Ingenieurbüro Deisenroth) ein allgemeines Zurüstkonzept entwickelt, anwendbar für alle schweren Plattformen als wirksame und ausgewogene Hightech-Lösung.

Die intelligenten Synergieeffekte der verschiedenen Advanced Modular Armour Protection (AMAP)-Technologien (fortschrittlicher modularer Panzerschutz) gewährleisten das bestmögliche Schutzkonzept, sowohl hinsichtlich der Gesamtkosten als auch der Vorlaufzeiten für die Aufrüstung ohne Veränderungen der Plattform, und erzielen eine optimierte Lösung. Alle Bestandteile des "Leopard" 2 A4 Evolution sind so konzipiert, dass sie einerseits die grundlegenden Funktionen des Fahrzeuges nicht beeinträchtigen und andererseits Modularität gewährleisten (falls ein Modul ausgewechselt werden muss oder sich die Technologie ändert).

Beispiele für beibehaltene Funktionen sind:

  • Zugang zu den Ketten von der Wanne aus;
  • Zugang zum Tank durch Öffnen des Turmmoduls;
  • Öffnen der Motorklappe zwecks Instandhaltung;
  • Benützung der Ausstiegsluke an der Unterseite.

Für den "Leopard" 2A4 Evolution mit einem Gesamtgewicht von "nur" 60 Tonnen - verglichen mit 56,6 Tonnen in der ursprünglichen Konfiguration - bedeutet dies eine Plattform mit nach wie vor hoher taktischer Beweglichkeit zur Durchführung der erforderlichen Aufgaben. Hierbei ist es möglich, die Legacy-Plattform mit AMAP-Technologien aufzurüsten und gleichzeitig ein neues Konzept zu schaffen, um den erhöhten Bedarf nach Rundum-Schutz gegen Bedrohungen abzudecken.

Die Vorteile des Evolution-Konzeptes sind:

  • Minimierung des Risikos für Soldaten und Fahrzeug in Situationen mit Rundum-Bedrohung (z. B. vor Fragmenten, die durch die Detonation mehrfacher Artilleriegranaten entstehen);
  • Der Einsatz von schweren Plattformen in Operationen im Stadtgebiet ist möglich;
  • Maximale Kosteneffizienz aufgrund intelligenter Systemintegration;
  • Minimales Zusatzgewicht unterstützt die taktische Beweglichkeit;
  • Minimale Vorlaufzeit für Aufrüstung, Instandhaltung und Reparatur des Baukastensystems.

Die hohe Kosteneffizienz des Systems entsteht durch die integrierte Anwendung der erprobten Hightech-AMAP-Technologien im Rahmen einer Zurüstung ohne wesentliche Veränderungen der Plattform selbst.

Das Entwicklungspaket verändert die integralen und ursprünglichen Bestandteile des Fahrzeuges wie die Kettenblenden nicht, sondern nutzt die Anwendungen eines Zurüstpaketes mit geringem Gewicht und mit Augenmerk auf deren Funktion und Instandhaltung. Außer dem Anbringen der Befestigungselemente erfolgt kein Eingriff in das Fahrzeug - man braucht keine zusätzlichen Bohrungen in der Grundpanzerung durchführen. Das vollständige Paket des "Leopard" 2A4 Evolution kann innerhalb einer Woche montiert werden und minimiert so die Vorlaufzeit für die Plattform. Die Montage erfolgt mittels standardisierter, verschweißter Anschlussstellen auf dem Fahrzeug.

Die verschiedenen Schnittstellen zwischen dem Entwicklungspaket und dem Fahrzeug selbst sowie zwischen der Ausrüstung für den Turm und jener für die Wanne sind speziell konzipiert, um maximalen Schutz zu gewährleisten. Ein Beispiel ist das Überlappen von Wanne und Turm zum Schutz des Turmdrehkranzes.

"Leopard" 2 MBT Revolution

Die einsatzorientierte modulare Aufrüstung für Kampfpanzer von der Firma Rheinmetall Defence heißt "MBT Revolution" (MBT steht für Main Battle Tank). Im Mittelpunkt des Rheinmetall-Konzeptes steht die voll digitalisierte Turmelektronik. Dies war eine lang erhoffte Verbesserung betreffend Handhabung und einfachen Wechsel der Software. Es besteht aus einem digitalen Grundsystem, das alle Komponenten wie Sicht-, Feuerleit- und Waffeneinsatzsystem zu einem digitalen Komplex zusammenfasst. Als Nebeneffekt gibt es Platz für eine Klimaanlage für warme Wetterbedingungen wie etwa in Afghanistan, die ganz oben auf der Komponentenwunschliste der "Leopard"-Betreiberländer gestanden hatte. Die Hitzeemissionen des außen befindlichen Turms werden durch eine spezielle Vorrichtung abgeschirmt. Die Überwachung der unmittelbaren Umgebung erfolgt mit dem Situational Awareness System (SAS). Durch ein Kamerasystem mit Tag- und Nachtsicht und einsatzbereiter Alarmfunktion detektiert und verfolgt es Ziele automatisch.

