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Einsatzvorbereitung für UNDOF

Die UNDOF-(United Nations Disengagement Observer Force-)Mission bestand von Beginn an aus verschieden starken Kontingenten der Troup Contributing Nations. Das österreichisch-slowakische Bataillon (Austrian Slovakian Battalion - AUSBATT) besteht aus dem Bataillonskommando, der Stabskompanie mit Teilen im UNDOF-Hauptquartier und aus drei Linienkompanien. Die 3. Kompanie wird seit 1997 durch die Armee der Slowakei (SLOVCON- Slovakian Contingent) gestellt.

Unsere Soldaten bei den Linienkompanien sind dort in einer Truppentrennungszone (Area of Separation - AOS) eingesetzt, der Großteil des UNDOF-Hauptquartieres sowie der Bataillonsstab und die Stabskompanie sind im multinationalen Camp Faouar - etwas außerhalb der Zone - eingesetzt.

Wie alle Soldaten, die für eine Mission im Ausland vorgesehen sind, werden auch die "Golanis", wie sie liebevoll genannt werden, vorher einer Untersuchung und der Einsatzvorbereitung zugeführt. Zweimal jährlich (im Mai und im November) findet beim Zentrum für Einsatzvorbereitung in der Wallenstein-Kaserne in Götzendorf die Ausbildung für die Rotation AUCON/UNDOF statt.

Die Einsatzvorbereitungen der verschiedenen Kontingente werden beim ZEV durch die Abteilung Ausbildung durchgeführt. Innerhalb dieser sind die Teams der Lehrgruppe 2 für die Ausbildung der einzelnen Missionen verantwortlich. Das so genannte "Team UNDOF" besteht derzeit aus zwei Offizieren und drei Unteroffizieren.

Vorbereitungsphasen

Langfristige Planungen

Die Planung beginnt bereits ca. 24 Monate vor dem Einsatz, nämlich mit der Festlegung der Flugtermine (so z. B. Ende 2005 bereits für 2007 und 2008). Wesentlich dabei ist, dass sich die vom Ausbildungsleiter vorgeschlagenen Rotationstermine nicht verschieben, weil einerseits diesbezügliche Vorgaben seitens der UN eingehalten werden müssen, andererseits kein Kontingent durch einen kürzeren Auslandsaufenthalt finanzielle Nachteile erleiden soll. Ein Grund für diese doch lange Vorausplanung ist die Notwendigkeit der frühzeitigen Meldung der Rotationsflüge bei der UN in New York - die Rotationsflüge aller UNDOF- Kontingente werden durch die UN bezahlt!

Ein Jahr im Voraus ist ein so genannter grafischer Masterplan zu erstellen. Aus diesem sind Einrückungstermine und Verantwortlichkeiten für die einzelnen Personengruppen (Schlüssel- und Fachpersonal, Kontingent, Hauptquartiers-Element) ersichtlich. Auf diesem grafischen Masterplan basieren auch die Anforderungen für die Ausbildungsunterstützung im Ausbildungskalender.

Die Einteilung der Freiwilligen kann sich grundsätzlich von 6 Monaten über 12 Monate bis hin zu Verlängerungen auf 18 Monate (selten länger) erstrecken. Grundsätzlich ist jeder Soldat für einen 12-Monate-Einsatz vorgesehen, kann aber durch persönliche schriftliche Eingaben im Einsatzraum unter Einhaltung der Fristen entweder um Verkürzung oder Verlängerung ansuchen. Der Ausbildungsleiter kann zu diesem Zeitpunkt nur schätzen, welche Funktionen bei AUCON/UNDOF im nächsten Jahr rotieren werden, muss aber trotzdem eine Maximalanforderung im Ausbildungskalender melden.

Einzelrotanten (Soldaten, die außerhalb der Rotationstermine andere im Einsatzraum ablösen) können planungsmäßig nicht erfasst werden und werden (oft überraschend) kurzfristig einberufen, ausgebildet und entsandt.

Gastlehrer, zusätzlich zum angeforderten Ausbildungspersonal, sind ebenfalls im Vorjahr zu beantragen.

Zum gleichen Zeitpunkt (ein Jahr im Voraus) ist der Bedarf an Übungsräumen und Schießvorhaben zu melden. Die Golan-Ausbildung stützt sich gänzlich auf den hauseigenen Garnisonsübungsplatz (GÜPl) und den Truppenübungsplatz (TÜPl) Bruckneudorf, mit den speziell für Auslandseinsätze geschaffenen Übungsanlagen, ab. Wesentlich dabei ist die Koordination des Raumbedarfes mit anderen Truppenkörpern oder Kursen beim ZEV.

Auch das benötigte Ausbildungsgerät und die Heereskraftfahrzeuge sind für das kommende Jahr anzufordern. Nachdem bei AUCON/UNDOF erfahrungsgemäß immer an die 50 Prozent des Gesamtkontingentes rotiert (aufgrund von Verkürzungen/Verlängerungen), bleibt die Anzahl und Vielfalt des benötigten Gerätes ziemlich konstant. Um die Übersicht zu behalten, wird ein so genanntes tabellarisches Material-Soll erstellt, worin für alle Ausbildungsmodule und Organisationselemente das vorgesehene Material aufgelistet ist.

Jährlich im September sind eine Einweisung für den Ausbildungsleiter des für die Kontingentsteile ausbildungsverantwortlichen Verbandes und ein Mission-Update für das Ausbildungsteam vom ZEV vor Ort vorgesehen. Dieses muss ebenso im Vorjahr beantragt werden.

Mittelfristige Planungen

Unmittelbar nach jeder Rotation wird das "Kernstück" der Ausbildungsplanung überarbeitet - der Personalmasterplan. In diesem sind alle einzelnen Namen und Funktionen der alten und neuen Rotanten sowie deren Ausbildungstage ersichtlich. Der Personalmasterplan richtet sich nach dem Organisationsplan von AUCON/UNDOF und wird von den einzelnen Formierungsstäben befüllt.

Die Verantwortung für die Ausbildungsgänge obliegt dem Ausbildungsleiter, die Formierungsstäbe sind für die Befüllung verantwortlich. Diese befüllten Pläne werden vom Team UNDOF im ZEV zusammengefasst und an alle mit der Ausbildung betrauten Stellen versandt. Laufende Änderungen sind normal und werden ebenfalls allen zur Kenntnis gebracht. Wesentlich für die Formierungsstäbe - und deshalb unmittelbar nach der Rotation notwendig - sind die vom Ausbildungsleiter vorgegebenen Einrückungstermine für jeden einzelnen Rotanten.

Etwa drei Monate vor dem Einrücken des Schlüsselpersonals findet die Formierungsbesprechung im Bundesministerium für Landesverteidigung bei der Ausbildungsabteilung A statt. Dort werden Erfahrungen aus der letzten Rotation ausgewertet und erste Vorgaben für die kommende Rotation befohlen. Spätestens mit der Verteilung der Formierungsweisung findet im ZEV eine Koordinierungsbesprechung statt, die vordringlich den Waffenschulen als Basisinformation für die Ausbildung einzelner Rotanten dient. Ab diesem Zeitpunkt erhält der eingeteilte Ausbildungsverband vom Ausbildungsleiter/UNDOF die Detailvorgaben für die Kontingentsausbildung (Ausbildungsinhalte gemäß den Durchführungsbestimmungen für Auslandseinsätze bzw. dem Einsatzkalender AUSBATT), damit auch dort mit den gezielten Vorbereitungen begonnen werden kann.

Der weitere Kontakt zwischen den Ausbildungsleitern ist unerlässlich, zumal der Verband die Ausbildung in Götzendorf durchführt und auf die administrative Unterstützung seitens des ZEV sowie auf die dortige Infrastruktur angewiesen ist.

Zusätzliche vorgestaffelte Absprachen sind mit dem UN-Trainingscenter in der Slowakei zu treffen. Teile des slowakischen Kontingentes nehmen bei der Abschlussübung teil und verlegen zusammen mit den Österreichern in den Einsatzraum. Sämtliche Details die gemeinsame Ausbildung und Verlegung betreffend sind Inhalt von Expertengesprächen, die abwechselnd in Götzendorf bzw. in der Slowakei zwei bis drei Monate vor jeder Rotation stattfinden.

Ebenfalls noch vor Beginn der Schlüsselpersonalausbildung wird die Verbindung mit dem Einsatzraum aufgenommen, um letzte Neuerungen oder Änderungen in der Mission und in deren Umfeld zu erfahren.

Was geschieht im ZEV?

