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Psychologie: Resilienz - Die innere Stärke

Das Erleben von traumatischen Situationen, Krisen und Misserfolgen gehört zum Leben eines jeden Menschen. Keine Alters- oder Berufsgruppe ist davor gefeit, keine ethnische, religiöse oder politische Zugehörigkeit schützt vor derartigen Ereignissen. Dennoch gibt es große Unterschiede in der Art und Weise, wie jeder Einzelne mit solchen Erlebnissen im Nachhinein umgeht. Der Großteil jener Personen, die mit schwereren Schicksalsschlägen konfrontiert werden, integriert diese negativen Erlebnisse irgendwann in sein Leben. Nach einer gewissen Zeit scheinen diese Menschen annähernd wieder diejenigen zu sein, "die sie früher waren". Sie haben das Erlebte verarbeitet. Manche Menschen jedoch finden scheinbar nach derartigen Erlebnissen nie wieder in ihr "altes Leben" zurück und schaffen es nicht, das Erlebte zu akzeptieren und zu verarbeiten. Solche Personen sind demzufolge anfälliger für die Entwicklung psychischer Erkrankungen, Alkohol- und/oder Drogenabhängigkeit und weisen auch ein höheres Suizidrisiko auf. Demgegenüber gibt es wiederum Menschen, die es schaffen, derartige Lebenskrisen und persönliche Katastrophen nicht nur gut zu bewältigen, sondern aus diesen sogar gestärkt und gefestigter als zuvor hervorzugehen. Sie können mit Rückschlägen wesentlich besser umgehen, geraten weit weniger aus dem Gleichgewicht und vermögen daran sogar zu wachsen. Diese besondere Fähigkeit, selbst widrigste Umstände durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für die eigene Entwicklung zu nutzen, nennt man "Resilienz". Emmy Werner, eine US-amerikanische Entwicklungspsychologin, gilt als Mutter der Resilienzforschung und untersuchte über 40 Jahre lang an die 700 Einwohner einer hawaiianischen Insel ab dem Zeitpunkt ihrer Geburt. Mehr als 200 davon erlebten Armut, Vernachlässigung, Krankheit und Gewalt in ihrer Kindheit. Von diesen wiesen gut zwei Drittel zum Teil massive Lern- und Verhaltensstörungen auf, wurden kriminell und/oder entwickelten psychische Störungen. Ein Drittel jedoch konnte dennoch ein höchst erfolgreiches Leben führen und war in die soziale Gemeinschaft bestens integriert. Werner schlussfolgerte, dass diese Kinder nicht trotz, sondern wegen dieser Erlebnisse resilient geworden sind, dass sie in der Lage waren, sich den gegebenen Verhältnissen anzupassen und Beziehungen zu Personen aktiv aufzubauen, die ihnen Halt gaben. Doch was zeichnet resiliente Menschen wirklich aus? Die Resilienztrainerin Monika Gruhl beschreibt sieben Faktoren, nämlich Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Zukunfts- und Beziehungsgestaltung, Übernehmen von Verantwortung und Selbstregulation. Die Kombination dieser Faktoren ermöglicht es, Krisen als zeitlich begrenzte Herausforderungen zu sehen und nach vorne zu blicken. Resiliente Menschen planen ihre Zukunft realistischer und sehen mehr Handlungsmöglichkeiten, sie wissen nicht nur um die eigenen Stärken und Schwächen, sondern auch um jene ihrer Mitmenschen, wodurch sie leichter Netzwerke bilden und somit mit Krisen leichter umgehen können. Sie bleiben weniger lang in der Opferrolle, übernehmen Verantwortung für sich und, wenn nötig, auch für andere, und sehen auch einen eventuellen eigenen Anteil an der Krise. Derartige Faktoren sind mal mehr, mal weniger stark in einer Person ausgeprägt und großteils trainierbar. Der Möglichkeit der erlernbaren Resilienz bedienen sich die amerikanischen Streitkräfte im Rahmen des Programms "Comprehensive Soldier & Familiy Fitness" (CSF2). Vor allem aufgrund der steigenden Anzahl von Suiziden in der U.S. Army wurde dieses Projekt in Zusammenarbeit mit der Universität Pennsylvania im Jahr 2009 mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Einsatztruppen widerstandsfähiger zu machen sowie post-traumatischen Stress zu reduzieren. Neben Trainingsmodulen für emotionale, soziale und spirituelle Fitness ist das Einbeziehen der Familien wesentlich. Denn eine Voraussetzung für die Entwicklung der optimalen Resilienzfähigkeit ist die Gewissheit, auf Halt gebende Netzwerke zurückgreifen zu können. Da dies jedoch nicht nur für die Familie, sondern ganz besonders auch für das berufliche Umfeld gilt, sind vor allem ein wertschätzender Umgang und klare Strukturen im Dienst notwendig, damit sich der Einzelne dort nicht nur wohl und sicher fühlen, sondern seine seit jeher vorhandene oder erlernte Resilienz bestmöglich entfalten kann.


Mag. Cornelia Egger

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