Aus der Truppe: Militärpiloten in Österreich
Der Einsatz von Luftstreitkräften ist ein in der heutigen Zeit weltweit nicht mehr wegzudenkendes Mittel zur Durchsetzung politischer Interessen und alles deutet darauf hin, dass das auch in der Zukunft so sein wird. Auch die österreichische Sicherheitspolitik stützt sich auf Luftstreitkräfte ab.
Der Ankauf von neuen Luftfahrzeugen, wie dem Hubschrauber S-70 "Black Hawk" und dem Transportflugzeug C-130 "Hercules" sowie die Entscheidung zur Beschaffung des Eurofighter "Typhoon" sind notwendige Investitionen, um die von der Politik geforderten Aufgaben auch erfüllen zu können. Der Einsatz dieser sehr teuren, sehr leistungsfähigen und auch sehr komplexen Systeme erfordert bestens ausgebildete Piloten.
In Österreich werden die Auswahl und Ausbildung der Militärpiloten und Militärfluglehrer zum Großteil durch die Luftstreitkräfte selbst und im eigenen Land durchgeführt. Nur die Ausbildung auf dem Jagdflugzeug "Typhoon" sowie spezielle Kurse, wie zum Beispiel das Simulatortraining für Hubschrauber oder die Ausbildung auf der "Hercules", werden im Ausland gegen entsprechenden Kostenersatz durchgeführt. Meistens sind es Kostengründe, die zur Auslagerung von Ausbildung in das Ausland zwingen bzw. im Falle des Eurofighters auch das Fehlen von eigenen Doppelsitzern, die entgegen ersten Plänen nicht beschafft werden.
Auswahlverfahren
Die Ausbildung von Militärpiloten ist sehr zeit- und kostenintensiv. Am Beginn steht ein umfangreiches Auswahlverfahren, welches dazu dient, junge Frauen und Männer mit erforderlicher körperlicher, geistiger und persönlichkeitsbezogener Eignung zu finden. Für den Beruf des Militärpiloten gibt es ein definiertes Anforderungsprofil, das ständig den neuen Aufgaben und Einsatzmitteln durch laufende Überprüfungen angepasst wird.Ziel des Auswahlverfahrens ist es, jene Frauen und Männer zu finden, die möglichst exakt diesem Anforderungsprofil entsprechen. Das Auswahlverfahren bestehen lediglich fünf Prozent aller Bewerber, die dann mit der Ausbildung beginnen können. Durch diese harte Auslese wird gewährleistet, dass nur bestens geeignete Piloten unsere Militärluftfahrzeuge fliegen. Aufgrund der hohen Ausfallsrate lassen sich leider viele an diesem Beruf interessierte Jugendliche bzw. junge Erwachsene - vor allem viele Frauen - davon abhalten, sich zu bewerben. Es muss daher Ziel sein, die jungen Staatsbürger, die sich für diesen Traumberuf interessieren, zu ermuntern, sich dem Auswahlverfahren zu stellen. Nur so kann festgestellt werden, ob die Eignung vorhanden ist oder nicht. Die grundsätzlichen Anforderungen werden jährlich in einem Verlautbarungsblatt neu veröffentlicht und liegen in jeder Dienststelle des Bundesheeres auf. Diesem Verlautbarungsblatt ist ein Anmeldeformular beigelegt, mit dem sich jeder Interessierte zu den Tauglichkeitsuntersuchungen melden kann.
Diejenigen, welche aufgrund der Untersuchungen - die im Regelfall eine Woche dauern und im Heeresspital in Wien-Stammersdorf durchgeführt werden - die Militärfliegertauglichkeit erlangen, werden einem Kurs zur praktischen fliegerischen Eignungsfeststellung zugeführt. Diese Kurse finden zweimal jährlich bei der Fliegerschule der Luftstreitkräfte statt. Sie dauern jeweils 13 Wochen und bestehen aus einer Einweisungswoche mit Assessment, einem vierwöchigen Kurs zur Erlangung des Allgemeinen Funkerzeugnisses (AFZ) und einem etwa achtwöchigen Block mit 75 Theorie- und 25 Flugstunden. Am Ende dieser Kurse wird durch eine Kommission entschieden, wer zur Militärpilotenausbildung zugelassen wird.
Ausbildung
Alle Anwärter werden umfassend über den Beruf und die Laufbahn des Militärpiloten informiert. So erhalten sie eine gute Entscheidungsgrundlage für ihre Berufswahl. Jeder Bewerber, der von der Kommission zur Ausbildung zugelassen wird, muss sich dann entscheiden, ob er sich zum Militärpiloten ausbilden lassen will. Erst mit Beginn dieser Ausbildung verpflichtet man sich, nach der Einsatzpilotenausbildung zumindest für acht Jahre als Militärpilot zu dienen, oder aber die Ausbildungskosten zurück zu zahlen.Die Ausbildung zum Einsatzpiloten dauert je nach Luftfahrzeugtype drei bis vier Jahre. Sie beginnt für Flächenpiloten mit einer einjährigen Ausbildung auf dem "Turbotrainer" Pilatus PC-7. Die Transporterpiloten kommen im Anschluss daran zur Einsatzpilotenausbildung auf dasleichte Transportflugzeug Pilatus PC-6 nach Langenlebarn, die Düsen-(Jet-)Piloten auf den Düsentrainer Saab 105Ö nach Linz-Hörsching.
Die Hubschrauberpiloten beginnen mit einer etwa neun Monate dauernden Grundausbildung auf dem Agusta Bell AB.206 in Langenlebarn. Die Einsatzpilotenausbildung erfolgt dann bei jener Einsatzstaffel, der sie zugeteilt werden.
Dazu kommt die allgemeine militärische Ausbildung, die für Militärpiloten mit Matura aus dem Einjährig Freiwilligenjahr und für Militärpiloten ohne Matura aus der vorbereitenden Kaderausbildung, dem Chargenkurs und dem allgemeinen Semester an der Heeresunteroffiziersakademie besteht. Einsatzpiloten, die eine Kommandantenlaufbahn anstreben, haben zusätzlich den Fachhochschul-Diplomstudiengang "Militärische Führung" und die Truppenoffiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie zu absolvieren, wobei ihnen aber die Einsatzpilotenausbildung als Fachausbildung angerechnet wird.
Oberst Peter Trierweiler