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Fokus: Homeland Defence - Auftrag für die Miliz im 21. Jahrhundert

Die Globalisierung und ihre Auswirkungen haben heutzutage eine Dimension erreicht, der sich moderne Streitkräfte nicht mehr entziehen können. Entwicklungen, wie sie am Balkan geschahen und nun in Nordafrika während des arabischen Frühlings weiter geschehen, müssen mit Besorgnis verfolgt werden. In Europa erliegt man jedoch dem trügerischen Glauben, dass es keine wirklichen Bedrohungen mehr gibt und rüstet in Verbindung mit budgetären Sparzwängen seit Jahren unkoordiniert ab. Ein Pooling & Sharing von militärischen Ressourcen ist der verzweifelte Versuch, ein weiteres Absinken nationaler Fähigkeiten im Bereich der Streitkräfte zu verhindern. Parallel dazu gilt es aber, weiterhin militärische Ressourcen für Inlandsaufgaben bereitstellen zu können, denn die Verwundbarkeit unserer Gesellschaft steigt. Hier kommt der bewährten selbstständig strukturierten Miliz eine neue Kernaufgabe zu. Das Jägerbataillon Kärnten - einziger Milizverband im Bundesland - hat diesen zeitgemäßen Auftrag mit der Aufstellung im Jahre 2006 übernommen und mit seiner Umsetzung begonnen. Es galt anfänglich, den Verband zu konsolidieren und entsprechend den Anforderungen an einen infanteristischen Kampfverband, Alterslimits sowie die Stufe der körperlichen Fitness für die Beorderungen festzulegen. Die Zeiten des vollbärtigen, übergewichtigen, 45jährigen MG-Schützen waren endgültig vorbei. Mit viel Engagement im Bereich der Freiwilligen-Milizwerbung und Nutzbarmachung von ehemals längerdienenden Soldaten inklusive der Soldaten von Kaderpräsenzeinheiten, wurde der Verband zu einem volltruppenübungs- und einsatzfähigen Kampfverband. Zeitgleich erfolgte eine Detailplanung für die Personalentwicklung des Schlüsselpersonals mit einem Planungshorizont von sieben Jahren. So konnte eine Kontinuität im Kadernachwuchs für die Kommandanten- und Stabsfunktionen vorausschauend sichergestellt werden. Im nächsten Schritt galt es, die Führungsfähigkeit der Kommandanten zu verbessern. Dies erfolgte in Form einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema "Schutz". Neben dem Erarbeiten von Grundlagenwissen wurde die Entwicklung der taktischen Fertigkeiten der Kommandanten vorangetrieben. Erwähnt sei nur das taktische Planspiel "SCHWECHAT" und zwei Führungssimulatorausbildungen. Im Zusammenhang mit der Übungssystematik hat sich das Jägerbataillon Kärnten mit gefechtstechnischen Themen wie Schutz von Räumen, Schutz kritischer Infrastruktur, Lufttransport von Reserven mit Hubschraubern, Einsatz bei Demonstrationen, Betreiben von temporären und permanenten Kontrollpunkten mit Kontrolle von Personen und Kraftfahrzeugen bis hin zur Festnahme und Fixierung von Verdächtigen - auch unter Einbindung von Polizeieinsatztrainern - auseinandergesetzt. In der Schießausbildung war das Jägerbataillon Kärnten der erste Milizverband des Bundesheeres, dessen Soldaten im scharfen Schuss mit Panzerabwehrlenkwaffen geschossen hatten - etwas, das mittlerweile zur Routine gehört. Gefechtsschießen in Kompaniestärke und mit Bewegungsphasen wurden erfolgreich absolviert. Beim Bataillonsscharfschießen mit leichten und schweren Waffen auf dem Truppenübungsplatz Seetaler Alpe lag der Verband wegen der schlechten Witterung eineinhalb Tage voll aufmunitioniert in den jeweiligen Ausgangsräumen - eine nicht alltägliche Erfahrung für die Soldaten. Geplanter Höhepunkt der Übungstätigkeit sollte eine Gefechtsübung im freien Gelände und in der orgplanmäßigen Gliederung sein - Rahmenbedingungen, von denen viele Bataillone heutzutage nur mehr träumen können. Ausgehend von einem internationalen Szenario in Nordafrika, wurden mögliche Auswirkungen auf Österreich und im Speziellen auf die kritische In- frastruktur aufgezeigt. Mit der Anlage und Durchführung der Übung "ANSER 2013" und den in Zivilkleidung verdeckt agierenden, militanten und subkonventionellen Kräfte, hat das Jägerbataillon Kärnten in der zukünftigen realitätsnahen Einsatzausbildung eine Vorreiterrolle eingenommen. Dabei erfolgte auch der Einsatz von kompaniestarken Pionierkräften im Bereich der innovativen baulichen Verstärkung von Schutzobjekten. Gleichzeitig und fast nebenbei hat das Jägerbataillon Kärnten das neue digitale Truppenfunksystem CONRAD im Einsatz verwendet, ein weiterer Beweis für den Verband, bereit für zukünftige Herausforderungen zu sein, gemäß dem Leitspruch "Mit Sicherheit immer für sie da".

Oberstleutnant Bernd Bergner, MSD

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