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Internationalisierung und Kompetenzentwicklung am Studiengang

Internationalisierung ist wesentlich für die Aufgabenerfüllung im Rahmen des internationalen Krisenmanagements, aber auch zur Gewährleistung einer praxisorientierten Ausbildung. Diesem Schwergewicht folgend, werden seit drei Jahren an der Theresianischen Militärakademie verschiedenste internationale Vorhaben durchgeführt.

Keine einzige gegenwärtige Mission, für die ein Mandat der Vereinten Nationen vorliegt, wird durch ein Land allein durchgeführt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein angehender österreichischer Offizier einen Auslandseinsatz im multinationalen Rahmen durchführt, liegt nahezu bei hundert Prozent, daher sind die Offiziere bereits in der Ausbildung zur interkulturellen Kompetenz und zur Interoperabilität hinzuführen.

An der Theresianischen Militärakademie gibt es folgende Programme, die diesem voranstehenden Zweck dienen, nämlich das Internationale Berufspraktikum (IBP) und das so genannte Exchange-Programm (EP).

Das Internationale Berufspraktikum

Beim Internationalenm Berufspraktikum (IBP) werden die Offiziersanwärter in der Dauer von sechs Wochen in mittlerweile 13 Länder entsandt. Der Zeitpunkt der Entsendung liegt im sechsten Semester nach Absolvierung des Nationalen Berufspraktikums 2, bei dem die Verwendung als Zugskommandant oder Fachoffizier bei einem österreichischen Verband in der Dauer von neun Wochen im Vordergrund steht. Im IBP steht der Erwerb der Führungskompetenz im Vordergrund, dies kann durch eine Funktion als Zugskommandant, als stellvertretender Einheitskommandant oder durch sonstige Verantwortungsübertragung geschult werden. Als Priorität wird ein gemeinsames Training in einer Einheit mit Einsatzerfahrung angestrebt. Durch die vollständige Integration des Fähnrichs in die entsprechenden Organisationselemente wird die interkulturelle Kompetenz vermittelt. Der Fähnrich nimmt am Dienst der jeweiligen ausländischen Einheit teil, dabei soll kein zusätzlicher Aufwand für die Organisationselemente entstehen.

Neben der Führungskompetenz wird die Organisationsfähigkeit, die soziale, personale und fachliche Kompetenz, sowie länderabhängig, die Sprachentwicklung gefördert. Der Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung wird in einem Betreuungsleistungsbericht dokumentiert, welcher Kompetenzprofile beinhaltet und durch den jeweiligen Vorgesetzten am Praktikumsplatz ausgefüllt wird. Durch diese Kompetenzprofile erfolgt eine internationale Bewertung des österreichischen Offiziersnachwuchses, welche bis dato äußerst positiv ausgefallen ist und folglich zur Steigerung des Selbstvertrauens der Fähnriche und zur Vertrauensbildung in die eigene Ausbildung wesentlich beiträgt. Die Priorität der Länder, in welchen die zukünftigen Offiziere geschult werden, liegt entweder bei jenen, die Erfahrungen vor allem in Einsätzen hoher Intensität sammelten, oder bei jenen, die von der Struktur her ideale Voraussetzungen bieten, wie beispielsweise volle Organisationselemente, mit denen während des IBP geübt werden kann.

In einem derzeit laufenden Pilotprojekt wird erstmalig ein Praktikumsplatz in einem Einsatzgebiet (Kosovo) angeboten.

In einer abschließenden Länderbewertung, die nach einheitlichen Kriterien, wie Einsatzverband, Verfügbarkeit von Truppen, Verantwortungsübertragung zur Persönlichkeitsentwicklung, Austauschfähigkeit, weiterführende Konsequenzen für curriculare Entwicklung, Organisation IBP und Konsequenzen für die Heerestruppenschule und die Waffen- und Fachschulen, durchgeführt wird, erfolgt eine gezielte Rückmeldung an den Partnerverband, bei dem das IBP durchgeführt wurde. Die Grafik oben zeigt die Länder des IBP.

Durch die Miteinbindung der Heerestruppenschule sowie der Waffen- und Fachschulen ist eine entsprechende Breitenwirkung gegeben, indem nach jedem IBP ein Erfahrungsaustausch in Form von Kaderfortbildungen durchgeführt wird. Ebenso wird durch das Verfassen von Seminararbeiten, deren Themen durch die Heerestruppenschule sowie die Waffen- und Fachschulen vorgegeben werden, ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der gemachten Erfahrungen geleistet.

Das Exchange-Programm

Das Exchange-Programm (EP) soll Ausbildern und Truppenteilen aus anderen Nationen sowie Kadetten und jüngeren Offizieren die Möglichkeit geben, an der Theresianischen Militärakademie an Ausbildungsvorhaben teilzunehmen. Ebenso können sich österreichische Ausbilder und Fähnriche an ausländischen Ausbildungen beteiligen.

Die Einladung zur Teilnahme wird während der Zusammenarbeitsgespräche auf ministerieller Ebene und während der Verhandlungsführungen in den Zielländern für das IBP durchgeführt. Die Zielsetzung liegt in der Internationalisierung der Gefechtsübung der Theresianischen Militärakademie sowie im intensiven Dozentenaustausch und dem Aufbau eines internationalen Trainerpools. Im Rahmen des EP werden derzeit folgende Aktivitäten angeboten:

  • Internationalisierung der Gefechtsübung der Theresianischen Militärakademie: Im Sinne eines internationalen "Cross Trainings" wurde im Jahr 2007 mit der Integration von ausländischen Truppenteilen im Rahmen der Gefechtsübung begonnen. Die Zielsetzung ist ein Vergleich der Einsatzgrundsätze und das Kennenlernen der Leistungsparameter verschiedener Waffensysteme, um die Interoperabilität zu fördern.
  • Semesteraustausch: Im Jahr 2007 haben drei Fähnriche die Chance genutzt, militärische Grund- und Sprachkenntnisse zu perfektionieren und dabei interkulturelle Kompetenz an der Militärakademie in West Point (USA) zu erwerben.
  • Dozentenaustausch: Offiziere der Theresianischen Militärakademie waren in den vergangenen Jahren an Offiziersausbildungsstätten in Deutschland, beispielsweise an der Offizierschule des Heeres in Dresden, an der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck sowie in der Schweiz am Ausbildungszentrum des Heeres in Walenstadt tätig.
  • Officer Cadets’ Course (OCC): Dieser zweiwöchige internationale Kurs dient zur Erlernung der PSO-Techniken auf Halbzugs- und Zugsebene. Der Kurs findet zwei Mal im Jahr am Institut 1 der Theresianischen Militärakademie statt. Er wird ausschließlich in englischer Sprache durchgeführt und auch aus dem Ausland beschickt.
  • Operation Joint Fortress (OJF): Dies ist eine einwöchige Geländebesprechung mit integrierter Führungsübung zur Ausbildung auf Kompanieebene in einem PSO-Szenario, die verwendete Sprache ist ebenso ausschließlich Englisch.
  • Operation Hasty Attack (OHA): Die ausländischen Teilnehmer können an der Führungsübung und Führungsausbildung auf Kompanieebene teilnehmen. Das Thema ist angriffsweises Vorgehen im bebauten Gebiet, eingebettet in einem PSO-Szenario. Abhängig von der Zielgruppe wird die Ausbildung in deutscher, englischer oder französischer Sprache durchgeführt.

Die Unterlagen zur Vorbereitung auf die oben angeführten Ausbildungen werden in Form einer "Electronic-Battle-Box" speziell aufbereitet und den Teilnehmern mit einem Vorlauf von acht Wochen zugesandt. Während der gesamten Vorbereitungszeit steht der verantwortliche Ausbildungsleiter für eventuelle Rückfragen der ausländischen Teilnehmer zur Verfügung.

Die gesamten Aktivitäten des IBP und des EP sollen keinesfalls als Truppenbesuche missverstanden werden. Sie dienen dem Erfahrungsgewinn und der Aus- und Weiterbildung österreichischer Soldaten. Darüber hinaus fördern sie die Interoperabilität für zukünftige Auslandseinsätze und entsprechen den Grundsätzen des militärstrategischen Konzeptes des Österreichischen Bundesheeres.

Autoren: Oberst Josef Königshofer, MSD, Oberstleutnant Harald Gell, MSD, MBA, MSc

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