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Junggeselle mit Führungskompetenz - Der Bachelor der Militärischen Führung

Die Einführung

Vor der Einführung des Fachhochschul-Studiengangs, also vor der Akademisierung der Offiziersausbildung, war’s einfach: Die Militärakademie war einzigartig - eine Ausbildungseinrichtung sui generis, damit nicht mit anderen tertiären Bildungsstätten vergleichbar und folgedessen praktisch - und praktischerweise - konkurrenzlos.

Seit Zuerkennung des Hochschulstatus im Jahre 1998 - zunächst als sechssemestriger Fachhochschul-Studiengang, ab 2003 als achtsemestriger Fachhochschul-Diplomstudiengang - sieht sich unsere altehrwürdige Alma Mater Theresiana der harten Konkurrenz der rasant wachsenden Zahl an Fachhochschul-Studiengängen (von zehn im Jahre 1995 auf mittlerweile 195) ausgesetzt. Und das ist gut so! Dieser Leidensdruck, sich hochschulisch und wissenschaftlich zu profilieren, hält das Lehr- und Forschungspersonal auf Trab. Zudem gilt es, sich in den Harmonisierungsprozess zur Schaffung eines europäischen Bildungsraumes (Stichwort Bologna) einzuklinken. Denn wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen.

Die Überführung

So war es nur recht und billig, im Zuge der fällig gewordenen Erstellung des neuen "Fünfjahresplanes" auf den Bologna-Zug aufzuspringen und den (bis 2011 auslaufenden) Fachhochschul-Diplomstudiengang in einen Fachhochschul-Bachelorstudiengang (FH-BaStg) zu überführen. Auch wenn der vom Fachhochschulrat geprägte terminus technicus der Überführung nicht unbedingt nach umwälzenden Veränderungen klingt, so blieb bei der Neukonzeption durch ein 16-köpfiges wissenschaftlich und berufspraktisch qualifiziertes Entwicklungsteam unter der bewährten, umsichtigen Leitung unseres Doyens, Brigadier Mag. Pichlkastner - administrativ unterstützt vom Autor dieses Beitrages - kein Stein auf dem anderen. Schließlich galt es, einerseits akademische Interoperabilität durch Harmonisierung, Standardisierung und Modularisierung zur wechselseitigen, europaweiten Anerkennung von Ausbildungen zu fördern und andererseits die generelle Forderung des (Fach)Hochschulsektors nach Output-Orientierung und die spezifischen Erkenntnisse aus dem Peer-Review, der externen Evaluierung des Studienganges, als Follow-up Maßnahmen zu berücksichtigen.

Mit der konstituierenden Sitzung am 25. September 2007 wurde die Entwicklungsarbeit aufgenommen und mit der Vorlage des Akkreditierungsantrages an den Fachhochschulrat am 1. Februar 2008 zu einem glücklichen Ende gebracht. Da sich die Präsenzphasen des Entwicklungsteams auf nur drei Sitzungen beschränken mussten, wurde über das Internetportal Moodle eine Kommunikationsplattform eingerichtet, auf der Gedankenaustausch im Sinne eines wissenschaftlichen Diskurses innerhalb des Expertenforums erfolgte. Das institutseigene Kernteam tagte allerdings in Permanenz.

Modulbildung und Output-Orientierung

Bei der Konzeption der Module, die sich ihrerseits aus zwei bis sechs Lehrveranstaltungen zusammensetzen, stand deren interdisziplinäres Zusammenwirken im Vordergrund, sodass sie in nachfolgende Teilgebiete zusammengefasst wurden:

  • Einsatzbezogene Fachgebiete und Methoden;
  • Berufliche Vertiefungsgebiete;
  • Person und Bewusstsein;
  • Gesellschaft und soziale Systeme;
  • Berufsspezifische Querschnittgebiete;
  • Militärische Fachsprache Englisch.

Neben der Interdisziplinarität wurde auch ein ausgewogenes Verhältnis bei der Förderung der personalen Kompetenz, der Aktivitäts- und Handlungskompetenz, der sozial-kommunikativen sowie der Fach- und Methodenkompetenz berücksichtigt. Die Grafik oben veranschaulicht den Aufbau und den Ablauf des Studienganges.

Bei den zugrunde liegenden Überlegungen war man stets bemüht, sich am erwünschten Output zu orientieren, d. h. es wurde danach gefragt, was der Studierende wissen, können und wollen soll, und nicht was das Lehr- und Forschungspersonal gerne unterrichten würde.

Qualifikations- und Kompetenzprofil

Am Fachhochschul-Bachelorstudiengang Militärische Führung werden alle jene Qualifikationen und Kompetenzen vermittelt, die der Truppenoffizier des Österreichischen Bundesheeres für seine Einstiegsfunktion als Kommandant einer Teileinheit oder Fachoffizier benötigt, um den Aufgabenvollzug auch unter Einsatzbedingungen im multinationalen Verbund sicherzustellen. Analoges gilt für Führungskräfte vergleichbarer ziviler Organisationen, vornehmlich des Sicherheits- und Krisenmanagements.

Der Berufsvollzug der Absolventinnen und Absolventen soll vor allem dadurch geprägt sein, dass sie auch unter besonderen psychischen und physischen Belastungen handlungsfähig bleiben und sich der besonderen Verantwortung als Führungskraft und als Träger legitimierter Gewaltanwendung bewusst sind.

Im Vordergrund dieser Berufsausbildung auf Hochschulniveau steht die Vermittlung der Führungskompetenz, welche, als interdisziplinäres Konzept angelegt, die Disziplinen der Militärwissenschaften im engeren Sinne umfasst und sich mit Schwergewicht auf die Erkenntnisse der Sozialwissenschaften (Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften) sowie der Geisteswissenschaften (Philosophie, historische und Sprachwissenschaften) abstützt.

Curriculare Schwerpunkte

Die o. a. Teilgebiete umfassen also Disziplinen der Sozial- und Geisteswissenschaften sowie die militärischen Kernfächer einschließlich der beruflichen Differenzierungen und Praktika im In- und Ausland (in 13 Partnerstaaten) im Ausmaß von insgesamt zwölf Wochen. So wird die Internationalisierung, in Verbindung mit einer ausgeprägt interkulturellen Ausrichtung, auch am Bachelor-Studiengang Militärische Führung vorangetrieben werden.

Darüber hinaus werden die Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen in Form von 17 Wahlpflichtmodulen individuell erweitert und vertieft.

Somit hat der Bachelor im zehnten Bestandsjahr des Masters als dessen kleiner Bruder das Licht der Welt erblickt und ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. Mit Oktober 2008 wird in der Erfolgsstory der Offiziersausbildung an der Alma Mater Theresiana ein neues Kapitel aufgeschlagen, die Militärakademie ist in einen neuen Abschnitt getreten.

Und wenn (im temporalen - nicht im kausalen Sinn) der Fachhochschulrat den weißen Rauch der Entscheidung und Zustimmung aufsteigen lassen wird, werden wir freudig ausrufen:

Habemus Baccalaureatum! Vivat Academia, vivant professores!

Autor: Oberst dhmfD Mag. Gernot Pauschenwein, MAS

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
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