Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

EU-Battle Group 2012-2 Herausforderung für die NTKp/StbB7

Die Nachschub-Transportkompanie des Stabsbataillons 7 wurde als Kaderpräsenzeinheit aufgestellt. Sie war als "Cargo Truck" Kompanie (CargoTruckCOY) ein wesentliches Element des Combat Service und Support Bataillons (CSSBn) der EU-Battle Group 2012-2.

Österreich war in der EU-Battle Group 2012-2 (EUBG 2012-2) für den Bereich Logistik (Log) und Civil Military Cooperation (CIMIC) von Juli bis Dezember 2012 die Lead Nation und hatte hierzu ein multinationales Combat Service und Support Bataillon aufzustellen.

Mit der Formierung und dem Herstellen der Einsatzbereitschaft waren beinahe alle Verbände des Streitkräfteführungskommandos (SKFüKdo) und des Kommandos Einsatzunterstützung (KdoEU) befasst. Die 3. Panzergrenadierbrigade (3.PzGrenBrig) und das Panzerstabsbataillon 3 (PzStbB3) in Mautern bekamen den Auftrag zur Durchführung.

Federführendes Kommando für die Formierung und die Einsatzvorbereitung war die 7. Jägerbrigade (7.JgBrig). Sie war dafür verantwortlich, in direkter Koordination mit dem SKFüKdo und in enger Zusammenarbeit zwischen den Brigaden bis 30. Juni 2012 die Einsatzbereitschaft sicherzustellen. Ab 1. Juli 2012 musste die Entsendebereitschaft der EU-Battle Group 2012-2 mit einer Marschbereitschaft von fünf Tagen gewährleistet sein.

Den Auftrag zur Sicherstellung der Transportkapazitäten erhielt das Stabsbataillon 7 (StbB7). Dabei hatte das Bataillon weitgehende Handlungsfreiheit und die Erlaubnis zur direkten Zusammenarbeit und Kooperation mit den unterstützenden Teilen der anderen Stabsbataillone bzw. Ver­bände. Folgende Phasenbildung wurde festgelegt:

  • Phase I: (April bis Juni 2011) Personalaufbringung und -einteilung.
  • Phase II a: (Juli bis Dezember 2011) Nationale Einsatzvorbereitung.
  • Phase II b: (Jänner bis Juni 2012) Multinationale Einsatzvorbereitung.Phase III: (Juli bis Dezember 2012) Standby
  • Phase IV: Ein eventueller Einsatz im Anlassfall mit einer Dauer bis maximal April 2013.
  • Phase V: Rückführung und Nachbereitung frühestens ab Januar 2013.

Für alle Elemente der Nachschub- Transportkompanie 7 (NTKp7) waren ausschließlich Soldaten mit einer Verwendung in einer Kaderpräsenzeinheit bzw. für Kräfte internationaler Operationen einzuteilen.

Ausbildungsplanung und -grundsätze

Die Ausbildungsziele waren durch das StbB7 vorgegeben und durch die NTKp7 im Detail und nach festgelegten Meilensteinen, die in enger Abstimmung mit dem PzStbB3 vereinbart wurden, zu planen und durchzuführen. Das Grobziel lautete: "Durchführung von Transportaufgaben im Rahmen eines multinationalen Verbandes in allen Klimazonen bei Tag und bei Nacht".

Um dieses Ziel zu erreichen, galten folgende Ausbildungsgrundsätze:

  • Beherrschen der Führungsfähigkeit der Kommandanten im multinationalen Umfeld und der einsatzspezifischen Aufgaben durch alle Soldaten;
  • zielgerichtete und bewusste Integration von Einsatzszenarien und Einsatzbedingungen in die praktische Ausbildung;
  • Kenntnis im Umgang mit der zugewiesenen Ausstattung und Ausrüstung sowie Beherrschung der Techniken und Abläufe zur Erfüllung der Einsatzaufgaben;
  • Kenntnis der Regeln zur Gewaltanwendung während der Eskalation/Deeskalation;
  • Berücksichtigung der Minen- und Improvised Explosive Device (IED)-Bedrohung, der subkonventionellen Bedrohungen (Auftreten des Gegners in eigenen Uniformen, Kindersoldaten etc.) und der Umfeldbedingungen des Einsatzraumes (Bevölkerung, Kultur, Fauna und Flora, Hitze, Kälte, Nässe, Staub, Dunkelheit).

