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Fokus: Die Bedeutung des EU-Beitrittes für die Streitkräfte Kroatiens

Die Bedeutung des EU-Beitrittes für die Streitkräfte Kroatiens

Als EU-Beitrittskandidat hat sich Kroatien aktiv an einer Reihe von Aktivitäten im Bereich der Verteidigungspolitik und Entwicklung von Fähigkeiten beteiligt. An dieser Stelle sei beispielsweise unsere Teilnahme am EU-Einsatz im Tschad mit einem Team des Spezialkräftebataillons oder die aktuelle Teilnahme an der EU-Mission "Atalanta" erwähnt. Die Republik Kroatien hat bisher an zwei EU-Kampfgruppen (EU-Battle Groups) teilgenommen. In der ersten Hälfte 2011 an der Nordischen EU-Kampfgruppe (Nordic Battle Group - NBG 11) unter schwedischem Kommando, mit zwei Mehrzweck-Hubschraubern Mi-171Sh und 30 Angehörigen der kroatischen Streitkräfte zusammen mit weiteren Soldaten aus Estland, Finnland, Irland und Norwegen. Die grundlegende Aufgabe der kroatischen Kräfte war die Sicherstellung des taktischen Lufttransportes und der luftmedizinischen Evakuierung auf Anforderung der NBG 11. Die Teilnahme der Republik Kroatien an den EU-Kampfgruppen wurde in der zweiten Hälfte 2012 in der EU-Kampfgruppe unter deutschem Kommando fortgesetzt, an der sich auch Soldaten aus Österreich, Tschechien, Irland und Mazedonien beteiligt haben. Die Personalstärke der kroatischen Komponente belief sich insgesamt auf 250 Soldaten, darunter eine Infanteriekompanie mit gepanzerten Kampfahrzeugen "Patria", ein Pionierzug für Tiefbaukonstruktionen, logistische Unterstützungselemente, Stabspersonal und kleinere Expertenteams (PSYOPS, CIMIC, Militärpolizei). Mit der Teilnahme an den genannten Kampfgruppen konnten die Streitkräfte der Republik Kroatien die Bereitschaft ihrer Komponenten durch gemeinsame Ausbildungen und durch Übungen erheblich steigern. Die bei der Vorbereitung der Kampfgruppe für den Zeitraum der Einsatzbereitschaft (stand-by period) gewonnenen Erfahrungen haben zur Anpassung innerer Koordinations- und Entscheidungsverfahren auf nationaler Ebene für den Fall einer möglichen Teilnahme an multinationalen Initiativen beigetragen. Nach dem EU-Beitritt Kroatiens werden die kroatischen Streitkräfte ihre Teilnahme an EU-geführten Einsätzen und EU-Kampfgruppen weiter fortsetzen. Im Hinblick auf die institutionelle Teilnahme an der europäischen Verteidigungspolitik wirkt Kroatien an der Arbeit des Ministerrates mit. Ich als Chef des Generalstabes nehme an der Arbeit des Militärausschusses der Europäischen Union teil. Mit dem EU-Beitritt verändert sich auch die formale Position der Vertreter Kroatiens in den Organen der EU, da das Land ab diesem Zeitpunkt als vollwertiges Mitglied mit Stimmrecht auftritt und zusammen mit den anderen 27 Staaten über alle Fragen der Union entscheidet. Das Ausmaß der kroatischen Beteiligung an der gemeinsamen Verteidigungspolitik der Europäischen Union hängt von tatsächlichen Interessen und Ambitionen und den verfügbaren Ressourcen ab. Die kroatischen Streitkräfte werden eine bestimmte Anzahl ihrer Offiziere in den EU-Militärstab (EU Military Staff) entsenden. Von großer Bedeutung für Kroatien und seine Streitkräfte ist die EU-Initiative zur Zusammenlegung und gemeinsamen Nutzung von Kräften und Fähigkeiten (Pooling&Sharing), bei der die einzelnen Ressourcen und Fähigkeiten, über die die Mitgliedstaaten verfügen, zu einem "Pool" gebündelt und von den Mitgliedstaaten gemeinsam genutzt werden können. Dies ermöglicht den Ländern, die bestimmte Fähigkeiten nicht selbstständig aufbauen können oder in denen dieser Aufbau nicht rentabel ist, den Zugriff auf bestimmte Fähigkeiten. Die Republik Kroatien ist schon seit vier Jahren ein vollwertiges Mitglied der NATO, in der sie eine Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich mit der Mehrheit der EU-Mitglieder aufgebaut hat. Einige EU-Mitglieder sind aber nicht in der NATO, daher freut es mich umso mehr, dass wir jetzt die Gelegenheit dazu haben, mit diesen Ländern auch formal bei der Gestaltung und Umsetzung der Gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik intensiver zusammenarbeiten zu können. Ich bin überzeugt, dieser Rahmen wird unsere militärische Zusammenarbeit, die mit diesen Ländern, zu denen auch Österreich zählt, ohnehin schon erfolgreich war, weiter fördern. Zugleich möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um mich beim Österreichischen Bundesheer für die bisherige Unterstützung und Zusammenarbeit zu bedanken, und den Wunsch zum Ausdruck bringen, die zukünftige Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Streitkräften möge zum Wohl unserer Soldaten und der Europäischen Union weiter vertieft werden.

Generalleutnant Dr.sc. Drago Lovric, Generalstabschef

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