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Der Kampfpanzer T-90

Der Kampfpanzer T-90 ist eine Weiterentwicklung der T-72- und T-80-Panzerfamilie. Die Entwicklung startete Ende der 1980er Jahre in der UdSSR. Im Sommer 1993 wurde der T-90 erstmals offiziell in Russland vorgestellt. Er ist zurzeit der modernste Kampfpanzer der russischen Streitkräfte; der größte Nutzer des T-90 ist jedoch Indien.

Der erste Prototyp des T-90 entstand 1989 in der russischen Rüstungsfirma Uralwagonsawod und trug die Bezeichnung Objekt 188. Der Panzer war ein umgerüsteter T-72B mit der Feuerleitanlage des T-80U und einer neuen Reaktivpanzerung vom Typ Kontakt-5. Später bekam er eine verbesserte Turmpanzerung sowie ein Selbstschutzsystem. Das so ausgerüstete Fahrzeug trug die Bezeichnung T-72BU. Nach dem geringen Erfolg der irakischen T-72 im Zweiten Golf-Krieg gab man aus Vermarktungsgründen dem Kampfpanzer die neue Bezeichnung T-90. Die Serienproduktion begann 1992. Erstmals wurde er 1993 bei der Militärausstellung in Kubinka (ca. 60 km westlich von Moskau) der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Bauweise des T-90 zielte darauf ab, den T-72 mit seiner 125-mm-Glattrohrkanone (Kaliberlänge L/55) an Feuerkraft und Schutz zu übertreffen. Der Turm des Panzers wurde modifiziert und bekam eine verstärkte Verbundpanzerung sowie Reaktivpanzerblöcke. Die Glattrohrkanone, die 2A46M, hat eine höhere Treffergenauigkeit als die der Vorgänger im T-72 und T-80. Die Feuerrate beträgt bei automatischem Nachladen sieben Schuss pro Minute. Die Panzerkanone verfügt über ein Zwei-Achs-Stabilisationssystem und nutzt einen elektromechanischen Antrieb für die Quer- und einen hydraulischen Antrieb für die Höhenbewegung. Sie kann folgende Munitionsarten verschießen:

  • Unterkalibergranaten (APFSDS - Armour-Pierced Fin Stabilized Discarding Sabot);
  • Hohlladungsgranaten (HEAT - High Explosive Anti Tank);
  • Splitter-Spreng-Granaten (HE-FRAG - High Explosive Fragible);
  • Lenkflugkörper.

Die integrierte Justieranlage ermöglicht es, die Kanone und die Visiereinrichtung einzustellen, während sich die Besatzung im Panzer befindet; sie erhöht die Justiergenauigkeit und verkürzt die Justierzeit auf eine Minute.

Im Vergleich zur Panzerkanone 2A46 des Panzers T-72 hat sich die tatsächliche Einsatzschussweite gegen gepanzerte Ziele um 50 Prozent erhöht. Zur Verbesserung der Treffergenauigkeit gibt es eine Vorrichtung zur automatischen Berücksichtigung der Rohrkrümmung im Feuerleitsystem. Das Waffensystem ist für die Bekämpfung von mit Reaktivpanzerung ausgestatteten Panzern sowie von niedrig fliegenden Luftzielen, wie Hubschraubern, auf eine Entfernung von bis zu fünf Kilometern vorgesehen. Der T-90 ist ebenfalls in der Lage, lasergelenkte Flugkörper AT-11 "Sniper" abzufeuern.

Der Kampfpanzer T-90 verwendet eine Selbstladeautomatik (Karussell), um die Panzerkanone zu laden. Entgegen der verbreiteten Meinung ist das Karussell durch Beschuss von oben gut geschützt. Während des Ladevorganges läuft die Granate durch eine Öffnung, die sich schließt, sobald das Ladefach eingezogen ist. Daher landen im Fall, dass der Panzerturm durchschlagen wird, die glühenden Splitter auf der Abdeckung des Selbstladers und entzünden nicht das Karussell mit der Munition. Nichtsdestoweniger kann die im Kampfraum gelagerte zusätzliche Munition in so einem Fall leicht entzündet werden. Ein Rumpftreffer wäre somit für die Besatzung tödlich.