Die Ausbildung erfolgte einerseits in Form von Kompaniezusammenziehungen und andererseits durch gemeinsame Verlegungen im Rahmen des CSSBn/PzStbB3. Als Ausbildungsnachweis dienten Ausbildungskarten, die an jeden Soldaten ausgegeben und letztlich der Auslandseinsatzbasis (AuslEBa) zur Verwahrung übergeben wurden.

Herausforderungen

Personal

Die größte Herausforderung lag in der Umsetzung des Einsatzorganisationsplanes (EOrgPl), insbesondere der Kaderrekrutierung. Eine relativ späte Anordnung des EOrgPl, gepaart mit unterschiedlichen Sichtweisen vorgesetzter Dienststellen und der Truppe, führte zu zeitlichen Verzögerungen und Zurückziehungen von Freiwilligenmeldungen. Da bereits auf Ebene Einheit verschiedene Elemente aus mehreren im gesamten Bundesgebiet dislozierten Verbänden zusammengeführt wurden, gestaltete sich die Konsolidierung durch die patchworkartige Organisationsstruktur zunächst mühsam.

Material

Die Grundlage zur materiellen Aufbringung war ein provisorisches "Material-Soll" in Anlehnung an die Ausstattung im "Friedens-Organisationsplan". Darüber hinaus war anfänglich unklar, welches Gerät aufgrund geforderter Fähigkeiten zusätzlich beschafft bzw. der Truppe rechtzeitig zugeführt werden musste.

Schließlich hatte der jeweils federführende kleine Verband das Gerät für seine Elemente selbst aufzubringen. Somit konzentrierte sich das StbB7 auf die Aufbringung innerhalb des eigenen Verbandes bzw. der 7.JgBrig. Darüber hinaus benötigtes Gerät musste beantragt werden.

Ausbildung

Bereits Ende 2010 war klar, dass die Ausbildungsplanung nur durch eine enge Koordinierung aller Beteiligten möglich war. Auf Initiative des StbB7 und des PzStbB3 (federführend CSSBn) fanden deshalb mehrere Koordinierungsbesprechungen statt, wozu auch die beteiligten vorgesetzten Kommanden eingeladen wurden, was eine Effizienzsteigerung der Arbeit brachte. Die Herausforderungen an die Ausbildung lagen im Detail, weshalb vor allem aus zeitlichen Gründen Schwerpunkte gesetzt werden mussten. Diese waren u. a. eine ständige Nachausbildung und Schulung, insbesondere für den Erwerb von Lenkerberechtigungen. Laufende Zusammenziehungen der zu unterschiedlichen Terminen rekrutierten KPE-Soldaten zu "Angleichungsgefechtsdiensten" dienten dazu, für alle den gleichen Ausbildungsstand zu erreichen. Das Ausbildungsschwergewicht der 7.JgBrig lag in Anlehnung an die Kampfarten "Angriff" und "Kampf im urbanen Umfeld" beim "Schutz von Transporten" und "Konvois".

"LOGHEAT 11" - Die ersten Schritte

2011 begann die Phase II unter der Führung des CSSBn. Vom 20. Mai bis 10. Juni fand dafür die dreiwöchige Verbandsübung "LOGHEAT 11" im Raum Linz-Mühlviertel-Truppenübungsplatz Allentsteig (TÜA) statt, an der die nun formierte NTKp7 im Verband des PzStbB3 teilnahm, um sich frühzeitig auf ihre Aufgaben im CSSBn/EUBG 2012-2 vorzubereiten.

Um sich zu konsolidieren, wurde die Kompanie in der Woche vor der eigentlichen Übung einer gemeinsamen, entsprechend den Anforderungen für Auslandseinsätze unumgänglichen Ausbildung im Ordnungseinsatz unterzogen. Das Kaderpersonal des Jägerbataillons 25 (JgB25) leitete diese Ausbildung. Danach begann unter Vorstaffelung von Panzertransporten und Containerabholungen die Verlegung aller Teile der formierten NTKp7 nach Linz-Hörsching, um sich schließlich in der Main Operating Base (MOB - Stützpunkte innerhalb befreundeter Gastgeberländer, in denen auf Dauer Kampftruppen stationiert sowie feste Kommando- und Kommunikationseinrichtungen eingerichtet werden) in das CSSBn einzugliedern.

Das wirklichkeitsnahe, an Auslands­einsätzen orientierte Campleben in einem Gefechtsstands- sowie Unterkunftsmodul mit allen notwendigen Erweiterungen, wie Containerküche, Sanitärcontainer, Wasseraufbereitung, Containerlager etc, stand im Mittelpunkt.

Neben dem Erkunden, Errichten und Betreiben von Gefechtsstand, Unterkunft sowie der Versorgungseinrichtung in der MOB, war die Durchführung von Real- und Übungstransporten im Reception, Staging and Onward Movement- (RSOM) Prozess (Aufnahme und Weiterschleusung von Personen, Material und Ausrüstung im Eurokorps in den Einsatzraum) zu unterstützen. Nach einer erfolgreichen ersten Woche war das Force Integration Training (FIT) zu absolvieren.

Ziel war es, für Transporte mit Elementen und der Transportbedeckung bzw. -sicherung eine einheitliche Ausbildung für alle Soldaten zu gewährleisten. Dieses Training fand am Garnisonsübungsplatz (GÜPl) Treffling in Kooperation mit dem Jägerbataillon 19 (JgB19) statt. Dort kam es auch darauf an, sich einerseits infanteristische Gefechtstechniken anzueignen und andererseits an das Großgerät, wie das neue und gepanzerte Hakenlast- und Abschubsystem, zu gewöhnen.

Das war insofern wichtig, da sich Abmessungen, Eigengewichte, Kurvenradien und dergleichen wesentlich auf die Transportplanung und -sicherung in Bezug auf Engstellen, Umfahrungen, Baustellenbereiche, Brücken, Tunnels und Transportweggenehmigungen auswirken.

Die dritte Woche des FIT stand im Zeichen des Aufmarsches der EU-BG 2012-2 in einem ausländischen Einsatzraum, der in Kanada angenommen wurde. Die in der Vorwoche trainierten Einsatzszenarien wie Angriffe auf den Konvoi durch IEDs wurden dabei von der Übungsleitung voll ausgereizt. Das war für die unterschiedlich zusammengesetzten Transport-Konvois auf der Fahrt zu den Forward Operating Bases (FOBs) eine große Herausforderung.

Eine große Rolle spielten hiebei der zivile Verkehr in der Stadt Linz und jener auf den Hauptversorgungsstrassen (Main Support Roads - MSR) Richtung Truppenübungsplatz Allentsteig. Diese Verbandsübung stellte nicht nur die eingeteilten Kommandanten auf die Probe. Jeder einzelne Lenker und Fahrzeugkommandant stand unter höchster Anspannung, galt es doch, völlig konzentriert und auf lange Distanz den Konvoi sicher ans Ziel zu bringen. Gefordert war die NTKp7 auch durch Realausfälle von Fahrzeugen.

Ausbildung innerhalb des CSSBn

Vom 3. bis 14. Oktober 2011 verlegte die NTKp7 nach Allentsteig zur Ausbildung des CSSBn EUBG 2012-2. Innerhalb des CSSBn soll der Ausbildungsstand angeglichen und gemeinsam ein umfangreiches Ausbildungsprogramm werden. In der ersten Woche erfolgte die Absolvierung der jährlichen Schießverpflichtung und ein Nachtschießen unter Verwendung des Nachtsichtfernglases "Lucie", eine Berge- und Abschleppausbildung sowie eine Einweisung in das Truppenfunksystem "Conrad".

Die zweite Woche galt der Geländefahrausbildung, bei der die Kraftfahrer mit allen geländegängigen Fahrzeugen die Grenzen ihres Könnens ausloten konnten. Weitere Themen waren

  • das Verhalten in Ortschaften,
  • das Verhalten auf dem Marschweg und
  • das Fahren im Konvoi bei Nacht unter Einsatz von Nachtsichtmitteln. Hierzu wurde ein Konvoi von ca. 50 Fahrzeugen über vier Stunden bei Dunkelheit geführt.

Die Re-Evaluierung

Vom 21. bis 25. November 2011 musste sich die Kompanie mit allen Teilen der Zielüberprüfung gemäß NATO Task List (NTL) unterziehen. Dies geschah unter Anwesenheit von Überprüfungsteams des Kommandos des StbB7 sowie Angehörigen der 7.JgBrig und der beteiligten kleinen Verbände.

