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Die Transall C-160D im Lufttransportgeschwader 63

Die Transall C-160D ist in der Bundeswehr seit über 40 Jahren das Rückgrat des Lufttransportes. Die Maschinen sind in den drei Lufttransportgeschwadern zusammengefasst. Ihr technisches Lebensende ist absehbar. Mit dem Airbus A400M steht bereits das Nachfolgemodell fest.

Mit Beginn der Aufstellung der Bundeswehr im Jahre 1955 wurde klar, dass zur Verteidigung und Versorgung der Streitkräfte ein effizienter Lufttransport notwendig ist. Den anfänglichen Bedarf wollte man mit der "Noratlas" decken, einem bereits Ende der 40er Jahre entwickelten, französischen Transportflugzeug. Schon damals wussten die Militärs, dass das Flugzeug den steigenden Anforderungen des militärischen Transportes dauerhaft nicht gerecht werden kann. In einer deutsch-französischen Zusammenarbeit begann die Entwicklung der Transall C-160. Die Planung und Erprobung endete 1968. Seit dem Jahr ist dieser Flugzeugtyp in unterschiedlichsten Verwendungen im In- und Ausland im Einsatz. Das Nachfolgemodell Airbus A400M, das in den nächsten Jahren der Truppe zugeführt werden soll, wird zu einer erheblichen Leistungssteigerung im Lufttransportwesen der Deutschen Bundeswehr führen.

Die C-160D in der Bundeswehr

Das Lufttransportgeschwader 61 (LTG61) war der erste fliegende Verband der Luftwaffe. Die Aufstellung erfolgte im August 1957 in Erding (Bayern).

Wegen Lieferschwierigkeiten der geplanten Erstausstattung mit der aus der zweimotorigen deutschen Arado 232A(B) entwickelten Noratlas kamen als Übergangslösung 14 amerikanische C-47. Von der liebevoll "Nora" genannten Transportmaschine sind schließlich 25 Stück direkt von Frankreich geliefert worden. Nach langjähriger Verwendung war die Leistungsfähigkeit dieses Flugzeugtyps ausgereizt. Im März 1970 musterte die Bundeswehr die letzte "Nora" beim LTG63 aus, und am 30. Juni 1980 kam das fliegerische "Aus". Zuvor gab man 94 Flugzeuge an Griechenland, Israel, Portugal, Nigeria und den Niger ab. Der Rest wurde bis auf eines, das im Luftwaffenmuseum Uetersen ausgestellt ist, verschrottet.

In deutsch-französischer Zusammenarbeit entstand letztendlich als Nachfolgemodell die Transall C-160 (C steht für Cargo; U.S.-Bezeichnung für Transportflugzeuge, 160 steht für 16 Tonnen Tragfähigkeit). Nach mehreren Prototypen erhielt die Luftwaffe am 30. April 1968 das erste Serienflugzeug. Das erste Lieferlos enthielt 169 Transall, von denen 110 für die Deutsche Luftwaffe vorgesehen waren. 1971/72 verkaufte die Bundeswehr 20 Stück an die Türkei. Ein zweites Lieferlos entstand durch die Zusammenarbeit mehrerer deutsch-französischer Luftfahrtfirmen. Die 25 nach Frankreich gelieferten C-160 erhielten die Bezeichnung C-160NG (Nouvelle Génération). Der Erstflug der C-160NG erfolgte am 9. April 1981. Weitere vier C-160NG erhielten für Sondereinsätze eine spezielle Ausrüstung.

Durch laufende "Modernisierungen" auf neueste Orientierungsinstrumente konnte der Navigator eingespart und durch den taktischen Systemoffizier ersetzt werden. Derzeit fliegen die Maschinen versuchsweise mit einem Kunststoff- und einem Metallpropeller. Dies ist deshalb möglich, weil die Maschine im Anlassfall auch mit nur einem Motor eingeschränkt flugfähig ist.

