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"Ein Team - eine Mission"

Multinationalität - ein Garant für den Erfolg der MNTF S im Kosovo

Seit der Übernahme des Kommandos über die 3 700 Soldaten starke Multinationale Task Force South (MNTF S) der Kosovo Force (KFOR) am 29. Mai 2008 durch Brigadier Mag. Robert Prader können österreichische Soldaten erstmals ihre Führungsqualitäten auf dieser Ebene in einer NATO-Mission beweisen. Für ein Jahr steht einer der fünf großen Verantwortungsbereiche im Kosovo erstmals unter dem Kommando eines Nicht-NATO-Mitgliedstaates.

Multinationalität als Markenzeichen

Die Multinationalität findet sich nicht nur im Hauptquartier, sie zeigt sich auch in den vielen unterstellten Verbänden und Einheiten sowie in verschiedenen Sicherheitsoperationen, die im gesamten Verantwortungsbereich der Task Force durchgeführt werden. Fünf Nationen (Österreich, Deutschland, die Schweiz, die Türkei und Bulgarien) arbeiten bei der Erfüllung ihrer gemeinsamen Aufgabe zusammen, um einen Beitrag zur Aufrechterhaltung eines sicheren Umfelds zu leisten, in dem die UN-Sicherheitsratsresolution Nr. 1244 und die damit einhergehenden Maßnahmen umgesetzt werden können.

Der MNTF S stehen drei operationelle Verbände, die so genannten Maneuvre Battalions (Man Bn) zur Verfügung:

  • das österreichisch geführte Man Bn Dulje, unterstützt von einer Schweizer Infanteriekompanie,
  • das deutsch geführte Man Bn Prizren, unterstützt von einer türkischen Infanteriekompanie und
  • das türkisch geführte Man Bn Dragas.

Ein multinationaler Hubschrauberverband mit 14 Hubschraubern, darunter vier österreichischen der Typen S-70 "Black Hawk" und "Alouette" III, stellt von Toplicane aus die Luftbeweglichkeit dieser Kräfte sicher. Ein deutsches Fernmeldebataillon in Prizren ist für das Halten der Verbindungen innerhalb der MNTF S verantwortlich. Ein deutscher und ein multinationaler Logistikverband am Prizren Airfield leisten die logistische Unterstützung für alle Einheiten der MNTF S. Zusätzlich erbringen sie Transport- und Instandsetzungsleistungen für die gesamte Task Force.

Die deutschen ABC-Abwehrkräfte verfügen über die Fähigkeit zur Wasseraufbereitung und zum Wassertransport; Desinfektion, Dekontamination und ABC-Aufklärung gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben. Der deutsche Sanitätseinsatzverband betreibt ein Einsatzlazarett in Prizren, das die Qualität eines deutschen oder österreichischen Kreiskrankenhauses bietet. Eine Einheit dieses Verbandes ist speziell auf Hubschrauberrettung in Notfällen trainiert (Search and Rescue - SAR, Medical Evacuation - MEDEVAC). Diese Einrichtung ist die modernste und am besten ausgerüstete ihrer Art im Kosovo.

Die türkisch geführte, multinationale Pionierkompanie ist in Prizren stationiert. Sie hält Experten für die Zerstörung von Minen, Munition und Blindgängern bereit. In dieser Einheit dienen Soldaten aus der Türkei, Bulgarien und Deutschland.

Eine österreichisch geführte Liaison and Monitoring-Kompanie knüpft Kontakte nicht nur zu offiziellen Stellen, sondern vor allem auch zu den Einwohnern im Bereich der MNTF S, damit auftretende Probleme und Spannungen frühzeitig erkannt und diesen rasch gegengesteuert werden kann.

Die Militärpolizei (MP) ist nicht nur für die Aufrechterhaltung der militärischen Ordnung innerhalb der MNTF S verantwortlich; sie unterstützt auch die Kosovo Police und die UNMIK-Polizisten bei der Verbrechensaufklärung. Die Kräfte der zivil-militärischen Zusammenarbeit (Civil Military Cooperation - CIMIC) unterstützen den Wiederaufbau von privater und öffentlicher Infrastruktur genauso wie die Rücksiedlung von Flüchtlingen und Vertriebenen. Sie fördern die wirtschaftliche Entwicklung und die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit internationalen Partnern. Auch humanitäre Hilfe wird geleistet.

Während der schon mehr als neun Jahre andauernden KFOR-Mission wurden mehrere Feldlager errichtet. Die größeren Feldlager sind das österreichische "Camp Casablanca" in Suva Reka, die deutschen Lager "Camp Prizren" und "Camp Airfield" sowie das türkische "Camp Sultan Murat" in Prizren und für alle Fliegerteile das "Camp Toplicane".

Der österreichische Beitrag

Österreichische Soldaten besetzen neben dem Kommandanten auch andere wichtige Funktionen im Hauptquartier der MNTF S.

