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Kampfunterstützung durch die Pioniere bei der Übung "FELSENBERG 2003"

Ein Übungserfolg für die Pioniere

Im April 2003 übte die 3. Panzergrenadierbrigade gemeinsam mit der Theresianischen Militärakademie im Raum Allentsteig und Umgebung - es war die größte Verbandsübung in diesem Jahr. Für die Pioniere des Österreichischen Bundesheeres ist die Übung "FELSENBERG 2003" noch lange nach Übungsende "das" Thema - und dies im positiven Sinne.

Vorweg gesagt: Es ist der übenden Truppe im Vergleich zu ähnlichen Ausbildungsvorhaben der letzten Jahre gelungen, eine hochwertige Koordination und Zusammenarbeit der Kampftruppe mit den unterstellten Pionierkräften am Gefechtsfeld zu erzielen.

Die 3. Panzergrenadierbrigade war zu jeder Zeit und in beispielhafter Form jeglichen Verbesserungsvorschlägen, neuen Ideen und aktivem Einbringen von Fachwissen anderer Truppenkörper (speziell im Bereich der Kampfunterstützung) gegenüber sehr aufgeschlossen. Genau diese Zusammenarbeit war ausschlaggebend für den Übungserfolg für die Waffengattung Pionier. So wurden die unterstellten Pioniere diesmal nicht vergessen, weil man mit ihnen im Angriff wegen des massiven Ausrüstungsdefizits ohnedies nichts hätte anfangen können. Sie standen aufgrund ihrer Aufgabe als Kampfunterstützer immer mitten im Geschehen. Auch wurden sie bei dieser Übung niemals artfremd eingesetzt oder mit Aufträgen beteilt, die sie aufgrund ihrer Organisation und Ausrüstung einfach nicht erfüllen können.

Rückblick

Als Beispiele für solche, durch Pioniere des Österreichischen Bundesheeres nicht erfüllbaren Aufträge, aus vergangenen Übungen seien der Einsatz der Pioniere als Kraft in der Tiefe oder als Reserve eines Kampfverbandes angeführt. Ohne entsprechende Mittel, wie zum Beispiel Panzerabwehrwaffen, sind jedoch solche Aufträge falsch und daher unzulässig. International ist jene Bewaffnung der Pioniere Usus.

Bei den Groß- und Verbandsübungen der letzten zehn Jahre wurden die Pioniere des öfteren falsch eingesetzt, die erteilten Aufträge an sie waren immer wieder zu hinterfragen. Einige Pionierkommandanten konnten sich gegenüber den Kommandanten der Kampftruppen entsprechend durchsetzen und sie von der Falschheit eines solchen Auftrages an die Pioniere überzeugen. Als Konsequenz daraus kam es vor, dass die Pioniere vergessen und somit während der verbleibenden Übungsdauer nicht mehr gefordert wurden.

Rasches Umdenken gefordert

Die geopolitische Lage Österreichs im Kalten Krieg führte dazu, dass sich der Pionierdienst des Österreichischen Bundesheeres konsequent auf den Sperrdienst konzentrierte. Die Notwendigkeit, die Bewegung eigener Kräfte zu fördern, wurde offensichtlich von der politischen aber auch der militärischen Führung vernachlässigt. Dies wirkte sich enorm auf die Ausrüstung und Ausstattung aus. Aufgrund der geopolitischen Lageänderung in Europa hat sich das Anforderungsprofil an das Österreichische Bundesheer und seine Waffengattungen geändert. Die internationalen Anforderungen an die österreichischen Pioniere sind umfangreicher geworden, das Handeln unter großem Zeitdruck ist gefragt.

Ein erster Lösungsansatz

Die Pioniere des Österreichischen Bundesheeres haben also einerseits speziell im Bereich der Geräteausstattung mit Altlasten zu kämpfen und andererseits das Problem, dass die Kommandanten der Kampftruppe mit den Pionieren im Gefecht zu wenig anfangen können.

Da die Kompetenz der Bewaffnung und Ausstattung der Pioniere mit Gerät in entsprechender Quantität und Qualität weder unmittelbar noch ausschließlich in die Kompetenz des Österreichischen Bundesheeres fällt, wird folgendes festgestellt: Offensichtlich ist es den Pionieren bis dato nicht gelungen, ihre Kommandanten über die Fähigkeiten, Kapazitäten und Unterstützungsmöglichkeiten ausreichend zu informieren, um ihrer Rolle als Berater des Kommandanten in allen Pionierangelegenheiten gerecht zu werden. Dies hat sicher für die Waffengattung Pionier Anspruch auf Richtigkeit, trifft jedoch auch auf andere Unterstützungswaffengattungen zu.