Der Nachfolger

Der künftige Airbus A400M ist ein militärisches Transportflugzeug der Firma Airbus Military.

Die A400M ist mit vier Turboprop-Triebwerken ausgestattet und zeichnet sich gegenüber der C-160 durch eine höhere Nutzlast und Reichweite aus. Sie soll in verschiedenen europäischen Luftwaffen den veralternden Bestand an Transportflugzeugen ersetzen, vor allem aber die deutsch-französische Transall.

Obwohl sie hauptsächlich für den militärischen Einsatz konzipiert und entwickelt wurde, erfolgt ihre Zulassung nach den Richtlinien des zivilen Flugzeugbaues. Dieser Umstand trug maßgeblich zur Komplexität der Entwicklung und zur Verteuerung der Maschine bei.

Das Lufttransportgeschwader 63 (LTG63)

Im Zentrum Schleswig-Holsteins, auf dem NATO-Flugplatz Hohn, ist das LTG63 stationiert. Seit fünf Jahrzehnten leistet der Verband seinen Beitrag zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Durch seine zahlreichen Hilfseinsätze bei Naturkatastrophen, wie Dürre und Überschwemmungen sowie Evakuierungsoperationen in Krisen- und Kriegsgebieten ist das LTG63 bundesweit bekannt geworden und hat sich über die deutschen Grenzen hinaus hohes Ansehen erworben.

Die offizielle Indienststellung des Geschwaders erfolgte am 15. Dezember 1961 in Celle. Im Frühjahr 1967 fand der Verband auf dem neu errichteten Flugplatz in Hohn seine endgültige Heimat. Der erste Flugzeugpark bestand aus 43 Noratlas, die bis 1970 das fliegerische Rückgrat des Geschwaders bildeten. Noch heute zeugt eine Noratlas an der Wache der Hugo-Junkers-Kaserne von dieser Epoche. Dem LTG63 gehören heute 900 Soldaten sowie 400 zivile Mitarbeiter an.

Die C-160 im Geschwader

1968 begann die Umrüstung des Geschwaders auf den neuen "Kampfzonentransporter" C-160 Transall. Noch heute stehen dem Verband 27 C-160 Transall zur Erfüllung seiner Aufgaben zur Verfügung. Zu den Aufträgen zählen routinemäßige Versorgungsflüge innerhalb Deutschlands und Europas, sowie die Versorgung von außerhalb dieser Gebiete eingesetzten Truppenteilen der Bundeswehr und der NATO. Das Einsatzspektrum hat sich nach den terroristischen Angriffen vom 11. September 2001 deutlich erweitert. Durch die Neuausrichtung der Streitkräfte gewannen die Einsatzarten zur Unterstützung der Völkergemeinschaft zunehmend an Bedeutung. Beispiele dazu sind die Beteiligungen an der Operation "Enduring Freedom" und ISAF in Afghanistan sowie der Operation "Artemis" in der Demokratischen Republik Kongo.

Im Februar 2002 begann der Aufbau des deutschen Lufttransportstützpunktes in Termez (Usbekistan), von dem aus das LTG63 seither die deutschen ISAF-Soldaten in Afghanistan versorgt und im Bedarfsfall die medizinische Evakuierung sicherstellt. Am 19. Juni 2004 wurde das Einsatzgeschwader nach Termez und am 30. August 2008 nach Mazar-è-Sharif (Afghanistan) verlegt.

Einsatzvielfalt

Seit der Aufstellung des Geschwaders 1961 standen nahezu jährlich mehrere Hilfs- und Unterstützungsflüge in Südeuropa und Afrika im Mittelpunkt. Mit der Auflösung des Warschauer Paktes, dem Ende des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung Deutschlands sind vermehrt länger dauernde Einsätze hinzugekommen.

So lässt sich eine Vielzahl an Missionen im Auftrag der Vereinten Nationen, wie z. B. die Luftbrücke in Sarajewo, High-Level-Drop (Lastenabwurf aus großer Höhe; Anm.) in Bosnien und Herzegowina, KFOR- und SFOR-Einsätze im ehemaligen Jugoslawien und der ISAF-Einsatz in Afghanistan, nennen.

Neben dem militärischen Auftrag sind die humanitären Hilfseinsätze eine besondere Herausforderung. Bereits 1962 beteiligte sich das LTG63 mit Hilfsflügen bei der Sturmflutkatastrophe an der deutschen Nordseeküste. Über 260 000 Sandsäcke zur Abdichtung der Deiche wurden damals abgeworfen und zahlreiche Rettungseinsätze für die von der Außenwelt abgeschnittenen Menschen absolviert. Die Liste der Länder, in denen das LTG63 Hilfe geleistet hat und leistet, ist lang. Seit 1963 unterstützte das Geschwader über 35 Hilfsoperationen im Ausland. Ob Erdbebenhilfe in Italien oder der Türkei, Hungerkatastrophen infolge von Dürre und Bürgerkriegen in Äthiopien, im Sudan oder in Somalia, Kurdenhilfe im Irak oder Evakuierungsoperationen von deutschen Staatsbürgern aus Liberia: die C-160 Transall des LTG63 war stets dabei, wenn es galt, in Not geratenen Menschen zu helfen. Die Ost-Timor-Einsätze im Jahr 2000 von Australien aus, oder die Hochwassereinsätze 2002 in Dresden sind noch bei vielen Betroffenen in lebhafter Erinnerung.

Die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands führte Anfang der 90er Jahre zu erheblichen Strukturveränderungen in der Bundeswehr, so auch beim LTG63. Ab Herbst 1992 gliederte sich die Seefliegerstaffel des Hubschraubertransportgeschwaders 64 in das LTG63 mit 19 Hubschraubern Bell UH-1D ein. Sie standen bis zu ihrer Außerdienststellung im Dezember 2010 zur Erfüllung des militärischen Lufttransportes, zur Sicherstellung des Seeflugauftrages sowie für besondere Einsätze in Hilfsmissionen bei Natur- und Umweltkatastrophen und für den Such- und Rettungsdienst (Search and Rescue, SAR) im Einsatz.

Dem LTG63 blieben auch schwere Stunden nicht erspart. Am 9. Februar 1975 kamen bei einem Absturz einer C-160 Transall 41 Soldaten und ein Feuerwehrmann in den Bergen Kretas/Griechenland ums Leben. Am 14. März 2002 verunglückten bei einem Flugunfall eines SAR-Hubschraubers in Hamburg fünf Besatzungsmitglieder tödlich.

Ausblick

Mit dem Nachfolgemodell Airbus A400M wird die Bundeswehr über einen modernen und leistungsfähigen Flugzeugtyp verfügen, der die zukünftigen vielfältigen Transportaufgaben in der Luftwaffe der Deutschen Bundeswehr und in anderen europäischen Luftwaffen in den nächsten Dekaden bewältigen wird. Die Leistungsparameter der A400M werden es diesen Streitkräften ermöglichen, im europäischen Krisenmanagment einen wertvollen Beitrag zu leisten.


Autor: Vizeleutnant Professor Wolfdieter Hufnagl, Jahrgang 1944. Milizunteroffizierslaufbahn beim ehemaligen Fernmeldebataillon 1 in Wien und Ausbildung zum Kraftfahrunteroffizier (Heeresfahrlehrer A); Informationsoffizier beim Militärkommando Wien; mehrere Auslandseinsätze u. a. in Albanien und im Kosovo. Vor dem Ruhestand hauptberuflich bei den Österreichischen Bundesbahnen in leitender Stellung im Bahnbetrieb, später in der Generaldirektion bei der Erstellung neuer Unternehmenskonzepte tätig. Verfasser mehrerer Fachbücher aus den Bereichen Militär, Polizei, Eisenbahn und Waffentechnik, seit 2005 Professor.

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