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"JOINT LOGISTICS 2006"

Übung des Streitkräfteunterstützungskommandos der Bundeswehr

700 Soldaten aus den Bereichen Streitkräftebasis, Heer, Luftwaffe, Marine und des Zentralen Sanitätsdienstes der Deutschen Bundeswehr übten Ende November 2006 in Wildflecken (Rhön) unter der Leitung des Streitkräfteunterstützungskommandos. Ziel der Übung war die streitkräftegemeinsame logistische Unterstützung eines deutschen Einsatzkontingentes.

Die Bundeswehr steht, wie viele andere Streitkräfte auch, mitten in einem Transformationsprozess und ist daher mit der Aufgabe konfrontiert, ihre Strukturen den neuen Verhältnissen und geänderten Aufträgen anzupassen. Statt der Landesverteidigung mit einer Logistik der kurzen Wege stehen nun Einsätze im internationalen Rahmen, in zum Teil mehrere Flugstunden entfernten Einsatzgebieten, im Mittelpunkt. Aus diesem Grund werden die Versorgung und deren Abläufe von Grund auf neu gestaltet. Kernpunkt ist die Zusammenfassung der Logistik des Heeres, der Luftwaffe, der Marine und des Zentralen Sanitätsdienstes in einer übergeordneten Organisation, nämlich der im Oktober 2000 gegründeten Streitkräftebasis (SKB).

Eine der Hauptaufgaben des Streitkräfteunterstützungskommandos (SKUKdo) - als Führungskommando der SKB - ist die Entwicklung neuer Verfahren und Vorschriften, u. a. in der Logistik und in der Führungsunterstützung. Aus eben diesen Gründen wurde die Übung "JOINT LOGISTICS 2006" (JL 06) nach einer mehr als einjährigen Planungsphase durchgeführt.

Die Übung fand zwischen dem 20. November und dem 1. Dezember auf dem Übungsplatz Wildflecken statt. Sie war als eine CAX/CPX (Computer Assisted Exercise/Command Post Exercise), also als eine computergestützte Stabsrahmenübung angelegt. Für die Vernetzung der einzelnen Kommando- und Stabsstellen wurde auf die Ressourcen des Gefechtssimulationszentrums des Heeres, das sich in Wildflecken befindet, zurückgegriffen. Etwa 250 Rechner und 20 Server, verbunden durch 20 Kilometer Lichtwellenleiterkabel, wurden eingesetzt.

Um einzelne Abschnitte des Übungsverlaufes praxisnahe überprüfen zu können, stand das Logistikregiment 46 als Übungstruppe zur Verfügung.

Für den Befehlshaber des SKUKdos, Generalleutnant Dipl.-Kfm. Kersten Lahl, war der Zweck: - den logistischen Wirkverbund von Basis- und Einsatzlogistik zu untersuchen und zu beüben sowie die konzeptionelle Neugestaltung der Übergabepunkte zwischen Basis- und Einsatzlogistik zu überprüfen; - den Stab eines Logistikregimentes als Kernelement einer vorgeschobenen Basis im Einsatzgebiet im logistischen Wirkverbund zu beüben; - Vorschläge für den Einsatz der logistischen Kräfte zu entwickeln; - die Eignung der Simulationssoftware KORA/OA (Korpsrahmen Simulationsmodell für die Offiziersausbildung; Anm.) zur Beübung von Stäben im logistischen Wirkverbund zu überprüfen.

In der CAX/CPX JL 06 stand die logistische Unterstützung der 1. Panzerdivision, eines Flugabwehrraketenregimentes der Luftwaffe und von Einsatzkräften des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr - aufbauend auf der Ausgangslage (siehe Kasten links) - im Vordergrund.

Gegen Ende der Übung, am 29. November 2006, stand ein Medientag auf dem Programm, der leider zum Teil vom schlechten Wetter beeinträchtigt wurde. Vor den Augen hochrangiger deutscher und ausländischer Offiziere sowie von Medienvertretern aus dem In- und Ausland wurden die Abläufe der Sanitätsversorgung sowie der Transport und Umschlag von Versorgungsgütern in verschiedenen Varianten vorgeführt. Den Höhepunkt bildete ein Scharfschießen mit der Panzerhaubitze 2000, nachdem die Munition durch Logistikkräfte der SKB bis in den Feuerstellungsraum zugeführt worden war.

Übungsannahme

Auf dem Mittelkontinent, der bis zu 900 Seemeilen vom nächstgelegen europäischen Staat entfernt ist, wird unter Führung der Europäischen Union eine Crisis Management Operation durchgeführt.

Die Territorien der Staaten in Mittelkontinent entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts nach dem Zerfall der Königsdynastie. Bedingt durch eine willkürliche Grenzziehung entstanden ethnische Minoritäten in AMBERLAND und BEACHLAND. Aufgrund wirtschaftlicher und insbesondere ethnisch motivierter Spannungen eskaliert letztlich der latente Konflikt zwischen AMBERLAND und BEACHLAND bis hin zu einer bewaffneten Auseinandersetzung. AMBERLAND greift BEACHLAND an, um seine ethnischen Minderheiten zu befreien und die Häfen LÜBECK und HAMBURG zu nehmen. Der Zugang zum Meer über HAMBURG und LÜBECK, die Öl- und Gasvorkommen auf LOLLAND, FALSTER und MOEN sowie die Umsetzung des strategischen Ziels - Schaffung eines GROSS-AMBERLANDES - sind dabei die wesentlichen Ursachen für den Ausbruch des bewaffneten Konfliktes.

Eine paramilitärische Organisation von ethnischen AMBERLANDERN in BEACHLAND verschärft durch ihre asymmetrische Operationsführung im Großraum LÜNEBURG-UELZEN diesen Konflikt.

Auftrag der EU-geführten Kräfte - IFAB (Implementation Force AMBERLAND and BEACHLAND) - ist es, - auf Basis der Zustimmung der Konfliktparteien in einem überparteilichen Ansatz - die Trennung der Konfliktparteien durchzusetzen, und zwar auf der Grundlage eines robusten Mandats gemäß Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen. Dabei sind - der Rückzug der Konfliktparteien hinter die international anerkannten Grenzen, - die Einhaltung einer Flugverbotszone (No-Flight-Zone - NFZ), - die Einhaltung einer Maritime Separation Zone (MSZ), - die Einhaltung eines Embargos sowie der demilitarisierten Zone (DMZ) zu überwachen und gegebenenfalls mit Waffengewalt durchzusetzen.

Erste Erkenntnisse aus JL 06

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dieser ersten derartigen Übung der Bundeswehr waren, dass - Grundlagen für die Ausgestaltung des logistischen Wirkverbundes gewonnen werden konnten, - eine Abhängigkeit von Host Nation Support (HNS) und Third Party Logistic Supply System (TPLSS) bei internationalen Einsätzen gegeben ist, - ein Schutz für Logistikkräfte erforderlich ist und - Gefechtssimulationssysteme grundsätzlich zur Darstellung von Logistikabläufen geeignet sind.

Die Detailauswertung aller Übungsschritte und der dabei gewonnenen Daten wird die Verantwortlichen der Streitkräftebasis und des Streitkräfteunterstützungskommandos sicherlich die nächsten Monate intensiv beschäftigen.

"JOINT LOGISTICS 2006" diente vorrangig der Erkenntnisgewinnung und gilt gleichzeitig als Vorbereitung für die Nachfolgeübung 2008. "JOINT LOGISTICS 2008" soll diese Erkenntnisse vertiefen, und die Teilnehmer werden sich den Herausforderungen einer strategischen Verlegung zu stellen haben, wobei eine multinationale Beteiligung und die Einbindung der Logistikbrigade 1 vorgesehen ist.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Oberst Karl-Heinz Leitner, Jahrgang 1954. 1973 Grundwehrdienst, anschließend Unteroffiziersausbildung und Verwendung bei der 1. Panzergrenadierdivision; 1979 bis 1985 Besuch des BRG für Berufstätige an der Theresianischen Militärakademie und Absolvierung der Offiziersausbildung. 1985 bis 1989 Verwendung beim Panzerartilleriebataillon 9 als 1. Offizier, Fernmeldeoffizier und Batteriekommandant. 1989 bis 2000 Hauptlehroffizier an der Artillerieschule und Mitarbeit am Projekt für die Einführung der Panzerhaubitze M-109A5Ö. Seit April 2000 Redakteur bzw. Leitender Redakteur bei TRUPPENDIENST.

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