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Fünf Jahre Fachhochschul-Diplomstudiengang "Militärische Führung"

Eine Besonderheit im Bildungsbereich

Nach den erfolgreichen ersten fünf Jahren als Fachhochschul-Studiengang hat die Militärakademie die Hürde der Zulassung bis zum Jahr 2007 genommen. Die Berücksichtigung der bisher gewonnenen Erfahrungen führt zu einer sichtbaren Verbesserung der Qualität im Lehr- und Studienbetrieb.

In Österreich gibt es derzeit insgesamt 124 Fachhochschul-Studiengänge. Der Fachhochschul-Diplomstudiengang "Militärische Führung" (FH-DiplStG "MilFü") hebt sich durch eine Besonderheit von den anderen Studiengängen ab: Im Unterschied zu anderen Fachhochschulen ist der Erhalter des FH-DiplStG "MilFü" die Republik Österreich, vertreten durch den Bundesminister für Landesverteidigung. Im Vergleich dazu sind von den insgesamt 18 Erhaltern 16 juristische Personen des privaten Rechts (zehn GmbH, fünf Vereine und eine gemeinnützige Privatstiftung) und nur zwei juristische Personen des öffentlichen Rechts (FGG 7/BMLV und Kammer für Arbeiter und Angestellte in Salzburg).

TherMilAk - eine Schule mit Tradition

Die Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie (TherMilAk) wurde nicht neu erfunden, sondern zu einem Fachhochschul-Studiengang weiterentwickelt. Dabei stellen der Umbau eines traditionsreichen Ausbildungsganges und die Anpassung an die Kriterien eines Fachhochschul-Studienganges die Verantwortlichen vor ganz andere Aufgaben als eine völlige Neuentwicklung.

Im Unterschied zu anderen Studiengängen sind die Hörer in überwiegender Anzahl Angehörige des Bundesheeres, und die Besucher dieses FH-DiplStG werden fast ausschließlich für die Organisation Bundesheer ausgebildet. Diese Orientierung auf einen Bedarfsträger bewirkt eine Sonderstellung für das berufsbegleitende Studium. Von den insgesamt 124 FH-Studiengängen sind - 87 nicht berufsbegleitend, - 18 berufsbegleitend, - 15 sowohl berufsbegleitend als auch nicht berufsbegleitend, - und vier FH-Studiengänge zielgruppenspezifisch organisiert.

Eine weitere Besonderheit ist das Berufsfeld der militärischen Führungskraft mit seinen zwei sehr unterschiedlichen Dimensionen. Die Aufgabenstellungen verlangen einerseits eine reflexive, wissenschaftlich begründete Ausführung, andererseits im militärischen Einsatz eine normative und trotzdem sehr verantwortungsvolle Vollziehung unter physisch und psychisch belastenden Rahmenbedingungen. Darüber hinaus ist für den Berufsvollzug der militärischen Führungskraft eines demokratischen Staates die Auseinandersetzung mit Wertvorstellungen von wesentlicher Bedeutung. Diese findet aber nicht nur in der Ausbildung, sondern auch unterschiedlich stark innerhalb des Berufsfeldes statt.

Insgesamt wird die bisherige Entwicklung des Fachhochschul-Studienganges von allen Verantwortlichen als sehr positiv und zukunftsorientiert angesehen. Dies ist von großer Bedeutung, weil damit dem Aufgabenvollzug in einem dynamischen Umfeld, vor allem im sicherheits- und bildungspolitischen Bereich, bestmöglich Rechnung getragen wird.

Fünf Jahre Entwicklung

Das aufgrund der sicherheitspolitischen Lage in Europa veränderte Bedrohungsbild führte zur "Heeresgliederung 93” und damit auch zu geänderten Prioritäten im Aufgabenspektrum des Bundesheeres. Aus dieser Ausgangssituation heraus wurde ein Konzept für die Offiziersausbildung 2000 erstellt, welches die Grundlage für den Fachhochschul-Studiengang bildete. Der Organisationsplan wurde der gesteigerten Bedeutung der Weiter- und Fortbildung der Berufs- und Milizoffiziere angepasst. So wurden das Institut I für die Offiziersausbildung und das Institut II für die Offiziersfort- und -weiterbildung an der TherMilAk eingerichtet.

Im Juli 1997 erfolgte durch den FHR die Anerkennung des FH-StG "MilFü" im Rahmen der postsekundären Bildungslandschaft in Österreich.

Dem Antrag auf Anerkennung des Fachhochschul-Studienganges "Militärische Führung" (FH-StG "MilFü"), welcher berufsbegleitend organisiert ist, wurde am 1. Jänner 1998 für einen Zeitraum von fünf Jahren stattgegeben. Der Studiengang umfasste sechs Semester sowie zusätzlich Berufspraktika in der Mindestdauer von zwölf Wochen, die nach Abschluss des dritten Semesters in der vorlesungsfreien Zeit zu absolvieren sind. Die Höchstzahl der Studienplätze pro Aufnahmetermin wurde mit 90 festgesetzt.

Qualitätssteigerung für den "neuen" Studiengang

Bereits ab dem Jänner 2000 begann ein Entwicklungsteam mit der Erarbeitung des Verlängerungsantrages, um die geplanten Inhalte ordnungsgemäß ab dem Wintersemester 2003 durchführen zu können. Dieses Team arbeitete auf Basis des anerkannten Erstantrages und der Ergebnisse des Selbstevaluerungsberichtes.

Die Verbesserungsvorschläge und geplanten Maßnahmen zielten auf die Entlastung der Studierenden und somit auf eine Qualitätssteigerung im Lehr- und Studienbetrieb ab. Weitere Auswirkungen betrafen vor allem die zeitliche Strukturierung des Berufspraktikums und der Diplomarbeit. Es wurde die Möglichkeit geschaffen, übungsartige Lehrveranstaltungen besser für das Verarbeitungslernen mit anschließender Reflexion zu nutzen. Weiters wurden die Mitglieder des Lehrkörpers angewiesen, bereits in der Anfangsphase der Betreuung auf eine schärfere thematische Eingrenzung zu achten, um eine Bearbeitbarkeit der Themen in die Tiefe zu ermöglichen. Im Rahmen der Personalentwicklung wird der notwendigen Kontinuität und der einschlägigen Fortbildung der für die Betreuung und Begutachtung in Frage kommenden Mitglieder des Lehrkörpers besonderes Augenmerk geschenkt.

Die Genehmigung durch den FHR war mit dem 4. Juni 2002 datiert und umfasst den Zeitraum vom 1. Jänner 2003 bis 31. Dezember 2007.

Der neue Studiengang

- umfasst ab September 2003 acht Semester mit der Möglichkeit einer Vertiefung in fünfzehn beruflichen Spezialzweigen, - hat ein verpflichtendes Berufspraktikum in der Mindestdauer von 24 Wochen und - führt nun die Bezeichnung Fachhochschul-Diplomstudiengang "Militärische Führung" (FH-DiplStG "MilFü").

Diplomprüfung, Sponsion und Ausmusterung Die Diplomarbeit ist in ihrer Zielsetzung und ihrem Umfang wohl die bedeutendste schriftliche Studienleistung in der Offiziersausbildung. Die Diplomarbeit soll zeigen, dass der angehende Truppenoffizier in der Lage ist, eine zu diesem Zweck relevante Fragestellung selbstständig wissenschaftlich und methodisch zu bearbeiten und dabei Fächer übergreifende Zusammenhänge zu berücksichtigen. Diese Anforderungen betonen die zu erwerbende Qualifikation und die wissenschaftliche Bearbeitung einer Fragestellung im Rahmen der Abschlussarbeit.

