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Die zukünftigen Aufklärungs- und Artilleriebataillone

Die Anpassung der Artillerietruppe und der Aufklärungstruppe an die neu geplanten Strukturen des Österreichischen Bundesheeres unter Berücksichtigung der auslandsorientierten Aufgaben ist eine besondere Herausforderung. Die Grundlagen für die Neuorientierung als gemeinsame Verbände wurden geschaffen - die Aufklärungs- und Artilleriebataillone sind geboren.

Die Neubildung von drei Aufklärungs- und Artilleriebataillonen (AAB) ist durch die derzeitige Planungsvorgabe des Managements ÖBH 2010 ein fixer Bestandteil der künftigen Heeresstruktur. Die neuen Verbände beinhalten Artillerieteile und Aufklärungsteile einschließlich der erforderlichen Führungsteile und Versorgungsanteile.

Aus der Zusammenlegung ergeben sich natürlich Konsequenzen, die sich auf zukünftige Fähigkeitsprofile, auf die Organisation, die Ausbildung, auf verbindliche Vorschriften, das Personalaufkommen sowie auf die Infrastruktur auswirken werden.

In Mistelbach wird das Aufklärungs- und Artilleriebataillon 3 (AAB3), in Allentsteig das Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4 (AAB4) und in Feldbach das Aufklärungs- und Artilleriebataillon 7 (AAB7) entstehen.

Klassische Panzerartillerie- oder Aufklärungsbataillone finden sich in der derzeit geplanten Struktur des ÖBH 2010 nicht wieder. Teile davon gehen in den zukünftigen Aufklärungs- und Artilleriebataillonen auf. Die Neubildung dieser Bataillone wird nicht ausschließlich aus den ehemaligen Panzerartilleriebataillonen (PzAB), Artillerieregimentern (AR) und Aufklärungsbataillonen (AufklB) erfolgen, sondern durch Personal aus anderen Truppenkörpern regional und/oder überregional verstärkt.

Derzeit wird geklärt, welche Fähigkeiten ein Aufklärungs- und Artilleriebataillon besitzen sollte, um daraus Ableitungen für mögliche Organisationsformen zu treffen.

Ein Fähigkeitsprofil für ein Aufklärungs- und Artilleriebataillon wird gerade erarbeitet. Manche dieser Fähigkeiten werden zugegebenermaßen erst in Zukunft verwirklicht sein; um jedoch Zielstrukturen zu entwickeln, ist dieser Schritt notwendig.

Die Wertschöpfung der Aufklärungs- und Artilleriebataillone liegt vor allem in den drei Bataillonskommanden. Diese werden nach Implementierung und Festigung in der Lage sein, beide Teilbereiche - Aufklärung und Artillerie - sowohl gemeinsam als auch getrennt in unterschiedlicher Konfiguration zu führen. Damit verfügt die Brigade - je nach gestellter Aufgabe - über einen vielseitig einsetzbaren Verband.

Die Frage, in welchen Bereichen die Gemeinsamkeiten der Artilleriebataillone und Aufklärungsbataillone liegen, welche Bedürfnisse einer Brigade abzudecken sind und welche Fähigkeiten ein AAB besitzen soll, um Aufgaben in Szenarien von Crisis Management Operations bis hin zur nationalen Aufgabenstellung bewältigen zu können, muss klar beantwortet werden.

Ein erster Ansatz ist die Prüfung von Gemeinsamkeiten der Waffengattungen.

(Eigen)Definition AAB

Das Aufklärungs- und Artilleriebataillon umfasst Führungsteile, Aufklärungs- und Wirkungsmittel (Waffenplattformen) sowie Versorgungsanteile. Somit ist das Aufklärungs- und Artilleriebataillon als Verbindungselement von Führung, Aufklärung und Wirkung ein wesentlicher Träger der Aufklärung und des Feuerkampfes im Kampf der verbundenen Waffen. Das Aufklärungs- und Artilleriebataillon ist ein kleiner Verband, der grundsätzlich organisatorisch Teil einer Brigade ist und von dieser eingesetzt und geführt wird. Zur Einsatzplanung bedient sich die Brigade des Bataillonsstabes.

Ziel ist es, die Kampftruppen und deren führende Kommanden in nationalen und internationalen Einsätzen in den Bereichen Führung, Aufklärung und Wirkung optimal zu unterstützen.

Gemeinsamkeiten

Beide kommen zur Unterstützung einer Brigade zum Einsatz.

Beide dienen der Lageaufklärung, der Zielaufklärung und der Wirkungsaufklärung.