Mit Schutzelementen von IBD Deisenroth, das bei Rheinmetall dominiert, und der 360-Grad-Universal-Nebelwurfanlage ROSY (Rapid Obscuring System) kann der Schutz vor tatsächlichen Bedrohungen erhöht werden. Eine spezielle Vorrichtung ist der integrierte RGP-Schutz mit effektivem Verbundmaterial. Eine fernbedienbare Waffenstation (Quimek) und ein Notaggregat sollen noch eingebaut werden. Beide Firmen, KMW und Rheinmetall Defence, erzielen ein hohes Niveau hinsichtlich der Effizienz von Waffensystemen. Obwohl die beiden Firmen nicht zusammenarbeiten und die neuen Systemkomponenten nicht von der Deutschen Bundeswehr ausgewertet werden, wird hier das mögliche Einsatzpotenzial des "Leopard" 2 für weitere zwei Jahrzehnte deutlich.

Resümee

Schlussendlich nimmt der Kampfpanzer eine wichtige Rolle im Spannungsfeld zwischen umfassendem Schutz der Streitkräfte und Machtprojektion in der modernen Kriegsführung und Konfliktbewältigung ein. Kein anderes landgestütztes System vereint Feuerkraft, Überlebensfähigkeit und Beweglichkeit auf die gleiche Weise. Schon seine Präsenz auf dem Schlachtfeld kann den eigenen Truppen Sicherheit geben und den Willen des Feindes brechen. Die vielen Facetten des Kampfpanzers führen zu größerer Flexibilität im Einsatz und machen ihn zu einer wirtschaftlichen Lösung, die ihrerseits den verstärkten Einsatz von potenziell kriegsentscheidenden Waffensystemen vieler Armeebestände zur Folge hat.

Das veränderte Einsatzspektrum von heutigen Streitkräften hat die Anforderungen an moderne Kampfpanzer drastisch verändert. Letztere werden mit Sicherheit weiterhin eine wichtige Rolle in aktuellen und zukünftigen Konflikten spielen. Jedoch wird deren Einsatz in der großen Mehrheit der Fälle weniger auf das Gewinnen von Schlachten, sondern vielmehr auf das Erzielen positiver Resultate in asymmetrischen Szenarios ausgerichtet sein. Durch ihre massive Demonstration militärischer Stärke übermitteln Panzer Freunden und Feinden ein kompromissloses Signal und verändern damit die Spielregeln in Konfliktsituationen weltweit. Neue Aufträge und neue Bedrohungen, gepaart mit neuen Technologien, sind die Triebfeder der Modernisierung. Was Armeen nun benötigen, sind wirksame und kosteneffiziente Lösungen. Das stark geschützte direkte Feuervermögen eines Kampfpanzers ist eine unschätzbare Waffe im Bestand jeder Armee. Die Intensität kürzlich vergangener Konflikte in Zentralasien und dem Nahen Osten hat westlichen Streitkräften gezeigt, dass Panzer eine Art von Schutz bieten, den leichter gepanzerte Radfahrzeuge nicht gewährleisten können. Angriffe auf Panzer können aus allen Richtungen erfolgen. Mit der Kombination der Technologien der AMAP-Familie (AMAP-B, AMAP-SC und AMAP-IED) bietet der "Leopard" 2 Evolution einen nie zuvor dagewesenen Schutz gegen verschiedene Arten von Flankenbedrohungen, einschließlich jenen durch RPG, IED und EFP (Explosively Formed Penetrator).

M1 "Abrams"

Der M1 "Abrams"-Kampfpanzer ist seit 1983 im Einsatz und für den modernen Bodenkrieg konzipiert. Er wurde während seiner langen Einsatzgeschichte des Öfteren überholt und aufgerüstet. Drei Hauptversionen sind bisher eingesetzt worden - der M1, der M1A1 und der M1A2. Eine vierte Version namens M1A3 befindet sich derzeit in Entwicklung.

Der M1 "Abrams" war als Panzer des Kalten Krieges konzipiert und sollte den Kampfpanzer 70 ersetzen, der vom U.S. Kongress 1971 aufgrund explodierender Kosten und Fehler in der Entwicklung gestrichen worden war.

Noch bevor der erste M1 "Abrams" im Bodenkampf zum Einsatz kam, wurde er durch die M1A1-Version ersetzt, die man während des Golfkrieges 1991 in den Irak brachte, um die Operation Desert Storm zu unterstützen. Von den 1 848 eingesetzten Panzern wurden im Laufe des Krieges nur 23 beschädigt oder zerstört.

Der M1A2 wurde gegenüber dem Kampfprofil des M1A1 weiter verbessert und das Feuerleitsystem des Panzers aufgerüstet. Das M1A2-Systemerweiterungspaket ergänzte die Verbesserungen durch digitale Karten und Force-Battle-Command-Brigade-and-Below (FBCB2)-Fähigkeiten, während Panzerung aus abgereichertem Uran bei allen Versionen zugerüstet wurde.

Der M1A3 befindet sich derzeit in seiner frühen Entwicklungsphase bei der U.S. Army, wobei die Produktion der Prototypen für 2014 erwartet und die Einführung eher vage für 2018 oder 2019 angesetzt wird. Trotz Aussicht auf verbesserte Ausstattung und Fähigkeiten des M1A3, aufbauend auf den Erfahrungen der U.S. Army in Afghanistan und im Irak, rechnet das Militär damit, dass der M1A1 noch bis zumindest 2021 und der M1A2 bis 2050 im Einsatz bleiben werden.


Autor: Major (ret.) Walter Christian Håland

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