Die Ausgangslage war ein Szenario im RSOM&I (Reception Staging Onward Movement and Integration/Aufmarschkonzept der EU) -Prozess, wobei die formierte NTKp7 eine Forward Operating Base (FOB; vorgeschobene Operationsbasis) zu gewinnen, einen Versorgungspunkt zu betreiben sowie von dort aus Transporte durchzuführen hatte. Dabei wurden unter Anleitung der Lehrkompanie des StbB7 die Techniken für den Kampf im urbanen Umfeld geübt und gefestigt.

Alles im allem zeigten die Angehörigen aller Organisationselemente eine hohe Leistungsbereitschaft und ein hohes Können. Der Grad der Einsatzbereitschaft wurde gemäß NTL mit "zufriedenstellend" beurteilt.

Die letzten Schritte - Formierung

Zum Abschluss der Vorbreitungen und zum Erreichen der Einsatzbereitschaft der EU-BG 2012-2 wurde im Mai 2012 eine Formierungsübung (FORMEX) durchgeführt. Die rasche Alarmierung und Abmarschbereitschaft in allen Aufstellungsorten des gesamten CSSBn war unter Beweis zu stellen. Grundlage der Übung war die geplante Verlegung der EUBG 2012-2, die sich in der "Standby"-Phase befindet, in einen fiktiven Einsatzraum in Kanada. Dabei war bereits im Inland mit einer nachrichtendienstlichen Ausspähung bzw. auch mit Aktionen einschlägiger EU-feindlicher, den österreichischen Einsatz ablehnender Gruppierungen zu rechnen. Als deren Absicht wurden vor allem Demonstrationen, Sitzblockaden und Ähnliches zur nachhaltigen Behinderung der Verlegung angenommen.

Neben der eigentlichen Formierung waren weitreichende Maßnahmen und die Unterstützung durch die gesamte 7. Jägerbrigade und der territorialen Organisation im Befehlsbereich in folgenden Bereichen notwendig:

  • Alarmierung durch das diensthabende System, also Aufgabe der territorialen Organisation;
  • Sofortmaßnahmen wie bei jeder Alarmierung durch die jeweiligen Einheiten des StbB7;
  • Formierung der CargoTruckCOY durch die NTKp7;
  • Errichten und Betreiben eines Umschlagplatzes, wo die Beladung und Betankung der NTKp7 sowie die zollmäßige Abfertigung durchgeführt werden, was durch den Versorgungszug der Stabskompanie erfolgen muss;
  • Maßnahmen der Force Protection wie Kasernen- und Marschsicherung sowie Sicherung der Verladestellen durch territoriale bzw. durch Kräfte der anderen Bataillone der Brigade.

Für die Planung, Leitung und Führung war das StbB7 verantwortlich. Die Aufgabe konnte zufriedenstellend erfüllt werden. Den Abschluss bildete die Führung eines Konvois über die Großglockner-Hochalpenstraße. Da im Einsatzraum die Transporte nicht immer nur auf Autobahnen, sondern auch im unwegsamen Gelände durchgeführt werden müssen, hat sich das CSSBn zur Aufgabe gesetzt, die höchste Bergstraße Österreichs - die Großglockner- Hochalpenstraße - zu überqueren und somit Mannschaft und Gerät auch unter schwierigsten Bedingungen zu testen und zu schulen.

Auf einen Blick

Die logistische Unterstützung der Battle Group war eine der größten Herausforderungen für das Stabsbataillon 7 in den letzten Jahren. Es hat sich gezeigt, dass ohne "Heimatverband" die erfolgreiche Ausbildung und Aufstellung der Kräfte nicht möglich ist. So war das StbB7 für die Transportkompanie zuständig. Dass CSSBn insgesamt hatte eine Brigade im Hintergrund. Darüber hinaus ist die Unterstützung durch die territorialen Organisationen unumgänglich. Nicht zuletzt hat sich hier das österreichische Mischsystem, das Zusammenspiel von Wehrpflichtigen, Freiwilligen und Berufssoldaten, als effektiv erwiesen.


Autor: Leutnant Christopher Stuk, Jahrgang 1987. 2011 Ausmusterung an der Theresianischen Militärakademie Jahrgang "Freiherr von Lehar"; Verwendung als Zugskommandant in der Lehrkompanie 7 in Bleiburg. Seit April 2012 Ausbildungsoffizier und stellvertretender Kompaniekommandant.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle