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Der Eurofighter "Typhoon" (VI)

Einsatzrollen und Bewaffnung

Das Mehrzweckkampfflugzeug Eurofighter "Typhoon" kann verschiedene Einsatzrollen übernehmen und sogar im Zuge einer Mission seine Einsatzrolle wechseln. Das wird u. a. durch die breite Palette externer Waffensysteme ermöglicht.

Einsatzrollen

Dank der hochentwickelten Avionik und der umfassenden modernen Bewaffnung ist der Eurofighter "Typhoon" ein volltaugliches Mehrzweckkampfflugzeug (Multi-Role-Aircraft), das rund um die Uhr und bei jeder Wetterlage verschiedenste Aufgaben übernehmen kann.

Primär als Luftüberlegenheitsjäger konzipiert, ist der "Typhoon" als solcher effizient einsetzbar. Er kann sowohl außerhalb der Sichtweite als auch auf mittlere Distanzen und im Luftnahkampf fast alle Luftziele bekämpfen, darunter

  • langsam und tief fliegende Hubschrauber,
  • schnell und tief fliegende Angriffsflugzeuge,
  • Jagdbomber,
  • Marschflugkörper,
  • bewegliche Hochleistungsjäger sowie
  • hoch fliegende strategische Aufklärer und Bomber.

Auch für Luft-Boden-Aufgaben ist der "Typhoon" effizient einsetzbar, z. B.

  • für konventionelle Angriffe,
  • für Präzisionsangriffe,
  • zur Seezielbekämpfung,
  • zur Unterdrückung der gegnerischen Fliegerabwehr (SEAD - Suppression of Enemy Air Defence),
  • zur Gefechtsfeldunterstützung,
  • zur Luftnahunterstützung und
  • zur Aufklärung.

Die Swing-Role-Konzeption befähigt den "Typhoon" zudem, während einer Mission die Einsatzrolle zu wechseln bzw. mehrere Aufgaben zu übernehmen.

Bewaffnung

Die Bewaffnung des Eurofighters "Typhoon" umfasst neben der Bordmaschinenkanone Mauser Bk 27 auch verschiedene Luft-Luft- und Luft-Boden-Waffen.

Neben der eingebauten Kanone kann der Eurofighter "Typhoon" eine breite Palette externer Waffensysteme und anderer Außenlasten mitführen - verteilt auf 13 Aufhängungen/Außenlastträger, acht davon unter den Tragflächen und fünf unter dem Rumpf.

Das unter den Tragflächen ganz außen liegende Paar Aufhängungen dient der Aufnahme infrarotgesteuerter Luft-Luft-Lenkwaffen geringer Reichweite.

Das zweite Paar von außen nimmt Luft-Luft-Lenkwaffen und leichte Erdkampfwaffen auf.

Das dritte Paar ist zum Transport von Erdkampfwaffen vorgesehen und zudem mit Anschlüssen für Zusatztanks ausgestattet.

Das vierte - innerste - Paar kann Luft-Luft-Lenkwaffen zum Einsatz außerhalb der Sichtweite (Beyond Visual Range - BVR) und verschiedene Luft-Boden-Waffen tragen.

Eine Aufhängung direkt in der Rumpfmitte ist mit einem Anschluss für einen Zusatztank versehen, kann aber auch verschiedene Erdkampfwaffen aufnehmen.

Die vier halbversenkten Aufhängungen unter den Lufteinläufen (je zwei hintereinander am linken sowie am rechten Lufteinlauf) dienen ebenfalls der Aufnahme von BVR-Luft-Luft-Lenkwaffen. An der vorderen linken dieser Aufhängungen kann stattdessen auch ein Zielerfassungsbehälter/Markierungsbehälter angebracht werden.

Die maximal mögliche Waffenlast beträgt 8 000 kg.

Die Bordkanone:

Der Eurofighter "Typhoon" verfügt über eine eingebaute, einrohrige 27-mm-Bordkanone Mauser Bk 27 mit 150 Patronen im rechten Tragflächenansatz. Diese Waffe wird auch in einigen anderen Kampfflugzeugen (z. B. im "Tornado") verwendet, im "Typhoon" wurde allerdings eine verbesserte Version eingebaut.

Die Bk 27 ist eine vollautomatische, gasgetriebene Revolverkanone. Ihr neues Munitionssystem bewirkt eine Platzersparnis von 60 Prozent. Die Waffe ist 2,3 m lang, das abnehmbare und somit schnell austauschbare Rohr misst 1,4 m. Mit einer Masse von 100 kg ist die Bk 27 zudem auch relativ leicht.

Die Kadenz von 1 700 Schuss pro Minute kann optional auf 1 000 Schuss pro Minute reduziert werden. Die Mündungsgeschwindigkeit liegt bei 1 025 m/sek. Die effektive Reichweite beim Einsatz im Horizontalflug beträgt etwa 1,6 Kilometer.

Zur Bekämpfung von Luftzielen dienen zwei High Explosive-Munitionsarten (HE - Explosivgeschosse) mit Aufschlagzünder oder Selbstzerleger. Panzerbrechende Munitionsarten sowie Munition gegen leicht gepanzerte Ziele mit und ohne Aufschlagzünder bzw. Selbstzerleger dienen der Erdzielbekämpfung. Daneben stehen auch eine Mehrzweckmunition - einsetzbar gegen Luft- und Erdziele - sowie Übungsmunitionsarten mit und ohne Leuchtspur zur Verfügung.

Luft-Luft-Lenkwaffen:

Der Eurofighter "Typhoon" wurde ursprünglich primär als Luftüberlegenheitsjäger konzipiert und sollte mit seiner Bewaffnung fähig sein, sowohl Ziele auf kurze Distanzen wie auch außerhalb der Sichtweite zu bekämpfen. Neben der eingebauten Bordkanone kann der "Typhoon" auch verschiedene Luft-Luft-Lenkwaffen aufnehmen:

AIM-9L "Sidewinder": Die amerikanische AIM-9 ist gleichsam die primäre Luft-Luft-Lenkwaffe geringer Reichweite der NATO. Sie wurde ab 1949 entwickelt, 1956 eingeführt und seitdem kontinuierlich verbessert. (Auch die Saab J35 OE "Draken" des Österreichischen Bundesheeres waren mit der AIM-9P5 ausgestattet.) Die AIM-9L hat einen 11,4 kg schweren Splitter-Gefechtskopf und einen konventionellen Raketenmotor, ist relativ beweglich und erreicht eine Geschwindigkeit bis Mach 2. Die Lenkung erfolgt mittels eines All-Aspect-Infrarot-Suchkopfes und der Steuerflächen an Bug und Heck. Die Reichweite beträgt acht Kilometer.

ASRAAM: Die Luft-Luft-Lenkwaffe AIM-132 ASRAAM (Advanced Short Range Air to Air Missile) des britischen Unternehmens Matra-BAe Dynamics war ursprünglich als Ersatz für die "Sidewinder" vorgesehen. Die ASRAAM wurde 2002 in Dienst gestellt, ähnelt in Größe und Gewicht der "Sidewinder" und besitzt auch einen ähnlichen Sprengkopf. Sie verfügt allerdings über einen wesentlich leistungsfähigeren Raketenmotor und nur über kleine Steuerflächen am Heck. Die ASRAAM erreicht eine Geschwindigkeit bis zu Mach 4. Die Reichweite beträgt 18 Kilometer. Sie kann auch Ziele außerhalb der Zielerfassungslinie bekämpfen, jedoch nur in Kombination mit dem modernen, bilderzeugenden Weitwinkel-Infrarot-Suchkopf. Dieser All-Aspect-Infrarot-Suchkopf kann Ziele in einem Winkel von +/-90 Grad erfassen und ist damit wesentlich leistungsfähiger, zuverlässiger und störungsresistenter als der Suchkopf der "Sidewinder". Die ASRAAM wird vorerst nur bei den "Typhoon" der britischen Luftstreitkräfte eingesetzt und ersetzt dort die AIM-9 "Sidewinder".

IRIS-T: Die Luft-Luft-Lenkwaffe IRIS-T (Infra Red Imaging System Tail/Thrust Vector Controlled) wurde von Deutschland, Italien, Griechenland, Schweden und Norwegen gemeinsam entwickelt. Anfänglich war auch Kanada in die Entwicklung eingebunden, hat sich aber zurückgezogen, dafür beteiligte sich Spanien daran. Die IRIS-T setzt auf einen normalen Raketenmotor und konventionelle Steuerflächen in Kombination mit einer Schubvektorsteuerung. Sie erreicht eine Geschwindigkeit bis Mach 3 und ist extrem manövrierfähig. Ein Lastvielfaches von ca. 50 g (fünfzigfache Erdbeschleunigung) soll möglich sein. Die Lenkung erfolgt durch ein Trägheitsnavigationssystem und einen Infrarot-Suchkopf mit 64 x 64 Pixel Auflösung, der Ziele in einem Winkel von +/-90 Grad zur Flugrichtung erfasst. Die Einsatzschussweite beträgt zwölf Kilometer, die Reichweite liegt weit darüber. Die IRIS-T wird von Deutschland, Spanien, Italien sowie von Österreich verwendet.

"Skyflash": Die in den siebziger Jahren eingeführte, britische "Skyflash" ist eine halbaktiv radargesteuerte (SARH - Semi Active Radar Homing) BVR-Luft-Luft-Lenkwaffe mit einer Reichweite von etwa 35 Kilometern. Das "Captor"-Radar des Eurofighters "Typhoon" unterstützt den Einsatz derartiger Lenkwaffen. Allerdings zählt die "Skyflash" nicht zur Standardbewaffnung, sondern ist eine Notfall-Option für britische "Typhoon".

"Aspide": Die "Aspide" bildet gleichsam das italienische Gegenstück zur "Skyflash". Auch sie verwendet eine Semi Active Radar Homing-Lenkung und hat eine Reichweite von mehr als 30 Kilometer.

AIM-120 AMRAAM: Die amerikanische AIM-120 Advanced Medium Range Air to Air Missile (AMRAAM) wurde ab Mitte der siebziger Jahre als Ersatz für die AIM-7 "Sparrow" entwickelt und in den frühen neunziger Jahren eingeführt. Sie avancierte inzwischen zur Standard-BVR-Luft-Luft-Lenkwaffe der NATO-Kampfflugzeuge und ist auch die primäre BVR-Luft-Luft-Lenkwaffe des Eurofighters "Typhoon". Allerdings besitzen die verschiedenen Streitkräfte teils unterschiedliche Versionen der AMRAAM, die Deutschen z. B. nur eine "abgespeckte" AIM-120A, die Briten haben hingegen bereits einige AIM-120C-5 bestellt. Die AMRAAM erreicht eine Geschwindigkeit von Mach 4 und hat eine Reichweite von 70 Kilometern, die effektive Abschussentfernung liegt bei 50 Kilometern. Sie ist eine aktiv radargesteuerte (ARH - Active Radar Homing) Lenkwaffe. Die AMRAAM verwendet in der Anflugsphase einen Datenlink und/oder ein Inertiales Navigationssystem (INS; bestimmt die eigene Position und Geschwindigkeit ohne direkten Mess-Bezug zur Umgebung) und im Endanflug ihr 15 Kilometer weit reichendes Bordradar (I/J-Band). Sie ist somit, wie alle aktiv radargesteuerten Waffen, eine Fire-and-Forget-Lenkwaffe.

"Meteor": Das "Meteor"-Programm begann Mitte der neunziger Jahre. Sein Ziel war und ist es, einen Ersatz für die AMRAAM zu entwickeln. Die "Meteor" wird von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Schweden, Italien und Spanien gemeinsam entwickelt, die Einführung ist um 2010 geplant. Dann soll sie die AMRAAM als Standard-BVR-Luft-Luft-Lenkwaffe des "Typhoon" ersetzen. Die "Meteor" besitzt sechs Steuerflächen und ein Staustrahltriebwerk (Ramjet) mit variabler Schubkraft. Sie soll bis auf 146 Kilometer (!) Entfernung einsetzbar sein und auch gewisse Stealth-Eigenschaften aufweisen. Zur Lenkung werden anfänglich ein Zweiwege-Datenlink sowie ein Inertiales Navigationssystem und im Endanflug ein X-Band-Radar verwendet. Im Vergleich zur Luft-Luft-Lenkwaffe AMRAAM sollen die Trefferquote wesentlich höher und die No-Escape-Zone (Bereich, in dem das gegnerische Luftfahrzeug keine Chance mehr hat, nicht getroffen zu werden) erheblich größer sein.

Luft-Boden-Waffen:

Von Anfang an war vorgesehen, den Eurofighter "Typhoon" sekundär auch für Erdkampfaufgaben zu verwenden. Inzwischen wurde die Maschine jedoch zum vollwertigen Mehrzweckjäger. Dies führte zu einer Steigerung des Leergewichtes um über 1 000 kg. Zudem wurden die Waffenzuladung und die maximale Startmasse um 1 500 kg bzw. 2 000 kg erhöht.

Für den Eurofighter "Typhoon" ist zwar eine Integration verschiedener Luft-Boden-Waffen vorgesehen, jedoch können nicht alle "Typhoon" alle diese Waffen einsetzen - einige davon sind optional; über ihre Integration wurde noch nicht definitiv entschieden.

Ungelenkte Bomben und Raketen: Der Eurofighter "Typhoon" kann eine Vielzahl ungelenkter Erdkampfwaffen zum Einsatz bringen, u. a. Sprengbomben von 227 kg bis 907 kg (500 bis 2 000 lb), einschließlich verzögerter Versionen, wie z. B. der MK-82/83/84 oder der UK 1 000 lb.

Mindestens zwölf Bomben à 227 kg, vier Bomben à 454 kg und vier Bomben à 907 kg sind an den Aufhängungen montierbar (an einigen Aufhängungen werden dabei mehrere Bomben pro Aufhängung mitgeführt).

Zumindest die deutschen und britischen Eurofighter "Typhoon" sind auch mit Streubomben BL-755 bestückbar. Diese 340 kg (750 lb) schweren Bomben können mit ihrer Submunition - 147 Bomblets - flächendeckend Ziele zerstören.

Optional sind auch vier Raketenwerfer CRV-7 mit je 19 ungelenkten 70-mm-Raketen vorgesehen.

Lasergelenkte Bomben: Für Präzisionsangriffe soll der Eurofighter "Typhoon" lasergelenkte Bomben (LGBs - Laser Guided Bombs) einsetzen können. Das sind meist konventionelle Sprengbomben, ausgestattet mit Stabilisatoren, Steuerflächen und einem Lasersuchkopf. Sie verfügen dadurch über eine größere Reichweite als normale, frei fallende Bomben und können Ziele mit enormer Präzision zerstören. Für den Einsatz von lasergelenkten Bomben sind Zielmarkierungsbehälter erforderlich bzw. muss das Ziel von externen Quellen beleuchtet werden. Die Maschine kann mit mindestens fünf Guided Bomb Units (GBU)-10 "Paveway" II (MK-84) sowie mit GBU-24 "Paveway" III (MK-84/BLU-109) ausgestattet werden. Auch der Einsatz der auf der MK-83 basierenden GBU-16 "Paveway" II ist möglich, von dieser kann der "Typhoon" bis zu neun Stück tragen.

Radarabwehrlenkwaffen: Zumindest die britischen Eurofighter "Typhoon" sollen mit Radarabwehrlenkwaffen ALARM (Air Launched Anti Radiation Missile) bestückt werden können. Diese über Mach 2 schnellen Lenkwaffen haben bis zu 45 Kilometer Reichweite und nutzen einen passiven Radarsuchkopf, um sich auf bodengestützte Radarquellen (z. B. der Fliegerabwehr) aufzuschalten und diese zu bekämpfen. Auch ein indirekter Modus, mit dem die Lenkwaffe ohne vorher bekanntes Ziel abgefeuert werden kann, existiert. Die Lenkwaffe steigt dann auf ca. 12 200 m und löst einen Fallschirm aus, an dem sie langsam zu Boden sinkt, bis sich eine Radarquelle aktiviert.

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch die amerikanische AGM-88 HARM (Highspeed Anti Radiation Missile). Im Vergleich zur ALARM erreicht sie allerdings Mach 3 bei einer Reichweite von ca. 60 Kilometern. Es ist jedoch kein indirekter Modus vorhanden.

Wahrscheinlicher ist in Zukunft wohl die Integration der ARMIGER (Anti Radiation Missile with Intelligent Guidance and Extended Range - Radarabwehrlenkwaffe mit intelligenter Lenkung und erhöhter Reichweite), die derzeit von deutscher Seite als Ersatz für die HARM entwickelt wird. Die ARMIGER verwendet neben dem Inertialen Navigationssystem/Global Positioning System (INS/GPS) und dem passiven Radarsuchkopf auch einen Infrarot-Suchkopf, um Ziele effizient bekämpfen zu können, selbst dann, wenn diese ihr Radar plötzlich deaktivieren. Dank ihres Staustrahltriebwerkes (Ramjet) mit variabler Schubkraft kann sie dauerhaft über Mach 3 fliegen und verfügt über eine Reichweite bis zu 150 Kilometer. Zudem sind so genannte Sperrzonen einprogrammierbar, sodass die Lenkwaffe z. B. nicht über eine Ländergrenze hinweg fliegt. Am Eurofighter "Typhoon" sind bis zu sechs Radarabwehrlenkwaffen mitführbar.

Luft-Boden-Lenkwaffen: Zur Bekämpfung gegnerischer Fahrzeuge können zumindest die britischen "Typhoon" mit bis zu 18 millimeterwellengesteuerten Panzerabwehrlenkwaffen "Brimestone" bestückt werden. Deren Reichweite beträgt bis zu 32 Kilometern.

Optional ist auch die effiziente Panzerabwehrlenkwaffe AGM-65 "Maverick" integrierbar. Deren Höchstgeschwindigkeit liegt bei ca. Mach 1,4 und ihre maximale Reichweite bei ca. 22 Kilometern. Die "Maverick" steht in Europa in den Versionen A/B und D (Video- und Infrarot-Suchkopf) zur Verfügung. Sie wäre z. B. für Italien eine Option.

Abstandslenkwaffen: Moderne Flugabwehrsysteme machen es Kampfflugzeugen immer schwerer, gegnerische Ziele sicher zu bekämpfen. Deshalb wurden und werden von Kampfflugzeugen aus einsetzbare Abstandslenkwaffen entwickelt. Diese ermöglichen eine präzise Bekämpfung von Bodenzielen von weit außerhalb der Reichweite der gegnerischen Fliegerabwehr.

Einer der Abstandslenkwaffen, die der Eurofighter "Typhoon" einsetzen kann, ist die britisch/französische "Storm Shadow". Diese soll von den britischen und italienischen "Typhoon" verwendet werden. Sie hat ein Turbofan-Triebwerk, ihre Reichweite beträgt über 250 Kilometer. Die Lenkung erfolgt anfänglich durch ein Inertiales Navigationssystem bzw. das Global Positioning System (INS/GPS) sowie durch ein spezielles System, um im Tiefflug Ziele anfliegen zu können. Im Endanflug setzt die "Storm Shadow" auf einen bilderzeugenden Infrarot-Suchkopf.

Die KEPD-350 "Taurus", entwickelt von Deutschland und Schweden, kann bereits von den deutschen "Typhoon" eingesetzt werden. Sie verwendet ebenfalls ein Turbofan-Triebwerk und die gleichen Steuerungsmethoden wie die "Storm Shadow". Ihre Reichweite soll über 400 Kilometern liegen.

Auch Spanien plant offensichtlich die Beschaffung der "Storm Shadow" und/oder der KEPD-350 "Taurus".

Der "Typhoon" soll pro Einsatz maximal fünf Abstandslenkflugkörper mitführen können.

Antiseeziellenkwaffen: Bislang ist für den "Typhoon" noch keine Implementierung von Antiseeziellenkwaffen geplant, sie wird aber optional angeboten. Der "Typhoon" könnte z. B. mit vier Anti Radar Homing- (ARH-)Lenkwaffen AGM-84 "Harpoon" bestückt werden, welche von der Lenkung her prinzipiell wie die Anti Radar Homing-Fliegerabwehrlenkwaffen funktionieren. Die Reichweite der AGM-84 soll über 100 Kilometer betragen.

Für den Export nach Norwegen erscheint auch die Integration der infrarotgelenkten AGM-119 "Penguin" möglich. Diese besitzt eine Reichweite von ca. 40 Kilometern. Weil sie kleiner ist als die AGM-84, könnten vermutlich bis zu sechs AGM-119 "Penguin" mitgeführt werden.

Abstandsdispenser: Dem Eurofighter "Typhoon" sollen auch Abstandsdispenser zur Verfügung stehen. Für die deutschen "Typhoon" ist z. B. der DWS-39 vorgesehen. Er ähnelt optisch der Abstandslenkwaffe KEPD-350, ist aber deutlich kleiner, leichter und zudem nur eine Gleitwaffe ohne Eigenantrieb. Seine Lenkung erfolgt über ein Inertiales Navigationssystem und einen Radarhöhenmesser. Die Kampfmittelzuladung besteht aus 72 Bomblets.

Dispenserwaffen eignen sich besonders zur Bekämpfung von Bodentruppen und Rollfeldern. Die Reichweite soll über 22 Kilometern liegen, hängt aber stark von der Abwurfhöhe ab.

Eine ähnliche Waffe ist die amerikanische JSWD (Joint Stand-off Weapon Dispenser), die zur Lenkung zusätzlich das Global Positioning System (GPS) verwendet. Sie gilt momentan als Option, könnte später aber durchaus integriert werden, z. B. in die britischen "Typhoon".

GPS-gesteuerte Bomben: Anders als Laser Guided Bombs sind GPS-gesteuerte Bomben nacht- und allwettereinsatztauglich. Außerdem ist keine Zielbeleuchtung vom Flugzeug selbst oder von anderen externen Quellen aus erforderlich. In den "Typhoon" könnte künftig die auf der MK-83 basierende GBU-32 JDAM (Joint Direct Attack Munition) integriert werden. Bis zu neun davon wären mitführbar.

(wird fortgesetzt)


Autor: Oberstleutnant dG Mag. Reinhard Zmug, Jahrgang 1968. Eingerückt 1986 zum Fliegerabwehrbataillon 2 in Zeltweg. 1987 bis 1990 Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, ausgemustert als Flugsicherungsoffizier ins Military Control Center nach Wien. Von 1997 bis 2000 Generalstabslehrgang an der Landesverteidigungsakademie in Wien, danach Verwendung als G4 im Kommando Fliegerdivision bzw. Kommando Luftstreitkräfte. Anfang 2004 Verwendung im BMLV, Abteilung Ausbildung A; seit Mai 2004 Verwendung im Rüstungsstab/Luftzeugabteilung als Leiter der Stabsstelle in der Projektgruppe Luftraumüberwachungsflugzeug. Ab 1. April 2008 Truppenverwendung als Leiter der Fliegerwerft 2 in Zeltweg.

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