Im T-90 wird das moderne Feuerleitsystem des T-80U verwendet und ermöglicht dem Kommandanten die Nutzung der so genannten "Erkennen/Bekämpfen"-Funktion ("Gunner/Hunter"-Funktion; der Kommandant kann durch Übersteuern des Richtschützen ein von ihm prioritär eingestuftes Ziel über die Kommandanten-Optik selbst bekämpfen). Das zur Fliegerabwehr dienende 12,7-mm-Turm-MG "Kord" (6P49) kann von innen aus der Kommandantenposition bedient werden. Zusätzlich gibt es ein koaxiales 7,62-mm-MG im Turm.

Etwa jeder zehnte T-90 ist mit einem Wärmebildgerät (Typ "Buran PA" oder "Agava" 2) ausgestattet. Die neueste Charge des T-90 wird von einem W-92S 12-Zylinder-Dieselmotor mit Abgasturbolader betrieben (der Motor hat eine Gesamtleistung von etwa 1 000 PS), der dem Panzer aufgrund seiner nur 46,6 t eine gute Beweglichkeit und Wendigkeit verleiht. Alle älteren Varianten (ausgenommen Exportmodelle) besitzen den W-84MS 12-Zylinder-Dieselmotor mit 840 PS.

Einen erhöhten Schutz bieten eine spezielle Basispanzerung und eine moderne Reaktivpanzerung (Kontakt-5). Diese Schutzpanzerung besteht aus einem System, das Wuchtgeschossen entgegenwirken kann. Manche T-90- Panzer sind mit dem aktiven Verteidigungssystem "Schtora-1" ausgerüstet. Dieses erlaubt die Erkennung der Anvisierung des zu schützenden Fahrzeuges durch

  • Feuerleitanlagen mit Laser-Entfernungsmesser,
  • Beleuchtung durch Laser-Zielzuweiser der Feldartillerie im Verfahren Laser-Homing (Laser-Rückverfolgung),
  • Beleuchtung durch Laser-Zielzuweiser für lasergesteuerte Panzerabwehrlenkflugkörper und
  • Anstrahlung mit Laser-Lenkanlagen lasergesteuerter Panzerabwehrlenkflugkörper, einschließlich der Systeme der 3. Generation.

Der Typ T-90S dient hauptsächlich dem Export. Indien ist der größte Nutzer und betreibt insgesamt 620 T-90S (und abgewandelte Versionen). Diese verfügen aber laut dem indischen Verteidigungssystem über kein "Schtora-1"-System. In Indien wird der Panzer "Bishma" ("Bheeshma") genannt. Das Land plant weitere 1 000 Stück in Lizenz zu bauen.

Weiterentwicklungen

T-90MS

Bei der Rüstungsmesse "Eurosatory" 2012 in Paris präsentierte die russische Aktiengesellschaft Uralwagosawod ihre zwei neuesten schweren gepanzerten Kettenfahrzeuge, um den Exportverkauf in Schwung zu bringen. Es handelt sich dabei um den neuesten T-90MS und das Panzerunterstützungsfahrzeug BMPT "Terminator".

Der T-90MS, der auch als T-90SM bezeichnet wird, ist die jüngste Weiterentwicklung des T-90S. Er beinhaltet eine beträchtliche Anzahl an Verbesserungen hinsichtlich der Panzerung, Beweglichkeit und Feuerkraft zur Steigerung seiner Kampfkraft. Eine Vorproduktion des T-90MS wurde bereits fertiggestellt, und die Herstellung beginnt, sobald die Exportaufträge erteilt sind. Der T-90MS besitzt eine der modernsten 125-mm-Glattrohrkanonen mit automatischer Ladevorrichtung. Das computergesteuerte Feuerleitsystem inkludiert ein stabilisiertes Panoramavisier für den Kommandanten zur "Gunner/Hunter"-Zielerfassung. Außerdem hat der T-90MS ein auf dem Dach montiertes ferngesteuertes 12,7-mm-Waffensystem sowie ein neues fortschrittlicheres Panzerungspaket, das auch das verwundbare Heck abdeckt.

T-90S "modernisiert"

Der Panzer T-90S "modernisiert" vereint in seinem Design fortschrittliche Forschung und technische Lösungen. Die Zusammensetzung seiner technischen und gefechtstechnischen Charakteristika ermöglicht es, den Panzer in unterschiedlichen Klimazonen und bei verschiedenen Wetterbedingungen uneingeschränkt einzusetzen. Das neue Gefechtsturmmodul ist für den modernisierten T-90S entworfen worden und zeichnet sich unter anderem durch eine verstärkte Panzerung des Turmes aus, die einem Beschuss mit beliebiger bislang bekannter Munition standhält. In Kombination mit einer starken Bewaffnung und einem hochautomatisierten Feuerleitsystem ist das Kampfpotenzial beträchtlich gesteigert worden. Der Motor wurde ebenfalls aufgewertet. Er hat nun 1 130 PS. Das ferngesteuerte, horizontal sowie vertikal stabilisierte Fliegerabwehr-Maschinengewehr erlaubt es dem Kommandanten, dieses unabhängig von der Hauptbewaffnung zu bedienen.

Eine gesteigerte Feuerkraft wird durch den Einbau eines Lenkwaffensystems erzielt und erhöht die Trefferwahrscheinlichkeit bis zu einer Entfernung von 5 000 m zu jeder Tages- und Nachtzeit durch eine automatische Zielverfolgung. Die Nutzung von Visiereinrichtungen mit elek­tronischen Bildkanälen erlaubt eine uneingeschränkte Nutzung auch bei einem feindlichen Einsatz von Laserstrahlen.

Der Typ T-90S "modernisiert" hat darüber hinaus folgende Spezifikationen:

  • einen erhöhten Schutz durch Einbau eines elektronischen Abwehrsystems, das Schutz vor Minen mit Magnetzündern bietet;
  • ein automatisches Überwachungssystem, das den Panzer vor Lenkflugkörpern mit halbautomatischen Lasersuchköpfen schützt;
  • eine modulare Reaktivpanzerung, die den Schutz gegenüber heutigen Kampfmitteln erhöht;
  • eine erhöhte Beweglichkeit durch den Einbau eines Motors mit hohem Leistungs-/Gewichtsverhältnis und eines Steuersystems mit Automatikgetriebe, das die Manövrierbarkeit des Panzers verbessert und die Anforderungen an die Fahrerausbildung senkt.
  • einen eingebauten Diesel-Hilfsgenerator, der den Kraftstoffverbrauch sowie die IR-Signatur des Panzers deutlich reduziert.

Auf einen Blick

Die T-90-Familie ist von seiner Basis her ein umfassend modernisierter T-72B. Von Mitte der 1990er Jahre bis 2005 beschafften die russischen Streitkräfte aus Geldmangel nur wenige T-90. Insgesamt wurden bis 2012 ungefähr 600 T-90 angekauft, wovon ungefähr 10 Prozent in der Version T-90A betrieben werden. Eine Umrüstung von mehreren hundert älteren T-72 ist jedoch geplant. Die Anschaffung weiterer T-90 läuft.

Der T-90 findet auch in Indien, Kasachstan, Nordkorea (ein Stück) und in Algerien Verwendung. Vor allem zeichnen den T-90 seine erprobten Systeme und der im Vergleich zu westlichen Panzersystemen günstige Anschaffungspreis aus.


Walter Christian Håland, Major a. D., Norwegische Streitkräfte

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