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Das Oberhausmuseum in Passau

Passau, die alte Bischofsstadt am Zusammenfluss von Ilz, Donau und Inn in Bayern an der Grenze zu Österreich, wird im Norden von der Veste Oberhaus überragt. Darin befindet sich das Oberhausmuseum, das verschiedene Sammlungen umfasst und einen breiten Einblick in das mittelalterliche Leben bietet.

Passau war einst geistiges und weltliches Zentrum eines mächtigen Fürstbistums, das wesentlichen Anteil an der Christianisierung des östlichen Mitteleuropas hatte. 1683 wurde Passau zum Fluchtort des kaiserlichen Hofes während des großen Türkenvorstoßes. Von hier aus organisierte Kaiser Leopold I. den Entsatz von Wien. Mit dem Oberhausmuseum in der gleichnamigen Veste, gegenüber dem historischen Stadtzentrum gelegen, besitzt Passau eines der großen kommunalen Museen Deutschlands, das auf rund 3 000 m2 Geschichte und Kunst von Stadt und Region auf beeindruckende Weise vorstellt. Insgesamt acht Ausstellungskomplexe sowie der Aussichtspunkt "Batterie Linde", der einen grandiosen Blick auf die Stadt und den Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz bietet, können bequem in einem Rundgang besichtigt werden.

Faszination Mittelalter

Im ersten Teil der Mittelalterschau wird das irdische Leben thematisiert. Der damalige Luxus am fürstbischöflichen Hof steht im Gegensatz zum beschwerlichen Leben der einfachen Leute, die aber vor allem durch Salzhandel und Handwerk zu bescheidenem Wohlstand gelangen konnten. Meisterwerke der Passauer Waffenschmiede und prächtige Rüstungen veranschaulichen den militärischen Alltag. Schwerter, Ahlspieße (spätmittelalterliche Stangenwaffen, Anm.) und Hellebarden sowie Harnische für Pikeniere und Reiter machen deutlich, dass auch ein geistliches Fürstentum wehrhaft sein musste, um sich und seine Interessen zu behaupten. Die Besucher können das durchaus unbequeme Gewicht einer Rüstung vor Ort selbst ausprobieren.

Das Passauer Stadtwappen zeigt einen roten Wolf in silbernem Feld. Es geht vermutlich auf Bischof Wolfker (1191 bis 1204) zurück. Noch vor 1300 ist es als Prüf- und Garantiemarke auf Schwertklingen zu finden. Seit etwa 1330 wurde der "Passauer Wolf" als Zunftmarke der Passauer Klingenschmiede verwendet und galt als Symbol besonders hoher Qualität blanker Waffen.

Der Ausstellungsteil "Himmlisches Streben" zeigt die Kunst als Mittel der Glaubensverkündung. Die Orientierung der Kirche auf die Vorbereitung des Lebens nach dem Tod ließ Platz für manchen Aberglauben und diente zur Unterdrückung und sozialen Disziplinierung der Bevölkerung. Hochwertige Gemälde und Skulpturen legen Zeugnis für den frühen Reichtum Passaus ab.

Passau - Mythos und Geschichte

Auf mehr als 800 m2 wird in der 2007 neu eröffneten Ausstellung die facettenreiche Geschichte der Stadt von den Anfängen bis zum Untergang des Fürstbistums geschildert. Auf der heutigen Dominsel zwischen Donau und Inn befand sich schon eine keltische Ansiedlung (Stamm der Boier, ca. 450 v. Chr.). Keltische und römische Fundstücke sowie diverse Gebrauchsgegenstände und Münzen illustrieren die frühe Geschichte Passaus. Im 1. Jahrhundert nach Christus errichteten die Römer dort ein Kastell. Aus der römischen Grenzfestung "Castra Batava" wurde Passau. Nach der Völkerwanderung entwickelte sich die strategisch günstig gelegene Stadt zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und (seit 738) als Bischofssitz zu einem geistigen und wirtschaftlichen Zentrum Süddeutschlands. Passau wurde 1217 Fürstbistum und der Bischof Landesherr mit allen Rechten und Pflichten eines Reichsfürsten. Das Fürstbistum Passau wurde 1803 verweltlicht und fiel an Bayern.

Eindrucksvoll dargestellt wird die Geschichte der Stadtverteidigung. Wallbüchsen, Geschützkugeln, Tongranaten, Spieße und Hellebarden aus dem 15. bis 17. Jahrhundert zeugen von der Wehrhaftigkeit Passaus. Armbrüste, Halbharnische mit Birnmorion (mittelalterlicher Helm), Radschlosskarabiner und Pionierbeile sind Beispiele weiterer zahlreicher militärischer Exponate. Die gefahrvolle Handhabung der alten Kanonen verdeutlicht eine Votivtafel: Am 9. Juni 1700 zerbarst ein Geschütz auf der Stadtmauer. Der (in der Ausstellung gezeigte) Geschützboden flog knapp am Artilleriehauptmann vorbei, ein weiteres Kanonenbruchstück landete im bischöflichen Wohnzimmer - verletzt wurde damals aber niemand!

Zu den überregional bemerkenswerten historischen Ereignissen zählen die Aufstellung und der Untergang des "Passauer Kriegsvolkes". 1598 war ein Neffe des habsburgischen Kaisers Rudolf II., Leopold Ferdinand, Coadjutor (ähnlich eines Stellvertreters des Bischofs) und bald darauf Bischof von Passau (und Straßburg) geworden. Nachdem der Kaiser unvorsichtigerweise einen Konflikt mit protestantischen Reichsfürsten provoziert hatte, veranlasste er seinen Neffen, in Passau ein Söldnerheer zu seiner Unterstützung aufzustellen. Mit dieser Truppe als Kern stellte Fürstbischof Erzherzog Leopold zur möglichen Hilfe für seinen kaiserlichen Onkel gegen dessen Bruder Matthias ein Heer unter Befehl des Grafen Althann und Obristen Laurentius Ramée auf. Ein militärischer Einsatz erfolgte zunächst nicht, doch man blieb den Soldaten ihren Sold schuldig. In ihrer Not und nach mehrfacher Vertröstung durch Bischof Leopold und den Kaiser folgte die logische Konsequenz: Da Bayern seine Grenzen wohlweislich militärisch besetzt hielt und im passauischen Territorium keine Unterstützung mehr aufzutreiben war, wichen 1610 die Söldner in das von Truppen entblößte Oberösterreich aus, das zum Herrschaftsbereich des mit Kaiser Rudolf I. verfeindeten Erzherzogs Matthias gehörte. Sie plünderten und stahlen, was sie finden konnten. Der Versuch, nach Tirol durchzubrechen, scheiterte. Schließlich gelangte das Passauer Kriegsvolk über Linz nach Böhmen, wo es 1611 die Prager Kleinseite (Stadtteil von Prag) verheerte, nachdem es auch in Budweis grausam hauste. Inzwischen hatten sich die politischen Rahmenbedingungen geändert: die Versöhnung von Kaiser Rudolf II. mit seinem Bruder Matthias führten zur Entlassung der Passauer Söldner. Als Schuldigen für die begangenen Kriegsschäden stellte man den Obristen Ramée hin, den man zum Tod durch das Schwert verurteilte.

Eingehend behandelt wird der Salzhandel, eine der Grundlagen des Wohlstandes in Passau. Das aus Salzburg und Österreich über den Inn per Schiff angelieferte Salz wurde hier entladen und über die "Goldene Stiege", einen Handelsweg durch den Bayerischen bzw. Böhmerwald nach Böhmen transportiert. Nach Regensburg wurden die Salzschiffe von Passau donauaufwärts von Pferden gezogen. Weitere Themen dieses Ausstellungsbereiches sind u. a. Reformation und Gegenreformation, Katastrophen und barocker Neubeginn.

Am 14. Dezember 1676 heiratete Kaiser Leopold I. in Passau seine dritte Frau, Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuenburg. Schon wenige Jahre später hielt sich das Kaiserpaar erneut in Passau auf: 1683 musste Leopold I. mit seinem gesamten Hofstaat vor den Türken aus Wien fliehen. Von hier aus wurden der Widerstand gegen die Aggressoren und der Entsatz Wiens organisiert. Für Passau bedeutete diese Zeit infolge des Niederganges des Handels und der zahlreichen Einquartierungen eine schwere Belastung. Die Fürstbischöfe mussten ihrer Stellung als Reichsfürsten entsprechend repräsentieren, woran einige schön gearbeitete Trabantenpartisanen (spießförmige Stoßwaffen der Leibwachen) in der Ausstellung erinnern. Der Zeit zwischen barocker Tradition, Aufklärung und Untergang des Fürstbistums widmet sich ein weiterer umfassender Teil der Ausstellung. Wirtschafts- und Sozialpolitik des ausgehenden 18. Jahrhunderts und der Übergang an Bayern beenden diesen Bereich.

Böhmerwaldmuseum

Das 1954 eröffnete und 1971 grundlegend umgestaltete Böhmerwaldmuseum gilt als eigenständiger Bereich in den Sammlungen auf der Veste Oberhaus. Es setzt die Tradition des 1945 zugrunde gegangenen Böhmerwaldmuseums von Oberplan (heute Horní Planá in der Tschechischen Republik) - dem Geburtsort von Adalbert Stifter - fort und trägt dazu bei, die reichhaltige Kultur der nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertriebenen Böhmerwalddeutschen vor dem Vergessen zu bewahren. Alltagsgegenstände, sakrale und profane Kunstgegenstände sowie Beispiele für die alten Trachten sind ebenso zu sehen wie bildliche Darstellungen des Lebens in den bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörenden Gebieten des Böhmerwaldes.

Feuerwehrmuseum

Für Freunde der Uniformkunde und Technikgeschichte lohnt ein Besuch des angeschlossenen regionalen Feuerwehrmuseums. Im ehemaligen "Kanonengewölbe" wird ein Überblick über Ausrüstung und Uniformierung der niederbayerischen Feuerwehren und des Feuerlöschwesens vom 17. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert geboten. Die nach Einführung eines neuen Helmmusters 1868 ausgeschiedenen ledernen Raupenhelme der königlich bayerischen Armee bildeten in Bayern, wie auch bei vielen österreichischen Feuerwehren, den Grundstock der persönlichen Schutzausrüstung der Feuerwehrmänner im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. Acht historische Spritzenwägen, lederne Löscheimer, Schubleitern, Handspritzen, Feuerhaken und eine beeindruckende Feuerwehr-Helmsammlung erwarten den Besucher. Alte Uniformtafeln, diverse persönliche Ausrüstungsstücke der Feuerwehrleute und Bildmaterial ergänzen die sehenswerte Ausstellung.

Olt dRes Prof. DI Hermann Hinterstoisser

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
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