Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Die Erfolgsgeschichte der schwedischen NATO/PfP-Übungsserie "VIKING"

Schweden ist zwar kein NATO-Mitglied, führt aber seit Jahren mit großem Erfolg NATO/PfP-Übungen unter der Bezeichnung "VIKING" durch, bei der die Teilnehmer mit dem komplexen Einsatzszenario einer Peace Support Operation konfrontiert werden. Sie treffen dabei auf gegnerisches und befreundetes Militär, auf Zivilpersonen, auf verschiedene Ethnien sowie auf zivile Organisationen und sollen - meist in einer fremden Sprache - im multinationalen Rahmen zusammenarbeiten.

Um den Belastungen, die aus dem Einsatzszenario einer Peace Support Operation resultieren, gewachsen zu sein, müssen Soldaten aller Ebenen entsprechend geschult und trainiert werden. Schweden bietet hier mit den "VIKING"-Übungen herausragende Möglichkeiten und verfügt auch über langjährige Erfahrungen.

Die vom 5. bis zum 16. Dezember vergangenen Jahres abgehaltene Übung "VIKING 05" hatte das übergeordnete Ziel, die Interoperabilität im Rahmen des NATO Combined Joint Task Force-Konzeptes (CJTF) in einem PSO-Szenario zu üben und zu verbessern. Beübt wurden die Ebenen vom Component Command (CC) bis zum Bataillon abwärts. Bei dieser Übung waren wieder zivile Organisationen wie z. B. Amnesty International oder das UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees) mit eingebunden. Die rund 2 000 Teilnehmer waren auf insgesamt elf Übungsorte in Schweden, Finnland, Frankreich, Irland, Kroatien, Slowenien, der Schweiz und der Ukraine verteilt.

Neu war die Einbeziehung eines Air Component Commands (ACC), zusätzlich zum Land Component Command (LCC) und dem Maritime Component Command (MCC). Das MCC war nicht nur mit maritimen Kräften ausgestattet, sondern hatte auch eigene Marinefliegerkräfte integriert und Landstreitkräfte zu führen. Damit hatte es sich der Herausforderung zu stellen, in sich selbst die Komponenten aller drei Teilstreitkräfte koordinieren zu müssen.

Außerdem wurde für den Bereich der zivil-militärischen Zusammenarbeit eine neue NATO-Software getestet, die in weiterer Folge noch näher dargestellt wird.

Im Detail waren die Ziele von "VIKING 05" das Üben - von Planungen auf operativer und taktischer Ebene, - der Standing Operating Procedures (SOP) im Rahmen des CJTF-Konzeptes, - der Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Organisationen in einem CRO-Szenario (CRO - Crisis Response Operation) sowie - die Weiterentwicklung der Prozesse und Fähigkeiten für eine CPX/CAX innerhalb des Rahmens des PfP-Simulation-Network.

Die Geschichte der "VIKING"-Übungen

Die Übung "VIKING 05" war bereits die dritte Folge einer computergestützten Stabsübungsserie, die seit 1999 im Zweijahresrhythmus von Schweden organisiert wird. Im Laufe der Jahre wurden die Anforderungen, die das Gastgeberland sich selbst auferlegt hatte, ständig gesteigert.

Die erste Übung "VIKING 99" wurde als Command Post Exercise/Computer Assisted Exercise (CPX/CAX) durchgeführt. Geübt wurde auf dem Level einer multinationalen Brigade mit unterstellten Einheiten in fünf verschiedenen Ländern; insgesamt waren rund 500 Personen aus 23 NATO-Mitgliedstaaten und PfP-Teilnehmerländern an der Übung beteiligt. Ziel war es, die Kooperation zwischen zivilen Organisationen, der Polizei und dem Militär in einer PSO darzustellen und zu verbessern. Zusätzlich waren auch zehn zivile Organisationen in den Übungsablauf mit eingebunden.

Die erste Folgeübung "VIKING 01" wurde unter denselben Bedingungen durchgeführt, mit dem Ziel, die Interoperabilität sowie die zivil-militärische Zusammenarbeit in PSO-Szenarien zu verbessern.

"VIKING 03" war die letzte Folgeübung auf Brigadeebene. Die Übungsorte wurden bereits auf sechs Länder ausgeweitet, und die NORDBRIG (Nordische Brigade, mit Schweden und Finnland) wurde in die Übung inkludiert.

Übungsorte und Infrastruktur

Der Hauptstandort für die zu beübenden Teile war Enköping in Südschweden, die Heimat der schwedischen Fernmelder. Hier waren die Teilstreitkraftkommanden mit über 600 Soldaten disloziert. Dieser Kasernenstandort beinhaltet ein eigenes Stabsspielzentrum mit sämtlichen notwendigen Voraussetzungen (Computer, Telefone und Videobeamer sowie Unterkünfte, Kasino und Speisesaal). Ergänzt wird die Infrastruktur durch entsprechende Simulationsprogramme und Datenbanken, die für die Darstellung einer solchen Übung benötigt werden.

Ebenfalls in Schweden befanden sich die Übungsleitung mit rund 500 Personen sowie die Darsteller der teilnehmenden Bataillone in der Stärke von 70 Personen (von insgesamt 2 000 Übungsteilnehmern).

Jeweils ein Brigadekommando mit bis zu 100 Soldaten war in Finnland, in Frankreich, in der Schweiz und in der Ukraine disloziert. Zusätzlich arbeitete ein Bataillonskommando in Kroatien.

All diese Standorte waren als Network-Connected-Remote-Sites miteinander verbunden. Auf diese Art und Weise konnte ein eigenes Übungsportal als Information-Sharing-Tool verwendet werden. Dieses Portal war internetbasiert; daher waren auch eine eigene E-Mail-Funktion sowie eine eigene Dokumentenbasis integriert. Jedes Stabsmitglied konnte innerhalb seines ihm technisch zugewiesenen Profils auf sämtliche Dokumente des betreffenden Component Command zugreifen. Selbstverständlich war auch der nahezu uneingeschränkte Internetzugang gegeben - auf die den Arbeitsfluss beeinträchtigende, weitgreifende Sperrung von Internetseiten wurde verzichtet.

Die zivil-militärische Zusammenarbeit

Der zivil-militärischen Zusammenarbeit kommt in modernen Einsatzszenarien eine immer größer werdende Bedeutung zu. Alle Aktivitäten internationaler und regionaler Organisationen, von Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen sowie von privaten Organisationen, müssen mit politischen Vorgaben, mit dem Kriegsvölkerrecht und mit den Rules of Engagement (ROE) in Einklang gebracht werden. Diesem Aspekt wurde bei den "VIKING"-Übungen von Anfang an Rechnung getragen, und 2005 wurde dieses Übungsthema durch die Teilnahme von über 100 Personen ziviler Organisationen sowie durch die experimentelle Anwendung einer neuen Software noch intensiviert.

Die wichtigsten Punkte bei der zivil-militärischen Zusammenarbeit sind der Informationsaustausch und die ständige Abgleichung des Wissensstandes. Dieser Prozess sollte mit Hilfe von WISE, dem Web Information Service Environment, unterstützt werden. Das Ziel dieser Software ist die Erleichterung der koordinierten Planung und des Informationsaustausches sowie die gezielte Aufgabenteilung zwischen dem Militär und den zivilen Organisationen in einem Crisis Response Scenario.

Anhand von Einsatzerfahrungen hat sich gezeigt, dass die Probleme beim Informationsaustausch meist nicht das Resultat einer bösen Absicht sind, sondern der unterschiedlichen technologischen Standards. Denn die zivilen Organisationen sind oftmals nicht im Stande, technisch mit dem Militär Schritt zu halten. Für den gemeinsamen Erfolg ist aber unter anderem von entscheidender Bedeutung, dass alle Seiten über die notwendigen technischen Mittel verfügen, um auch sensible Informationen untereinander austauschen zu können. Nur wenn alle Organisationen kooperieren und dadurch einander ergänzen, kann das gewünschte militärische und politische Ziel der Mission so rasch als möglich erreicht werden.

Der Grundstein für die Schaffung entsprechender Synergien wurde mit der Integration des WISE in die Übung "VIKING 05" gelegt. Die zivile Expertise konnte durch das Militär entsprechend genutzt werden; gleichzeitig wurde auf der zivilen Seite das Verständnis für die militärischen Planungsprozesse und für das militärische Können geweckt. Für eine abschließende Evaluierung des Experimentes bedarf es allerdings noch weiterer Übungen und Erfahrungen.

Übungsszenario

Das Szenario der Übung war rein fiktiv. Ort des Einsatzes im Rahmen eines UN-Mandates nach Kapitel VII ("Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen") war die Republik Bogaland. Diese besteht aus fünf Provinzen; eine dieser Provinzen ist die im Südosten gelegene Insel Gotland.

Jahrhundertelang gut gepflegte Feindschaft

Sowohl auf Bogaland als auch auf Gotland leben zwei Ethnien - die Kasuria und die Mida; diese sind seit Jahrhunderten verfeindet. Diese Feindschaft resultiert aus jener Zeit, in der Bogaland noch aus zwei Königreichen bestanden hat, die gegeneinander Krieg führten. Erst seit 1915 existiert die Republik Bogaland.

Die Nachbarländer von Bogaland sind Westland, das die Mida unterstützt, und Nordland, das die kasurischen Bestrebungen fördert, sowie das eher neutrale Südland.

Der Konflikt hatte seinen Ausgang im Jahr 1990. Die kasurisch dominierte Regierung von Bogaland unterdrückte die Minderheit der Mida. Dies wurde von Studenten der Mida-Minderheit zum Anlass für eine Revolte genommen und führte 1992 zur Gründung der Mida Liberation Front (MLF). Deren Ziel ist die Schaffung einer unabhängigen Provinz. Als Gegenreaktion verstärkte die Regierung die Präsenz von Polizei und Militär in den Provinzen, die mehrheitlich von den Midas bewohnt sind. Allerdings hatte die Regierung nicht berücksichtigt, dass auch Midas bei Polizei und Militär ihren Dienst versahen und den Befehlen daher nur unwillig oder überhaupt nicht Folge leisteten.

Diese Situation nutzten nun die Präsidenten der südlichen Provinzen aus, um den Süden für souverän und unabhängig zu erklären.

Erste Kämpfe

Gleichzeitig wurden mit der Unterstützung von Westland eigene Mida-Streitkräfte formiert, und kurze Zeit später erfolgte eine Offensive gegen den Norden. Nach einem anfänglich erfolgreichen Gebietszugewinn wurden die Mida-Streitkräfte durch die von Nordland unterstützten kasurischen Kräfte gestoppt, und die Frontlinien begannen sich zu verhärten.

Nachdem die Spannungen immer weiter zunahmen, griffen die Gewaltakte in der Folge auch auf die Insel Gotland über, die im Norden von Kasurias und im Süden von Midas bewohnt wird.

2002/03 führten die kasurischen Streitkräfte eine Gegenoffensive durch, bei der sie große Teile des midisch besetzten Gebietes zurückgewannen. Daraufhin griffen die Mida-Streitkräfte (mit starker logistischer Unterstützung von Westland) wieder in Richtung Norden an, was zur Wiederinbesitznahme des bereits eroberten und dann wieder verlorenen Territoriums führte.

Das Friedensabkommen

Aufgrund von Interventionen der internationalen Gemeinschaft, diesem bewaffneten Konflikt ein Ende zu setzen, einigten sich schließlich im Jahr 2004 beide Parteien, einem Friedensabkommen (Bogaland Peace Agreement) zuzustimmen, das allerdings nicht die Provinz Gotland umfasste. Aufgrund des mangelnden politischen Willens und der fehlenden internationalen militärischen Präsenz gingen die Anschläge, die Angriffe und die Gegenangriffe sowie die kriminellen Aktivitäten in der Provinz Gotland unvermindert weiter. Zusätzlich verschärft wurde die Lage außerdem noch durch die vorhandenen Vorkommen von Erdöl und Erdgas in den Hoheitsgewässern von Bogaland.

Diese verfahrene Situation machte schließlich einen internationalen Einsatz unumgänglich, der von den Vereinten Nationen durch die UNSCR 2450 (UNSCR - United Nations Security Council Resolution) beschlossen wurde: Die United Nations Mission to Bogaland (UNMIB) war eine Crisis Operation nach Kapitel VII der UN-Charta und umfasste die Präsenz von Militär- und Polizeikräften in Bogaland. Die NATO wurde um die volle Implementierung der UNSCR 2450 und des Bogaland Peace Agreement ersucht. Daraufhin erfolgte die Zusammenstellung der Bogaland Force (BFOR) als Combined Joint Task Force.

Komplexe Anforderungen

Dieser kurze Abriss des Szenarios zeigt bereits sehr deutlich die komplexen Anforderungen, die sich bei einer solchen Crisis Response Operation stellen können, wenn innerhalb kurzer Zeit ein Konflikt, der sich über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg entwickelt hat, aufgelöst werden soll. Wenn nicht alle involvierten zivilen Organisationen und das Militär koordiniert zusammenarbeiten, kann eine solche Mission leicht zu einer Mission Impossible werden.

Übungsablauf anhand des MCC

Die Übung "VIKING 05" stellte vor allem für das Maritime Component Command aus drei Gründen eine große Herausforderung dar: - Das MCC hatte nicht nur maritime Kräfte zu führen und zu befehligen, sondern auch Landstreitkräfte in der Größenordnung einer Brigade.

- In der Area of Responsibility (AOR) lag die Provinz Gotland, auf der die Auseinandersetzungen nach wie vor im Gange waren. Von einer Cease Fire Line (CFL) oder einer Zone of Separation (ZOS) war noch keine Rede, sondern es herrschten kriegsähnliche Zustände auf der Insel.

- Das MCC wurde ab der zweiten Phase des Einsatzes durch das LCC und das ACC unterstützt. Dies verlangte ein Umdenken beim Kommandanten des MCC und seines Stabes, die gewohnt waren, selbst die anderen Component Commands zu unterstützen, in der Regel natürlich das LCC.

Für die Erfüllung seines Auftrages war das MCC wie in der Grafik auf der nächsten Seite gegliedert.

Die erste Phase für das MCC begann mit dem Ende des Deployment. Zu diesem Zeitpunkt waren die Teile des MCC noch in den Gewässern von Bogaland und bereiteten die Errichtung der Maritime Exclusion Zone (MEZ) vor. Das bedeutete aber, dass die BFOR auf Gotland noch nicht präsent war.

Die zweite Phase des Einsatzes war die so genannte "Shaping Phase". Sie begann mit der Errichtung der MEZ sowie der No-Fly-Zone (NFZ) und sollte mit der Stabilisierung von Gotland enden.

Die wesentlichen Aufgaben des MCC in dieser Phase waren: - Errichten und Aufrechterhalten der MEZ und der NFZ; - Beendigung der militärischen Handlungen auf Gotland und Trennung der Streitparteien; - Sicherstellung des Recognized Maritime Picture (RMP - Marinelagebild); - Durchführung von Maritime Counter Measures (MCM - maritime Gegenmaßnahmen); - Sicherung der Sea Lines of Communication (SLOC - Seeverbindungswege) und der Sea Ports of Debarkation (SPOD - Häfen); - Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung; - Schutz der Menschenrechte; - Leistung von Humanitärer Hilfe und Unterstützung der zivilen Organisationen.

Anforderungen und Folgerungen

Die Übung stellte an die einzelnen Komponenten des MCC durchaus unterschiedliche Anforderungen: Für die Navy Task Group verlief die Übung im gewohnten Rahmen. Zu Beginn, also beim Errichten der MEZ, herrschte eine gewisse Anspannung vor. Sobald aber die Zone nur noch aufrechterhalten werden musste, kamen Routineverfahren zur Anwendung. Lediglich Seeminen sowie kriminelle Aktivitäten und Unfälle auf See stellten die Navy Task Group vor entsprechende Herausforderungen. Die Kampfhandlungen an Land betrafen die Navy aber nur im Hinblick auf Unterstützungsleistungen (beispielsweise die Beistellung von Transportkapazitäten).

Die Amphibian Task Force war immer dann gefordert, wenn Anlandungen vorgesehen waren, also wenn Häfen geöffnet werden mussten, um Landstreitkräfte von den Schiffen an Land bringen zu können.

Bei dieser Übung wurde aber auch mit Doktrinen gebrochen, denn die amphibischen Kräfte wurden auch für Angriffe an Land verwendet. Das war zumindest für die amphibischen Kräfte aus Schweden neu, die mit ihren Schnellbooten üblicherweise vor allem in Landnähe patrouillieren. Dabei war nicht nur alleine der Hafen das Angriffsziel, sondern - wenn nötig - erfolgten Angriffe auch weiter im Landesinneren. Darüber hinaus mussten beispielsweise auch Checkpoints errichtet und betrieben werden. Der Kommandant der Task Group und sein Stab hatten sich diesen Gegebenheiten anzupassen und ihr Führungsverfahren entsprechend zu adaptieren.

Folgerungen: - Amphibische Kampftruppen müssen für Einsätze an Land die notwendige Durchhaltefähigkeit besitzen. Das erfordert eine adäquate Mannesausrüstung und eine entsprechende Versorgung.

- Die Soldaten der amphibischen Kampftruppen müssen die entsprechende Ausbildung besitzen, um zum Beispiel in einem PSO/CRO-Szenario Checkpoints betreiben und Patrouillen durchführen zu können.

- Die Kommandanten und Stabsmitglieder müssen darin geschult sein, ihr Führungsverfahren für den Landeinsatz anwenden zu können.

- Command and Control (C2) müssen entsprechend adaptiert sein.

Die mechanisierte Brigade wurde an Land zum Trennen der Streitparteien und zum Errichten einer ZOS eingesetzt. Allerdings wurde sie durch ein Component Command geführt, das für solche Einsätze nicht ausgebildet ist.

Folgerungen: - Die maritimen Kräfte benötigen zumindest Grundkenntnisse über den Einsatz von Landstreitkräften, um diese führen zu können. Wie sich gezeigt hat, können die Kommandanten der MCC mit der Begriffswelt der Landstreitkräfte und mit den Größenverhältnissen (Stichwort: Was ist ein Bataillon, was ist eine Brigade und was können die?) nichts anfangen und demgemäß auch keine adäquaten Aufträge an die Kommandanten von Landstreitkräften erteilen.

- Auch die Landstreitkräfte benötigen Grundkenntnisse über die maritimen Kräfte, um mit diesen zusammenarbeiten zu können.

- Die Kommandanten der maritimen Kräfte müssen in ihrem Führungsverfahren die Faktoren Zeit und Geschwindigkeit bei Entscheidungen für die unterstellten Kommandanten der Landstreitkräfte besonders berücksichtigen. Die Reaktionszeiten auf See sind im Vergleich mit den Reaktionszeiten an Land sehr unterschiedlich.

- Im Tactical Operations Center (TOC) des MCC müssen Angehörige der Landstreitkräfte sitzen und als Verbindungsorgane zu den unterstellten Landstreitkräften wirken.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Alle Übungsziele wurden erreicht; allerdings hat sich bei dieser Übung auch gezeigt, wo noch Bedarf für Verbesserungen bzw. Adaptierungen besteht.

Die Notwendigkeit von Anpassungen an einsatzmäßige Herausforderungen betraf bei dieser Übung ganz massiv das Maritime Component Command. Um die Einheit der Führung auf Gotland zu gewährleisten, wurde das MCC mit Landstreitkräften verstärkt. Diese Fähigkeit zur teilstreitkräfteübergreifenden Zusammenarbeit innerhalb des Commands kann möglicherweise eine Antwort sein, um den komplexen Anforderungen einer PSO/CRO gerecht werden zu können. Doch die Fähigkeit zur teilstreitkräfteübergreifenden Zusammenarbeit bedeutet mehr, als nur andere Teilstreitkräfte zu unterstützen - es bedeutet und erfordert eine echte Kooperation. Das wiederum bedingt ein gewisses Maß an Kenntnis und Verständnis über die Verfahren und Einsatzgrundsätze der anderen Teilstreitkräfte.

Ein anderer Aspekt bei der Adaptierung an einsatzmäßige Herausforderungen hat sich bei der Zusammenarbeit zwischen zivilen Organisationen und dem Militär gezeigt. Nur wenn beide Seiten aufeinander eingehen und Verständnis für die jeweils andere Seite entwickeln bzw. wenn beide imstande sind, koordiniert und auf technisch adäquatem Niveau zusammenzuarbeiten, können künftige Einsatzszenarien optimal bewältigt werden. Das Österreichische Bundesheer hat hier gegenüber vielen anderen Armeen einen entscheidenden Vorteil: die langjährige Erfahrung bei der zivil-militärischen Zusammenarbeit.

___________________________________ __________________________________ Autor: Major dG Mag. Andreas Schlegel, Jahrgang 1972. 1995 Ausmusterung als Fernmeldeoffizier zum Fliegerfernmeldebataillon nach Langenlebarn; Verwendungen als Zugskommandant und Ausbildungsoffizier sowie im Fernmeldebataillon 4 und im Heeres-Nachrichtenamt, zuletzt als Kompaniekommandant im Heeresfernmelderegiment. Absolvent des 17. Generalstabslehrganges von 2003 bis 2006; derzeit im Management ÖBH 2010.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle