Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Hauptmann Hermann von Kirchner

Hauptmann Hermann von Kirchner diente im Ersten Weltkrieg an zahlreichen Kriegsschauplätzen. Für seinen Einsatz während der Südtiroleroffensive im Jahre 1916 erhielt er den Militär-Maria-Theresien- Orden. Aufgrund seiner Leistungen im Einsatz und seines vorbildlichen Charakters als Offizier wählte der Ausmusterungsjahrgang 2012 der Theresianischen Militärakademie Hauptmann Hermann von Kirchner als Namenspatron.

Kirchner kam am 6. Mai 1890 in Feldbach zur Welt. Seine militärische Karriere begann in der k.u.k. Infanteriekadettenschule in Liebenau bei Graz. Im August 1909 wurde er zum Fähnrich ernannt und nach Italien versetzt. 1912 erfolgte seine Beförderung zum Leutnant. Während des Ersten Weltkrieges leistete Kirchner seinen Dienst an den maßgeblichen Kriegsschauplätzen der Monarchie. Als Generalstabsoffizier nahm er an den militärischen Auseinandersetzungen in der Bukowina und in der Ukraine teil. 1918 wurde er zum Hauptmann befördert. Hauptmann Kirchner erhielt zahlreiche hohe militärische Auszeichnungen, darunter 1922 den Militär-Maria-Theresien-Orden für die Führung der Kampfhandlungen während der Südtiroloffensive 1916.

Eroberung der Zugna Torta

Schon mehrere Wochen vor dem Beginn der Maioffensive 1916 kam aus Südtirol die 57. Infanteriedivision im Raum des Zugna-Rückens zum Einsatz. Ihre Aufgabe bestand in der Wegnahme des zwischen dem Etsch- und Arsatal liegenden 1 257 Meter hohen, von den Italienern besetzten und mit etwa zwanzig Geschützen mittleren und schweren Kalibers bestückten Felsrückens Zugna Torta.

Zum Angriff am 15. Mai war die 6. Gebirgsbrigade der Division unter Mitwirkung zahlreicher Artillerie bestimmt worden, insbesondere hatte eine aus zwei Infanteriebataillonen, einer Gebirgskanonenbatterie und zwei Granatwerferzügen bestehende Gruppe längs des Zugna-Rückens vorzugehen.

Kommandant der 14. Kompanie des zu dieser Gruppe gehörenden Bataillons IV/42 war Oberleutnant Hermann Kirchner. Er erhielt den Auftrag, aus der in der Nacht zum 15. Mai bezogenen Bereitstellung die Mitte des Westhanges der vor ihm liegenden Höhe 689 anzugreifen und in Besitz zu nehmen. Da aber die gegen letztere Höhe unmittelbar angesetzte Nachbarkompanie zurückblieb, sah sich die Kompanie Kirchner in der Flanke bedroht. Daher entschloss sich Kirchner, nicht den Westhang, sondern die Höhe anzugreifen und in Besitz zu nehmen, was ihm auch, nach erbittertem Widerstand der sich in den Kavernen und Verbindungsgräben immer wieder zur Wehr setzenden Italienern, im Laufe des Vormittags gelang. Hierbei wurden zahlreiche Gefangene eingebracht sowie ein Maschinengewehr und sonstiges Kriegsmaterial erbeutet.

Mit der Eroberung der Höhe 689 war das erste Angriffsziel erreicht und eine Bresche in die feindlichen Stellungen geschlagen. Die geworfene Abteilung und ihre Reserven setzten sich auf der nächsten Höhe fest. Für den 16. Mai war der Angriff auf die Hauptstellung auf der Zugna Torta geplant. Zu diesem Zweck hatte die 14. Kompanie gegen die westliche Kuppe des Bergrückens vorzugehen und die Verbindung mit dem östlich vorrückenden Bataillon III/38 aufzunehmen. Infolge des feindlichen Artillerie- und Flankenfeuers konnte die Vorrückung im besonders zerklüfteten Gelände nur sehr langsam erfolgen; zudem ging die Verbindung mit den nachrückenden Kompanien des eigenen Bataillons völlig verloren. Trotzdem setzte Kirchner den Vormarsch fort und erreichte eine Stunde vor Mitternacht kämpfend den Abschnitt zwischen den Höhen 1 076 und 873, etwa 600 Meter nördlich der Zugna Torta. Hierbei wurden zwei italienische Geschütze erobert.