Es ist unumstritten Aufgabe der Kampfunterstützung, wie auch der Einsatz- und Führungsunterstützung, den Kommandanten laufend zu informieren und sich aktiv im Führungssystem in jeder Lage und permanent einzubringen. Nur auf diese Weise kann der Kommandant die optimale Variante erreichen. Nimmt jede Unterstützungswaffengattung dies konsequent wahr, kann es kaum noch zu einer Missachtung von Einsatzgrundsätzen der Kampfunterstützung kommen. Weiters werden damit eine Unter- bzw. Überforderung und die Erteilung von nicht erfüllbaren Aufträgen verhindert.

Unter Zeitdruck

Die Bundesregierung hat schon 1998 die Petersberg-Aufgaben vollinhaltlich und "ohne Wenn und Aber" ratifiziert. Diese Aufgaben sehen als worst case- Szenario die Durchführung einer Peaceenforcement Operation (Friedenserzwingung) im Rahmen einer internationalen Truppe irgendwo auf der Welt, als die schwierigste, gefährlichste und anspruchsvollste militärische Herausforderung vor. In diesem Szenario ist mit dem Sperrdienst, wie dieser bisher ausgebildet wurde, keineswegs mehr das Auslangen zu finden.

Internationalität, Kompatibilität und Interoperabilität bieten Herausforderungen, die jedoch ohne Pionierunterstützung undenkbar sind. Dies beweisen schon die laufenden Einsätze - und die Situation wird bei den nun anlaufenden und zukünftigen Missionen auch unter EU-Mandat, wie Mazedonien, Kongo oder Bosnien, keine andere werden.

Die eigentliche Herausforderung stellt eher der gewaltige Zeitdruck dar. Die Einsätze des Bundesheeres im Rahmen internatonaler Organisationen und Allianzen, folgen unaufhörlich aufeinander und deren Frequenz nimmt progressiv zu. Vom Balkan über den asiatischen Erdteil bis hin zum jüngsten Einsatz im Kongo erfordern diese Aufgaben eine bisher nicht gekannte Steigerung in Qualität, Quantität und Intensität.

Gegenwart - Die Übung "FELSENBERG 2003"

Zahlen und Fakten

Bei der Übung "FELSENBERG 2003" haben zwei verstärkte Pionierkompanien mitgewirkt: Eine Pionierkompanie, gestellt vom Pionierbataillon 2 aus Salzburg und die Panzerpionierkompanie des Stabsbataillons 3 aus Mautern. Diese beiden Kompanien bestanden aus insgesamt 303 Mann. Sie errichteten während der Übung auf beiden Seiten 53 verschiedene Sperren, davon wurden im Zuge der Kampfführung 23 Sperren wieder geräumt. Insgesamt wurden bei den Sperren ca. 5 000 Minen verlegt. Weiters nahm jeweils ein verminderter Pionierzug an drei Luftlandungen teil.

Der durch österreichisches Gerät dargestellte Minenräumpanzer "Keiler" kam insgesamt an 15 Sperren zum Einsatz und die "Pionierbrücke 2000" wurde fünf mal gebaut und von nachfolgenden Teilen real und taktisch richtig als Unterstützungsbrücke genützt.

Die Darstellung von Räumkapazität Da die Räumkapazität in Form von Minenräumpanzern, detonativen Räumsystemen oder anderer Alternativen im Österreichischen Bundesheer überhaupt nicht vorhanden ist, wurden diese Mittel, mit dem Ziel der Kommandantenschulung und zur Schaffung eines realistischen Gefechtsablaufes, eingeschränkt dargestellt.

Dieser Bedarf zur Darstellung der Pioniermittel zum Fördern der eigenen Bewegung für die angreifenden Teile ergab sich auch aus der Vorgabe der Übungsleitung, dass die verzögernden Teile alle Sperren mit Attrappen real auszubauen hatten. Die Darstellung mit Trassierbändern hatte zu unterbleiben.

