Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Enddekontamination von Einsatzgerät

Am Beispiel Puch G SOF "Sandviper"

Bei der Rückführung von Personal oder Gerät nach Einsätzen könnten z. B. Krankheitserreger oder Schädlinge aus dem Einsatzraum nach Österreich eingeschleppt werden. Aufgrund der steigenden Anzahl an Auslandseinsätzen wird deshalb die Dekontamination vor bzw. im Zuge der Rückführung immer wichtiger, denn diese muss eine Kontaminationsverschleppung verhindern.

Die Entsendung von Kräften zur Friedenssicherung, Konfliktverhütung, Krisenbewältigung und Krisennachsorge erfordert ein Höchstmaß an Schutz für Leben und Gesundheit der Truppen und des einzelnen Soldaten. Die entsandten Kräfte (Personen, Gerät, Infrastruktur, …) können zumindest zeitweise ABC-Kampfstoffen oder ABC-Gefahren zivilen Ursprungs (Krankheitserreger, Schädlinge, chemische und radiologische Substanzen) ausgesetzt sein.

Eine im Inland permanente und für Auslandseinsätze anlassbezogene Analyse der möglichen ABC-Bedrohung ist deshalb unabdingbar, ebenso "Medical Intelligence"-Analysen (z. B. hinsichtlich der Gefährdung durch "ortsübliche" Krankheiten und Krankheitsüberträger, die nichts mit ABC-Kampfmitteln zu tun haben). Derartige Analysen sollten - im Sinne der Vorbeugung wie der Einsatznachbereitung - alle Kontaminationsmöglichkeiten einschließlich ihrer qualitativen Bewertung (Wahrscheinlichkeitsanalyse) enthalten.

Forderung Enddekontamination

Eine derartige Analyse zeigt, dass auch Fahrzeuge in Auslandseinsätzen, bei denen ABC-Waffen keine Rolle spielen, kontaminiert sein können, z. B. durch Krankheitserreger und Ungeziefer. Für schadhafte Fahrzeuge und Geräte aus dem Tschad, wie z. B. defekte Puch G SOF "Sandviper", erfolgt deshalb vor der Instandsetzung eine Enddekontamination. (Der Begriff Enddekontamination entspricht dem bei deutschen Einsatzorganisationen gebräuchlichen Begriff Rückführungsdekontamination bzw. dem NATO-Begriff Clearance Decontamination; siehe umseitiger Kasten). Derzeit existiert für eine Dekontamination vor dem Rücktransport noch kein Standardablauf. Bis zur Festlegung eines solchen erfolgt - als Übergangslösung und zum Erfahrungsgewinn - die Enddekontamination des rückverlegten Einsatzgerätes durch die ABC-Abwehrtruppe unter Fachaufsicht der ABC-Abwehrschule in Österreich. Die Basis dafür bildet der Grundauftrag des Streitkräfteführungskommandos an die ABC-Abwehrtruppe zur schwergewichtsmäßigen Schädlingsbekämpfung und damit zur Entwesung/Entseuchung (siehe Kasten links). Die Enddekontamination der im Tschad verwendeten Puch G SOF "Sandviper" kommt (aufgrund des Ausschlusses radioaktiver und chemischer Kontaminationen) dabei einer biologischen Enddekontamination gleich.

Für die aus einem Einsatzraum rückgeführten und (eventuell) ABC-Gefahrenstoffen ausgesetzten Personen und Tiere erfolgt im Allgemeinen eine genaue medizinische Kontrolle, für Fahrzeuge und Geräte hingegen eine Enddekontamination.

Damit soll jede Kontaminationsübertragung (z. B. die Übertragung von Krankheitserregern und Ungeziefer) verhindert werden. Auf nationaler Ebene gelten dafür u. a. das Epidemiegesetz von 1950 und das Tierseuchengesetz von 1909, auf übernationaler Ebene, z. B. für EUFOR-Truppen aus dem Tschad, die Einfuhrbestimmungen der EU.