In der so genannten Commanders Group werden der Chief Legal Advisor (Rechtsberater), der alle einsatzrechtlichen Anliegen und Fragen klärt und dazu den Kommandanten berät, sowie der Chief Public Affairs Office (Presseoffizier) als Leiter der multinationalen Pressearbeit und Berater des Kommandanten in Pressefragen besetzt.

Im multinationalen Stab sind weiters der Chief G4/1 (Personal- und Logistikchef), der Chief G2 (Intelligence), Chief G6 (IT), der Chief JVB (Joint Visitors Bureau - für Besuche aller Art verantwortlich), der Chief G9 zur Koordinierung aller CIMIC-Aktivitäten und der stellvertretende G3 von Österreichern besetzt. Ferner stellt Österreich den Kommandanten des Regional Liaison Monitoring Teams (RLMT), das ebenfalls im Multinationalen Stab integriert ist.

Insgesamt befinden sich über 640 österreichische Soldaten in der MNTF S. Ein Großteil von ihnen ist im "Camp Casablanca" in Suva Reka und im "Camp Prizren" stationiert.

Der Auftrag der MNTF S:

  • Aufrechterhaltung eines sicheren Umfeldes;
  • Unterstützung der Kosovo Police und der Polizei der United Nations Mission in Kosovo (UNMIK);
  • Kontrolle der Bewegungen;
  • Schutz der Siedlungen von Minderheiten durch das Verhindern und Unterbinden jeglicher Gewalt;
  • Schutz der wesentlichen Kulturgüter;
  • Aufrechterhaltung der Bewegungsfreiheit.

Veränderungen in der Einsatzführung

Zu Beginn der österreichischen Kommandoführung hat der Stab der MNTF S die operative Einsatzführung im Verantwortungsbereich über einen Zeitraum von zwei Monaten bewertet. Als Ergebnis dieses laufenden Evaluierungsprozesses wurden die Beurteilung der aktuellen wie der zukünftigen Bedrohungslage adaptiert und Veränderungen in der Einsatzführung angeordnet.

Hiezu fand im Juli 2008 bei allen drei Einsatzbataillonen der MNTF S unter anderem ein übergreifendes Training mit Schwergewicht in der Einsatzführung im Falle von Unruhen (Crowd and Riot Control - CRC) innerhalb des Verantwortungsbereiches der MNTF S statt. Jedes der drei Bataillone hatte den Auftrag, die jeweils anderen beiden Bataillone im Bedarfsfall mit kompaniestarken, CRC-fähigen Kräften zu verstärken. Diese Möglichkeit erhöht den Handlungsspielraum des Kommandanten MNTF S für eigene Aktionen.

Diese Art der Einsatzführung wurde in der gesamten MNTF S erstmalig vorgeübt. Um die Aufgabe reibungslos bewältigen zu können, wurde die Ausbildung in zwei Hauptteile gegliedert. Der erste Teil bestand aus dem Verlegen der jeweiligen Verstärkungskräfte in den Verantwortungsbereich der anderen Bataillone der Task Force. Dort fanden detaillierte Einweisungen und Geländebesprechungen bei den "Hot Spots" statt.

Den zweiten Teil bildete die Präsentation der CRC-Fähigkeiten der jeweiligen Bataillone, um Stärken besonders hervorheben zu können. In den anschließenden Tagen wurden dann die Verstärkungen geübt. Die Ergebnisse sind auf Ebene der MNTF S zusammengefasst worden und flossen in die Überarbeitung der Einsatzunterlagen ein. Brigadier Mag. Robert Prader war mit diesem bataillonsübergreifenden Training Vorreiter für die vier anderen Task Forces im Kosovo. Auch der Kommandant der KFOR, General Xavier de Marnhac, war bei dieser Übung anwesend und zeigte sich von den Leistungen der Bataillone der MNTF S beeindruckt.

Dieses Training wird fortgesetzt und künftig in regelmäßigen Abständen durchgeführt.

Ein weiterer Schritt zu einer größeren Flexibilität der Truppen im Verantwortungsbereich ist die Aufhebung der Marschbereitschaft von 30 Minuten für die Reservekräfte des Bereiches Nord, da diese damit nirgendwo anders eingesetzt werden konnten. Dies bringt den Vorteil, dass sie jetzt zur Erfüllung anderer Aufgaben jederzeit für die Task Force bereitstehen und auch im Anlassfall eingesetzt werden können.

Fixe Verantwortungsbereiche für die Kompanien

Von nun an hat jede Einsatzkompanie einen festgelegten Verantwortungsbereich für die Dauer ihres Einsatzes. Diese Maßnahme fördert den Prozess der Vertrauensbildung zwischen der Bevölkerung und den eingesetzten Soldaten - denn Vertrauen braucht Zeit.