Es zeigte sich schnell, dass sich die Kampf- und Unterstützungstruppe zum Teil wieder in Erinnerung rufen musste, was es bedeutet, um eine Sperre zu kämpfen. Welche Verfahren führen zum Erfolg? Welche Parameter, Zeiten und Gefechtsabläufe, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen, werden sowohl dem Angreifer, als auch dem Verteidiger aufgezwungen?

Im konkreten Fall der Übung "FELSENBERG 2003" wurden beim angreifenden brigadestarken Verband Minenräumpanzer nach dem Muster "Keiler" der Deutschen Bundeswehr und detonative Räumsysteme nach dem Muster "Giant Viper" eingespielt. Die Anzahl der Räummittel entsprach der Leistungsfähigkeit einer Pionierkompanie internationaler Prägung. Die Darstellung erfolgte mit Pionierpanzern des Österreichischen Bundesheeres mit gesonderter Kennzeichnung (Beflaggung). Analog dazu wurden detonative Räumsysteme "Giant Viper" ebenfalls mit gepanzerten Kampf- und Gefechtsfahrzeugen dargestellt.

Mit diesen Maßnahmen wurde versucht, auf der einen Seite für die Kommandanten realistische Abläufe und Verfahren einzuspielen, und auf der anderen Seite die Darstellungen von im Bundesheer nicht verfügbarer Ausrüstung nicht über die Maßen zu strapazieren.

Es ist in Teilbereichen gelungen, nicht nur die pioniertechnischen Möglichkeiten im Angriff ansatzweise aufzuzeigen, sondern auch, als Beispiel, den grundsätzlichen Einsatz eines Minenräumpanzers beim Räumen einer Sperre der Kampftruppe näher zu bringen. Dabei wurde allen Übungsteilnehmern vor Augen geführt, wie notwendig die Pionierunterstützung für die Truppe ist, egal in welchem Einsatz.

So hat sich speziell bei dieser Übung innerhalb kürzester Zeit gezeigt, dass Pioniere in Kompaniestärke niemals in der Lage sein können, den Angriff einer Brigade zu unterstützen. Dieses Kapazitätsdefizit einer Brigade hat sich auch in anderen Bereichen der Kampfunterstützung, wie z. B. der Aufklärung und Fliegerabwehr, gezeigt.

Führung und Einbindung in das Führungsverfahren

Die Pioniere wurden bei der Übung "FELSENBERG 2003" laufend in das Führungsverfahren der Kampftruppe eingebunden. Dies war die Voraussetzung einer erfolgreichen Auftragserfüllung durch die Kampftruppe und gilt natürlich auch für andere Waffengattungen der Kampfunterstützung.

In der Theorie ist es klar, dass nur das geschlossene Führungssystem von Kampftruppe gemeinsam mit allen Waffengattungen der Kampfunterstützungstruppe einen erfolgreichen Kampf der verbundenen Waffen ermöglichen kann. Schwieriger ist jedoch die Umsetzung dieses Grundsatzes bei Übungen und noch schwieriger bei Einsätzen.

Diese Übung zeigte, dass die Zusammenarbeit der Kampftruppe mit den Pionieren (aus ihrer Sicht) intensiver war und in einzelnen Bereichen besser funktioniert hat, als mit anderen Unterstützungswaffengattungen.

Der Forderung des Zusammenwirkens von Sperren und dem Feuer konnte entsprochen werden. Das Zusammenwirken von Sperren und dem Feuer der jeweiligen Artillerie, etwa vor die Sperren, konnte jedoch weder im Zuge des Führungsverfahrens, noch am Gefechtsfeld im laufenden Gefecht zufriedenstellend gelöst werden. Hier zeigte sich ein Handlungsbedarf, um die geforderte Qualität erreichen zu können.

Eindeutig verbessert hat sich bei dieser Übung die Zusammenarbeit mit den Luftstreitkräften. In den Bereichen Führung und Befehlsgebung konnten Verbesserungen beobachtet werden. Es hat sich aber auch deutlich und unmissverständlich gezeigt, dass das Verbesserungspotential speziell beim Kampf der verbundenen Waffen und in Folge bei der Interoperabilität noch ungeheuer groß ist.

Einsatzgrundsätze der Pioniere

Als Folge der realistischen Darstellung des Hemmens und Förderns der Bewegung ergab sich gezwungener Maßen die Einbindung der Pioniere in das Führungsverfahren der Kommandanten und somit die Einbindung in die Kampfführung. Von den Kommandanten wurden die Einsatzgrundsätze der Waffengattung Pionier nie zuvor so konsequent, wirkungsvoll und richtig angewendet.

Bei dieser Übung wurde kein einziges Organisationselement der Pioniertruppe artfremd eingesetzt - ein absoluter Erfolg. Ein ebensolcher war der geschlossene Pioniereinsatz und somit die automatische Schwergewichtsbildung.

Befehlsgebung

Als eine daraus weiter abzuleitende Konsequenz sei auch die gute Qualität der Befehlsgebung durch die Brigade an die Pioniere bei der Übung "FELSENBERG 2003" hervorgehoben. Der Pionier hat sich als Fachmann, und somit als Berater des Kommandanten, bewähren können - vom Erfassen des Auftrages bis hin zur Auftragserteilung und Befehlsgebung.

Auch haben die Bemühungen einiger Pionieroffiziere zur weiteren Verbesserung im Bereich der Zusammenarbeit der Kampftruppe mit den Pionieren ihre Wirkung gezeigt (z. B. durch Kaderfortbildungen - besonders des Pionierbataillons 3).

Im gesamten Bereich der Befehlsgebung konnte eine Qualitätssteigerung bei allen Unterstützungswaffengattungen beobachtet werden. Dies war wohl mit Masse auf die beratende Funktion der Vertreter in der Kampfunterstützungszentrale am Brigadegefechtsstand und auf die jeweiligen Kommandanten am Gefechtsfeld zurückzuführen (Vorbefehl, Einbindung in das Führungsverfahren etc.). Letztendlich lag es aber bei der Kampftruppe, die diese Informationen, Ratschläge, Vorschläge und Beiträge der Fachleute entsprechend gut aufgenommen, bearbeitet und umgesetzt hat.

Stärkenverhältnisse

Speziell im Vergleich mit der Großübung "RETZERLAND 2002" der 3. Panzergrenadierbrigade ist die Anzahl der an der Übung "FELSENBERG" teilnehmenden Pioniere mit zwei verstärkten Kompanien als nicht ausreichend zu beurteilen. Ein brigadestarker angreifender Verband war mit einer Panzerpionierkompanie, und der Verteidiger in der Stärke von zwei Bataillonen mit einer Pionierkompanie verstärkt worden.

Speziell im Angriff der Brigade zeigte der Mangel an Pionieren eine massive Einschränkung der Beweglichkeit. Der Angriffsschwung wurde durch die vom Verteidiger errichteten Sperren zeitweise nicht nur erheblich verzögert, einige Male kam er überhaupt zum Erliegen.

Es hat sich gezeigt, dass für einen brigadestarken angreifenden Verband die international übliche Größenzuordnung einer Pionierkomponente in Bataillonsstärke eine wesentliche Voraussetzung für den Angriffserfolg ist. Der unzureichenden Ausstattung eines Kampfverbandes mit Pionierkapazität ist unbedingt und unmittelbar Rechnung zu tragen. Durch die Truppeneinteilung müssen für das Üben international übliche, realistische und richtige Verhältnisse geschaffen werden, sofern die Pioniertruppe insgesamt nicht doch noch eine Kampfwertsteigerung erfährt.

Auch muss als Bedingung akzeptiert werden, dass bataillonsstarke Angriffsspitzen selbst über entsprechende Mittel zum Fördern der Bewegung verfügen und somit die Kommandanten die notwendige Handlungsfreiheit in diesem Bereich erlangen. Weiters ist unbedingt unmittelbar hinter den Angriffsspitzen durch die Brigade eine entsprechende Pionierkapazität zum Erhalten des Angriffsschwunges und zur Schwergewichtsbildung beziehungsweise zum Ersatz für ausgefallenes Gerät verfügbar zu halten. Diese Aspekte sollten bereits bei der nächsten Übungsplanung zur Sicherstellung weiterer Verbesserungen in der Zusammenarbeit einfließen.

Sperrerkundung

Die friedensmäßige Sperrerkundung hat sich bei dieser Übung, wie schon mehrmals in der Vergangenheit, als nicht zielführend erwiesen. Die Pioniererkundung eines Geländeabschnittes ohne taktischen Kommandanten ist abzulehnen.

Im Vorfeld der Übung "FELSENBERG 2003" wurde zwar ebenfalls friedensmäßig eine Sperrerkundung durchgeführt, jedoch mit der Kampftruppe. Diese stellte sich trotzdem als nicht notwendig heraus, da dieser Übung grundsätzlich kein fixes Drehbuch aufgezwungen wurde, sondern sich der Verlauf jeweils nach den Abläufen des Gefechtes orientierte (freie Übung).

Ein absoluter Erfolg war, dass während der Übung die Kommandanten aller Ebenen gemeinsam mit den Pionieren die erforderlichen Sperren erkundeten. Die Sperren wurden danach von den Kommandanten befohlen und von den Pionieren errichtet. Das "Wie" lag richtiger Weise bei den Pionieren, nachdem den Pionierkommandanten der Sinn und Zweck der Sperre im Zusammenhang mit der geplanten Kampfführung ausreichend erläutert worden war. Die Pioniere konnten so stets im Sinne des Kommandanten und seines Auftrages am Gefechtsfeld agieren.

Luftgelandete Pioniere

Bei der Übung "FELSENBERG 2003" wurden mehrere Luftlandungen in die Tiefe des Verteidigers durchgeführt. Bei drei dieser Luftlandungen wurden, je nach Zweck der Luftlandung, auch Pioniere in entsprechender Stärke eingesetzt.

Zum Beispiel hatten die Pioniere bei Luftlandungen, die den Zweck erfüllen sollten, den Ansatz der feindlichen Reserve zu verzögern, den Auftrag, durch Anlegen von Sperren, die luftgelandeten Kampftruppen zu unterstützen. Weiters wurden bei diesen Luftlandungen je nach Reichweite und Möglichkeiten Elemente zum Leiten von Steilfeuer mitgeführt.

Die Mitnahme von Elementen der Kampfunterstützung bei Luftlandungen ist grundsätzlich richtig und muss folglich auch ausgebildet und geübt werden. Wiederum eine Vorgehensweise, die auf Grund der Ressourcen eigentlich nie oder selten durchgeführt wurde und auf die dann im Laufe der Zeit vergessen wird.

Negative Aspekte

Im Zuge der Übungsnachbereitung der Pioniere wurde die Darstellung der Räumkapazität mit Pionierpanzern des Bundesheeres, speziell auf unterster Ebene, als unrealistisch und negativ empfunden. In diesem Bereich müssen Verbesserungen erzielt werden. Eine Variante wäre sicherlich das Üben im internationalen Rahmen, wo diese Pioniermittel vorerst durch ausländische Streitkräfte gestellt werden und somit real mitgeübt werden könnte. Auf jeden Fall ist aber die Transparenz des Zweckes einer solchen Maßnahme der Darstellung gegenüber allen Übungsteilnehmern, speziell aber der darstellenden Truppe, zu verbessern.

Es ist während der Übung einige Male passiert, dass sich grundsätzlich richtige Ansätze letztendlich bei der Durchführung auf unterster Ebene als falsch herausstellten. Als ein Beispiel dafür kann die Teilnahme der Pioniere an den Luftlandungen nur angerissen werden: Die Absicht der Brigade war, dass die Luftlandung durch ein zugsstarkes Pionierelement mit dem Auftrag Sperrenbau unterstützt wird. Wegen zu weniger Hubschrauber wurde das Pionierelement auf zwei Gruppen reduziert, und damit wurden bereits Einsatzgrundsätze nicht eingehalten. Aufgrund weiterer negativer Umstände, wie einer Abänderung des Auftrages bzw. wegen einer Änderung der Lage, kam es dann zum rein infanteristischen Einsatz der Pioniere im Rahmen des Stoßes in das Angriffsziel. Hiezu konnten die "mitgeschleppten" Minen nicht wirklich sinnvoll zum Einsatz kommen. Ein entsprechendes Unverständnis bei den betroffenen Pionieren war die Folge.

Diese Beispiele zeigen eindrucksvoll, wie sich die beste und richtige Absicht innerhalb kürzester Zeit und durch Zusammentreffen einiger nachteiliger Einflüsse, in ein kritikwürdiges Unterfangen verwandeln kann.

Zusammenfassung der Übung

Die bei der Übungsleitung eingesetzten Pionieroffiziere wollten die Kampftruppe und deren Kommandanten ansprechen und diese realistische Gefechtsabläufe üben lassen. Dass sich dadurch automatisch ein vernünftiger Pioniereinsatz ergab, wurde von den an der Übung teilnehmenden Pionieren als angenehme Nebenwirkung registriert.