Die Forderung nach einer Enddekontamination scheint auch in den einschlägigen Vorschriften und Regelwerken für den NATO- und EU-Bereich auf. Ihre Durchführung ist aber eine nationale Aufgabe, die seitens der einzelnen Nationen in unterschiedlicher Qualität erfolgt. (Die Enddekontamination der Puch G "Sandviper" in Österreich entspricht z. B. dem "State of the Art".) Das Gerät soll danach wieder für die Ausbildung und den Dienstbetrieb zur Verfügung stehen. Weil aber die Enddekontamination auch für viele andere Nationen ein Novum ist, unterscheiden sich die Verfahren in der Praxis oder befinden sich überhaupt erst im Status der Entwicklung.

Wichtige Begriffe

Dekontamination dient der Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Kampfkraft der Truppe. Sie ist die zusammenfassende Bezeichnung für Entstrahlen, Entseuchen und Entgiften von Personen, Waffen, Gerät, Geländeteilen sowie baulicher Infrastruktur (soweit erforderlich) und erfolgt in den Stufen Individualdekontamination, Teildekontamination, Volldekontamination und Enddekontamination.

Desinfektion ist (nach Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 257. Auflage) eine Maßnahme, die durch Abtötung, Reduzierung, Inaktivierung bzw. Entfernung von pathogenen Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze, Protozoen) ein Material in einen nichtinfektiösen Zustand versetzt.

Entwesung (Desinfestation) ist die Vernichtung schädlicher Kleinlebewesen wie Flöhe, Wanzen, Läuse, Ratten, Mäuse usw.

Enddekontamination (Rückführungsdekontamination, Clearance Decontamination) ist die Dekontamination von Personen, Waffen und Gerät auf einen Kontaminationsgrad, der uneingeschränkt deren Verwendung, Transport, Wartung und/oder Entsorgung erlaubt. ("Decontamination of equipment and/or personnel on temporary or permanent removal from an operation to a standard sufficient to allow unrestricted transportation, maintenance, employment and disposal" nach NATO-STANAG 2451; AJP 3.8; Allied Joint Doctrine For NBC-Defence.) Die Enddekontamination bedarf der Abnahme durch eine hiezu technisch befähigte bzw. rechtlich befugte Stelle.

Entseuchung ist ein Vorgang, durch den viele oder alle krankheitserregenden Mikroorganismen auf unbelebter oder belebter Materie mit Ausnahme bakterieller Sporen entfernt werden, um sie in einen Zustand zu versetzen, dass von ihr keine Infektionsgefährdung mehr ausgehen kann. Ziel der Desinfektion ist die definierte Verminderung der Anzahl von krankheitserregenden Mikroorganismen.

Kontaminationsverschleppung (Kreuzkontamination, cross contamination) ist die Übertragung von ABC-Kampfstoffen und/oder ABC-Gefahrstoffen zivilen Ursprungs von kontaminierten Personen, Gegenständen und Geländeteilen auf nicht kontaminierte.

Schädlinge sind Tiere, die Lebensmittel und Gegenstände unbrauchbar machen, indem sie sie anfressen, zerstören oder verunreinigen. Hygieneschädlinge (z. B. Fliegen, Kakerlaken und Hausstaubmilben) können Krankheitserreger wie Viren und Bakterien durch Bisse, Stiche oder Ausscheidungen übertragen. Materialschädlinge (z. B. Motten) und Vorratsschädlinge (z. B. Mehlmilben, Kornkäfer, Mäuse) befallen u. a. Stoffe, Nahrungs- und Genussmittel bzw. verunreinigen Vorräte durch ihre Ausscheidungen.

Resistenzstufen : Mikroorganismen leisten feuchter Hitze unterschiedlichen Widerstand und werden deshalb vier Thermoresistenzstufen zugeordnet.

Resistenzstufe I: Nichtsporenbildende Bakterien und vegetative Formen der Sporenbildner; Abtötung in wenigen Minuten durch Wasser oder Dampf von 100° C; zum Beispiel Staphylococcus aureus, Aspergillus fumigatus (ein Schimmelpilz).

