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Royal Hospital Chelsea

Seit über 300 Jahren existiert in London ein "Pensionistenheim" für alte und kranke Soldaten des Vereinigten Königreiches. Das Royal Hospital Chelsea ist eine weltweit einzigartige Einrichtung, die es pensionierten Armeeangehörigen ermöglicht, dort ihren Ruhestand zu verbringen.

Die britische Armee ist seit fast 400 Jahren rund um den Globus überall dort im Einsatz, wo die größten Schlachten geschlagen werden. Die Schlachtennamen, die davon zeugen, sind Legende: Blindheim, Saratoga, Waterloo, Balaklava, Peking, Isandhlwana, Somme, Ypern, El Alamein, Arnheim, Suez, Arden, Falklands etc. Die meisten Männer (und Frauen), die in diese Kriege zogen, waren und sind Berufssoldaten. Nur während der Weltkriege bestand die Notwendigkeit, von einem Freiwilligenheer zur Wehrpflicht überzugehen (erstmals 1916, dann neuerlich 1939). Die allgemeine Wehrpflicht wurde 1948 in den so genannten "National Service" umgewandelt, 1963 aber ganz aufgegeben. Seither kämpfen für die britische Krone nur mehr Berufssoldaten. Heute hat die britische Armee einen Stand von rund 110 000 Aktiven und 33 000 Personen in einer Art Miliz (TA, Territorial Army). Viele von ihnen taten und tun ihren Dienst verstreut über die ganze Welt: Von Deutschland bis Brunei, von Zypern bis Kenia, viele aber auch im derzeitigen militärischen Hotspot Afghanistan.

Was passiert aber, wenn die Soldaten der Krone müde, alt, gebrechlich und pflegebedürftig werden? Ein Großteil von ihnen kommt dann in den Genuss einer ganz gewöhnlichen staatlichen Pension. Nur wenige werden in ein ganz besonderes "Pensionistenheim" aufgenommen: An die 300 Soldatinnen und Soldaten verbringen ihren Lebensabend im Royal Hospital Chelsea in London.

Geschichte

Im Jahr 1661 gründete Charles II. eine erste stehende, reguläre Armee. Schon bald stellte sich die Frage, was mit den Soldaten geschehen sollte, die für die Krone ihre Gesundheit und eine Zeit ihres Lebens geopfert hatten. Die Antwort brachte der Herzog von Monmouth, Charles ältester, aber illegitimer Sohn, aus Frankreich mit. Dieser hatte 1672 Paris besucht und dabei den Baufortschritt am "Hôtel des Invalides" verfolgt, das für 5 000 invalide französische Soldaten gedacht war.

Eine ähnliche Einrichtung in England zu errichten hatte für Charles II. mehrere große Vorteile: Einerseits würde er das drängende Problem der Versorgung alter Soldaten los, andererseits konnte er mit einem solchen Bau ein architektonisches Zeichen seiner Regentschaft setzen. Zudem hatte er damit eine "Kaserne" mit zwar alten, aber loyalen und bewaffneten "Bodyguards" in seiner Nähe. Darum beauftragte er im Jahr 1682 den Erbauer der St. Pauls Cathedral, Sir Christopher Wren, mit der Planung des "Royal Hospital". Zehn Jahre später, im Februar 1692 zogen die ersten "pensionierten" Soldaten, die so genannten Pensioners, in das Gebäude im Londoner Stadtteil Chelsea ein, was Charles II. allerdings nicht mehr erlebte.

Das ursprüngliche Gebäude war in U-Form angelegt. Mit einem monumentalen Eingang, von dem es links in die Kapelle und rechts in den Speisesaal wegging. In den Seitenflügeln waren die Soldaten in kleinen Holzkojen untergebracht, in denen gerade ein Bett und ein paar private Habseligkeiten Platz fanden. Das Leben der ehemaligen Soldaten spielte sich in den Gängen und im Garten ab. Und der war damals groß genug: Er reichte von der Themse bis zur Kings Road. Heute ist nur mehr ein Bruchteil davon übrig.

Ursprünglich war das Royal Hospital für 500 ehemalige Soldaten vorgesehen gewesen. Eingeteilt in acht Kompanien Fußsoldaten und eine Kompanie Reiterei. Die insgesamt neun Kompanien sollten 30 Offiziere haben. Die Kompanieeinteilung besteht (theoretisch) bis heute, Offiziere sind allerdings bis auf die Führungskräfte des Hospitals nicht mehr zugelassen. Die Kompanieeinteilung spiegelte sich auch in der Anlage der Schlafkojen wider: Pro Gang waren es 24 für die Mannschaften und zwei für Unteroffiziere. Die Belegschaften von je zwei Gängen formten eine Kompanie.

Um in den Genuss eines Wohnrechtes im Royal Hospital zu kommen, mussten die Soldaten

  • ihre staatliche Pension abgeben und
  • mindestens 20 Jahre gedient haben oder
  • verwundet worden sein.

Als Uniform erhielten die "Veteranen" einen roten Waffenrock mit dunkelblauen Aufschlägen und einen Dreispitz. Rock und Hut sind in leicht abgeänderter Form bis heute die Paradeadjustierung eines Pensioners.

Das Royal Hospital überstand die ersten 100 Jahre des Bestehens relativ unspektakulär. Während der Napoleonischen Kriege spitzte sich die Situation allerdings dramatisch zu. Die britische Armee war so groß wie nie zuvor. Das Chelsea Royal Hospital war nicht nur Pensionistenheim, sondern wurde zeitweise auch zum Lazarett. So waren 1794 nach den ersten Kriegen mit der französischen Revolutionsarmee 1 900 Kranke und Verwundete zusätzlich in Chelsea untergebracht. Man legte die Männer überall hin, selbst auf den Dachboden. Im Jahr 1809 begann man schließlich mit Erweiterungen, die sich insgesamt über 20 Jahre hinziehen sollten. Beauftragt mit dem Projekt wurde Sir John Soane. Ihm verdankt das Chelsea Hospital sein heutiges Aussehen mit all den Verwaltungs- und Nebengebäuden.

Obwohl das Royal Hospital Chelsea in den 1840er Jahren etliche Reformen erfuhr, stellte man es seit den 1850ern immer wieder in Frage. Besonders, als 1865 das Seniorenheim für Marineangehörige in Greenwich geschlossen wurde. Eine Kommission befand allerdings, dass der Nutzen des Hospitals größer war als finanzielle Gewinne aus dessen Schließung. Ähnliches wiederholte sich 1883 und 1894.

Am 16. Februar 1918 folgte ein Angriff ganz anderer Natur auf die Existenz des Royal Hospital: Deu tsche Bomber waren dem Verlauf der Themse gefolgt und hatten aus großer Höhe den imposanten Komplex des Hospitals, noch dazu ein militärisches Ziel, ausgemacht. Ihre Bomben trafen ein Gebäude und töteten einen Offizier, dessen Frau, deren zwei Kinder und die Nichte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der zerstörte Flügel wieder aufgebaut, allerdings mit modernerer Einrichtung. In der Zwischenkriegszeit versuchte man generell den Insassen etwas mehr Komfort zu verschaffen, z. B. auch durch den Einbau von Bädern. Vorgesehen war, dass jeder Soldat pro Woche ein Mal baden konnte. Außerdem wurde eine Zentralheizung installiert und die Bewohner der Kojen bekamen Leselampen.

Im Zweiten Weltkrieg sollte den Insassen des Hospitals nicht mehr passieren, was 1918 geschehen war. Gleich zu Kriegsbeginn legte man Splitterschutzgräben im Garten an und die Keller wurden zu Luftschutzbunkern umfunktioniert. Im Jahr 1940 kam es zu drei Bombenabwürfen über dem Seniorenheim. Es gab allerdings kaum Schäden und keine Opfer. Weitere Angriffe folgten. Einer zerstörte den Haupt-Stiegenaufgang, nach einem weiteren Angriff brachen mehrere Feuer aus, die aber rasch gelöscht werden konnten. Doch am 16. April 1941 schlug das Schicksal auch im Royal Chelsea Hospital zu. Eine Seemine, abgeworfen an einem Fallschirm, traf die Pflegestation, tötete vier Krankenschwestern, einen Hausmeister und acht Pensioners. Weitere Tote gab es beim Einschlag einer V2-Rakete am 3. Jänner 1945 ausgerechnet in jenem Flügel, der bereits im Ersten Weltkrieg zerstört worden war. Fünf Insassen kamen ums Leben, 19 wurden verletzt.

Traumatisierte Kriegshelden

Die Insassen des Royal Hospital Chelsea waren und sind für viele Briten zwar "Kriegshelden", viele davon sind allerdings schwer traumatisiert. Während in den ersten zwei Jahrhunderten des Bestehens dieser Einrichtung vor allem die latente Gewalt und Verrohung durch jahrelanges "Leben im Felde" ein Problem war, dem man mit rigoroser Disziplin begegnete, sieht man heute auch den psychischen Zustand der ehemaligen Soldaten.

Viele Insassen erlebten den Ersten und den Zweiten Weltkrieg im aktiven Dienst in der britischen Armee und hatten die Erinnerungen an die traumatischen Grabenkämpfe der Westfront und die Brutalität des Krieges im burmesischen Dschungel erlebt. Der letzte Teilnehmer des Ersten Weltkrieges starb im Royal Hospital im Jänner 2002. Veteranen des Zweiten Weltkrieges stellen heute noch beinahe die Hälfte der Insassen des Hospitals. Davon rund ein halbes Dutzend, das traumatische Erlebnisse aus der japanischen Kriegsgefangenschaft mit sich trägt.

Die Gemeinschaft unter Soldaten, die Gleiches erlebt und ertragen haben, bedeutet den Insassen des Hospitals daher sehr viel. Oft kommen sie innerhalb dieser geschlossenen Gesellschaft weit besser mit ihren Gefühlen und Problemen zurecht, als in einem Dasein als gewöhnliche "zivile" Pensionisten. Im Royal Hospital Chelsea werden sie respektiert und verstanden.

Royal Hospital Chelsea heute

Derzeit hat das Hospital 300 Bewohner: 297 Männer und drei Frauen. Frauen wurden erst vor wenigen Jahren zugelassen. Das Durchschnittsalter beträgt 83 Jahre, der älteste Pensioner ist derzeit 100. Von den 300 sind 220 dem Alter entsprechend fit, der Rest benötigt eine Vollzeit-Pflege.

Ein Eintritt ins Royal Hospital Chelsea ist frühestens mit 65 Jahren möglich. Im Durchschnitt kommen die meisten Insassen derzeit mit 78.

Die Aufnahmeregeln besagen, dass die Insassen keinen Lebenspartner mehr haben dürfen. Sollte einer der 297 Männer eine Beziehung mit einer der drei Insassinnen eingehen, so müssten beide das Hospital wieder verlassen.

Während gewöhnliche Ex-Soldatinnen und Soldaten eine staatliche Pension entsprechend ihrer Dienstzeit erhalten, müssen die Bewohner des Hospitals auf diese verzichten. Dafür garantiert man ihnen aber auch ihre Versorgung. Finanziert wird die Einrichtung durch eine Subvention des Verteidigungsministeriums, die allerdings nur den täglichen Betrieb sichert. Die Kosten pro Person und Jahr betragen umgerechnet rund 35 000 Euro. Die Insassen selbst müssen daher ihre staatliche Pension aufgeben und überdies einen kleinen Beitrag leisten, der ihren finanziellen Möglichkeiten entspricht. Sämtliche anderen Ausgaben werden durch Fund-Raising bestritten. So etwa das um über 30 Millionen Euro neu erbaute Pflegeheim.

"Das Royal Hospital Chelsea versteht sich - wie auch die britische Armee - als große Familie", sagt Peter Currie, Lieutenant-Governor des Hospitals. Der pensionierte General ist Vizedirektor der Anstalt und einer von zwei leitenden Offizieren. Sonst sind heute nur mehr Mannschaften und Unteroffiziere zugelassen. Es sei denn, ein Unteroffizier hat sich zum Offizier hochgedient, was in der britischen Armee mit einem relativ durchlässigen System möglich ist.

Peter Currie beschreibt die Pensioners so: "Die Leute kommen in diese Gemeinschaft zurück, zu der sie noch immer starke Bindungen haben. Wie in jeder Gemeinschaft lebt bis zu einem gewissen Grad jeder sein eigenes Leben. Aber es gibt natürlich einen bestimmten Rhythmus." Entsprechend dem hohen Alter der Pensionisten beginnt der Tag sehr früh. Für viele schon um fünf Uhr oder früher. Das Frühstück wird gemeinsam im großen Speisesaal eingenommen. Ein großer Raum mit dunkler Holzvertäfelung, in die in Goldlettern die Schlachten der Armee seit deren Gründung eingeschnitzt sind. Über den Köpfen der Pensioners hängen die Nachbildungen von Fahnen, die diese Armee in über 300 Jahren erobert hat.

Nach dem Frühstück kann im Grunde jeder machen, was ihm beliebt. Die Leute gehen ihren Hobbies nach oder ziehen sich wieder in ihre "Kojen" zurück. Wenn die Männer (und Frauen) fit genug sind, übernehmen sie auch allgemeine Dienste wie die Aufsicht im kleinen Museum des Hospitals oder die "Torwache".

Der nächste gemeinsame Punkt im Tagesablauf ist das Mittagessen. Danach folgt eine Ruhezeit. Während dieser ist das Hospital für Besucher nicht zugänglich. Der Nachmittag steht wieder zur freien Verfügung bis zum Abendessen.

Abends erfolgen oft gemeinsame Aktivitäten. Ein beliebter Treffpunkt ist der Club. Dort finden verschiedene Spiele und manchmal auch Tanz abende statt.

Bis 1630 Uhr - bis zur Schließung des Hospitals für die Öffentlichkeit - tragen die Pensioners Uniform, bestehend aus einem dunkelblauen Rock und einem Käppi mit den Initialen RH. Verlässt ein Insasse einen Drei-Kilometer-Radius um das Hospital und wünscht dies in Uniform zu tun, so muss er in die rote Ausgehgarnitur wechseln. Ein Ausgang in zivil ist ebenfalls gestattet.

Viele der Insassen tragen durchwegs die blaue Dienst-Uniform. Oft haben sie nur mehr eine zivile Garnitur. Für große Garderobe hätten sie auch kaum Platz, denn die Wohnverhältnisse sind noch fast so wie zu Wrens Zeiten. Die Schlafkojen sind inzwischen zwar doppelt so groß wie bei der Gründung des Hospitals, aber immer noch winzig.

Aus diesem Grund wurden die drei Frauen in einem Flügel untergebracht, der bereits modernisiert wurde. Es kursiert der Witz, man habe die weiblichen Insassen dorthin gebracht, weil es das Gebäude sei, in dem im Ersten und Zweiten Weltkrieg die Bomben eingeschlagen hätten. Und man wisse ja nie … Sobald mehr moderne Unterkünfte zur Verfügung stehen, wünscht sich die Heimleitung mehr Frauen: "Frauen tendieren dazu, auf jede Gesellschaft einen zivilisierenden Einfluss zu haben. Womit ich jetzt nicht sagen will, dass die Herren hier unzivilisiert sind. Ganz im Gegenteil. Aber Frauen tragen jedenfalls viel zur Gesellschaft bei, und es ist einfach natürlich, sie hier zu haben.", so Currie.

Der noch vorherrschende Mangel an Komfort ist für die Leitung auch eine große Herausforderung, gesteht Lieutenant-Governor Currie: "Würde Sir Christopher Wren das Haus heute betreten, er würde es offen gestanden sofort wieder erkennen. Es hat sich fast nichts verändert. Aber unsere Aufgabe ist es, das Hospital ins 21. Jahrhundert hinüberzuführen. Diese Modernisierung ist essenziell, um den Leuten einen angemessenen Standard bieten zu können." Und ohne diesen, so fürchtet Currie, wird es auf Dauer auch schwierig, den Stand von 300 Insassen zu halten. Probleme bei der Modernisierung sind einerseits die Kosten, die mit rund 15 Millionen Euro veranschlagt wurden und andererseits die Tatsache, dass das gesamte Hospital unter Denkmalschutz steht. Dennoch soll das Projekt bis 2016 abgeschlossen sein.

General a. D. Peter Currie: "Zum Glück sehen die Verantwortlichen inzwischen ein, dass das hier ein Platz ist, wo unser kulturelles Erbe gelebt wird. Und es nützt nichts, die Gebäude in ihrem Urzustand zu erhalten, wenn sie nicht bewohnbar sind. Darum muss man modernisieren und nur die Dinge im Original erhalten, die essenziell sind." Für Currie persönlich ist vor allem wichtig, dass hier seit 300 Jahren Menschen zu demselben Zweck leben.

Das Pflegeheim wurde auf dem Gelände nach modernsten Gesichtspunkten errichtet, gleicht sich äußerlich aber der übrigen Architektur an. Diese so genannte "Infermary" ist jährlich der letzte irdische Aufenthaltsort für rund 45 Pensioners. Peter Currie beschreibt die Philosophie, die den Tod seiner Schützlinge umgibt: "Wir bevorzugen es, wenn die Leute bei uns sterben. Hier, bei ihrer Familie, bei ihren Freunden. Wenn jemand ins Krankenhaus muss, dann schauen wir, dass wir ihn zum Sterben wieder hierher zurückbringen können." Bis zuletzt können die Siechenden dort von ihren Kameraden besucht werden, werden von ihnen in Rollstühlen in den Garten geschoben, bleiben Mitglied der Gesellschaft. Eine Gruppe des beliebten Holland Park Theatres kommt vier Mal jährlich eigens für eine Aufführung ins Pflegeheim.

Tradition

Wie in vielen britischen Einrichtungen, und speziell bei der Armee, spielt Tradition eine große Rolle. Diese ist sozusagen eine Erweiterung der Aufgaben des Royal Hospital Chelsea. Peter Currie beschreibt wieso: "Auf einer Ebene sind wir hier, um auf 300 alte Menschen aufzupassen. Eine andere Ebene ist das, wofür wir hier stehen. Wir sind Testimonials für die Opfer, die Generationen von Soldaten im Dienst für ihre Nation gebracht haben. Darum befürworte ich auch sehr, wenn unsere Leute hinausgehen und Besucher hereinkommen. Es ist wichtig, dass die Nation diese Leute sieht und dass sie sich daran erinnert, was sie in den über 300 Jahren für sie getan haben." Um dies auch zu zeigen, gibt es im Kalender der Pensioners einige fixe Termine. Deren wichtigster ist der Gründer-Tag. Er wird am 29. Mai begangen und erinnert an den Geburtstag von Charles II. Die goldene Statue von Charles II. im Innenhof - dem Figure Court - des Hospitals wird an diesem Tag mit Eichenlaub verhüllt. Eine Erinnerung daran, dass Charles II. sich auf der Flucht vor den Truppen Cromwells 1651 angeblich im Geäst einer Eiche versteckt haben soll. Die vier Kompanien der Pensioners stellen sich dann um diese Statue auf und werden von einer hochstehenden Persönlichkeit, oft von einem Mitglied des Königshauses, inspiziert.

Pensioners sind bei jeder großen Parade dabei. So etwa beim jährlichen Umzug des Lord Mayors am zweiten Sonntag im November. Gekleidet in genau jene Uniformen, die schon ihre Vorfahren vor 300 Jahren getragen hatten: Roter, langer Waffenrock und Dreispitz. Eine weitere Ausrückung haben die Pensioners zum Totengedenktag, dem Remembrance Day.

Höhepunkt der letzten Jahre waren aber zweifellos ein Vorbeimarsch der alten Soldaten an Queen Mum zu deren hundertstem Geburtstag im Jahr 2000 und das Goldene Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. am 4. Juli 2002. Zu diesem Anlass schenkten die Pensioners der Queen einen wertvollen Stuhl mit Intarsienarbeiten, auf den sie sich bei Paraden setzen kann. Die Monarchin ihrerseits zeigte ihre Verbundenheit zum Royal Hospital Chelsea, indem sie ihm einen goldenen Zeremonienstab schenkte. Hiezu kursiert der Spruch: "Hätte die Queen uns einen zweiten Stab geschenkt, hätte auch Prinz Philipp einen Stuhl zum Niedersetzen bekommen." Noch mit einer weiteren britischen Institution sind die Pensioners eng verbunden: nämlich mit der Chelsea Flower Show der Royal Horticultural Society. Diese findet auf den Gründen des Hospitals, den sogenannten "South Grounds" jedes Jahr Ende Mai/Anfang Juni statt und ist die Gartenschau schlechthin. Nur bei Pferderennen in Ascot sieht man noch mehr Hutträgerinnen der feinen britischen Gesellschaft. Und auch hier mischt sich das Scharlachrot der groben Uniformen mit den feinen Roben und Anzügen der Besucher.


Autor: Mag. Uwe Schwinghammer, Jahrgang 1970, 1989 Matura in Innsbruck, danach Präsenzdienst in der S5-Abteilung des Militärkommandos Tirol. Ab 1990 Studium Geschichte und Spanisch. 1995 Diplomarbeit über die "Feldgeistlichkeit im Ersten Weltkrieg in Tirol". Neben dem Studium freiberufliche Tätigkeit u. a. beim ORF, bei Antenne Austria und bei der Tiroler Tageszeitung. 1995/96 Kolleg am Kuratorium für Journalistenausbildung. Ab 1994 freier Mitarbeiter, dann Pauschalist, Redakteur und von 2004 bis 2008 Redaktionsleiter beim Kurier (Tirol). Verfasser zahlreicher Berichte über das Österreichische Bundesheer u. a. vom Kosovo und vom Golan.

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