Das Anwenden des in der Theorie vorhandenen Wissens in der Praxis (Stichwort Räumkapazität), hat sowohl bei den Pionieren als auch bei der Kampftruppe und schließlich auch bei den Schiedsrichtern einen Lerneffekt und auch Motivationsschub hinterlassen. Es gelang zumindest ansatzweise, einige pionierrelevante Voraussetzungen zu schaffen, damit die Kommandanten ihr Wissen und ihr Geschick und die taktischen Fähigkeiten im Bereich der Kampfunterstützung von der Karte ins Gelände übertragen konnten.

Zukunft - Lessons Learned

Verantwortung über Sperren

Die Verbände der Kampftruppen - fordern Sperren auf der Grundlage ihrer Pläne für den Einsatz, - erkunden Sperrmöglichkeiten gemeinsam mit den Pionieren, - sichern, falls notwendig, den Sperreinsatz der Pioniere, - übernehmen die fertiggestellten Sperren und - melden Veränderungen im Zustand der Sperren.

Mit der Übergabe der Sperren geht auch die Verantwortung uneingeschränkt in den Bereich der Kampftruppe über. Somit ist die Kampftruppe auch uneingeschränkt für die Wartung, Instandhaltung und Instandsetzung der Sperre nach Beschädigung allein verantwortlich. Dies impliziert selbstverständlich auch das Öffnen und Schließen der Gassen und das Führen aller Sperrunterlagen und -pläne.

Die Pioniere, welche die bereits übergebenen Sperren errichtet haben, sind zum Zeitpunkt des Kampfes um eben diese Sperren unter Umständen sehr weit entfernt und kommen Pionieraufträgen anderer Bedarfsträger nach.

Die Pionieraufklärung

Die Vorschriften des Österreichischen Bundesheeres kennen den Begriff der Pionieraufklärung nicht. Trotzdem darf dieses wesentliche Element dem Kommandanten der Kampftruppe nicht vorenthalten bleiben. Die Kommandanten und Pioniere sind gezwungen, sich auf Vorschriften anderer Armeen abzustützen und zu improvisieren.

So entspricht es grundsätzlich nicht internationalen Normen, dort anzugreifen, wo man weiß, dass Sperren ausgebaut wurden: "Umgehen ist billiger als räumen". Hiezu bedarf es natürlich entsprechender Aufklärungskapazität, und der Umgang damit muss ebenfalls gelernt und laufend geübt werden.

Das richtige Überwindeneiner Sperre

Da trotz intensiver Pionieraufklärung immer mit überraschenden Sperren gerechnet werden muss, ist das richtige Verhalten der eigenen Kräfte beim Auflaufen auf Sperren auszubilden und laufend zu trainieren. Es ist davon auszugehen, dass eigene Kräfte unverzüglich und sicher noch während des Auflaufens auf die Sperre unter feindliches Feuer genommen werden.

Ein Einnebeln vermindert die Trefferwahrscheinlichkeit des Feindes und erhöht somit die eigene Überlebenswahrscheinlichkeit. Auch das Blenden des Feindes ist hilfreich, erfordert aber entsprechende Fähigkeiten und Fertigkeiten aller Soldaten. Im Schutz dieses Nebels eine geeignete Deckung zu finden, aus der auch noch der Feind organisiert bekämpft werden kann, stellt sehr hohe Anforderungen an den Angreifer.

Ebenso gilt es, so schnell wie möglich Informationen über die Sperren zu bekommen, um die Voraussetzungen für das Räumen zu schaffen. Somit stellen die Pionierelemente an vorderster Front, eingegliedert bei der Kampftruppe, eine unumgängliche Voraussetzung für den Angriffserfolg dar. Das eigentliche Räumen einer Sperre beziehungsweise in diesem Fall eher das Schaffen einer oder mehrerer Gassen, ist dann eher eine technische Angelegenheit. Sind diese Gassen einmal geschaffen, kommt es darauf an, eigene Kräfte so schnell wie möglich durchzuschleusen und massives eigenes Feuer und eigene Kräfte an den Feind zu bekommen. Dadurch wird der Feind seiner Vorteile, die er sich durch das Anlegen der Sperren verschafft hat, beraubt und kann nur mehr Reagieren.

