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Fokus: AAB3 - Generalisierung oder Spezialisierung?

Das Aufklärungs- und Artilleriebataillon 3 (AAB3) in Mistelbach wurde im Jahre 2009 in die neue Gliederung übergeleitet. Das Bataillon bildet einen "Aufklärungs- und Wirkungsverbund” zur Kampf- und Führungsunterstützung einer Brigade.

In Mistelbach galt es besonders, im Bereich der Artillerie den personellen und materiellen Aufbau sicherzustellen.

Einige Jahre danach drängt sich die Frage auf, ob der Verbund von Führung, Aufklärung und Wirkung durch zukunftsorientierte Weiterentwicklung tatsächlich einen effizienten Träger der militärischen Nachrichtengewinnung und weitreichenden Feuerunterstützung im Kampf der verbundenen Waffen darstellt.

"Aufklärende Artillerie" oder "Artilleristische Aufklärung"?

Mit der Panzerhaubitze M109A5Ö verfügt das Bataillon über ein modernes Geschütz, das den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Durch die bevorstehende Implementierung des neuen Führungs- und Waffeneinsatzsystemes (FüWES) wird die Effizienz des gesamten Systems massiv gesteigert.

Für Führung, Aufklärung und Wirkung eines vernetzten Artillerieverbundes fehlen jedoch zwei entscheidende Komponenten.

Im Bereich der "aufklärenden Artillerie", in internationalen Einsätzen spricht man fast nur mehr von "artilleristischer Aufklärung", sind Aufklärungs- und Zielortungssysteme wie ein Bodenüberwachungsradar (BÜR), Counter Battery Radar (COBRA), Beobachtungsausstattung, Schallmesssystem oder Zielortungsgerät(KZO)de facto nicht vorhanden.

Auch bei der Qualität der Munition gibt es einen dringenden Nachholbedarf. Der Erfolg zur Bekämpfung eines Zieles und die Vermeidung von Kollateralschäden hängt einerseits von der Zielortungsgenauigkeit und andererseits von der Präzision der Wirkmittel ab. Endphasengelenkte Munition fliegt noch präziser ins Ziel und ist somit auch ein wirksamer Schutz für die eigenen Soldaten. Durch den Einsatz dieser intelligenten Munition könnten auch Einsparungen im Bereich konventioneller Munition und der Stückzahl von Panzerhaubitzen erzielt werden.

"Aufklärung spart Blut"

Die Bedeutung der Aufklärung stieg in den letzten Jahren an. Die Ursache dafür liegt in den bisherigen und künftigen Auslandseinsätzen des ÖBH, bei denen die Forderung besteht, Opfer auf allen Seiten möglichst zu vermeiden. Jeder Kommandant braucht daher viele ausgewertete Informationen und Erkenntnisse für die eigene Einsatzführung.

Diese Informationen werden in der internationalen Aufklärung im Verbund von bodengebundener Spähaufklärung, Gefechtsfeldradaraufklärung, bodengestützter Luftaufklärung und einer Nachrichtengewinnung durch Field Human Intelligence Kräfte (FHUMINT) erzielt. Beim AAB3 beschränkt sich dieser Verbund auf die Teilfähigkeit der bodengebundenen Spähaufklärung. Für diese Aufgabe werden zurzeit die geschützten Mehrzweckfahrzeuge der Firma IVECO implementiert. Auch im Bereich der bodengestützten Luftaufklärung sind sogenannte Unmanned Aerial Systems (UAS) in Beschaffung. FHUMINT-Kräfte oder Systeme für eine Radaraufklärung werden in der derzeitigen Struktur des AAB3 nicht abgebildet. Somit ist der Einsatz von unterschiedlichen Sensoren beim AAB3 (noch) nicht möglich.

Spezialisierung

Dass in den relativ neuen Verbandstyp Aufklärungs- und Artillerieverband investiert wird (FüWES, IVECO, UAS, etc.) darf positiv vermerkt werden. Um einen geforderten, effizienten Verbund an Führung, Aufklärung und Wirkung in diesem Bataillon zu erzielen, fehlt es aber noch an Teilfähigkeiten wie bodengestützter Luftaufklärung (Drohnen), Gefechtsfeldradaraufklärung, artilleristischer Aufklärung sowie an intelligenten Wirkmitteln. Natürlich gibt es im taktischen Führungsprozess eines AAB Synergien im Bereich Einsatz von Aufklärungsmitteln und Targeting. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, ob eine Generalisierung oder die Spezialisierung der beiden Waffengattungen zukunftsweisender ist.

Aufgrund der beschränkten Ressourcenlage, des ständigen Fortschrittes der Waffen- und Aufklärungstechnik, sowie eines Blickes ins internationale Umfeld, ist man beim AAB3 der Überzeugung, dass eine Spezialisierung der Weg der Zukunft ist.

Oberstleutnant Hans-Peter Hohlweg

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