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Die Militärhunde im Österreichischen Bundesheer

Schutzhunde, Wachhunde, Suchhunde, Rettungshunde, Sprengstoff- und Drogenspürhunde usw. - zahlreiche Auslandsaufgaben sowie mehrere, immer wichtiger werdende Inlandsaufgaben haben zu einer Renaissance des militärischen Hundeeinsatzes geführt. Die ca. 250 Militärhunde des Österreichischen Bundesheeres und ihre Hundeführer brauchen dabei keinen internationalen Vergleich zu scheuen.

Es ist schön, wenn jemand seine Leidenschaft zum Beruf machen kann, zum Beispiel die Liebe zu Tieren. Auch im Österreichischen Bundesheer ist dies einigen vergönnt. Die Militärhundestaffel in Kaisersteinbruch ist seit über 40 Jahren ein Zucht- und Ausbildungszentrum für Militärhunde. Eine funktionierende Organisation, gepaart mit dem Idealismus und der Fachkompetenz des Kaders, bildet die Basis des jahrzehntelangen Erfolges in der Zucht und Ausbildung von Militärhunden. Die Führungsposition der Militärhundestaffel im Bereich der Kynologie - als bedeutender und weltweit größter Rottweilerhalter - wurde allerdings bislang vorwiegend im Ausland geschätzt. (Kynologie ist die Lehre von Zucht, Dressur und Krankheiten der Hunde.) Dem internationalen Trend (z. B. Sprengstoffsuche zur Verhinderung von Terroranschlägen, länderübergreifende Such- und Rettungseinsätze nach Naturkatastrophen) folgend, erlebt nun auch das Bundesheer eine Renaissance des militärischen Hundeeinsatzes. Die Militärhundestaffel ist darauf jedenfalls seit dem Einsatz von Spürhunden im Jahre 1987 bei UNDOF (United Nations Disengagement Observer Force) auf den Golanhöhen gut vorbereitet. Vor allem bei Auslandseinsätzen braucht Österreich keinen Vergleich mit Militärhunden anderer Armeen zu scheuen.

Ziel jedes militärischen Hundeeinsatzes ist die Erhöhung der Effizienz und Sicherheit der eingesetzten Kräfte sowie die Risikominimierung für die Truppe im In- und im Ausland. Die Schaffung eines Militärhundezentrums in Kaisersteinbruch im Zuge der Bundesheerreform 2010 bietet dafür die besten Voraussetzungen.

Hunde und Militär

Bereits 600 v. Chr. führte das persische Heer Hunde in die Schlacht. Auch Römer, Griechen, Assyrer und Byzantiner setzten Hunde zu Kriegszwecken ein. Bei der Eroberung der neuen Welt durch Columbus, Pizarro und Cortés standen Hunde an vorderster Front. Frankreich und England verfügten im Ersten Weltkrieg über ca. 20 000 ausgebildete Feldhunde, die Deutschen sogar über ungefähr 30 000 (Stand 1917). Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden insgesamt über 200 000 Hunde eingesetzt. Das Deutsche Heer besaß 1939 die größte "Hundestreitmacht" mit über 45 000 ausgebildeten Kriegshunden im aktiven Einsatz und ca. 200 000 in der Reserve. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen in Korea, China, Vietnam, Afghanistan, Afrika, Ex-Jugoslawien, im Irak und im Nahen Osten Militärhunde zum Einsatz.

Ausgehend von der ursprünglichen Schutz- und Wachaufgabe wurden sie als - Meldehunde (zum Halten der Verbindung), - Minenhunde (zur Panzervernichtung), - Stöber- und Fährtenhunde (zum Aufspüren des Gegners), - Kampfhunde (für den Nahkampf), - Rettungs- und Sanitätshunde (u. a. zur Suche von Verwundeten), - Gashunde (zur Warnung der Truppe), - Zughunde (z. B. für Maschinengewehre auf Karren), - Kabelhunde (zum Auslegen von Telefonleitungen), - Schiesshunde (zur Störung des Gegners mit Knallmunition), - Minensuchhunde, - "Spezialisten" zur Unterstützung von Spezialeinsatzkräften und - Maskottchen eingesetzt (Quelle: Petzl, Gerhard; Kämpfen oder Sterben. Hunde in Krieg und Frieden. Wien 2005). Keine moderne technische Errungenschaft konnte bis heute die überragenden Sinne des Hundes vollständig ersetzen. Denn auch im 21. Jahrhundert erfüllen Militärhunde konkurrenzlos ihre Aufgaben im Wach- und Sicherungsdienst, beim Suchen nach Minen, im Such- und Rettungseinsatz bei Naturkatastrophen, beim Aufspüren von Sprengstoff und Drogen sowie bei der Unterstützung von Spezialeinsatzkräften - und dies mit wahrhaft hündischer Ergebenheit zum Wohle des Menschen, ihres Herrn.

Die Militärhundestaffel

1914 wurde die k.k. Kriegshundeschule in Wien-Währing gegründet. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie erhielt das heimische Militärhundewesen erst mit der Aufstellung der Militärhundestaffel im Jahre 1964 wieder eine österreichische Identität. Als Grundstock dienten vier Deutsche Schäferhunde - ein Geschenk der Zollwache. Der erste im Bundesheer registrierte Hund (Stammrollennummer 1) war der Deutsche Schäferrüde "Haris", der erste Rottweiler war die Hündin "Assi von der Mais" (Stammrollennummer 22). In der Folge prägte die Militärhundestaffel die Rottweilerzucht maßgeblich mit.

Anfangs im Lager II (einem Barackenlager) in Kaisersteinbruch untergebracht, wurde die Militärhundestaffel bald infrastrukturell erweitert, u. a. um mehrere Zwinger. (Anlage zur Hundehaltung aber auch Bezeichnung für einen Zuchtbetrieb). Mit dem Neubau eines kombinierten Zwinger- und Verwaltungsobjektes erreichte die Infrastruktur im Jahre 1990 den höchsten Ausbaustand. Durch die heuer erfolgte Modernisierung der Zwingeranlage entsprechen die Baulichkeiten den modernen Standards tierschutzgerechter Hundehaltung. Das Areal umfasst eine Fläche von ungefähr acht Hektar. Das ermöglicht der Militärhundestaffel die gleichzeitige Haltung von ca. 110 Hunden.

Aufgaben

Als Militärhundezentrum obliegen der Militärhundestaffel - unbeschadet ihrer Aufgabe als militärische Dienststelle - insbesondere - die Zucht, die Aufzucht, der Ankauf, die Vorausbildung, die Unterbringung und die Pflege von Militärhunden, - die Durchführung von Militärhundeführerkursen, - die Evidenzhaltung der im Stand des Bundesheeres befindlichen Militärhunde, - die Durchführung der jährlichen kommissionellen Überprüfung aller Militärhunde des Bundesheeres im Zusammenwirken mit dem Kommando Einsatzunterstützung, - die Erfüllung von Aufgaben im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, - das fachspezifische Berichtswesen, - die Mitwirkung bei der Erstellung einschlägiger Richtlinien und Vorschriften, - die Mitwirkung beim An- und Verkauf von Hunden und beim Personaleinsatz im In- und Ausland, - die Wahrnehmung aller versorgungsmäßigen Belange für die in ihrem Bestand befindlichen Militärhunde, - die laufende Befassung mit fachlichen Fragen, die sich aus der Haltung, der Abrichtung und der Weiterschulung der Militärhunde ergeben, - die Durchführung von Sondereinsätzen (Auslandseinsätze, Verbandsübungen, Assistenzeinsätze, …) sowie - die Kontaktpflege zu kynologischen Institutionen und Bedarfsträgern.

Gliederung

Zur Sicherstellung ihrer Aufgabe als zentrales Kompetenzzentrum für Militärhunde im Bundesheer verfügt die Militärhundestaffel über die Organisationselemente Kommando, Lehrgruppe, Zwingermeister und Futtermeister.

Dem Kommando obliegt vor allem die Dienstaufsicht über jenes Fachpersonal, welches die Bereiche Zucht, Aufzucht, Vor- und Ausbildung sowie Haltung der Militärhunde verantwortlich wahrzunehmen hat. Darüber hinaus vertritt es die Militärhundestaffel nach außen, vor allem bei Kommissionen und Besprechungen, beim An- und Verkauf sowie bei der Ausscheidung von Militärhunden und bei der Planung und Durchführung aller kynologischen Aktivitäten.