Das ganzheitliche Räumen der Sperre als solches würde dann durch Pioniere in der Tiefe des Angriffes, ohne dem feindlichem Feuer ausgesetzt zu sein, erfolgen, um eine Gefährdung für die nachfolgenden eigenen Kräfte auszuschließen.

Der Pionier und die Panzerabwehr

Verlangt man vom Pionier die bisher beschriebene Kampffähigkeit an vorderster Front, muss diese Waffengattung dementsprechend bewaffnet werden. Dies entspricht internationalem Standard und bedeutet lediglich die Angleichung der österreichischen Pioniere zur geforderten Kompatibilität und Interoperabilität.

Die Pionierreserve

Der Begriff Pionierreserve taucht bei diversen internationalen Planspielen, Planübungen und auch bei Übungen immer wieder auf. Es werden demnach Elemente der Pioniere für unvorhergesehene Ausfälle, die sich aus welchen Gründen auch immer ergeben, als Reserve bereitgehalten.

Die Vorschrift Truppenführung des Österreichischen Bundesheeres führt lediglich nachstehend aus:

"Der Truppenführer soll stets über eine Reserve an Pionierkampfmitteln und Pioniergerät verfügen".

Die Übung "FELSENBERG 2003", aber auch die Ausbildung am Führungssimulator der 3. Panzergrenadierbrigade im selben Jahr zeigte, wie oft der Kommandant eine Pionierreserve dringend gebraucht hätte und nie darüber verfügte.

Stärke und Leistungsfähigkeit der Pioniertruppe

Auf Ebene Brigade verfügt ein Verband im internationalen Vergleich über Pionierkräfte in Bataillonsstärke. Daraus ist ableitbar, dass das angreifende Spitzenbataillon der Kampftruppe grundsätzlich mit einer Pionierunterstützung in Kompaniestärke rechnen darf.

Die Übungsgliederung eines Pionierbataillons der Deutschen Bundeswehr (siehe Organigramm S. 465 unten) zeigt international übliche Maßstäbe und Leistungsfähigkeit auf. Wie hier abgebildet, verfügt alleine die Panzerpionierkompanie zumindest auszugsweise über je sechs:

- Minenverlegesysteme (Punktlegesystem); - Minenverlegesysteme "Skorpion"; - Brückenlegepanzer "Biber"; - Minenräumpanzer "Keiler"; - Pionierpanzer "Dachs".

Nur mit solch einer qualitiativ und quantitativ hochwertigen Unterstützung ist es möglich, den Angriff eines Verbandes in Schwung zu halten.

_________________________________ _________________________________ Autor: Major Rupert Teply, Jahrgang 1964. Nach der Offiziersausbildung 1989 Ausmusterung zum damaligen Heerespionierbataillon in Melk. Verwendungen als Pionierzugskommandant, Erkundungs- und Vermessungsoffizier; Kompaniekommandant in Melk und Mautern, anschließend S4 im Pionierbataillon 3. Auslandsverwendung als Kompaniekommandant bei UNFICYP. Seit 1. Oktober 2002 Abteilungsleiter der Lehrabteilung und Hauptlehroffizier Taktik an der Pioniertruppenschule in Klosterneuburg.

Der Verfasser hat versucht, mit diesem Artikel den Bemühungen der gesamten Pioniertruppe des Österreichischen Bundesheeres gerecht zu werden und der Verbesserung der Kampfunterstützung am Gefechtsfeld durch die Pioniere einen zusätzlichen Impuls zu geben.

Die Pioniertruppenschule und der Autor sehen sich selbstverständlich als zentrale Anlaufstelle für all jene Kommandanten, die entsprechend dem Inhalt dieses Artikels in Zukunft weitere Verbesserungen erzielen wollen. Schon bei den ersten Schritten der Übungsvorbereitungen sollten nach Bedarf Pioniere angefordert und eingebunden werden. Aus Kapazitätsgründen darf sich die Pioniertruppenschule zur Erreichung dieses gemeinsamen Zieles auch der Unterstützung der Pionierbataillone und der Truppenpioniere sicher sein.

Der Autor bedankt sich im Namen der Pioniere für die Unterstützung aller involvierten Soldaten. Besonderer Dank gilt den Soldaten der 3. Panzergrenadierbrigade und ihren Kommandanten, die diesen Übungserfolg für die österreichische Pioniertruppe erst möglich gemacht haben.

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