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Abschlussübung für AUSBATT/UNDOF

Verbandsübung der Rotation Juni 2003

Ein wesentliches Element der Ausbildung unserer Soldaten für einen Auslandseinsatz ist die gemeinsame Abschlussübung im Rahmen der zu entsendenden Kräfte vor der Verlegung in den Einsatzraum. Beim Juni-Kontingent für den Golan wurde dieses Konzept erstmals umgesetzt.

Mit Einnahme der neuen Organi­sa­ti­onsstruktur im Bundesheer änderte sich auch das Schema für die Ausbildung des österreichischen UN-Kontingentes für den Golan, die Mission AUSBATT/UNDOF (Austrian Battalion/United Nations Disengagement Observer Force). Bisher erfolgte bei­nahe die gesamte Ausbildung unter Verantwortung des "alten" Kommandos für Internationale Einsätze (KdoIE) in Götzendorf bzw. zum Teil an Waffen- und Fachschulen.

Nun verbleibt nur noch die Ausbildung des Schlüsselpersonals (SPers) sowie des Fachpersonals in Kom­mandantenfunktionen (hauptsächlich Logistik- und Fernmelde-Personal) und jener Soldaten, die für Funktionen im Hauptquartier vorgesehen sind, in den Händen des Zentrums für Einsatzvorbereitung (ZEV/KdoIE) in der Wallenstein-Kaserne.

Die Masse des Kontingentes wird durch einen Verband unter Verantwortung des Kommandos Landstreitkräfte (KdoLaSK) ausgebildet. Vorgestaffelt dazu findet eine funktionsbezogene, bedarfsorientierte Ausbildung an den Waffen- und Fachschulen für jene Spezialisten statt, die weder dem SPers noch dem im ZEV speziell einzuweisenden Personal angehören. Hiebei handelt es sich meist um Soldaten des Pionierzuges, Feldköche, Mechaniker oder Kraftfahrer. Dadurch ist gewährleistet, dass dieser Personenkreis be­reits mit dem Wissen um sein Fachgebiet in die allgemeine Kontingentsausbildung einsteigt und sich voll auf die Tätigkeiten der Zonenkompanien bzw. der Stabskompanie im Falle eines Einsatzes als Reserve (Force Reserve Platoon/FRP) konzentrieren kann.

Für die im Juni 2003 vorgesehene Rotation fand die Kontingentsausbildung beim Stabsbataillon 6 in Inns­bruck statt.

Den Abschluss der Ausbildung bildet - ähnlich wie bei KFOR - eine Ver­bandsübung, in welcher das gesamte Rota­tionspersonal beim ZEV unter dessen Verantwortung in seiner jeweiligen Funktion übt.

Vorbereitung

Das Gebiet, in dem dieser letzte Teil der Ausbildung im Juni 2003 stattfand, erstreckte sich vom Areal des Gar­nisonsübungsplatzes Götzendorf bis an die Ostautobahn (A4).

Die Größe des Areals ist etwa die Hälfte der realen Ausdehnung der AOS (Area of Separation - Truppentrennungszone) auf den Golan-Höhen, für die das österreichische Kontingent verantwortlich zeichnet. Im Rahmen der Übung wurde versucht, so real als möglich, vorgegebene UN-Einrichtungen in das Übungsgelände zu legen. Dies sind vor allem das Camp Faouar (Wallenstein-Kaserne), in dem die Stabskompanie und der FRP (Force Reserve Platoon) untergebracht waren, und natürlich die von unseren Soldaten besetzten Stützpunkte. Die vorhandene Infrastruktur wurde in Form von bereits ausgebauten Stützpunkten am Garnisonsübungsplatz Götzendorf und der Kaserne in Kaiser­steinbruch (diese bildete das Kompaniekommando der 1. Kompanie, "Hermon Base") genutzt. Andere, nicht vorhandene Einrichtungen wurden nach Absprache mit den Grundstückseignern im freien Gelände angelegt und durch Großzelte M-85 bzw. Gruppenzelte dargestellt.

Die Vorbereitungsarbeiten für die Übung gestalteten sich äußerst interessant und stellten hohe Ansprüche an das Improvisationsvermögen, weil sämtliches Großgerät und alle Fahrzeuge erst organisiert werden mussten. Leider kann das ZEV für diese Fälle nicht auf einen eigenen Verband und eigenes Gerät bzw. einen eigenen Fahrzeugpool zurückgreifen. Alleine der Bedarf an Führungs- und Funkfahrzeugen lag bei etwa 40 Puch "G" bzw. "Pinzgauern" mit KFF-19-Funkausstattung, um einen einigermaßen funktionierenden Meldefluss, wie er im Einsatzraum ablaufen sollte sowie eine gediegene Schiedsrichter- und Fi­gurantenorganisation darstellen zu können. Den größten organisatorischen Aufwand erforderten die acht Mann­schaftstransportpanzer (MTPz) "Pandur", welche als Fahrzeuge für die EGG (Eingreifgruppen der Kompanie) und den FRP dienten.

An dieser Stelle sei allen Verbänden, die Material und Personal stellten - an erster Stelle dem KdoLaSK - ein besonderer Dank ausgesprochen. Ohne deren Unterstützung wäre die Durchführung dieser Übung nicht möglich gewesen. Weiters kam im Rahmen der Übung ein Transporthubschrauber AB.212 zur Darstellung von Überflügen der AOS zum Einsatz.

Die Zeit der Vorbereitung und Durchführung der Übung war von einigen Unwägbarkeiten begleitet: Zum einen fehlte durch die erforderliche rasche Besetzung der neuen Mission EUFOR (European Union Force) in Maze­do­nien die wesentliche Funktion des S3/AUS­BATT, der für die Ausarbeitung und Gestaltung der Abläufe und Einlagen mitverantwortlich gewesen wäre. Zum anderen standen für die Übung selbst nur knapp drei Tage zur Verfügung, weil die letzte Woche vor dem ersten Rota­tionsflug durch einen Feiertag mit darauf folgendem Fenstertag empfindlich gekürzt wurde und den Rotanten selbstverständlich noch ein langes Wochenende mit den Familien gegönnt werden sollte. Deshalb war es not­­wendig, Personal aus dem KdoIE in Graz, dem ZIK (Zen­­­­trum Internationale Kooperation) und anderen Dienststellen zur Vor­bereitung heranzuziehen sowie die Masse der letzten, wesentlichen Vor­berei­tungs­schritte wie Aufbau der Stütz­punkte, Führungsverfahren, Herstellen der Fernmeldeverbindungen usw. bereits am Wochenende vor der Übung durchzuführen. Dank des Engagements aller Beteiligten und vor allem der eingeteilten Kommandanten der Rotation konnte am Montag der Übungswoche nach einer Einweisung am MTPz durch die zugeteilten Besatzungen die Übung beginnen.

Inhalt und Ablauf

Der Inhalt dieser Übung war überwiegend auf Normtätigkeiten, wie sie in UN-friedenserhaltenden Missionen üblich sind, ausgelegt. Schließlich lautet der Hauptauftrag des AUSBATT im Einsatzraum, die Truppentrennung zwischen den beiden ehemaligen Konfliktparteien Israel und Syrien zu überwachen und Verstöße dagegen zu melden bzw. möglichst ohne Gewaltanwendung zu bereinigen. Das heißt, die Hauptaufgabenbereiche des Kontingents sind

  • die Durchführung von Patrouillen zu Fuß und motorisiert sowie
  • die Durchführung von Beobachtungstätigkeiten von permanent besetzten Stützpunkten oder temporär besetzten Beobachtungspunkten aus.

Ein Schwergewicht bildete die weiterführende Ausbildung des FRP, da dieser erst vor wenigen Monaten im Einsatzraum aufgestellt wurde. Er dient als Eingreifkraft auf Ebene der Force, wird aber durch das AUSBATT geführt. Sein Personal rekrutiert sich derzeit noch aus der Besatzung des im März 2003 an das POLBATT (Polish Battalion) übergebenen Stützpunktes 22 und Teilen der Stabskompanie. Im Zuge einer Organisationsplanänderung soll dafür aber ein eigenes Element aufgenommen und der Zug auf dem Kom­paniegefechtsstand der 2. Kompanie/AUSBATT (Stützpunkt 27) untergebracht werden.

Die Eingreifgruppen und der FRP verwenden ein "neues", leicht gepanzertes Mannschaftstransportfahrzeug, den "Nyala". Dabei handelt es sich um ein südafrikanisches Produkt, das bis vor einem Jahr noch in Verwendung bei UNIFIL im Libanon stand. Im Zuge des modernization programs bei UNDOF löst dieses Fahrzeug Zug um Zug den mittlerweile in die Jahre gekommen "Sisu" ab.

Um die Soldaten im Umgang mit einem gepanzerten Transportfahrzeug zu schulen sowie dessen Vorteile und Gefahren bereits in der Ausbildung kennen zu lernen, waren acht "Pandur" als Patrouillen- und Eingreiffahrzeuge in die Übung eingebunden. Zur Darstellung eines möglichst realen Lagebildes über den Einsatzraum wurde ein Einlagenkatalog erstellt, welcher über vierzig Incidents (Vorfälle) aufwies, die sich alle im Laufe der letzten drei Jahre beim AUSBATT tatsächlich ereignet hatten. So konnten einfache Vorkommnisse wie das Eskortieren von syrischen Schäfern aus dem Bereich des "Grenzzaunes" zu Israel (technical fence an der A-Linie) oder die Ablöse eines verletzten Soldaten auf Patrouille ebenso geübt werden wie das Verhalten bei kleineren Demon­strationen im Bereich eines UN-Stützpunktes und die Verhandlungsführung mit Hilfe eines Verbindungsoffiziers der syrischen Streitkräfte. Einzig die zeitliche Dichte der Einlagen entsprach nicht den Gegebenheiten vor Ort.

Der hohe Bedarf an Fahrzeugen ergab sich weiters aus der sich ändernden Auftragslage in der Mission UNDOF. Im Zuge des bereits erwähnten moderni­zation programs wird dazu übergegangen, anstatt der permanenten Beobachtung von Stützpunkten aus, die Überwachung der AOS durch vermehrte Pa­trouillentätigkeit mit Fahrzeugen - zu unregelmäßigen Zeiten und entlang verschiedener vorbereiteter Wege (flexible patrolling system) - sicherzustellen.

In den letzten 29 Jahren UN-Einsatz in der Truppentrennungszone hat sich selbstverständlich das Bild vor Ort bezüglich Bebauung und Bevölkerungsdichte geändert. Mittlerweile führt eine Vielzahl an Bewegungslinien in die AOS und in die neu entstandenen Siedlungen, so dass eine lückenlose Überwachung des Personen- und Kfz-Verkehrs innerhalb der Zone immer von denselben Stützpunkten aus nicht mehr zielführend ist.

Einbindung des SLOVCON

Da die 3. Kompanie des AUSBATT durch Kameraden der Slowakei befüllt wird, waren auch diese in entsprechender Form in die Übung einzubinden. Die anwesenden Schlüsselfunktionssoldaten wurden in die Übungsleitung eingegliedert. So erfüllten sie als "Supply Officer" im Führungsgrundgebiet 4, als Angehörige der MP (Militärpolizei) im gespielten Detachment oder als "Duty Officer" im OPSCENT gemeinsam mit den Österreichern ihre Aufgaben.

Folgerungen

Als wesentliche Erkenntnis der vergangenen Ausbildung bleibt zu bemerken, dass es für weitere Rotationen unabdingbar ist, vor der Verlegung in den Einsatzraum gemeinsam im Rahmen der zu entsendenden Einheit zu üben und bei Bedarf vertiefend auszubilden. Dass es dabei im konkreten Fall bei UNDOF aufgrund des Rotationsprinzips nie gelingen wird, das gesamte Kontingent vor Entsendung zu vereinigen, muss in Kauf genommen werden. Dementsprechend werden in Zukunft je nach Stärke der vorbereiteten Teile einzelne Organisationselemente zusammengezogen.

Die Anforderungen am Fahrzeug- und Materialsektor werden voraussichtlich hoch bleiben, ja sogar in einzelnen Bereichen ansteigen, um eine gediegene Übung mit Instandsetzungs- und Bergeteilen zu gewährleisten.

Als infrastrukturelle Maßnahme wäre es wünschenswert, zur Vorbereitung von Missionen wie UNDOF auf sechs bis acht ausgebaute Stützpunkte mit entsprechender Beobachtungsmöglichkeit zurückgreifen zu können. Dabei ist auf die Ausstattung mit Wohnmöglichkeiten und Sanitäreinrichtungen besonderer Wert zu legen, um auch eine Übung über einen längeren Zeitraum durchführen zu können. Da eine UN-Mission keinen Kampf­einsatz im herkömmlichen Sinne darstellt, kann mit Zelten allein - so wie dieses Mal - auf Dauer nicht das Auslangen gefunden werden.

Auf jeden Fall ist mit der Einführung des neuen Systems, nämlich der Zuteilung des Schlüssel- und Fachpersonals zum ZEV/KdoIE, der Ausbildung des Kontingentes bei einem Verband der Landstreitkräfte sowie mit der darauffolgenden Zusammenführung des gesamten Rotationspersonals zur Durchführung einer gemeinsamen Abschlussübung unter Beteiligung des KdoIE und des ausbildungsverantwortlichen Verbandes ein großer Schritt zu noch mehr Qualität in der Einsatzvorbereitung unserer Auslandseinsatzkontingente getan.


Autor: Hauptmann Martin Haslinger, Jahrgang 1970. Ausmusterung 1995 zum Panzerartilleriebataillon 9; Verwendung als 1.Offizier und Feuerleitoffizier.1999 bis 2002 Kommandant des Aufstellungsstabes im Kommando für Internationale Einsätze. 2002 bis dato Ausbildungsleiter für UN-Kontingente im Zentrum für Einsatzvorbereitung in Götzendorf mit Schwergewicht einsatzraumspezifische Ausbildung für AUSBATT/UNDOF.

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