Das oftmalige Zusammentreffen fördert das Gespräch und den Informationsaustausch. Erst die Betrachtung von mehreren Seiten zeigt den wahren Grund für ein Verhalten. Um die Geschichte einer Ortschaft und ihrer Bewohner zu kennen und zu berücksichtigen, bedarf es des Interesses seitens der Soldaten sowie der Zeit und Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit einem Problem. Ständige Verantwortungsbereiche schaffen diese Grundvoraussetzungen.

Anpassung an das aktuelle Lagebild

Die Einsatzführung wurde an das aktuelle Lagebild und die aktuelle Bedrohungslage gegenüber KFOR angepasst. Jetzt prägen vermehrt leicht bewaffnete Fußpatrouillen das Erscheinungsbild. Die Soldaten haben nun mehr denn je die Gelegenheit, durch Gespräche mit den Einwohnern vor Ort die Sorgen und Befindlichkeiten aufzunehmen. Das bringt den großen Vorteil für den Kommandanten, immer ein aktuelles Lagebild zu bekommen. Auch sind die Truppen für die Bevölkerung stärker wahrnehmbar und präsenter. Die Soldaten tragen zu einem besseren subjektiven Sicherheitsgefühl bei.

Der Soldat ist nicht mehr der schweigende Beobachter; er steht nun im direkten Kontakt mit der Bevölkerung in seinem Verantwortungsbereich.

Kommandoübergabe Ende November 2008

Am 27. November 2008 wurde die Führung der Task Force von Brigadier Mag. Robert Prader an Brigadier Mag. Thomas Starlinger übergeben. Brigadier Starlinger wird die Geschicke der MNTF S bis Ende Mai 2009 lenken und in weiterer Folge an Deutschland übergeben.

Das Einsatzbataillon Dulje

Das Einsatzbataillon ist eines der drei Einsatzbataillone der Multinationalen Task Force South (MNTF S) und besteht zum größten Teil aus österreichischen Soldaten.

Der Verantwortungsbereich (Area of Responsibility - AOR) des Einsatzbataillons Dulje umfasst die drei Gemeinden Orahovac, Suva Reka und Malisevo sowie die umliegenden Gebiete. Im Norden und im Westen grenzt der Verantwortungsbereich an jenen der Multinationalen Task Force West. Im Osten grenzt das Bataillon an die Multinationalen Task Forces East und Center und im Süden an das deutsche Einsatzbataillon Prizren.

Die Gesamtfläche des Verantwortungsbereiches beträgt etwa 900 km². In diesem wohnen ca. 210 000 Einwohner verschiedener ethnischer Gruppen.

Allgemeiner Auftrag:

Das Einsatzbataillon Dulje

  • gewährleistet ein sicheres Umfeld (Safe and Secure Environment - SASE) und die Bewegungsfreiheit (Freedom of Movement - FOM),
  • überwacht mögliche Brennpunkte (Hot Spots) mit dem Hauptaugenmerk auf Rücksiedelung, Baustellen zum Wiederaufbau und Kulturstätten, um schnell auf Unruhe oder Gefahr jeder Art in enger Kooperation mit der Polizei der UNMIK und der Kosovo-Police reagieren zu können,
  • stellt Reservekräfte auf Antrag für das gesamte Gebiet der MNTF S und
  • bereitet die Aufnahme zusätzlicher Verstärkungskräfte im eigenen Verantwortungsbereich vor,

um den Loslösungsprozess und die Übertragung der Verantwortung an zivile Behörden konsequent fortzuführen.

Das Einsatzbataillon besteht aus drei österreichischen Kompanien und einer Schweizer Kompanie und umfasst 465 Soldaten. Den Großteil des österreichischen Kontingentes stellt die Task Force 18 (TF 18) mit Kräften aus St. Michael, Straß und Großmittel. Es handelt sich dabei um den ersten geschlossenen Einsatz eines KIOP/KPE-Verbandes.

Der Kommandant des Einsatzbataillons Dulje ist der Kommandant des Jägerbataillons 18, Oberstleutnant Manfred Hofer, aus St. Michael in der Obersteiermark.


Autor: Hauptmann Michael Barthou, Einjährig Freiwilliger Oktober 1994 bei der Ausbildungskompanie/Militärkommando Oberösterreich, Militärakademie von 1999 bis 2002, ausgemustert als Panzeroffizier zur 3. Kompanie/Panzerbataillon 10 als Zugskommandant und stellvertretender Kompaniekommandant; September 2003 Versetzung zum Panzerbataillon 14 als stellvertretender Kompaniekommandant, dann S1&S5; 2007 Versetzung zur 4. Panzergrenadierbrigade als S5 - nach Umgliederung OffzÖA& Komm; Kurse: Informationsoffizierskurs, Internationaler Militärbeobachterkurs, Internationaler Public Information Officers-Kurs, Presse-Stabsoffizierskurs an der Akademie für Information und Kommunikation; Auslandseinsätze: Dezember 2004 bis 2005 LOT EUFOR/Bosnien, 2008 KFOR als Chief Public Affairs Office MNTF S.

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