Die Lehrgruppe umfasst das für die Hundeausbildung und Zuchtplanung zuständige Personal, welches die spezielle Lehrtätigkeit im Rahmen der Hundeführerkurse sowie die Veranlassung und Überwachung der Zuchtmaßnahmen wahrnimmt.

Dem Zwingermeister obliegt mit seinem Personal die Betreuung, Kontrolle und Instandhaltung der gesamten Zwingeranlagen im Hinblick auf Sicherheit und Funktionalität sowie die Veranlassung der notwendigen tiermedizinischen Maßnahmen. Insbesondere ist er bei der Vorbereitung von Zuchtmaßnahmen, vor allem aber bei der Aufzucht maßgebend.

Der Futtermeister ist verantwortlich für die Beschaffung, die Lagerung, die Qualitätskontrolle, den Nachweis, die Gebarung und die Zubereitung der Futtermittel.

Einsatz und Ausbildung

Derzeit stehen Militärhunde bei den Landstreitkräften (Militärstreife, Truppenübungsplätze), dem Kommando Einsatzunterstützung, dem Amt für Rüstungs- und Wehrtechnik, dem Heeresnachrichtenamt, dem Kommando Spezialeinsatzkräfte und den Auslandskontingenten im Einsatz.

Hunde werden zur Bewachung in Gebieten höchster Sicherungsstufe, wie etwa technischen Anlagen, Flughäfen, Munitionslagern und Sperrgebieten, eingesetzt. Zudem werden Suchhunde zum Auffinden von Suchtgift und Sprengstoff ausgebildet. Ihr Einsatz erfolgt unter anderem auch beim UN-Kontingent in den Truppentrennungszonen zwischen Syrien und Israel sowie auf dem Balkan. Aufgrund verschiedener Vorhaben und Projekte (Crowd and Riot Control, Minensuche, Rettungshunde, …) kommen verstärkt Militärhunde im Ausland zum Einsatz. Vor allem bei der Infanterie, der Militärpolizei, den Spezialeinsatzkräften sowie den Rettungskräften setzt man immer mehr auf die Unterstützung durch Hunde.

Die Ausbildung von Hund und Militärhundeführer erfolgt in Kursform in der Dauer von ca. drei Monaten und findet zweimal jährlich bei der Militärhundestaffel in Kaisersteinbruch statt. Welpen und Junghunde werden bereits nach einem besonderen Programm gefördert und auf ihre spätere Tätigkeit vorbereitet. Die Tauglichkeit für den Einsatz als Militärhund ist, wenn alle gesundheitlichen und wesensmäßigen Voraussetzungen stimmen, mit frühestens zwölf Monaten gegeben. Einige Monate vor Kursbeginn erhält der Hundeführer seinen zukünftigen Diensthund, mit dem er in weiterer Folge auch den Kurs absolviert, zur Angewöhnung. Alle Diensthunde werden im Wohnverband des Hundeführers gehalten und sind somit voll in dessen Familie integriert. Am Ende seiner Dienstzeit, die je nach Beanspruchung bei ca. zehn Lebensjahren liegt, geht der Militärhund in das Privateigentum des Hundeführers über. Dieser erhält dann von der Militärhundestaffel einen neuen Hund zur Angewöhnung zugewiesen, absolviert mit diesem den nächsten Kurs, und versieht dann wieder Dienst an seiner Dienststelle. Hundeführer und Militärhund bilden demnach eine untrennbare Einheit und werden immer gemeinsam eingesetzt.

Geeignete Rassen

Aufgrund der geforderten Fähigkeiten und Leistungsparameter sowie in Abstimmung mit den in der Militärhundestaffel möglichen Haltungs- und Aufzuchtbedingungen, eignen sich die nachstehenden Hunderassen besonders für die Ausbildung zum Militärhund: Rottweiler

Als bisheriger Hauptträger des heimischen Militärhundewesens wird er in Eigenzucht vor allem als Schutzhund gezüchtet. Im Sinne der Schwergewichtsbildung sind die meisten Wach- und Schutzhunde Hunde dieser Rasse.

Der Rottweiler eignet sich dafür aufgrund seiner präventiven, aber auch "mannstoppenden" Wirkung, seiner Wesenseigenschaft, seiner Widerstandsfähigkeit, seiner Vitalität und vor allem durch seine Fähigkeit, sich problemlos an verschiedene Haltungsbedingungen anzupassen. Bei besonderer Eignung ist eine Zusatzausbildung im Spüren möglich.

Aufgrund der langen züchterischen Erfahrung mit einer großen Hundepopulation hat sich die Militärhundestaffel (MilHuSta) eine Führungsrolle im Bereich "Rottweiler als Diensthund" erworben.

Deutscher Schäferhund

Der Deutsche Schäferhund ist die weitest verbreitete Hunderasse der Welt und gilt als der Allrounder und "Gebrauchshund" schlechthin. Wegen seiner großen Beliebtheit und der damit verbundenen Nachfrage wurde er allerdings oft nicht mit der nötigen Sorgfalt gezüchtet, sodass es vielfach zu körperlichen und charakterlichen Mängeln in der Population kam. Das Ziel "Schäferhundezucht ist Gebrauchshundezucht" wird aber auch heute noch verfolgt. Hunde aus guten Zwingern zeichnen sich durch hohen Gebrauchswert und Vielseitigkeit aus und bewähren sich zudem als ausgezeichnete Suchhunde.

Die Hauptaufgaben der Deutschen Schäferhunde sind Schutz und Spüren ("Dualhunde"). Sie können darüber hinaus aber auch - je nach Eignung und Anlage - als Rettungshunde, Personen- und Minensuchhunde ausgebildet werden.

Belgische und Holländische Schäferhunde

Belgische und Holländische Schäferhunde existieren in mehreren Schlägen (Untergruppen), wobei Malinois und Herder als Diensthunde im Vordergrund stehen. Die Leistungseigenschaften gleichen denen des Deutschen Schäferhundes, von dem sie sich, bedingt durch ihren leichteren Körperbau und der daraus resultierenden Wendigkeit, etwas unterscheiden. Durch ihren kompromisslosen und starken Charakter werden sie vor allem bei Sondereinsätzen geschätzt. Als "Gebrauchshunde" gelten sie als die aufstrebende Rasse schlechthin, die auch bei Wettkämpfen immer öfter Spitzenplätze erringt.

Die Hauptaufgaben der Belgischen und Holländischen Schäferhunde sind Schutz und Spüren ("Dualhunde") sowie Sondereinsätze (Zugriff, Kommandounternehmen). Auch sie können darüber hinaus - je nach Eignung und Anlage - als Rettungshund, Personen- und Minensuchhund ausgebildet werden.

Labrador Retriever

Im Diensthundewesen ist der Labrador Retriever aufgrund der mangelnden Schärfe, die züchterisch unerwünscht ist, nur als Spür- und Suchhund einsetzbar (und nicht als Schutzhund). Er gilt aufgrund seiner Bedächtigkeit und hervorragenden Nasenleistung als der Spezialist auf allen Gebieten des Spürens. Die Hauptaufgaben der Labrador Retriever sind deshalb (auch sehr spezielle) Spür- und Suchaufgaben jeglicher Art. Sie sind als Personenspürhunde (Fährtensuchen, Stöbern) sowie als Minensuchhunde ebenfalls bestens geeignet.

Die Zucht

Die das österreichische Militärhundewesen prägende Rasse ist der Rottweiler, obwohl auch Schäferhunde gezüchtet werden. Das österreichische Militärhundewesen und die Rottweilerzucht sind in Fachkreisen untrennbar mit dem Zwingernamen "von der Karl Adolf Ranch" verbunden, der 1991 vom Zwingernamen "von Kaisersteinbruch" abgelöst wurde. Bis heute wurden bei der Militärhundestaffel fast 2 000 Hunde registriert. Eine eindrucksvolle Bilanz, bedenkt man, dass davon über 1 300 Rottweiler aus der Eigenzucht stammen.

