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Qualitätsmanagement - Die European Foundation for Quality Management bildet die Basis dafür

Mit der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems am Fachhochschul-Diplomstudiengang "Militärische Führung" und mit der daraus abgeleiteten Abbildung der Geschäftsprozesse ist ein erster Schritt getan, um einerseits den gesetzlichen Vorgaben genüge zu tun und sich anderseits von einer funktions- zu einer prozessorientierten Organisation weiterzuentwickeln.

Das Qualitätsmanagementsystem (QMS) orientiert sich in seiner Grundstruktur am European Foundation for Quality Management (EFQM) Modell für Business Excellence und berücksichtigt weitgehend die Normen der ISO 9001:2000 und die Vorgaben aus der Evaluierungsverordnung des Fachhochschulrates (siehe Grafik rechts).

Damit soll sichergestellt werden, dass

  • den Erfordernissen der Akkreditierung bzw. der Verlängerung der Akkreditierung im Fachhochschulbereich Rechnung getragen wird,
  • eine mögliche spätere Zertifizierung nach einer anerkannten Norm ohne größere Hindernisse durchführbar ist,
  • Benchmarking mit vergleichbaren nationalen und internationalen Bildungseinrichtungen erleichtert wird und
  • als Perspektive die Bewerbung um Zuerkennung des Europäischen Qualitätspreises (European Quality Award) aufrecht bleibt.

Das Qualitätsmanagementsystem unterliegt systemimmanent einer laufenden Weiterentwicklung, wobei die wesentlichen Kriterien dazu die periodische Selbstevaluierung und das Peer Review (externe Evaluierung) darstellen. Im Jahr 2007 wurde das Peer Review durchgeführt und der Bericht den verantwortlichen Stellen vorgelegt. Es gab eine Vielzahl an positiven Erkenntnissen, wie zum Beispiel

  • der gewonnene Eindruck von den Studierenden als zielstrebige, neugierige, kritisch reflektierende junge Menschen,
  • einer bemerkenswerten Mobilität der Studierenden im Rahmen des internationalen Berufspraktikums,
  • einem geradezu idealen Verhältnis von Studierenden zu Lehrenden.

Daneben wurden aber auch folgende verbesserungswürdige Umstände eruiert:

  • fehlende Autonomie durch die ressourcenmäßige Unterdotierung des Erhalters (z. B. die wissenschaftliche Qualifikation des Lehrpersonals, Anteil der Forschungs- im Vergleich zur Lehrtätigkeit);
  • das Fehlen eines Berufsbildes und eines Laufbahnbildes für die hauptberuflich Lehrenden mit einem attraktiven Karrieremodell;
  • unterdurchschnittliche Abbrecherquoten, die an der Anwendung hochschulüblicher Selektionskriterien zweifeln lassen.

Sowohl die hier angeführten Erkenntnisse, als auch der Umstand, dass ab Beginn des Wintersemesters 2008/2009 ein sechssemestriger Bachelorstudiengang angeboten wird, machen es notwendig, das Qualitätsmanagementsystem zu adaptieren und weiterzuentwickeln.

Ein mittel- bis langfristiges Ziel soll es im Rahmen der Qualitätssicherung und -steigerung sein, das Qualitätsmanagement nicht als in sich geschlossenes Managementfeld zu betrachten, sondern als Teil des Ganzen zu sehen und zu verstehen.

Das Qualitätsmanagement soll nicht als eine gesetzlich auferlegte Bürde verstanden werden, sondern als eine Chance der Organisation auf standardisierte Prozesse zurückgreifen zu können, dadurch die Qualität vor allem in der Lehre zu steigern und Synergien mit anderen Managementfeldern (Geschäftsprozessorganisation, Wissensmanagement, Controlling, Projektmanagement und Changemanagement) herstellen zu können. Zur Erreichung dieses ambitionierten Ziels benötigt man nicht nur Personal, welches sich mit Qualitätsmanagement beschäftigt, sondern auch den unabdingbaren Willen der Führung, Qualitätsmanagement zu betreiben, weiterzuentwickeln und es als Führungsinstrument zu verwenden. Darüber hinaus muss Qualitätsmanagement gelebt werden. Dabei ist der Faktor Mensch - unabhängig von seiner Funktion in einem Qualitätsmanagementsystem - mit all seinen individuellen Stärken und Schwächen das ausschlaggebende Kriterium zur erfolgreichen Umsetzung von Qualitätsmanagementmaßnahmen und er sollte daher in der Lage sein, Qualitätsmanagement in seinen Grundzügen zu verstehen, zu akzeptieren und auch anwenden zu können. Das bedeutet aber auch, dass Qualitätsmanagement dementsprechend kommuniziert werden muss, etwa durch die Vorbildwirkung der Verantwortlichen, durch periodisch stattfindende Fortbildungen oder durch Workshops, um zur Bewusstseinsbildung der Akteure beizutragen.

Ein Qualitätsmanagementsystem sollte unter anderem sicherstellen, Benchmarking mit vergleichbaren Institutionen durchführen zu können. Dies ist insbesondere deswegen ein schwieriges Unterfangen, da der Fachhochschul-Diplomstudiengang "Militärische Führung" in der nationalen Bildungslandschaft eine zu anderen Studiengängen einzigartige Position einnimmt (Unique Selling Position) und ein Wettbewerb im Sinne von Konkurrenz kaum stattfindet. Daher wird seitens der Institutsleitung mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, welche einen ähnlichen Studiengang unterhält, untersucht, ob es möglich ist, die Effektivität und die Effizienz der Lehre auf Basis gemeinsamer Referenzwerte vergleichend zu analysieren.

Mit der tatsächlichen Einführung des Qualitätsmanagementsystems am Institut 1 der Theresianischen Militärakademie im Jahr 2005 ist lediglich ein Anfang gesetzt worden. Die Umsetzung eines Benchmarking-Tools mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich wäre ein weiterer Schritt.

Konkrete Verbesserungen ergaben sich durch die Einführung der Qualitätssicherung und Qualitätssteigerung im Bereich der Lehre durch die IT-unterstützte Evaluierung der Lehrveranstaltungen sowie in der prozessorientierten Steuerung der Diplomarbeiten.

Wie aus den Erkenntnissen des Peer Review ersichtlich ist, kann Qualitätsmanagement nicht losgelöst von der Gesamtorganisation gesehen werden. Durch die klar determinierten Zuständigkeiten im Bundesministerium für Landesverteidigung (Erhalter des Fachhochschul-Diplomstudienganges) ist es für die Studiengangsleitung oft schwierig, auf Basis der Erkenntnisse eines Qualitätsmanagementsystems steuernd einzugreifen, da gewisse Zuständigkeiten außerhalb des Institutsbereichs liegen (zum erforderlichen Ausbau der nötigen Autonomie vor allem in den Bereichen Personal, Budget und Informationstechnologie). Hier gilt es, konkrete Überzeugungsarbeit zu leisten, um auch jenen Stellen bewusst zu machen, dass Qualitätsmanagement nicht Selbstzweck, sondern ein Führungsinstrument ist, welches Führungsentscheidungsoptionen zur Verfügung stellen kann.

Autor: Oberstleutnant dIntD Mag. Klaus Blümel

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