Innerhalb des ZEV gibt es auch einiges zu koordinieren und abzusprechen. Die wichtigsten Ansprechpartner für den Ausbildungsleiter sind in dieser Phase der durch die Abteilung Rotation eingeteilte "Kommandant Rotation", der S4 und der S6. Abzusprechen sind Details, wie zum Beispiel die Unterbringung, die Einteilung der Lehrsäle und der Betreuungseinrichtungen, die Impftermine, die Administrationsabläufe, das Ausfassen von Gerät, Bekleidung und Rüstung, aber auch die notwendigen PC-Ausstattungen und die im Haus stattfindenden Ausbildungen des Fachpersonals der kommenden Rotation.

Den größten Aufwand verursacht die Adaptierung der im Ausbildungskalender gemeldeten Personalunterstützungen. Nur eine Zuteilung von erfahrenem Golan-Personal ist zielführend. Je aktueller diese Einsatzraumerfahrung ist, desto wertvoller ist sie für die Ausbildung der folgenden Rotanten. Dem Team UNDOF persönlich bekannte "Alt-Golanis" müssen zu diesem Zweck rechtzeitig kontaktiert werden. Bei deren Zusage (und jener ihrer Kommandanten) wird für jeden dieser Trainer eine Meldung (mit Begründung) zur Abänderung des Ausbildungskalenders verfasst.

Als Abschluss der mittelfristigen Planungen und Absprachen wird ca. einen Monat vor Ausbildungsbeginn ein Rahmenbefehl für die Gesamtausbildung (auf Basis der Formierungsweisung) und ein Organisationsbefehl (mit Beiträgen aus den verschiedenen Führungsgrundgebieten) für die Abschlussübung durch den Ausbildungsleiter erstellt und vom Kommandanten des ZEV verfügt.

Unmittelbare Vorbereitungen

In der Endphase der Vorbereitungen ist die Überarbeitung von diversen Ausbildungsmitteln rechtzeitig abzuschließen. Zum Beispiel sind Unterrichte aufgrund der Neuerungen im Einsatzraum abzuändern sowie vorhandenes Material wie Karten und Arbeitsmappen zu überprüfen und zu vervollständigen. In der Woche vor dem Einrücken des Schlüsselpersonals wird das angeforderte Gerät nach den Bedürfnissen der Modulausbildungen zusammengestellt und zentral gelagert. In dieser Woche wird auch das zugeteilte (einsatzraumerfahrene!) Ausbildungspersonal in die Neuerungen, Ausbildungsabläufe und Örtlichkeiten eingewiesen.

Wie schon erwähnt, ist die Voraussetzung dafür in erster Linie die Freiwilligkeit jedes Einzelnen, für mehrere Wochen in Götzendorf die Soldaten für die kommende Rotation auszubilden. Zweitens muss die dienstliche Abkömmlichkeit von den Dienststellen sichergestellt sein. Dann steht der Vermittlung der aktuellen Ausbildungsinhalte sowie der "Lessons Learned" aus der letzten Rotation nichts mehr im Weg.

Durchführung der Ausbildung

Als sinnvoll hat sich erwiesen, dass für die Durchführung der Ausbildung eine Einsatzvorbereitungszentrale (EVbZ) eingerichtet wird, wo alle Informationen zusammenlaufen und eine einheitliche und klare Steuerung der Ausbildungsabläufe sichergestellt ist. Wöchentliche Besprechungen mit allen Verantwortlichen der Ausbildung und Ausbildungsunterstützung sorgen für einheitliche Vorgaben.

Bis dato war das ZEV verantwortlich für die Ausbildung des Schlüsselpersonals, des Fachpersonals und der Hauptquartiersteile. Der eingeteilte Ausbildungsverband hat die Kontingentausbildung bis zur Zusammenführung der Personengruppen vor der Abschlussübung durchzuführen.

Die Ausbildungsmodule gliedern sich für alle Elemente in eine allgemeine militärische Ausbildung (AMA) und in eine einsatzraumspezifische Ausbildung (Module 1 und 2 bzw. Fachausbildung). Die AMA beinhaltet Ausbildungsziele wie zum Beispiel "Map Reading", "Voice Procedures", "Mine Awareness", aber auch "ABC-Selbstschutz" sowie "Waffen- und Schießdienst". Die Intensität der AMA hängt von den Vorkenntnissen der Rotanten ab (von denen rund 40 Prozent Golan-Neueinsteiger und durchschnittlich 70 Prozent Milizangehörige sind).

Die einsatzraumspezifische Ausbildung findet in Modulform statt und beinhaltet zum Beispiel Themen wie Patrouillieren, Dienst am Stützpunkt oder Einsatz als Eingreifgruppe. Eine gemeinsame viertägige Abschlussübung (Force Integration Training - FIT) mit Teilen des SLOVCON bildet den Abschluss der Rotationsausbildung und ist Teil der geforderten Entsendebereitschaft.

Die Vorbereitungen für die Abschlussübung (Erstellung taktischer Befehlsgrundlagen, Übungsanmeldungen, Aufbereitung des Übungsraumes, Einweisung von Figuranten etc.) finden neben der laufenden Ausbildung durch das Ausbildungsteam UNDOF statt. Beim Schlüsselpersonal wird die Train-the-Trainer-Methode durch das Ausbildungsteam UNDOF angewandt. Das heißt, dem Schlüsselpersonal werden die Ausbildungsinhalte (AMA, Module) vom einsatzraumerfahrenen Personal vermittelt. Das Schlüsselpersonal bildet dann bei der Kontingentsausbildung seine im Einsatzraum unterstellten Soldaten selber unter Aufsicht der Trainer aus. Nebenbei stellt dieses System eine ausgezeichnete Gelegenheit dar, um Kommandanten und Truppe aufeinander abzustimmen und die Abstellungen von Ausbildungspersonal (Trainer) zu reduzieren. Bei der Abschlussübung (FIT) werden die Rotationsteilnehmer in jenen Funktionen eingesetzt, die ihrem künftigen Arbeitsplatz am Golan entsprechen. Die Übungsanlagen und Szenarien sind an die Realität im Einsatzraum angepasst. Schwergewicht dabei ist das Zusammenwirken der verschiedenen Organisationselemente, die Befehlsgebung und das Erlangen einer ersten Routine für den Einsatz.

Nachbereitung

Nach dem Ende des FIT wird die gesamte Rotation in zwei Gruppen analog der Fluglisten aufgeteilt. Die Masse des Schlüssel- und Fachpersonals verlegt bereits mit dem ersten Flug in den Einsatzraum. Die restlichen Soldaten (großteils Kontingentsteile) durchlaufen bei der Übungsnachbereitung eine Stationsausbildung. Dabei werden erkannte Schwächen im Bereich der AMA ausgemerzt.

Mit Abschluss der zweiten Rotation findet ein Debriefing für die vom Golan zurückgekehrten Soldaten statt (nur für Schlüsselpersonal). Die dort gemachten Erfahrungen aus dem Einsatzraum fließen in den Lessons-Learned-Prozess beim Ausbildungsteam UNDOF ein und werden für die nächste Rotationsausbildung umgesetzt. Bei dieser Gelegenheit wird das auscheckende Personal bereits als Trainer für die nächste Rotation angeworben - eine generelle Regelung betreffend einer verpflichtenden Teilnahme als Trainer bei der nächsten Rotationsausbildung wäre von Vorteil!

Danach beginnt für das Team UNDOF alles wieder von vorne: Adaptierung des Personal-Masterplanes, Umsetzen der Lessons Learned, Adaptierungen im Ausbildungskalender, … Um die Aufgaben vor, während und nach einer Rotationsausbildung bestens bewältigen zu können, ist die aktive und konstruktive Mitarbeit vieler Dienststellen des Bundesheeres notwendig.

Bei der Ausbildung von Kontingenten sind eine präzise persönliche Zeiteinteilung und eine oft bis ins Detail gehende Vorausschau wichtig. Die Kunst des Ausbildungsleiters dabei ist es, auf keinen Fall und zu keiner Zeit die Gesamtübersicht zu verlieren. Die Kommunikation mit allen mitarbeitenden Stellen und die Transparenz bei der Planung und der Ausbildung müssen sich stets nach den drei Führungsgrundsätzen "Einheit der Führung, klares Ziel und Einfachheit" richten.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Hauptmann Thomas Güttersberger, Jahrgang 1972. Nach der Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie 1996 Ausmusterung zum Gardebataillon mit Verwendung als Zugs- und Kompaniekommandant. 2002 bis 2003 Auslandseinsatz bei AUSBATT/UNDOF. Seit 2004 Dienst im Zentrum Einsatzvorbereitung als Ausbildungsleiter UNDOF.

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