Resistenzstufe II: Sporen, die in strömendem Dampf innerhalb von 10 bis 20 Minuten, in Dampf von 105° C innerhalb weniger Minuten abgetötet werden; zum Beispiel Humanes Immundefizienz Virus (HIV), Hepatitis A Virus, Hepatitis B Virus, Noroviren.

Resistenzstufe III: Natürliche Erdsporen, so genannte native Sporen, deren Resistenz gegen strömenden Wasserdampf mehr als 20 Stunden beträgt; Abtötung bei gespanntem, gesättigtem Wasserdampf bei 121° C in 5 bis 20 Minuten; zum Beispiel Milzbrandsporen (Anthrax).

Resistenzstufe IV: Höchst resistente Sporen thermophiler Bakterien, die selbst in strömendem Dampf nicht abgetötet werden können; bei 134° C Abtötung in 30 Minuten; zum Beispiel Sporen von Clostridium tetani (Tetanus), Bacillus subtilis.

Hohe Verantwortung

Die in diesem Beitrag beschriebene Enddekontamination ist ein erster Ansatz des Österreichischen Bundesheeres zur Bewältigung dieser neuen Aufgabe. Ziel der Enddekontamination ist eine Dekontamination von Personen, Waffen und Gerät auf einen Grad, der deren uneingeschränkte Verwendung, Transport, Wartung bzw. Entsorgung erlaubt. Deshalb bedarf es der Abnahme durch eine dazu technisch befähigte bzw. rechtlich befugte Stelle (die letztlich für eventuelle Folgeschäden haftet). Schon deshalb beinhaltet jede Enddekontamination eine äußerst gründliche Dekontamination, einschließlich der allfälligen Überprüfungs- und Kontrollmaßnahmen, und ist damit zeitaufwändiger als eine Volldekontamination auf dem Gefechtsfeld.

Grundsätzlich kann die Enddekontamination durch eigene Kräfte oder durch private Leistungsanbieter erfolgen. Die im Ziel festgeschriebene Forderung nach dem "Zustand danach" (einschließlich Beurkundung) lässt aber den Schluss zu, dass eine Enddekontamination durch eigene, hiezu befähigte Kräfte kostengünstiger ist. Voraussetzungen dafür sind eine geeignete Truppengliederung sowie die Beistellung befugter Organe (z. B. Tierärzte) und der erforderlichen Geräte.

Als erster und oberster Grundsatz gilt aber künftig, dass die Enddekontamination zur Verhinderung einer Kontaminationsverschleppung im Einsatzraum, und zwar unmittelbar vor der Rückverlegung, zu erfolgen hat. Eine neuerliche Kontamination bis zur Verladung muss ausgeschlossen werden.

Das Verfahren

Im Vorfeld der bisher durchgeführten Enddekontaminationen erstellte die ABC-Abwehrschule ein Konzept zur Dekontamination der Einsatzfahrzeuge vor deren Rückführung nach Österreich. Die in diesem Konzept angeführten Ziele sind

  • eine nachhaltige Bekämpfung des möglichen Befalls der Fahrzeuge durch Klein- und Kleinstlebewesen sowie
  • die Desinfektion der Fahrzeuge hinsichtlich Bakterien, Viren, Pilzen und Sporen.

Aufgrund einer ausführlichen Bedrohungsanalyse, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tropenmedizin und der veterinärmedizinischen Universität erstellt wurde, konnte - als mögliche Gefahr - die Einschleppung folgender (anzeigepflichtiger) Tierseuchen nicht ausgeschlossen werden: Milzbrand, Maul- und Klauenseuche, Rinderpest, Pest der kleinen Wiederkäuer, Lungenseuche der Rinder (kontagiöse bovine Pleuropneumonie), Wild- und Rinderseuche (hämorrhagische Septikämie). Die meisten der Erreger davon können auch im Staub vorkommen. Aufgrund der Temperaturschwankungen im Tschad ist anzunehmen, dass eingeschleppte Kleinst- und Kleinlebewesen sowie obige Krankheiten hervorrufende Mikroorganismen auch niedrige Temperaturen (und damit den Winter in Österreich) überleben würden.

