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Aktuelles Weltgeschehen

Islamisten - Kampf gegen den Westen

Wer immer meint, die islamistischen Terroristen bekämpfen die USA, weil diese z. B. die Schutzmacht für Israel sind oder weil sie Truppen auf "heiligem arabischen Boden" stationiert haben, der irrt gewaltig. Auch nicht die von den Amerikanern vorangetriebene Globalisierung ist die Ursache für den radikalen Fundamentalismus im Islam. Diese Gründe mögen sehr wohl zum islamistischen Kampf beitragen, aber sie sind nicht der eigentliche Grund des Hasses und des Kampfes mit terroristischen Mitteln.

Islamischer Fundamentalismus

Zwischen Islam und islamischen Fundamentalisten (Islamisten) bestehen gravierende Unterschiede. Der Islam und seine Zivilisation sind vierzehn Jahrhunderte alt, der islamische Fundamentalismus als Massenphänomen ist eine Erscheinung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Letzterer ist trotz seiner religiösen Untermauerung eine politische Ideologie, während der Islam eine der großen Weltreligionen ist. Islamisten sind - im Unterschied zu den übrigen Muslimen - radikale, gefährliche (Dschihad)-Kämpfer.

Gründe des Hasses auf den Westen

Ein abgrundtiefer Hass besteht auf Seite der Islamisten. Nach deren Sicht hat der Westen die islamische Zivilisation und ihr Dschihad-Welteroberungsprojekt im 7. Jahrhundert aufgehalten. Durch den Aufstieg des Westens (1500 bis 1800) im Rahmen der "militärischen Revolution" und parallel zum Prozess der Industrialisierung wurden die Muslime daran gehindert, ihre Eroberungen fortzuführen. In der historischen Wahrnehmung der Muslime wird dies in die Zeit der Kreuzzüge zurückdatiert. Dieser Hass auf den Westen als Zivilisation der "Kreuzzügler" prägt das islamistische Weltbild bis heute. Er richtet sich primär gegen die USA als Inbegriff des Westens, zielt aber gleichermaßen auf Europa und jene arabischen Staaten, die mit dem Westen Verbindung halten. Und natürlich auch auf Israel, denn der Staat der Juden gilt als Erzfeind, als westlicher, zionistischer Stachel auf "heiligem arabischem Boden".

Die Ziele des Islamismus

Der islamische Fundamentalismus bekämpft die westlich geprägte Weltordnung und will an deren Stelle eine islamische. Die angestrebte neue Form für die Welt - und nicht bloß für den islamischen Teil - ist eine Gottesherrschaft wie im Iran. Osama Bin Laden hat dies klar ausgedrückt. Die Ideologie für eine islamische Weltordnung findet man in den Schriften des geistigen Vaters des islamischen Fundamentalismus, des Ägypters Sayed Qutb (1906 bis 1966). Deren zentraler Inhalt ist eine Revolte gegen den Westen, die Ablehnung der westlichen Werte und der kulturellen Moderne. Nur der Islam sei in der Lage, die Weltführung vom "kranken Westen" zu übernehmen, schreibt Qutb darin. Gleiches hat auch Bin Laden erklärt. Qutb macht deutlich, dass zur Verwirklichung des Weltfriedens ein Religionskrieg zwischen Glauben (d. h. Islam) und Unglauben (sprich Westen) stattfinden müsse. Seit Qutb ist es Ziel der Fundamentalisten, durch eine "islamische Weltrevolution" die Welt zu entwestlichen. Beeinflusst von Sayed Qutb und dessen "Feindbild Westen", empfinden einige Muslime einen derartigen Hass gegenüber dem Westen, dass sie zu einer unermesslichen Grausamkeit fähig sind, die sie zudem ihr eigenes Leben kostet. Osama bin Laden erhielt die Inspiration zur Gründung von Al-Qaida, aus der später die Internationale der Islamisten hervorging, aus der Lektüre der Schriften von Qutb. Einer der ideologischen Lehrer Osama Bin Ladens war Scheikh Dr. Abdullah Azzam, der ihm auch das Martyrium und den Dschihadismus näher brachte. Bin Laden ist der erste, der den Ruf von Qutb nach einer "islamischen Weltrevolution" in die Tat (11. September 2001) umgesetzt hat. Durch den Einsturz der beiden Türme des World Trade Center ist die Welt aufgewacht. In New York und Washington sollten die Wirtschafts- und Nervenstränge der westlichen Führungsmacht erreicht werden. Die Zielrichtung wurde deutlich: die Megametropolen der modernen Industriegesellschaft, New York überhaupt, wo nach Ansicht der islamistischen Eiferer sowohl die USA wie auch Israel - durch den großen jüdischen Bevölkerungsanteil - zu treffen sind. Für Bin Laden und seine in ca. 60 Ländern vernetzte Organisation Al Qaida war dies ein Akt des "Heiligen Krieges". Die "Kriegserklärung" der Al Qaida erfolgte am 7. Oktober, als Bin Laden formell zum Dschihad aufrief. Er sprach von einem "Krieg zwischen Glauben und Unglauben". Seither gibt es diesen irregulären Krieg. Und dieser Krieg gilt nicht nur Amerika, sondern generell der westlichen Zivilisation. Bin Laden sagte in seiner Video-Rede, dass er diesen Dschihad als einen "Krieg zwischen dem Islam und dem Westen" verstanden wissen will. Der Fundamentalismus richtet sich gegen die Verweltlichung und will diese rückgängig machen. Islamische Fundamentalisten streben eine islamische Weltordnung an, wollen eine stammesübergreifende islamische Gemeinschaft (Umma), eine Sozialordnung, die auf einem reinen Monotheismus beruht, einen totalitären Schari’a-Staat, in dem Religion und Politik eine Einheit bilden. Der Fundamentalismus zielt auf einen absoluten Einklang des politischen, sozialen und ökonomischen Lebens der Muslime mit den religiösen Vorschriften des Islam ab, so wie sie im Koran und in der Überlieferung dargelegt werden.

Dschihad

Das Mittel für die Weltrevolution ist der Dschihad. Dieser bedeutet gewöhnlich im Sinne des Korans eine "Anstrengung". In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstand aber eine neue Denkrichtung, basierend auf einer ganz anderen Interpretation des Begriffs Dschihad. Er erhielt die Bedeutung "zur Waffe zu greifen und die Ungläubigen aufzufordern, den Glauben anzunehmen oder aber sich zu ergeben und sich der muslimischen Herrschaft unterzuordnen". Der Neo-Dschihad der Islamisten ist Terrorismus als Form des irregulären Krieges gegen den Westen. Und dieser Krieg hat erst begonnen.

Brigadier i.R. Prof. Dr. Horst Mäder

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