Am 17. Mai gegen fünf Uhr früh setzte der Feind zum Gegenangriff an und bedrohte vornehmlich den rechten Flügel der Kompanie Kirchner, an den er sich bis auf Sturmentfernung herangearbeitet hatte. Trotz dieser kritischen Lage und da auch beim Nachbarbataillon ein Rückschlag eingetreten war, harrte Kirchner unentwegt aus, im Bewusstsein, dass ein Rückzug für ihn verlustreich, für die Nachbargruppe und vermutlich für die Gesamtlage überaus nachteilig sein würde. Er fasste einen gewagten, aber herzhaften Entschluss: Gegenangriff, ohne auf das ungewisse Anrücken der Kompanien des eigenen Bataillons zu warten.

Von zwei Maschinengewehrabteilungen unterstützt, gelang es der Kompanie Kirchner um 1630 Uhr den Feind im Ansturm zu überrennen, in seine Artilleriestellung einzudringen und in dieser zwei schwere und ein leichtes Geschütz sowie an die tausend Schuss Munition zu erbeuten. Die Italiener, die 150 Mann als Gefangene zurücklassen mussten und im Rückzug die eigene Reserve mitrissen, erlitten durch Verfolgungsfeuer noch weitere Verluste. Nach dem Eintreffen zweier Kompanien in der von der Kompanie Kirchner erreichten Linie, war dieser eine Entlastung und Erholung vergönnt gewesen. Kirchner selbst rastete nicht, sondern stellte im Laufe der Nacht zum 18. Mai fest, dass der Feind die Zugna Torta gänzlich zu räumen schien und erkannte, dass rasches Handeln geboten sei, um nicht kostbare Zeit zu versäumen.

Ohne Weisungen seiner Vorgesetzten einzuholen, führte er die eigene Kompanie im Morgengrauen aus der Frontlinie vorwärts und brachte sie an die italienische Hauptstellung heran, in die er überfallsartig eindrang und die mit dem Abschleppen von Kriegsmaterial beschäftigte italienische Mannschaft gefangen nahm. Beträchtliche Mengen an Waffen samt Munition, Verpflegung und Ausrüstungsstücken zeugten von der überstürzten Hast, mit der die Italiener im Laufe der Nacht abgezogen waren.

Die für uneinnehmbar gehaltene Felsenfeste der Zugna Torta war am 18. Mai um fünf Uhr in eigener Hand. Die italienische Artillerie nahm sie nun unter schweres Trommelfeuer, das bis 1600 Uhr andauerte und jede Verbindung von und zu der Kompanie Kirchner unmöglich machte. Trotz empfindlicher Verluste behauptete sich diese auf dem gewonnenen Höhenrücken, gegen den der Feind größere Unternehmungen nicht mehr wagte, so dass am 19. Mai die eigene Vorrückung in südlicher Richtung gegen Coni Zugna fortgesetzt werden konnte.

Die Eroberung der Zugna Torta stellte einen für den Feind überaus verlustreichen Durchbruch seiner Front dar. Moralisch ist die Wegnahme der Zugna Torta von nachhaltiger Wirkung auf die Italiener gewesen, die auf weitere Unternehmungen im Etschtal verzichteten. Für die eigene Offensive war der Besitz dieses Höhenrückens, der fortan bis Kriegsende in österreichischer Hand blieb, von Bedeutung.

Nach dem 1. Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte die Pensionierung von Kirchner, und er war bis 1928 als Geschäftsmann tätig. Danach erfolgte der Eintritt in die albanische Armee wo er als Major mit dem Aufbau eines militärischen Ausbildungswesens beteiligt war. 1931 erfolgte seine Ernennung zum ersten Generalstabsoffizier der albanischen Armee. Bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war Kirchner albanischer Personalamtschef.

Hautmann Kirchner verstarb am 8. März 1953 in Graz.


Autor: Fähnrich Johannes Terpetschnig, Jahrgang 1983. 2006 Einjährig Freiwilliger Waffengattung Führungsunterstützung, danach Verwendung als Gruppenkommandant. 2009 Eintritt in das Vorbereitungssemester, 2009 bis 2012 Theresianische Militärakademie Waffengattung Feldzeugdienst.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle