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Somalia - eine neue Terrorfront?

Nach internationalen Erkenntnissen haben sich in Somalia seit geraumer Zeit gefährliche Al Qaida-Zellen gebildet. Auf einem am 30. Juni 2006 veröffentlichten Videoband hat Osama bin Laden die Muslime aufgerufen, die Islamisten in Somalia zu unterstützen und - nach Afghanistan und dem Irak - in Somalia eine dritte Front gegen die USA zu errichten. Dieser Aufruf wurde kürzlich erneuert.

Ein UN-Bericht zeigt auf, dass zumindest drei Waffensendungen (mit etwa 1 000 Maschinengewehren, 45 Fliegerabwehrlenkwaffen sowie Granatwerfern und Landminen) aus dem Iran nach Somalia erfolgten. Diese Waffen werden im Allgemeinen im Austausch gegen Uranium U 238 geliefert, das der Iran dringend benötigt.

Unbestätigten Meldungen zufolge haben US Special Forces in Südsomalia drei seit langem gesuchte Al Qaida-Führer gejagt: Ali Saleh Nabhan aus Kenia, Abu Taha al-Sudani aus dem Sudan und Abdullah Fazul von den Komoren Inseln. Fazul wird beschuldigt, 1998 die Terroranschläge gegen die US-Botschaften in Dar es Salaam und Nairobi durchgeführt zu haben. Er soll auch für die Entführung eines äthiopischen Flugzeuges verantwortlich sein, bei der sieben hochrangige Israelis ermordet worden waren. Auch für den Sprengstoffanschlag gegen den US-Zerstörer "Cole" im Hafen von Aden im Oktober 2000 soll Fazul verantwortlich sein. Weiters wird einer der drei verdächtigt, die Angriffe auf das in israelischem Besitz befindliche Mombasa Paradise Hotel in Kenia und den Angriff (mit zwei Fliegerabwehrlenkwaffen SA-7) gegen ein israelisches Passagierflugzeug Boeing 757 mit 271 Personen an Bord im Jahr 2002 organisiert zu haben. Alle drei Verdächtigen sollen Führer der Al Qaida in Ostafrika sein. Einen US-Luftangriff auf Al Qaida-Leute in der zweiten Jänner-Woche sollen die gesuchten Terroristenführer nach letzten Meldungen überlebt haben.

Neues Kampfgebiet im Krieg gegen den Westen

Am 5. Jänner wurde ein Tonband veröffentlicht, in dem die Nummer Zwei der Al Qaida-Führung, Ayman al-Zawahiri, die militanten Islamisten Somalias aufforderte, Angriffe im Stil der irakischen Aufständischen gegen die Truppen der Regierung und Äthiopiens durchzuführen. Denn die Kämpfe würden von den USA und ihren Alliierten gegen den Islam und die Muslime in einem der "Kampfgebiete der Kreuzfahrer" geführt, erklärte Zawahiri. Er rief auch Muslime in anderen Ländern des Nahen Ostens und Afrikas auf, die Islamisten in Somalia zu unterstützen, und verwies dabei darauf, dass sowohl die USA als auch die UNO bereits 1992 in Somalia eine Niederlage (damals gegen die Warlords) erlitten haben.

Somalia - ein sicherer Hafen für Terroristen

Somalia hat größtenteils eine nomadische Bevölkerung (etwa sieben bis zehn Millionen ethnische Somalis), die aber in sechs große, rivalisierende Clans und tausende Subclans gespalten ist. Seit 1991 haben Warlords das Land in ihre persönlichen Machtbereiche aufgeteilt. Die Clans im Nordwesten des Landes riefen 1991 eine selbstständige (international nicht anerkannte) Republik Somaliland aus. 1998 proklamierten andere Clans die selbstständige (international ebenfalls nicht anerkannte) Republik Puntland. Eine 2004 geschaffene Übergangsregierung für (Gesamt)Somalia konnte sich bis jetzt nicht behaupten. Sie konnte nur mit äthiopischer Hilfe die islamistischen Aufständischen vertreiben, ohne dass sich bezüglich Somaliland und Puntland etwas geändert hätte. Seit Juli 2006 kämpften islamistische Aufständische gegen die Truppen der somalischen Übergangsregierung. Nach der Intervention der äthiopischen Truppen im vergangenen Dezember mussten sie sich unter schweren Verlusten zurückziehen. Die USA, aber auch zahlreiche westliche Staaten, sind über die Lage in Somalia besorgt und warnen davor, dass zahlreiche hochrangige Al Qaida-Angehörige, die in den Achtziger und Neunziger Jahren in Somalia oder im Sudan waren, zurückkehren und das Land zu einer ihrer Basen ausbauen könnten. Denn von 1991 bis 2005 war Somalia ohne international anerkannte Regierung, und es herrschten Anarchie, Gewalt und Chaos. Dieser Zustand hat sich bis heute nicht wesentlich geändert, weshalb Somalia ein "sicherer Hafen" für Terroristen ist.

Strategische Bedeutung

Somalia liegt, getrennt durch den Golf von Aden, gegenüber dem Jemen am Horn von Afrika, einer strategisch wichtigen Region. Von dort aus bietet sich ein guter Überblick über die tägliche Passage der zahlreichen Öltanker und Kriegsschiffe, die diese Wasserstraße benützen. Außerdem gibt es im Norden des Landes beachtliche Erdöl- und Erdgasvorkommen.

Entwickelt sich die Lage in Somalia ähnlich wie in Afghanistan, hätte dies schwerwiegende Konsequenzen für die militärischen Einsätze der USA und der NATO in Afghanistan und im Irak. Denn um die sichere Passage dieses Gebietes für die Schiffe zu gewährleisten, wären beachtliche maritime Kräfte erforderlich, die aber nur mit Mühe aufgeboten werden könnten.

Autor: Brigadier i. R. Prof. Dr. Horst Mäder

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