Mit der positiven Absolvierung der Diplom- und Dienstprüfung mustern die zukünftigen Offiziere als "Leutnant und Magister/Magistra (FH) der militärischen Führung” aus. Der FH-DiplStG "MilFü" kann auch von Bewerberinnen und Bewerbern, die keine Offiziersfunktion anstreben, besucht werden. Lehrbereiche sind beispielsweise Pädagogik, Politikwissenschaften, Geschichte, Führungs- und Organisationslehre, Gefechtsmittellehre, Sport, Taktik, Betriebswirtschaftslehre, militärische Sachgebiete sowie Fremdsprachen. Es war der Jahrgang "Monte Piano", der am 19. Mai 2000 erstmals als "Leutnant und Magister (FH) Militärische Führung" spondierte. Derzeit gibt es bereits 328 Absolventen des FH-DiplStG "MilFü" an der TherMilAk. Der jetzige Jahrgang "Graf Salm" lässt mit seiner Sponsion im Jahre 2006 den "alten" Studiengang auslaufen.

"Akademisierte Welt"

Aus dem Einsatzkonzept des Bundesheeres, welches neben Kampfeinsätzen vermehrt auch Hilfseinsätze beinhaltet, leitet sich das "Offiziersleitbild" ab, welches den österreicheischen Berufsoffizier als Schützer, Helfer und Kämpfer definiert. Der Teilbereich Ausbildung bestimmt das Leitbild des Offiziers als Lehrer und Erzieher, der Teilbereich Dienstbetrieb das des Organisators und Verwalters. Seit fünf Jahren bildet der FH-DiplStG "MilFü" somit den Kern der Offiziersausbildung. In der autonomen Verantwortlichkeit des Instituts für Offiziersausbildung werden dabei dem angehenden Offizier jene Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt, die er in der heutigen "akademisierten Welt" im Berufsvollzug benötigt. Der Studiengang befähigt zur selbstständigen Problemanalyse und autonomen Entwicklung von Lösungsansätzen, zur Organisation und Leitung von Projekten sowie Teamarbeiten. Er vermittelt zusätzlich Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten, welche die Studierenden in die Lage versetzen, beim Aufgabenvollzug Informations- und Kommunikationstechnologie optimal unterstützend einzusetzen. Praktische soldatische Ausbildung und Vermittlung theoretischen Wissens auf Fachhochschulniveau bilden dabei eine Einheit. Diese Tatsache stellt die Anforderung an eine neue Lernkultur - eine Kultur des selbstorganisierten, Komplexität und Chaos bewältigenden Lernens in der Risikogesellschaft. Das Berufsfeld des Offiziers ist das Österreichische Bundesheer. Dessen vielseitige Aufgaben umfassen:

- die militärische Landesverteidigung; - auch über den Bereich der militärischen Landesverteidigung hinaus den Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen und ihrer Handlungsfähigkeit und der demokratischen Freiheiten der Einwohner sowie die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit im Inneren überhaupt; - die Hilfeleistung bei Elementarereignissen außergewöhnlichen Umfangs; - die Hilfeleistung im Ausland bei Maßnahmen der Friedenssicherung, der humanitären Hilfe und der Katastrophenhilfe sowie der Such- und Rettungsdienste (Auslandseinsatz).

Die Ausbildung im FH-DiplStG "MilFü" vermittelt jene Schlüsselqualifikationen, die zur Erfüllung dieser Aufgaben als militärische Führungskraft und als Experte im gewählten beruflichen Spezialzweig benötigt werden. Die spezifischen Anforderungen an einen Berufsoffizier sind ausgeprägte Führungsfähigkeit, beispielgebendes Führungsverhalten, ein hohes Bildungsniveau, hohe psychische und physische Belastbarkeit sowie ein moralischethisch gefestigter Charakter.

_________________________________ _________________________________ Autor:Oberst dhmfD MMag. Reinhard Slanic, Jahrgang 1958. Berufsoffiziersausbildung und in weiterer Folge Zugs- und Kompaniekommandant sowie Verwendung in Stabsfunktionen in der 7. Jägerbrigade, Studien der Pädagogik, Kommunikationswissenschaften und Psychologie an der Universität Klagenfurt; Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologe, Mediator und Untemehmensberater einschließlich der Unternehmensorganisatoren. Derzeit Leiter der Direktion des FH-DiplStG an der TherMilAk.

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