Die Enddekontamination der Puch G SOF "Sandviper" unterteilt sich daher derzeit in

  • die Vorreinigung,
  • die Hauptreinigung - die eigentliche Desinfektion (inklusive Entwesung) - sowie
  • die Nachreinigung

und entspricht damit international anerkannten Dekontaminationsverfahren. Im Bereich der Desinfektionsmittel wurde das Verfahren auch aufgrund der Erfahrungen der bisher durchgeführten Enddekontaminationen und nach einschlägigen Beratungen optimiert.

Das Ziel ist die Vernichtung sämtlicher sich in den Fahrzeugen befindlichen Lebewesen (wie Spinnen und Skorpione) sowie das Abtöten von Mikroorganismen. Dies erfolgt mittels (gasförmigem) Formaldehyd in einem abgeschlossenen Raum (Container) mit einer Innentemperatur von mindestens 15° C und einer definierten Luftfeuchtigkeit (keine Wasserlacken im Inneren). An Großgerät werden dazu

  • ein mobiles Dekontaminationsfahrzeug der ABC-Abwehrkompanie des Stabsbataillons 7 (Kaderpräsenzeinheit),
  • ein Waffen- und Gerätedekontaminationsfahrzeug der ABC-Abwehrkompanie des Stabsbataillons 7 (Kaderpräsenzeinheit),
  • ein Bahco-Heizgerät zur Containerbeheizung (auf mindestens 15° C) und
  • diverse Transportfahrzeuge

eingesetzt. Als Dekontaminationsmittel dienen das Reinigungsmittel RM 21 und Formaldehyd.

Vorreinigung:

Die Vorreinigung erfolgte mit dem im Österreichischen Bundesheer eingeführten, erprobten und bewährten RM 21, einem auch in der NATO eingeführten Reinigungsmittel aus nichtionischen Tensiden, Isopropanol und Hilfsstoffen.

RM 21 wird zur Personendekontamination und zur Reinigung aller Waffensysteme verwendet. Die Tenside unterstützen dabei das Ablösen von Feststoffteilchen und Ölen, das enthaltene Isopropanol (unter 2,5 Prozent) wirkt leicht desinfizierend. Das Mittel ist thermisch stabil, biologisch abbaubar und weder ein Gefahrengut noch explosionsgefährlich. Von RM 21 sind auch keine gefährlichen Reaktionen bekannt.

Hauptreinigung:

Zur Hauptreinigung diente das farblose, stechend riechende Formaldehyd, das bei Zimmertemperatur gasförmig und zudem sehr gut wasserlöslich ist. In wässriger Lösung bildet sich das so genannte Formalin, das, unsachgemäß angewendet, Allergien, Haut-, Atemwegs- oder Augenreizungen verursachen kann. Lebensgefahr besteht ab einer Konzentration von 30 ml/m³.

Formaldehyd hat ein breites Wirkungsspektrum (u. a. gegen Anthrax/Milzbrandsporen der Resistenzstufe III, siehe Kasten unten) und wird z. B. zur Dekontamination von Hohlräumen auch gasförmig angewendet. Die Reinigung mittels Formaldehyd ist ein anerkanntes, geprüftes Verfahren (u. a. bei der Desinfektionsanstalt der Stadt Wien). Es kommt dabei zu keiner Oxidation von Metallen. Die Neutralisation des Formaldehyds erfolgt mit Ammoniak zu Urotropin, einer geruchlosen, nicht aggressiven Verbindung.

Den eingesetzten Formalin-Desinfektionsapparat sowie die für den Betrieb notwendigen Chemikalien stellte die Desinfektionsanstalt der Stadt Wien zur Verfügung. Gleichzeitig wurde die Beschaffung weiterer Dekontaminationsgeräte eingeleitet.

Mit dem Formalin-Desinfektionsapparat können Räume von zehn bis 250 m³ dekontaminiert werden. Das 9,5 kg schwere Gerät ist nur 55 cm hoch, 45 cm breit und 20 cm tief. Es benötigt einen 230 Volt-Stromanschluss, die Leistungsaufnahme beträgt 1 000 Watt. Weiters erforderlich sind eine Umgebungstemperatur von mindestens 15° C, eine Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 90 Prozent sowie die Entfernung des Restwassers aus den Hohlräumen der Fahrzeuge.

Unter diesen Bedingungen eingesetzt, gewährleistet der Apparat die einwandfreie Desinfektion von Räumen sowie der darin befindlichen Gegenstände. Er arbeitet vollautomatisch und es bedarf zur Desinfektion nur einer einmaligen Anwendung. Der Apparat besteht aus Edelstahl, die elektrischen Teile sind feuerfest eingebaut, und Kontrolllampen verhindern Bedienungsfehler.

Das Gerät versprüht zuerst Formalindämpfe (in Wasserdampf gelöstes Formaldehyd), die den Raum sowie dessen Inhalt bis in den hintersten Winkel durchdringen. Durch die anschließende Verdampfung von Ammoniak wird das sich im Raum befindliche Formaldehyd neutralisiert. Als Endprodukt entsteht das bereits oben erwähnte Urotropin.

Nachreinigung:

Im Zuge der Nachreinigung wird u. a. das bei der Hauptreinigung entstandene, für den Menschen ungefährliche Urotropin umweltverträglich aus- und abgewaschen.

Sicherheitsdekontamination und Eigenschutz

Zur Sicherheitsdekontamination von Kleinteilen, sensiblen Geräten und Personen verwendet die eingesetzte ABC-Abwehrtruppe ein selbstgebautes Gerät mit einem Kompressor und einem Behälter mit Desinfektionslösung (Alkohol). Dieses schnell einsetzbare Gerät arbeitet effizient (einfache Auftragung) und sparsam (optimale Verteilung der Dekontaminationslösung).

Alle Arbeiten erfolgen grundsätzlich unter Einsatz der ABC-Individualschutzausrüstung (ABC-Schutzmaskensatz, ABC-Schutzbekleidungssatz leicht). Nur der Mechanikerunteroffizier trägt während der Vorreinigung (z. B. der Demontage von elektronischen Teilen und der Abnahme der Räder) zur Eigensicherheit (besserer Biss- und Kontaminationsschutz vor allfälligen giftigen Tieren) den ABC-Schutzbekleidungssatz schwer.

Um bei der Vorreinigung der Gefährdung durch Bisse/Stiche von Gifttieren vorzubeugen, wird der Einsatz von Pyrethroiden (Insektenvernichtungsmitteln) angestrebt. Um auch über diese Gefährdung ein "Lagebild" zu erhalten, wurden u. a. die im Zuge der Dekontaminationen aufgefundenen Kleintiere (z. B. Spinnen und Käfer) in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum in Wien identifiziert.

Nach der Dekontamination erfolgte die Abnahme durch eine hiezu technisch befähigte bzw. rechtlich befugte Stelle. Bei den beiden bereits erfolgten Dekontaminationen bestätigten letztere der Veterinär der ABC-Umweltmess- und Analysestelle und der Leiter der Dekontamination als geprüfter Desinfektionsgehilfe.

Lessons learned

Die Enddekontamination hat (zur Verhinderung einer Kontaminationsverschleppung) grundsätzlich im Einsatzraum (z. B. im Tschad bzw. am Verladeort) zu erfolgen und zwar so knapp vor der Rückverlegung, dass eine neuerliche Kontamination bis zur Verladung mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.

Die Verschmutzung der Fahrzeuge (mehr als 50 Hohlräume pro Fahrzeug) war generell stärker als erwartet.

Die Demontage von Fahrzeugteilen (Kühler- und Scheinwerferverkleidungen, Fußrasten, Türleisten, …) ist notwendig, damit bei der Reinigung und Dekontamination alle Hohlräume und Teile erreicht werden.

Im Zuge der Dekontamination ist ein Aufheizen des Containers bzw. das Abtrocknen des Fahrzeuges erforderlich. Dafür sind (zusätzlich) eine bis eineinhalb Stunden einzurechnen. Für einen Puch G SOF "Sandviper" beträgt daher die Gesamtdauer der Enddekontamination 15 bis 16 Stunden.

Der Wasserverbrauch zur Reinigung eines Puch G SOF "Sandviper" beträgt etwa 3 000 l.

Eine Temperatur über 15° C im Container ist Voraussetzung für den Dekontaminationserfolg, diese ist aber während der kalten Jahreszeit nur schwer zu gewährleisten. Die permanente Beheizung eines Zeltes über dem Container ist jedenfalls keine Dauerlösung.

Sollen mehrere Fahrzeuge zugleich dekontaminiert werden, müsste dies in Hallen und mit einem geeigneten (größeren) Begasungsgerät erfolgen. Dies würde auch Zeit sparen.

Zur Enddekontamination von Gerät, das nicht in den Container passt (z. B. größere Fahrzeuge wie der UNIMOG und der "Dingo"), müssen geeignete Hallen gefunden werden.

Ein Sichtfenster im Container zur ständigen Kontrolle des Begasungsvorganges wäre notwendig.

Das selbstgebaute Gerät zur Sicherheitsdekontamination, bestehend aus einem Kompressor mit Zerstäuber einer Alkohollösung, erwies sich als schnell, effizient und sparsam.

Wird die Enddekontamination in Österreich beibehalten, muss für die kühlen Monate eine andere Lösung als die Container- bzw. Zeltbegasung gefunden werden. Aufgrund der Rückstandsfreiheit der eingesetzten Dekontaminationschemikalien wäre eine beheizte Halle (mit Abfluss und Ölabscheider) geeignet. Dabei wäre die Gefahr einer Kontaminationsverschleppung möglichst gering zu halten.

Wird Gerät zur Enddekontamination nach Österreich transportiert, muss dies gasdicht verpackt und eine entsprechende Schutzausrüstung für das Transportpersonal (z. B. das fliegende Personal) vorhanden sein.

Rückblick und Ausblick

Für die durchführenden Teile der ABC-Abwehrtruppe bedeuteten die bisherigen Enddekontaminationen einen Erfahrungsgewinn gepaart mit einem hohem Ausbildungserfolg. Gemessen an den Verfahren anderer Armeen, waren diese "ersten Versuche" vielversprechend, erfolgreich und innovativ.

Weil sich die Notwendigkeit einer Enddekontamination nicht auf den Tschad-Einsatz einschränken lässt, werden jedoch weitere Erfahrungen und Erkenntnisse zu erwerben sein. Darüber hinaus muss das angewandte Verfahren - gemeinsam mit anderen zuständigen Stellen des Österreichischen Bundesheeres - weiterentwickelt und standardisiert werden.


Autor: Amtsdirektor Major Erwin Richter, Jahrgang 1962. Milizoffizier; ABC-Abwehroffizier; ausgebildeter Desinfektionsgehilfe. Mobbeordert als ABC-Abwehroffizier beim Landwehrregiment 32, danach beim Panzergrenadierbataillon 9 und derzeit im Militärkommando Niederösterreich. Seit 1991 an der ABC-Abwehrschule in Wien bzw. Korneuburg. 1996 bis 1997 Zusatzfachausbildung für ABC-Abwehroffiziere am Österreichischen Forschungszentrum Seibersdorf. 1999/2000 Studium an der Chemical School der U.S. Army in Fort Leonard Wood, Missouri. Derzeit Referent für ABC-Bedrohung. Auslandseinsätze u. a. 1994 und 2002/03 als Biologiewaffeninspektor (UNSCOM und UNMOVIC) im Irak.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle