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Am Horn von Afrika

Zentralafrika kommt nicht zur Ruhe. Auch nach dem Zeitalter der Kolonialisierung scheinen es Demokratie, Menschenrechte und wirtschaftliche Entwicklung ohne fremde Hilfe in Afrika schwer zu haben. Die afrikanischen Sorgen sind groß und Hilfe ist angesagt. Die deutsche Marine leistet dort ihren Beitrag für den Frieden.

Es herrschen Bürgerkriege im Kongo und in Uganda. Ein Krieg um Diamanten in Sierra Leone. Bürgerkrieg zwischen Schwarzafrikanern und arabischstämmigen Reiterhorden in der sudanesischen Provinz Darfur. Die Liste der Gräueltaten und Völkermorde scheint endlos. Solange Diktatoren vom Schlag eines Robert Mugabe in Zimbabwe den Kontinent fest im Griff haben, lässt sich nur vage voraussehen, wie die Zukunft aussehen wird.

Sind die in der Vergangenheit willkürlich gezogenen Grenzen womöglich die Ursache der Konflikte um wirtschaftliche Ressourcen? Haben vielleicht ethnische Konflikte, wie in Ruanda, hier ihren Ursprung? Millionen von Flüchtlingen, auseinanderbrechende Staaten und völlig entvölkerte Landstriche sind die Folge. Daraus entwickeln sich unweigerlich eine unvorstellbare Massenarmut, Hungersnöte und ein Raubbau an Flora und Fauna.

Ist AIDS kein versteckter Einzelfall, sondern ein Massenphänomen, das den ganzen Kontinent betrifft, ein Produkt dieser Entwicklung? Die Krankheit, wie es viele Afrikaner nur nennen, rafft ganze Stämme dahin und beraubt den Kontinent seiner produktiven Generationen. Trotz enormer natürlicher Ressourcen scheint nun sogar ein Konflikt um Wasser unausweichlich. Klimawandel und Globalisierung versetzen dem angeschlagenen schwarzen Kontinent wahrscheinlich in naher Zukunft den Todesstoß. Der Ursprung der Menschheit scheint zu kollabieren.

Die Wiege Djibouti - klein, aber wichtig

Nahe am so genannten Horn von Afrika, der strategisch wichtigen Meerenge Bab-el-Mandeb, die den Jemen vom afrikanischen Kontinent trennt, erlebt das kleine Land Djibouti eine Renaissance. Jährlich passieren über 5 000 Handelsschiffe dieses Seetor. Es liegt genau zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden. Die jemenitische Küste auf dem arabischen Festland ist nur wenige Kilometer entfernt. Nach 115 Jahren Kolonialzeit rettete sich das Land 1977 in die Unabhängigkeit, um sich Anfang der 90er Jahre einem drei Jahre langen Bürgerkrieg auszusetzen. Die beiden Volksgruppen, äthiopische Afar und somalistämmige Issa, konnten nur durch das französische Eingreifen voneinander ablassen. Die französische Intervention überhaupt war die Konsequenz aus ständigen Kämpfen in Somalia, Äthiopien und Eritrea, jenen verarmten, aber kriegerischen Nachbarstaaten Djiboutis.

200 000 Menschen leben in der Stadt Djibouti, die restlichen 300 000 als Nomaden oder Bauern auf dem Land. Allerdings gibt es kaum etwas anzubauen. Nur 0,4 Prozent der Landesfläche sind nutzbar - der Rest ist Wüste. Die wirtschaftliche Stärke liegt in einem großen Überseehafen, ein Objekt der Begierde für die viel größeren Nachbarstaaten.

Tatsächlich kann Djibouti als Stadtstaat mit Wüstengürtel bezeichnet werden. Es wird autokratisch vom Dauerpräsidenten Ismail Omar Gulleh geführt, der mit einer kleinen Machtclique regiert. Das verarmte Volk hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von nur 45 Jahren, auch ein Ergebnis der hohen AIDS-Rate - von Hunger, Tuberkulose und andern Armutskrankheiten ganz zu schweigen.

Der Einfluss der gegenüberliegenden arabischen Hemisphäre macht sich bemerkbar, denn fast 95 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Islam, der sich aber eine afrikanische Eigendynamik bewahrt hat.

Die Kaudroge Khat wird aus den Nachbarländern tonnenweise importiert. Sie lähmt einem Großteil der Bevölkerung den Blick nach vorne. Die außenpolitischen Aktivitäten versiegen in gezielten Terrorwarnungen aller Art. Politiker wie der ehemalige deutsche Bundespräsident Johannes Rau sagten umgehend alle Besuche für diese Region ab. Nicht erst seit dem Anschlag auf das US Navy-Schiff "Cole" ist diese Region eine latente Brutstätte für terroristische Aktivitäten.

Französische Interessen

Nördlich des 10. Breitengrades und westlich des 40. Längengrades erfährt der wüstenartige Stadtstaat eine geostrategische Aufwertung, die ihm ganz gelegen kommt. Schon zu oft versuchten die feindlich gesinnten Nachbarn, nach dem relativ reichen Überseehafen zu greifen. Nach der Eröffnung des Suez-Kanals 1869 setzten sich französische Truppen im Land fest und bilden zusammen mit dem Tschad eine frankophile Hemisphäre. Nach der Erlangung der Unabhängigkeit ging es geopolitisch mit dem kleinen Land stetig bergab. Die französischen Fremdenlegionäre blieben aber bis zum heutigen Tag und stellen eine Art Sicherheitsgarantie für das Land dar.

Djibouti selbst verfügt über nur wenige Streitkräfte, die noch dazu kaum als solche bezeichnet werden können. Frankreich, als erfahrene Interventionsmacht in Afrika, stellt Truppen zum Dienst in der Wüste ab. In Summe sind es an die 5 000 Soldaten und Beamte die hier französische Interessen vertreten. Zu erwähnen ist das 5. RIAOM (Regiment Interarmes d´outre mer), eine Art ständiges Übersee-Regiment mit wechselnder Besetzung. Hauptsächlich dient es dazu, die logistische Arbeit am Seehafen und Flughafen abzuwickeln sowie Wach- und Sicherungsaufgaben zu übernehmen. Speerspitze der französischen Streitkräfte ist aber die 13. DBLE (Demi Brigade de la Legion Étrangere) mit ihrem Wüstenausbildungszentrum CECAP (Centre d´entrainement commando d´Arta Plage).

Die traditionsreiche 13. Halbbrigade ist auf mehrere kleine Stützpunkte verteilt und stellt die operativen Einheiten, bestehend aus Infanterie, Pionieren und leichten gepanzerten Aufklärungskompanien. Das Bild dieser Truppe hat sich stark verändert, seit die Legion ein Teil der regulären französischen Streitkräfte ist.

"OPERATION ENDURING FREEDOM"

Für die markanten Legionäre verlief der Dienst in der Wüste recht eintönig - bis zum 11. September 2001. Kurz danach gingen über 1 500 US Marines der 26. MEU (Marine Expedition Unit - eine Expeditionseinheit der Marine) an Land und vertreten nun die Interessen der USA in der "OPERATION ENDURING FREEDOM" (OEF). Die Marines haben sich im festungsartigen Camp Lemonier verschanzt, das an den Flughafen Ambouli angrenzt. "Kampf gegen den Terror" heißt nun die Devise bei den ständigen Übungen mit den Legionären. Camp Lemonier ist übrigens das einzige ständige Feldcamp amerikanischer Streitkräfte in Afrika und besitzt deshalb große strategische Bedeutung.

Task Force 150

Seit dem Februar 2002 ist nun auch Deutschland mit einer Marinelogistikbasis (MLBE) im Einsatzland präsent. Die "Milbe", wie sie scherzhaft von den deutschen Soldaten genannt wird, ist Logistikbasis für Teile der deutsch geführten Task Force 150, einem internationalen Marineverband, der der "OPERATION ENDURING FREEDOM" angehört. Das deutsche Einsatzkontingent (DtEinsKtg OEF) zählt mit den Schiffsbesatzungen fast 400 Soldaten. Etwa 30 davon sind in der MLBE tätig, hauptsächlich Logistiker, Sanitäter, Fernmelder und Soldaten aus dem Bereich für Militärische Sicherheit. Sogar vier Feldjäger versehen ihren Dienst am Horn. "Überall, wo deutsche Soldaten sind, gibt es auch Feldjäger", so ein Streifenführer. Richtig heiß wird es, wenn eine Fregatte anlegt und die Seeleute Ausgang haben. "Wo ein Legionär sein Bier trinkt, kann es ein deutscher Matrose erst recht", so die Devise. "Sogar ohne Zwischenfälle", wie ein Militärpolizist erleichtert bemerkt.