Aufgrund falscher Haltung durch geltungsbedürftige (zivile) Hundebesitzer ist der Rottweiler in den achtziger Jahren in Verruf geraten. Zu Unrecht, denn artgerecht gehalten und geführt ist er der Familienhund schlechthin. Neben seiner äußeren Erscheinung und seiner Ruhe, bedingt durch seine hohe Reizschwelle, ist seine Leistungsfähigkeit ein Hauptgrund für seinen Einsatz als Militärhund. Außerhalb der Einsatzzeit wird der Militärhund stets im Familienverband gehalten, wobei seiner typischen Wesensfestigkeit oberste Priorität zukommt.

Die Militärhundestaffel kann stolz auf Erfolge bei Rettungs- und Diensthundemeisterschaften zurückblicken, ebenso auf viele Bundes- und Zuchtgruppensiege. Den wohl größten Erfolg erzielte die Staffel bei der (für Rottweiler) wichtigsten Zuchtschau der Welt im Mutterland der Rasse (Deutschland) mit dem Zuchtgruppensieg unter 18 Nationen. In Zukunft wird sich allerdings - bedingt durch den Einsatz von Spezialhunden - der Bedarf etwas mehr in Richtung leichterer, wendigerer Schäferhunde verlagern. Dennoch bleibt der Rottweiler im Zentrum des militärischen Interesses.

In Österreich wurden bis dato ca. 1 500 Hunde zum Militärhund ausgebildet. Das Bundesheer verfügt derzeit (einschließlich der Hunde bei der Militärhundestaffel) über ca. 250 Militärhunde.

Einsatzmöglichkeiten

Eigenschutz

Der Eigenschutz beinhaltet u. a. den Wachdienst und die Sicherung jeder Truppe im In- und Ausland. Eigenschutz ist der klassische Hauptzweck für Militärhunde - auch im Bundesheer. Die Schutzhundeausbildung deckt die dabei zu erbringenden Leistungen ab. Schwergewichtsmäßig - vor allem aber in sensiblen Bereichen - können Militärhunde, vor allem im Wach- und Sicherungsdienst als Verstärkung von Posten, Streifen oder Bedeckungen dienen sowie bei der Personen- und Fahrzeugkontrolle gute Dienste leisten.

Schutz von Räumen

Durch den Schutz von Räumen sollen u. a. Bedrohungen frühzeitig erkannt werden. Er schließt bei Bedarf den Schutz von Objekten, Verkehrswegen und Personen ein. Dafür sind vor allem infanteristische Kampftruppen geeignet, für die die Militärhunde meist eine willkommene Unterstützung darstellen.

Schutz von Verkehrswegen

Beim Schutz von Verkehrswegen werden besonders gefährdete Abschnitte wie Brücken und Tunnel von Kontrollpunkten aus geschützt und auch das Angelände entsprechend überwacht. Hiebei kann der Hundeeinsatz (Schutz- und Sprengstoffsuchhunde) im Sicherungsdienst sowie bei der Unterstützung von Patrouillen erfolgen, um die subversive Bedrohung besonders wichtiger Objekte zu verhindern.

Schutz von Objekten

Der militärische Objektschutz erfolgt je nach Bedrohung durch Überwachung, Bewachung oder Verteidigung. Der Einsatz von Militärhunden zum Wach- und Sicherungsdienst kann ebenso erfolgen, und in jedem Fall die Effizienz des Schutzes mittels Hundestreifen erhöhen. Zudem ist dadurch fallweise eine Verringerung des Personaleinsatzes möglich. Militärhunde eigenen sich besonders zum Einsatz im Zwischengelände und an Annäherungslinien, z. B. bei Kontrollpunkten, Beobachtungsposten oder Streifen. Sie leisten dabei vor allem bei Nacht gute Dienste.

Schutz von Grenzabschnitten gegen Infiltration

Zum Schutz von Grenzabschnitten gegen Infiltration können Kräfte in einer Sicherungslinie - sowohl Patrouillen als auch Beobachtungsposten - ihren Auftrag mit Hundeunterstützung effizienter erfüllen. Die Militärhunde können im Zuge der Streifentätigkeit, als Stöberhunde bei Säuberungen, als Zugriffshunde bei Spezialkräften oder bei den Reserven eingesetzt werden.

Schutz von Transporten

Der Schutz von Transporten ist erforderlich, um Personen oder Güter sicher von einem Ort zum anderen zu bringen. Militärhunde sind hiebei vor allem im Rahmen der Bedeckung, zur Bewachung und Sicherung oder - vorgestaffelt - an kritischen Geländeteilen bzw. zur Überwachung des Zwischengeländes einsetzbar. Zudem können sie bei den Reserven oder zum Auffinden von Explosivstoffen verwendet werden.

Kontrollpunkte

Man unterscheidet ständige, stationäre Kontrollpunkte (Checkpoints) und temporäre Kontrollpunkte (Temporary Checkpoints). Beide dienen grundsätzlich der Überwachung von Bewegungslinien. Der Personen- und Fahrzeugkontrolle - vor allem hinsichtlich Schmuggelware, Sprengstoff, Waffen und Munition sowie verborgener Personen - kommt dabei höchste Priorität zu. Derartige Kontrollaufgaben sind mit der Unterstützung durch Hunde besser lösbar. Die klassische Schutz- und Suchhundeaufgabe "Einsatz an Checkpoints zur Inneren Sicherung" kann durch einen Militärhundeeinsatz im Vorfeld der Äußeren Sicherung ergänzt werden.

Reserven

Im Zuge von Hundeeinsätzen bei den Reserven kann grundsätzlich das gesamte Einsatzspektrum der Hunde erforderlich sein. Weder der Bedarf an Hunden für spezielle Sicherungsaufgaben, noch das erforderliche Auffinden von verborgenen Personen und Gegenständen, welcher Art auch immer, noch der Einsatz im Rahmen von Spezialeinsatzkräften kann ausgeschlossen werden, denn all das kann zum Erfolg des Reserveneinsatzes beitragen. Um Hunde bei den Reserven überall zum Einsatz bringen zu können, werden alle österreichischen Militärhunde im Lufttransport ausgebildet.

Ordnungsdienst

Unter Ordnungsdienst fällt vor allem das Beherrschen von Demonstrationen und Menschenansammlungen (Einsätze zum Ordnungsdienst, Crowd and Riot Control - CRC) sowie das Durchsuchen von Objekten. Militärhunde können dabei in allen Bereichen der Äußeren und Inneren Sicherung eingesetzt werden, vor allem um das Entkommen Verdächtiger zu verhindern. Die Unterstützung durch Hunde kann bei der Patrouillentätigkeit, der Sicherung, der Beherrschung von Menschenansammlungen ("Show of Force", Ergreifen von Provokateuren oder Gewalttätern), bei der Durchsuchung von Objekten zur Sicherstellung von Kampfmitteln (z. B. Sprengstoff, Waffen, Munition) und Schmuggelgut (z. B. Suchtgift), sowie zum Aufstöbern von Personen erfolgen. Schon die Demonstration der Präsenz ist ein wichtiger Faktor, zu dem Militärhunde einiges beitragen können. Denn beim präventiven Einsatz wirken sie oftmals - allein durch ihre Präsenz - bereits deeskalierend.

Gegenjagd

Beim Säubern und Durchkämmen von Geländeteilen ergeben sich für Militärhunde verschiedene Einsatzmöglichkeiten, einerseits als Fährten- oder Stöberhund, um Personen aufzufinden, andererseits, um Flüchtige zu stellen. Stöberhunde sind dann vorzusehen, wenn keine Fährte oder kein eingegrenzter Aufenthaltsort der gesuchten Personen bekannt ist. Beim Freikämpfen von Objekten können Stoßkräfte durch besonders ausgebildete Sondereinsatzhunde unterstützt werden. (Geiselbefreiungen erfolgen jedoch ausschließlich mit Zugriffshunden von Spezialkräften.) Einsatz bei Spezialeinsatzkräften

Beim Einsatz von Militärhunden bei Spezialeinsatzkräften geht es vor allem um Kommandounternehmen, Gegenjagd, Spezialaufklärung und Personenschutz, der den Einsatz gegen Explosivstoffe einschließt.

Speziell ausgebildete Hunde können dabei maßgeblich zum Einsatzerfolg beitragen. Hiebei handelt es sich um Hunde für besondere Einsatzverfahren, die eine hohe Selbstständigkeit, Nervenfestigkeit, aber auch Teamfähigkeit aufweisen müssen, um Einssätze unter widrigen Verhältnissen, bei Dunkelheit oder nach Fallschirmabsprüngen zu bewältigen.

Militärpolizeieinsätze

Militärpolizeieinsätze von Militärhunden decken ein breites Spektrum ab - von speziellen Sucheinsätzen nach Drogen, Explosivstoffen oder Personen über die volle Palette der Einsatzart Schutz einschließlich Einsätzen zum Ordnungsdienst und Personenschutz. Im Inland liegt das Schwergewicht auf der Suchtgiftprävention in Kasernen, wobei bei ca. 40 Prozent der Einsätze Drogen bzw. Drogenspuren gefunden werden.

Such- und Rettungseinsätze

Bei Such- und Rettungseinsätzen geht es immer um das Auffinden von Personen. Sei es nach Lawinenabgängen und anderen Naturkatastrophen, Unglücksfällen oder bei der Suche nach Abgängigen. Hauptsächlich kommen dabei Trümmer-, Flächen- und Fährtensuchhunde zum Einsatz. Vor allem die Einsätze im Rahmen von AFDRU (Austrian Forces Disaster Relief Unit) sind allgemein bekannt.

Minenbeseitigung, EOD

Im Zuge der Minenbeseitigung bzw. des Explosive Ordnance Disposal (EOD) werden Minensuchhunde bei vielen Armeen sowie in zivilen Entminungsprogrammen mit Erfolg eingesetzt. Sie können Bewegungslinien absuchen (Route Clearance), die Verdachtsflächen eingrenzen (Area Reduction), bereits geräumte Flächen nochmals überprüfen (Quality Control) sowie Minenopfer aus verminten Flächen bergen (Casualty Evacuation). Auswertungen über längere Zeiträume ergaben bei der Minen- und Explosivstoffsuche durch Hunde eine Erfolgsrate von über 99 Prozent.

Bilanz und Ausblick

Die österreichische Militärkynologie kann in der Zweiten Republik bereits auf mehr als 40 Jahre Erfahrung zurückblicken. Die Militärhundestaffel in Kaisersteinbruch zählt bei der Zucht von Militärhunden zu den weltweit führenden Institutionen.

Bislang bildeten Schutzhunde für Wachaufgaben in der höchsten Sicherungsstufe die Hauptkomponente des heimischen Militärhundewesens. In Zukunft werden Spezialhunde zur Bewältigung komplexer Aufgaben dazu kommen - auch bei Kampfverbänden.

In Umsetzung des Einsatzkonzeptes sowie des Merkblattes "Schutz - Aufgaben und Techniken" wird der spezialisierte Militärhundeführer zukünftig das Bild österreichischer Einsatzverbände mitgestalten. Erste Schritte in diese Richtung erfolgten bereits mit Militärhunden der Militärstreife, des Jagdkommandos und bei UNDOF sowie mit Einsatzhunden bei KFOR/EUFOR. Projekte wie organisationsplanmäßige Rettungshunde für AFDRU, Minensuchhunde für EOD-Teams und Sondereinsatzhunde für das Jagdkommando warten noch auf ihre Umsetzung.

Das Militärhundezentrum in Kaisersteinbruch bietet jedenfalls die besten Voraussetzungen zur weiteren Auftragserfüllung.

___________________________________ __________________________________ Autor: Oberstleutnant Otto Koppitsch, MSD, Jahrgang 1961. Ausmusterung 1984 als Infanterieoffizier zum Truppenübungsplatz Bruckneudorf, dort als Zugs- und Kompaniekommandant sowie in Stabsfunktionen eingesetzt; seit 1986 mit dem Militärhundewesen verbunden. Auslandsverwendungen 1988 und 1991 bei UNDOF, 2002 bei KFOR. Seit 2005 Kommandant der Militärhundestaffel.

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