Beide verfügen über Beobachtungsmittel.

Beider Einsatz wird auf der Ebene Brigade geplant.

Beide sind zur Bildung eines Schwergewichtes vorgesehen.

Beide werden ausgebildet, um auf der Ebene Brigade tätig sein zu können.

Beide dienen der Lagefeststellung sowie der Informationsgewinnung und leisten damit Beiträge zum Lagebild.

In einem zweiten Ansatz soll geprüft werden, wodurch die Bedürfnisse einer Brigade abgedeckt werden können.

Bedürfnisabdeckung

Die Abdeckung der gemeinsamen Bedürfnisse kann erfolgen durch: - die Unterstützung der Einsatzführung; - die Schaffung eines aktuelles Lagebildes durch Gewinnung, Auswertung und Bereitstellung von Information; - die taktische Aufklärung, taktische Führung und der Einsatz von Wirkungsmitteln; - eine klassische taktische Erdaufklärung mit optionaler Zielbekämpfung; - einen klassischen Beobachtereinsatz zur Zielaufklärung und -bekämpfung; - Wirkungsaufklärung.

Ein dazu maßgeschneidertes Aufklärungs- und Artilleriebataillonskommando ist ein kompetentes und sehr hilfreiches Instrument, um die Aufgaben einer Brigade in den Bereichen Führung der Aufklärung, Führung der artilleristischen Aufklärung und Führung der Wirkungsmittel effektiv zu unterstützen.

Der zukünftig entstehende Verband ist als militärische Heimat der Aufklärer und Artilleristen zu sehen und deckt damit viele Gemeinsamkeiten ab.

Allgemeine Aufgaben

Aufklärung

Die Informationsüberlegenheit ist in allen Einsätzen ein wesentliches Kriterium der militärischen Führung und die Voraussetzung für den Erfolg. Die militärische Aufklärung erfolgt auf allen Führungsebenen und soll Nachrichten über den Feind, die Streitparteien und/oder sonstige Personen und Sachen im Interesse des militärischen Führers beschaffen. Damit erhält die Führung ein möglichst zutreffendes Lagebild für eine Aktion und/oder Reaktion.

Die Aufklärung soll so schnell und so vollständig wie nur möglich alle Informationen über den Feind, andere Streitkräfte oder die Konfliktparteien durch den Einsatz von Aufklärungskräften und -mitteln gewinnen und in einem Informationsverbund bereitstellen. Daneben kann sie auch Informationen über das Gelände und die Umfeldbedingungen liefern.

Ziel der Aufklärung ist das stets geforderte Erringen von Informationsüberlegenheit, um damit die Führungsüberlegenheit zu bewahren. Die Aufklärung ist somit eine zentrale Aufgabe des Truppenführers und findet auf allen Ebenen statt.

Internationale Einsätze haben in der Streitkräfteplanung und -führung des Österreichischen Bundesheeres höchste Priorität. Die steigende Bedeutung der militärischen Aufklärung zur Feststellung und Dokumentation von Lageentwicklungen sowie zum Schutz der eigenen Truppe ist unwidersprochen. Dies erfordert die Kompatibilität und Interoperabilität von Aufklärungskräften und -mitteln. Das Einsatzkonzept spricht von der militärischen Nachrichtengewinnung als Grundlage jeglicher Führungstätigkeit und vom Zusammenwirken verschiedenartiger, sich in ihrer Wirkung ergänzender Aufklärungskräfte und -mittel.

Je nach Führungsebene, Auftrag und vorhandenen Mitteln besteht ein nach Zeit, Raum und Art unterschiedlicher Bedarf an Aufklärungsergebnissen. Trotzdem wird dem Truppenführer nur selten ein klares und vollständiges Lagebild zur Verfügung stehen.

Ziel der Aufklärung in bewaffneten Konflikten ist es vor allem, Art, Stärke, Gefechtsgliederung und Absicht der feindlichen Kräfte, ihren präzisen Standort sowie die Richtung und Geschwindigkeit ihrer Bewegungen festzustellen.

Der militärische Führer muss wissen, welche Ergebnisse er von den verschiedenartigen Kräften und Mitteln zur Lage-, Ziel- und Wirkungsaufklärung erwarten kann und wie er diese Kräfte und Mittel einzusetzen hat.

Nur im Verbund eingesetzte Aufklärungsmittel liefern umfassende Beiträge zum Lagebild.

Artillerie

Die Artillerietruppe ist der wesentliche Träger der Feuerunterstützung mit Steilfeuer zum Schutz der eingesetzten Truppe und/oder der Erringung der Feuerüberlegenheit als Voraussetzung für den Erfolg im Gefecht. Mit ihren hohen Einsatzschussweiten kann sie rasch Feuerschwergewichte bilden und weiträumig verlagern. Die Artillerietruppe verfügt über eine hohe Einsatzflexibilität und soll mit ihrer Munitionsausstattung befähigt werden, alle Arten von Zielen wirksam und nachhaltig zu bekämpfen. Neben der unmittelbaren Feuerunterstützung ermöglicht dies in Verbindung mit der hohen Einsatzschussweite, Ziele nahezu uneingeschränkt unter allen tages- und jahreszeitlichen Bedingungen sowie Witterungsverhältnissen zu beobachten und zu bekämpfen. Mit ihren Beobachtungs- und Aufklärungsmitteln ist sie ein wesentlicher Bestandteil des Aufklärungsverbundes, insbesondere bei Auslandseinsätzen. Die Artillerie soll zum selbstständigen Kampf gegen die gegnerische Artillerie befähigt werden.

Zusammenwirken

Die Zusammenfassung der Waffengattungen Aufklärung und Artillerie in Aufklärungs- und Artilleriebataillone hat die Schaffung eines Aufklärungs- und Wirkungsverbundes zur bestmöglichen Unterstützung der Brigade zum Ziel. Die Verbesserung der Aufklärungskapazitäten mit technischen Mitteln, die Erhöhung der geschützten Beweglichkeit und die Steigerung der Präzision im Bereich der Aufklärungs- und Wirkungsmittel sind die Grundlagen dazu. Die zunächst strukturelle Zusammenfassung im AAB ist der Beginn des Weges hin zu einer neuen Truppengattung und somit ein wesentlicher Schritt zur Schaffung eines ISTAR- (Intelligence Surveillance Target Acquisition and Reconnaissance-)Verbundes.

Die Komponente Steilfeuer hält mit den Feuerunterstützungsorganen enge Verbindung zur Kampftruppe mit deren Verbänden und Einheiten und gewährleistet in Koordination mit den schweren Granatwerfern der Kampfbataillone die Feuerunterstützung. Das Element Steilfeuer wirkt vorwiegend gegen Ziele, welche die Kampftruppen unmittelbar bedrohen und in der Bekämpfungsabsicht des taktisch führenden Kommandanten liegen.

Durch die taktische Aufklärung, Beobachtung und Zielfestlegung werden die Grundlagen zur Lagefeststellung und für den Feuerkampf geschaffen.

Anforderungen an das AAB

- Fähigkeit zur taktischen Erdaufklärung im Schwergewicht einer Brigade.

- Fähigkeit zur Aufklärung, Überwachung und Beobachtung im Verantwortungsbereich der Brigade unter Einsatz von technischen Mitteln bei nahezu allen Sichtbedingungen.

- Fähigkeit zur Unterstützung der Einsatzführung der Brigade mit indirekt gerichtetem Feuer zur Bekämpfung von ungepanzerten, leicht gepanzerten und gepanzerten Zielen, zum Ausleuchten und zum Blenden mit einer den Brigadebedürfnissen entsprechenden Reichweite bei nahezu allen Sichtbedingungen.

- Fähigkeit zur Präzision, verbunden mit einer Erhöhung der Ersttreffergenauigkeit des indirekt gerichteten Feuers mit geringer Streuung und verbesserter Wirkung.

- Fähigkeit zum Betreiben eines Datenverbundes einschließlich der Zieldatenaufnahme, -verarbeitung und -bereitstellung im Verantwortungsbereich der Brigade.

- Fähigkeit zur Koordination im Sinne der in einem "Merkblatt zur Erprobung" definierten Feuerunterstützung im Österreichischen Bundesheer.

- Fähigkeit zur Flugbahnaufklärung und verzugslosen Datenübertragung zum Schießen von Gegenfeuer.

- Fähigkeit zur Verstärkung der Aufklärungszelle der übergeordneten Führungsebene.

- Fähigkeit zur Verstärkung der Kampfunterstützungszentrale der übergeordneten Führungsebene.

- Fähigkeit zum Zieldatenaustausch im multinationalen Verbund.

- Fähigkeit zum Austausch von schießtechnischen Daten zwischen international unterschiedlichen Artillerieverbänden gemäß den ASCA (Artillery Systems Coordination Activities).

- Fähigkeit zur Bild- und Videodokumentation von Aufklärungsergebnissen.

- Fähigkeit zur funktechnischen Abdeckung des Brigadeverantwortungsbereiches.

- Fähigkeit zur beweglichen Kampfführung.

- Fähigkeit zur Führung und Nutzung von fliegenden Aufklärungselementen sowie deren Ergebnisauswertung.

- Fähigkeit zur Aufnahme und Führung von Verstärkungs-, Verbindungs- und Spezialelementen.

- Fähigkeit durchgehend im Schichtbetrieb arbeiten zu können.

- Minenschutz für die Beobachtungs- und Aufklärungselemente.

- Verlegbarkeit von Teilen auf land-, luft- und seegestützten Transportsystemen.

- Fähigkeit zur Autarkie für zirka drei bis fünf Tage.

- Sicherstellen der ABC-Aufklärung und -Erkundung innerhalb des Verantwortungsbereiches des AAB.

- Fähigkeit zur Durchführung der sanitätsdienstlichen Erstversorgung.

Zusatzaufgaben für das AAB

Über die Beherrschung der Steilfeuer- und Aufklärungsaufgabe hinaus sind Organisationselemente des AAB so auszurichten, dass sie im Rahmen der Brigade in einer Zusatzverwendung eingesetzt werden können.

Eine Zusatzverwendung bedeutet die Fähigkeit einer Teileinheit, Einheit oder eines Verbandes, nach einer speziellen Ausbildung und gegebenenfalls mit einer Zusatzausrüstung Aufgaben zusätzlich zur Kernaufgabe wahrzunehmen.

Mögliche Grundstruktur eines AAB

- Bataillonskommando; - Stabskompanie; - Aufklärungskompanien; - Artilleriebatterien; - technische Aufklärung.

Die Art, die Anzahl und die Stärke der einzelnen erforderlichen Organisationselemente werden im Zuge der Organisationsplanerstellung unter Berücksichtigung der bereits dargestellten Einflüsse festgelegt.

Kleine Verbände können nicht eine beliebige Anzahl an Einheiten aufweisen; die Grundregeln der Organisationslehre - z. B. keine überdehnten Führungsbereiche - sind zu berücksichtigen. Die Schaffung personeller und vor allem materieller Ressourcen steht im Vordergrund.

Ausbildung der Kadersoldaten

Die Ausbildung der Offiziere und Unteroffiziere der zwei Waffengattungen Artillerie und Aufklärungstruppe wird dementsprechend zeitgleich an zwei verschiedenen Ausbildungsstätten in unterschiedlichen Lehrgängen durchgeführt (Unteroffizierslehrgang, Stabsunteroffizierslehrgang, Fachteile der Führungslehrgänge 1 und 2 für Offiziere). Darüber hinaus werden benötigte Umschulungen innerhalb der Waffengattung durch das Angebot der Umschulungslehrgänge 1 und 2 abgedeckt.

Um Anpassungsmodalitäten wird man nicht herum kommen, da sonst Offiziere und Unteroffiziere, welche innerhalb eines Aufklärungs- und Artilleriebataillons von einer Kompanie in eine Batterie und umgekehrt wechseln wollen oder müssen, annähernd doppelt so lange ausgebildet werden wie vergleichbare Funktionen in Verbänden mit nur einer zu führenden Waffengattung.

Synergien

Mögliche Synergien sollen anhand zweier Unteroffiziersfunktionen veranschaulicht werden: Der Beobachtungsunteroffizier der Artillerie und der Aufklärungstruppkommandant der Aufklärungstruppe sind Truppkommandanten und sollten in den Bereichen taktische Erdaufklärung und Schießen mit Steilfeuerwaffen ausgebildet sein. Das Schwergewicht in der Ausbildung liegt in der Vermittlung des Wissens um die Grundfunktion des jeweils gültigen Organisationsplanes.

Die Ausbildung eines Aufklärungstruppkommandanten, welcher in einem AAB dient, darf und kann sich nicht an den derzeitigen Ausbildungsauflagen für einen Hilfsbeobachter erschöpfen, sondern muss eine andere Qualität erfahren. Umgekehrt wird der klassische Beobachtungstruppkommandant ein hohes Maß an Wissen zur Durchführung der taktischen Erdaufklärung erlernen müssen.

Die Voraussetzungen für die Austauschbarkeit innerhalb des Aufklärungs- und Artilleriebataillons müssen bei einem Teil der Funktionen neu festgelegt werden.

Im ersten Ansatz - für die Zeit der laufenden Transformationsphase - werden neu zu führende Kurse an den Instituten der Heerestruppenschule diese Bedürfnisse abdecken. Ein Gedankenmodell für diese Kurse (über Dauer, Inhalte und Qualifikationsmerkmale) liegt an der Artillerieschule in einem ersten Entwurf bereits auf. Langfristig gesehen wird die Erreichung der Qualifikation für die Kommandanten der Organisationselemente taktische Erdaufklärung, verbunden mit der Qualifikation Schießen mit Steilfeuerwaffen - und für die Beobachtungselemente/Artillerie in umgekehrter Weise -, ein integraler Bestandteil des derzeitigen Unteroffizierslehrganges 2. Semester und Stabsunteroffizierslehrganges 2. Semester (neu: Führung Organisationselemente 2 und 3) sein. Andernfalls sind Zusatzschulungen erforderlich.

In anderen Grundfunktionen wird in der neuen Unteroffiziersausbildung innerhalb der Lehrgänge Führung Organisationselemente 1, 2 und 3 kein zusätzlicher Ausbildungsabschnitt für Aufklärung und Artillerie stattfinden, da die Abschnitte ohnehin einen zeitlichen Minimalrahmen darstellen.

In der Offiziersausbildung wäre im zur Zeit gültigen Curriculum ein Basisteil der jeweils anderen Waffengattung unterzubringen. Bei geplanter Änderung der Verwendung eines Offiziers innerhalb des Bataillonsstabes des Aufklärungs- und Artilleriebataillons ist eine Zusatzausbildung unabdingbar, da unter anderem die Qualifikation zur Leitung von Scharfschießen mit Steilfeuerwaffen zu erreichen ist.

Die Ausbildungszeiten und Ausbildungsabschnitte für das zukünftige Kaderpersonal werden den neuen Anforderungen angepasst.

Vorschriftenlage, Merkblätter, Lernbehelfe

Hier wird es ebenenbezogene Angleichungen bzw. Neuerstellungen geben. Zum Beispiel kann die Feuerleistung oder die Verfügbarkeit der Batterien nicht wie innerhalb eines PzAB aufrechterhalten werden.

Wirkungsforderungen der taktischen Kommandanten oder die derzeit definierten Feuerbegriffe müssen unter Umständen verändert werden. Parameter wie neue Munitionssorten etc. werden eine Anpassung des Elektronischen Artilleriefeuerleitsystems (EAFLS) erfordern. Das EAFLS als Waffeneinsatzsystem "lebt" und ist den geänderten Bedingungen (z. B. Einführung neuer Munitionssorten) stets anzupassen. Daraus folgen in Zukunft auch neue Munitionsmengentabellen.

Im Jahr 2007 wird durch ein Projektteam an der Artillerieschule in Baden die Vorschrift zur Erprobung "Das Aufklärungs- und Artilleriebataillon" erstellt.

Das klassische Artillerieverbindungskommando hat seinen Platz üblicherweise in der Zelle Steilfeuer der Kampfunterstützungszentrale. Ein zukünftiges Aufklärungsverbindungskommando wird sich in der Zelle Aufklärung der Führungszentrale der Brigade wiederfinden. Auf Ebene des Bataillonsstabes des AAB werden die Informationen in taktischer, aufklärungstechnischer und feuerleittechnischer Hinsicht in einer Führungszentrale des AAB gebündelt. Bei der klassischen Zentralen- und Zellenbildung auf Ebene der Brigade würden die Informationen des Aufklärungs- und Artilleriebataillons im Zuge des Meldvorganges jedoch wieder zersplittert. Ein Aufklärungs- und Artilleriebataillon ist streng militärisch gesehen ein spezieller Fall. Daher erscheint ein Abgehen von klassischen Vorgängen und Methoden durchaus zweckmäßig und fallweise notwendig - unkonventionelle Maßnahmen miteinbezogen.

Relevante Militärische Begriffe für die Aufklärungs- und Artillerieverbände

Aufklärung ist ein Mittel der taktischen Führung zur Gewinnung von Informationen über den Gegner, die durch unmittelbare Auswirkung auf die eigene Organisation des Gefechtes gekennzeichnet sind. (Milex; Stand: 040406) Führung bezieht sich auf jene Ebene, welche die operativen Vorgaben in taktisches Handeln mit entsprechenden Einsatzbefehlen umsetzt. Sie führt den Kampf der verbundenen Waffen bzw. im friedensunterstützenden Einsatz den Einsatz der verbundenen Kräfte. (MilLex; Stand: 040406) Informationsüberlegenheit ist die auf einen Gegner bezogene höhere Fähigkeit, über ein zutreffenderes Lagebild zu verfügen. (MilLex; Stand: 040406) Lagebild ist der Erkenntnisstand hinsichtlich des Gegners, der Eigenen und der Umwelt als Ergebnis der Lagefeststellung. (MilLex; Stand: 040406) Lageaufklärung ist das kontinuierliche, weiträumige Gewinnen von Informationen mit boden- und luftgestützten Mitteln über den Gegner bzw. die Konfliktparteien, deren Absicht, Kräfte, Mittel und Reserven, Gefechtsgliederung bzw. Dislozierung und das Gelände sowie andere Umwelteinflüsse, soweit Erkenntnisse über sie zur Planung und Durchführung eines Einsatzes benötigt werden. (HDv 100/900 [adaptiert]) Lagefeststellung ist als Teil des Führungsverfahrens das kontinuierliche Sammeln und Verarbeiten von Informationen aller Art mit dem Ziel, aufgaben- bzw. auftragsorientiert ständig über ein aktuelles Lagebild zu verfügen. (HDv 100/900 [adaptiert]) Wirkungsaufklärung ist die Feststellung der Wirkung im Ziel nach eigener, ggf. auch nach gegnerischer Bekämpfung. (HDv 100/900 [adaptiert]) Zielaufklärung ist ein Verfahren und Mittel zur Ortung und Identifizierung ortsfester und beweglicher Einzel- und Massenziele, meist in vorgeplanten Zielräumen. (HDv 100/900) Beobachtung ist das Absuchen des Geländes oder Luftraumes mit den Augen, auch unter Zuhilfenahme technischer Mittel, vor allem zur Feststellung von gegnerischen Kräften, Waffenwirkung oder Veränderungen im Gelände. (MiB 91, RdNr. 109) Nachrichtengewinnung ist die Gesamtheit aller Maßnahmen, die Führung, Kräfte und Mittel auch unter Anbindung an internationale und multinationale Systeme mit dem Ziel zusammenfasst, Informationen und Daten im Frieden und im Einsatz kontinuierlich zu gewinnen, zu analysieren, zu überprüfen und rechtzeitig für einen Einsatz bereitzustellen. (Einsatzkonzept des ÖBH) Truppengattung ist die Bezeichnung für die nach funktionaler Zweckbestimmung zusammengefassten Waffengattungen. Truppengattungen sind: Führungstruppen, Kampftruppen, Kampfunterstützungstruppen und Logistiktruppen. (Einsatzkonzept des ÖBH) Feuerunterstützungsorgane sind Kommandanten von Organisationselementen, die den Kampftruppen zur Feuerunterstützung meist auf Zusammenarbeit angewiesen (aZa) sind; dazu zählen im Artilleriebataillon: Feuerunterstützungsoffiziere, Feuerleitoffiziere der Batterien, Artillerieverbindungsoffiziere, Beobachtungstruppkommandanten, Kommandanten von Bodenüberwachungsradartrupps (Kdt BÜRTrp). (Merkblatt für das ÖBH "Das Artilleriebataillon") Wirkungsmittel ist ein Waffensystem mit der dazugehörigen Munition. (Merkblatt für das ÖBH "Das Artilleriebataillon") Informationsgewinnung ist als Schritt des Informationsnutzungsprozesses die Umsetzung der Planungen zur Gewinnung von Information und beinhaltet die Gesamtheit aller Maßnahmen zur zielgerichteten Einholung aller verfügbaren, benötigten und teilweise auch vor ausgewerteten Führungsinformationen zur Erfüllung militärischer Führungsaufgaben. (Lehrmeinung der Landesverteidigungsakademie des ÖBH) ___________________________________ ___________________________________ Autor: Brigadier Rainer Karasek, Jahrgang 1953. 1975 Ausmusterung als Artillerieoffizier zur Brigadeartillerieabteilung 5; Verwendung als 1. Offizier, Batteriekommandant und in verschiedenen Stabsfunktionen. Ab 1979 Dienstverrichtung im Stab des Landwehrstammregimentes 52, unter anderem als stellvertretender Regimentskommandant. Kommandant des Sicherungsbereiches Ost beim Sicherungseinsatz 1991. 1993 bis 2003 Kommandant des Landwehrstammregimentes 52 bzw. des Artillerieregimentes 1. Seit April 2003 Kommandant der Artillerieschule und Waffenchef der Artillerie.

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