Auftrag der jeweils eingesetzten Fregatte ist es, den wichtigen Seeweg entlang des Roten Meeres, dem Golf von Aden und der somalischen Küste zu kontrollieren. Ein Gebiet von über 2 700 Seemeilen Länge. Hauptsächlich sollen Waffenschmuggel, Menschenhandel und Drogenumschlag unterbunden werden. Diese Transitstrecke ist auch als Hauptroute von mutmaßlichen Terroristen auf dem Weg von und nach Afrika bekannt. So war einer der Fregatten ein großer Fang ins Netz gegangen: Munition und schwere Handfeuerwaffen wurden in unscheinbaren Fischkuttern entdeckt. Ein wichtiger Schlag gegen die Piraterie und den Terrorismus in dieser Region.

Zur maritimen Komponente kommen noch zwei Bordhubschrauber Westland "Sea Lynx" Mk.88 und Seefernaufklärer, die in Kenia stationiert sind.

Bemerkenswert ist, dass die Hubschrauber alle sechs Monate mit dem Transportflugzeug "Transall" ausgetauscht werden. Sie werden teilweise zerlegt und von Norddeutschland via Kreta im Laderaum der "Transall" ins Einsatzland geflogen. Klima und Witterung verlangen den Helikoptern und der Besatzung alles ab.

Neben Deutschland beteiligen sich auch Spanien, Italien, Großbritannien und Frankreich an der von der US Navy geführten Mission. Im US Central Command laufen alle Informationen über Schiffsbewegungen im Golf zusammen. Nach verfügbaren Informationen werden Prioritäten gesetzt und bei ausreichenden Verdachtspunkten Schiffe geboardet. Boarding, so die militärische Version von Entern, stellt ein wichtiges Instrument zum Verifizieren von Schiffsangaben im Bezug auf Ladung, Heimat- und Bestimmungshafen sowie Route dar. Die internationale Task Force führte in über zwei Jahren mehr als 15 000 Funkabfragen (Querys) und mehr als 100 Kontrollen durch.

Boarding-Team "Augsburg"

Das Boarden von Schiffen ist bei der deutschen Marine seit den späten 80er Jahren Einsatztaktik. Die Kampfschwimmer übernahmen und verbesserten Techniken von den US Navy Seals und den Briten. 1994 wurde das Boarden dann in der Adria erstmalig im Einsatz angewandt. Die Blockade gegen die Balkanstaaten musste durchgesetzt werden. Bei abnehmender Einsatzstärke, aber wachsenden Aufgaben wurde schnell klar, dass dies nicht lange nur Aufgabenbereich der Kampfschwimmerkompanie bleiben konnte.

Mit der Aufstellung des SEKM (Spezialisierte Einsatzkräfte Marine) im Jahr 2003 in Bataillonsstärke bekommt nun die lange vernachlässigte Marinesicherungstruppe einen ganz neuen Stellenwert. Teile dieser Truppe wurden mit der so genannten Waffentauchergruppe zusammengelegt und bilden nun die infanteristische Komponente für maritime spezialisierte- und Spezialoperationen. Es gibt nun eine Minentaucher-, Kampfschwimmer-, Marinesicherungs- und eine Boardingkompanie sowie genügend Unterstützungskräfte, damit diese Aufträge wahrgenommen werden können.

Ein Team befindet sich ständig an Bord der Fregatte "Augsburg" und ist einsatzbereit. Es besteht aus 14 ausgewählten Soldaten, die in zwei Wellen an Bord eines zu kontrollierenden Schiffes gehen. Das können verdächtige Containerschiffe, Frachter oder auch nur kleine Dhaus (traditionelle Holzschiffe) sein. Die Teams setzen sich aus erfahrenen Boarding-Soldaten und aus Mitgliedern der regulären Schiffsbesatzung zusammen, denn Platz ist rar auf der Fregatte, und jeder Boarding-Soldat nimmt einen der knappen Schlafplätze in Anspruch.

Im Team sind auch noch Männer, die in Zweitfunktion Arabisch und Französisch sprechen, da Englisch von den überprüften Besatzungen kaum verstanden wird. Der wichtigste Mann ist der ECLO, ein Offizier, der als ziviler Handelsschifffahrtskapitän ausgebildet ist und als Embargo Control Offizier seinen Dienst versieht. Er kontrolliert die Papiere des gestoppten Schiffes auf Unregelmäßigkeiten und eventuelle Verstöße und kann am besten die Lage vor Ort bewerten. Nicht jedes Schiff wird sofort und immer geboardet. Nach einer regulären Funkabfrage kann bei Verdacht mit Zustimmung der betroffenen Besatzung ein Complaint Boarding (wenn etwas beanstandet wird, Anm. d. Red.) durchgeführt werden. Ist diese Zustimmung nicht gegeben, wendet man ein scharfes Combat Boarding an. Dies geschieht allerdings selten, da die meisten Kapitäne froh sind, einen gesicherten Schiffsweg vorzufinden und gefahrlos ihre Güter transportieren zu können.

Die Sicherheitslage auf See hat sich seit Beginn der Operationen erheblich verbessert. So machte die Fregatte "Lübeck" in sechs Monaten ungefähr elf Boardings und neunzehn Intelligence Stops (Anhaltung zur Aufklärung). Die Fregatte "Augsburg" kam bis zum April 2004 auf acht Boardings und zehn Intel Stops.

Das Team wird von einem erfahrenen Boarding-Offizier (BO) geführt und durch verschiedene Sicherungstruppführer (STF) ergänzt. Der Dokumentationstrupp hält mögliche Vergehen oder Vorfälle sofort fest. In zwei Wellen wird das Team entweder per Speed-Boat oder per Hubschrauber auf das Schiff gebracht. Im Fast-Roping-Verfahren gleiten die Soldaten vom Helikopter an einem Seil auf das Schiffsdeck und verteilen sich sofort auf den Maschinenraum, den Leitstand und die Kommandobrücke. Ein Trupp durchsucht dann den Frachtraum, dessen Inhalt je nach Schiffsladung sehr exotisch wirken kann: "Verendete Tiere und übler Gestank sowie Müll und Exkremente aller Art gehören zu jeder anständigen Ladung eines Seelenverkäufers", berichten die Soldaten einstimmig.

Neben den neuen luftigen Tropentarnanzügen gehören auch Schwimmwesten, funktionelle Einsatzwesten und Nachtsichtgeräte zur Ausrüstung sowie eine schusssichere Weste. Eingesetzt werden das 5,56-mm-G36 und die 9-mm-P8 "Combat" ohne Sicherung. Kabelbinder für Handfesseln, Funkgeräte und Metalldetektoren runden das sogenannte Prisenbesteck ab.

"Wenn man mit der ganzen Ausrüstung ins Meer fällt, geht man schnell auf Tiefe" meint ein Marineinfanterist. Das Betätigen der Schwimmweste wird deshalb drillmäßig geübt und hat sich im Einsatz schon bewährt. Die "Sea Lynx"-Hubschrauber verbringen nicht nur die Teams, sie sichern auch das Vorgehen. Bei den kleinen hölzernen Dhaus ist das keine einfache Sache, da die Nussschalen durch den Luftdruck der Rotorblätter zu kentern drohen. Das 12,7-mm überschwere Bordmaschinengewehr M3M wird von einem erfahrenen Doorgunner bedient. Das Kaliber .50 würde aus jedem angreifenden Schiff Kleinholz machen, es gibt dem Team den nötigen Rückhalt. Nach einigen Monaten in den Tropen werden die Marineinfanteristen abgelöst - zu groß ist die Belastung durch Wetter und Klima.

Mit der Legion unterwegs

Nach zähen Verhandlungen schließe ich mich einer Streife der Fremdenlegion an, um das Hinterland zu erkunden und um mir ein eigenes Bild der Situation zu machen. Möglich geworden ist dieses Vorhaben nur nach einem heftigen Streitgespräch mit dem stellvertretenden Kommandeur der Fremdenlegion vor Ort und mehreren markigen Belehrungen seinerseits. Ich habe den kollektiven Frühsport gestört, der seit 0530 Uhr morgens schon läuft. Die Legion, so erfahre ich vom Kompaniefeldwebel der Stabskompanie, ist schließlich kein Spielplatz für Journalisten. Es sei denn, ich würde "dort unten links ungelesen unterschreiben" sagte der Personalfeldwebel lachend. Ich lehne dankend ab, und mit einem kräftigen Händedruck, der mich fast in die Knie zwingt, werde ich vom Chef entlassen.

Die beiden Legionäre, die mich begleiten, setzen ihr grünes Barett mit der goldenen Bombarde auf und fahren los. Beide machen einen professionellen Eindruck, kurze Hosen und Gaulloises ohne Filter. Ein Corporal Chef, eigentlich aus Kaufbeuren im Allgäu, weist mich ein. In der Stadt türmt sich der Müll, so weit ich sehen kann. Eine mit Schlaglöchern übersäte Straße führt am Camp Lemonier der Amerikaner vorbei. US Marines im neuen Digital-Camouflage-Anzug sitzen mit ihren M60-Maschinengewehren auf riesigen Wachtürmen aus Schiffscontainern. Das Lagertor scheint besser gesichert zu sein als Fort Knox. Das Camp ist vollkommen autark, so erfahre ich. "Da geht keiner raus und keiner rein" erzählt der deutschstämmige Legionär. Tatsächlich macht sich eine riesige "Galaxy" gerade startbereit.

Wir fahren weiter Richtung Wüste, und am Straßenrand tauchen riesige Slums auf. Sie sind ohne Wasser, Strom, Aborte - und ohne Hoffnung. Ein Fetzen Stoff am Leib und ein Stück Pappe oder Wellblech sind bereits Luxusgüter. Gestorben wird meist namenlos, am Straßenrand oder weiter hinten in der Steinwüste. Ein tiefer Einblick in die Verzweiflung Afrikas.

In einer Schlucht taucht ein umgestürzter Lastkraftwagen auf. Die verendeten Tiere verbreiten einen entsetzlichen Gestank. Die Legionäre geben Gas, denn schnell kann man hier auch Opfer eines Überfalls werden. Der kleine Stützpunkt der Fremdenlegion taucht nach einiger Zeit rechts von uns auf. Dort sind die Radpanzer des Typs "Erc 90" stationiert, und bei über 40 Grad im Schatten machen die Legionäre gerade Formaldienst in kurzen Hosen und mit dem Kepi Blanc am Kopf.

Der Offizier vor Ort, ein stolzer Elsässer, macht mit mir die Runde und erzählt freizügig von seinen Einsatzerfahrungen. Für Frankreich waren Überseeeinsätze schon immer eine Sache, aber seit den Anschlägen in New York habe sich auch hier viel verändert. Natürlich seien die Deutschen unten in der Stadt willkommen, denn das schaffe ein wichtiges Gleichgewicht im Lande.

Nach kurzer Zeit fahren wir weiter. Die wunderbare Landschaft wird leider viel zu oft durch Müllhalden unterbrochen. Wir sind auf den Weg zu einem anderen Außenposten draußen in der Wüste. Dem eingeteilten Torposten fällt fast sein 5,56-mm Sturmgewehr "Famas" aus der Hand, als wir in voller Fahrt eintreffen. Der Legionär, eigentlich aus Stuttgart, brennt auf Neuigkeiten aus Europa. Mir scheint, als hätte er schon ein bisschen zu lange hier in der Sonne seinen Dienst geschoben. Unsere flotte deutschsprachige Dreierrunde wird vom herbeigeeilten bretonischen Sergeanten schnell beendet. Eigentlich gäbe es hier nichts zu sehen kommentiert er meine Anwesenheit. Wie wahr, denke ich mir, und da wir vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein wollen, verabschiede ich mich.

Abends hat fast die ganze 13. DBLE in Djibouti nochmals Formaldienst. Man übt für den Camerone vor, den Feiertag der Legionäre in aller Welt. Die Militärpolizisten der Legion Étrangere, die mich bei dieser Übungsparade begleiten, sprechen - mich wundert es nicht mehr - ebenfalls deutsch. So erfahre ich mehr über die neue Ausrichtung dieser Truppe und auch über deren Probleme mit einem erhöhten slawischen Anteil.

Nach meiner Rückkehr in die gemäßigte Klimazone wird mir die Multinationalität dieser Einsätze nun endgültig bewusst. Pessimistische Stimmen sprechen schon von einer neuen Variante des Neo-Kolonialismus, aber es muss definitiv gesagt werden, dass Afrika mit seinen Problemen nicht alleine gelassen werden darf. Viel zu wichtig ist ein sicheres Umfeld für hilfeleistende und unterstützende Organisationen. Gerade die kleinen und schwachen Staaten wie Djibouti werden schnell Opfer der Zeitgeschichte. Armut und Hilflosigkeit sind der perfekte Nährboden für terroristische Umtriebe dessen wesentlicher Ausgangsort auch hier in Ostafrika zu finden ist.

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