Focus
Die Sanitätsanstalt Oberösterreich - eine multifunktionale "Kompanie"
Die Sanitätsanstalt Oberösterreich (SanA OÖ) im Fliegerhorst Vogler in Hörsching beheimatet, ist im Befehlsbereich 4 die Drehscheibe des territorialen Sanitätsdienstes - mit vielschichtigen Aufgaben.
Die Aufgaben der SanA können in drei Bereiche unterteilt werden: in die medizinische Versorgung, in die Sanitätsausbildung und in die eigentlichen Einsatzaufgaben. Die Erfahrung zeigt, dass vielen Soldatinnen und Soldaten die Gesamtheit der Aufgaben des Sanitätsdienstes nicht bekannt ist.
Die Haupaufgabe ist allem voran die medizinische Versorgung der Soldatinnen und Soldaten. Die SanA OÖ gehört seit 1998 zu den Spitälern des Landes OÖ (als Sonderkrankenanstalt für Heeresangehörige). Bewilligungen und Kontrollen durch das Land OÖ gemäß Krankenanstaltengesetz OÖ erhöhen die Qualitätssicherheit im Sinne der Vergleichbarkeit mit zivilen Krankenanstalten. Damit werden auch die notwendigen Neuerungen im Standard der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten gefördert. Neben der ambulanten Betreuung durch den Truppenarzt und den vielen Konsiliarärztinnen und -ärzten, die die fachärztliche Versorgung des gesamten Befehlsbereiches 4 wahrnehmen, betreibt die SanA OÖ auch eine interne und eine unfallchirurgische Station mit insgesamt 50 Betten. Im Falle eines Seuchenalarms kann die Kapazität auf ca.150 Betten erweitert und die Krankenanstalt in ein Quarantänespital umfunktioniert werden. Im Assistenzfall wird auch der zivile Krankenanstaltenbereich gemäß den Alarmplänen des Landes unterstützt. Für notwendige Personendekontaminatonen ist die fachlich kompetente Unterstützung im Seuchenfall sofort greifbar, da auch die ABC-Abwehrtruppe in der Kaserne stationiert ist. Im Sinne des integrierten Sanitätsdienst des Landes OÖ bietet die SanA OÖ mit dem hochqualitativ ausgestatteten Operationssaal, der Röntgenanlage und dem adäquat ausgerüsteten Labor einen wichtigen Teil in der Versorgung von Patientinnen und Patienten bei Massenunfällen. Der Sanitätszug, die Sanitäts-, Notfall- und Ambulanztrupps werden ständig an die Truppe zur Erfüllung ihres Auftrages abgestellt. Im Katastrophenfall hilft die SanA OÖ der Bevölkerung im Rahmen der Assistenzleistungen mit ihren Kräften österreichweit. Auch für die UN- und EUFOR-Einsätze und für die internationalen humanitären Hilfseinsätze (AFDRU-Einsätze) wird Sanitätspersonal mit den geforderten Qualifikationen entsandt.
Um die ca. 25 000 Patientinnen- und Patientenbehandlungen pro Jahr (ca. 70 Behandlungen pro Kalendertag) durchzuführen, bedarf es eines hochqualifizierten Personals. Rekrutinnen und Rekruten werden dazu in unserem Ausbildungszug zu Rettungssanitätern, Notfallsanitätern, Operationsgehilfen und Ordinationsgehilfen ausgebildet. Diese werden auch nach ihrem Grundwehrdienst in Milizfunktionen in der SanA OÖ mob bzw. in der Feldambulanz OÖ, für die die SanA OÖ bis vor kurzem noch mobverantwortliches Kommando war, eingeteilt. Im Rahmen der ÖBH 2010-Reform wurde die Sanitätsanstalt OÖ am 1. April 2006 dem Kommando Einsatzunterstützung unterstellt und soll in eine der drei geplanten Feldambulanzen übergeleitet werden.
Aufgrund ihrer Lage im Fliegerhorst Vogler, dem zukünftigen Sitz des Luftunterstützungkommandos und des Luftumschlagplatzes des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH), ist geplant, die zukünftige Feldambulanz in Hörsching mit der Zusatzaufgabe der "Strategic Medical Evacuation" zu betrauen. Die Sanitätsanstalt OÖ kann aufgrund ihrer Infrastruktur die repatriierten Patientinnen und Patienten medizinisch endversorgen bzw. im notwendigen Fall für den Weitertransport in zivile Krankenhäuser zur Spezialversorgung vorbereiten. Der Sanitätsdienst wird mit den vermehrten Einsätzen im Ausland zweifellos an Bedeutung gewinnen. Durch sein effizientes Handeln und durch den hohen Ausbildungsstand genießt das Sanitätspersonal des Österreichischen Bundesheeres in internationalen Einsätzen hohe Anerkennung. Um aber die zukünftigen Aufträge des Sanitätsdienstes im In- und Ausland erfüllen zu können, muss der eklatante Mangel an Ärztinnen und Ärzten und an militärmedizinischem Personal auf schnellstem Weg behoben werden. Es ist eine wesentliche Herausforderung der verantwortlichen Dienststellen im ÖBH, ausreichend medizinisches Personal, das ein einsatzgerechtes Profil, d. h. ausreichende Mobilität und Flexibilität bei mindestens gleich hoher medizinischer Qualifikation wie im zivilen Gesundheitsbereich vorweist, zu rekrutieren.
Autorin: MajorArzt Dr. med. univ. Sylvia-Carolina Sperandio